Ernst Gundlach in Berlin
Mikroskop aus zaponiertem und geschwärztem Messing. Das Instrument verfügt über einen Schiebetubus für die Grobeinstellung und eine Feineinstellung über Parallelogrammführung, zu bedienen durch ein Rändelrad unter der Tischebene.
Die Blendung wird über eine in Schiebehülse befindliche Zylinderblende mit ursprünglich drei Diaphragmen (eines noch vorhanden) erzielt. Bis auf die beiden Objektklemmen ist das Instrument in der Ausstattung komplett.
Das Instrument ist ausgerüstet mit den Objektiven E. Gundlach No I, E. Gundlach No V und E. Gundlach No VI (mit Korrektion) sowie den Okularen I, II und III (mit Mikrometerplatte).
Die Objektive werden in einer lederbezogenen Schatulle aufbewahrt, auf der in goldfarbenen Lettern zu lesen ist:
Objective
von
Gundlach
Auf dem Tubus ist das Mikroskop schlicht signiert:
E. Gundlach
nebst Preiangabe derselben des Optischen Instituts von E. Gundlach Berlin vom 1. August 1870 angeboten als:
No. 5 Mittleres festes Mikroskop (ohne Schiefstellung); mit Blei gefüllter Messingfuss; Cylinderblendung mit einfacher vertikaler Schiebung und ohne Schlitten (3 Diaphragmen); Hohl- und Planspiegel nach beiden Seiten hin beweglich. Schnelle Bewegung des Tubus durch freie Schiebung; genaue Einstellung mittelst feiner Schraube, deren Handknopf sich unter der Tubussäule befindet (Bewegung ohne Friction, siehe No. 1). Hierzu die Objective No. I, III, V und VIIb, Oculare Nr. I, II und III, letzteres mit Mikrometer zum Einschieben; Vergrösserung 30-1150fach; Condensator [sic!], 6 Test-Objecte, 6 Objectträger, Deckgläser etc. In starkem Mahagoni-Kasten, die Objective in besonderem Leder-Etui … 76 Thlr.
[…]
Objectiv | Focus der aequiv. Linse. | Oeffnungs- Winkel. | Thlr. | |
No. I | 1 Zoll | 18 Grad | . . . . . . | 5 |
No. III | 1/3 Zoll | 50 Grad | . . . . . . | 5 |
No. V | 1/8 Zoll | 150 Grad | . . . . . . | 10 |
No. VIb | 1/12 Zoll | 170 Grad | mit Correctionsschraube | 20 |
No. VIIb | 1/16 Zoll | 175 Grad | Immersion mit Correction | 20 |
Die Ausstattung dieses Mikroskops ist scheinbar vom ursprünglichen Besitzer nach eigenem Bedarf zusammengestellt worden, da diese Kombination an Objektiven nicht zum Standardangebot von Gundlach bzw. Seibert gehört. Nach der Preisliste von August 1870 kostet das Mikroskop in dieser Ausstattung demnach 71 Thaler.
Das Mikroskop wird im Mahagonikasten liegend untergebracht, hier ist die Seriennummer Nr. 881 eingebrannt, dieselbe Seriennummer ist in die Standfläche des Hufeisenstativs eingeschlagen.
erscheinen 1865 in Literarischer Anzeiger (1865. No. 4), der Beilagen zu J.C. Poggendorff [Hrsg.]: Annalen der Physik und Chemie und O. L. Erdmann und G. Werther [Hrsg.]: Journal für praktische Chemie als:
Neue Microscope
von vorzüglicher Güte, zu sehr billigen Preisen. 1 Microscop mit 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, 60-450fache Vergrösserung 20 Thlr. Mit 3 Objectiven 25 Thlr. Die Querstreifchen in Pleurosigma attenuatum sind scharf und deutlich erkennbar. Proben stehen zur Ansicht bereit.
E. Gundlach, Optikus, Berlin, Oranienstr. 19
Im folgenden Jahr heißt es im April in Pharmaceutische Centralhalle (Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland, Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen der Pharmacie VII (46) (15. November 1866): 424):
Mikroskope.
(Botan. Zeitung von Schlechtendal.)
Die von Herrn E. Gundlach in Berlin verfertigten Mikroskope verdienen meines Erachtens in hohem Grade empfohlen zu werden.
Genauer bekannt sind mir bis jetzt nur die kleineren derselben, z. B. No. 2 mit 2 Objectiv-Systemen und 2 Ocularen, schiefer Beleuchtung, Ocular-Mirkometer [sic!], 50-450facher Vergrösserung, Preis 23 Thlr. Die Bilder sind hell und scharf, namentlich zeichnet sich in penetrirender Wirkung die Objective vor allen mir bekannten kleineren Mikroskopen entschieden aus, indem das starke Objectiv mit Ocular II bei den grossen Exemplaren von Pleurosigma augulata mit schiefer Beleuchtung zwei Liniensysteme, mit Condensator [sic!] die sechseckigen Felder aufs Deutlichste zeigt. Der mechanische Theil ist geschmackvoll und gut gearbeitet. Ein neuerdings ausgegebenes Verzeichnis zählt 18 verschiedene Sorten, von 20-82 Thlrn., bis zu 1000facher Vergrösserung auf.
Marburg, im April 1866
A. Wigand, Prof. d. Bot.
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Meine neuesten Mikroskope sind nicht nur die billigsten aller gegenwärtig verfertigten, sondern auch namentlich in ihrer optischen Leistung unübertroffen, und erkläre ich, dass ich dasjenige von mir gelieferte Mikroskop, welches von irgend einem anderen, nicht später als das meinige verfertigten, in seinem optischen Vermögen auch nur im mindesten übertroffen werden sollte, jederzeit selbst nach jahrelangem Gebrauch, unter Rückerstattung des vollen Betrages und sämmtlicher Unkosten zurücknehme. Preis-Courant gratis, Zahlung nach erfolgter Effectuirung.
Berlin, Oranien-Str. 19.
E. Gundlach, Optikus.
Während Hartnack 1859 die Wasserimmersion in die moderne Mikroskopie einführt, stellt Gundlach sieben Jahre später Glyzerin-Immersions-Systeme vor und gewinnt bereits 1867 mit diesen Objektiven eine Medaille bei der Weltausstellung in Paris. Gundlach ist mittlerweile innerhalb Berlins umgezogen; mit neuer Anschrift heißt es in Pharmaceutische Centralhalle (Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland, Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen der Pharmacie VIII (44) (31. October 1867): 388):
Die Mikroskope
von
E. Gundlach in Berlin,
verlängerte Ritterstr. 26
welche auf der diesjährigen Pariser Weltausstellung allein unter allen Mikroskopen Deutschlands durch eine
Preis-Medaille
ausgezeichnet worden sind, werden hiermit zu nachstehenden Preisen empfohlen: Kleines Stativ mit grober und feiner Einstellung, schiefer Beleuchtung; mit 3 Objectiv-Linsen, 1 Ocular, bis 200fach vergr. 12 Thlr. Das nämliche Stativ mit Diaphragma, 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, bis 450fach vergr. 20 Thlr. Grösseres Stativ, mit 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, Mikrometer 26 Thlr. Stativ mit festem Tisch; feiner Einstellung an der Tubussäule (an vielen Universitäten bereits eingeführt); mit 2 Objectiven, 2 Ocularen, Mikrometer 32 Thlr. Dasselbe mit 3 Objectiven 36 Thlr. Dasselbe mit 4 Objectiven, das stärkste System für Immersion, bis 1200fach vergr. 50 Thlr. Preis-Courant gratis.
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stellt der Physiologe Gustav Theodor Fritsch im Februar 1869 ein solches großes Mikroskop von Ernst Gundlach vor. Seit 1867 ist Fritsch Assistent am Anatomischen Institut der Universität Berlin. 1870 veröffentlicht er zusammen mit Eduard Hitzig (1838-1907) die erste deskriptive Lokalisationslehre der motorischen Hirnrinde und wird 1874 zum außerordentlichen Professor für Physilogie der Universität Berlin ernannt. In Botanische Zeitung (Hugo von Mohl, Anton de Bary [Hrsg], Jahrgang 27, Heft 32) vom 6. August 1869 heißt es auf Seite 534-536:
Gesellschaften.
Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforsch. Freunde zu Berlin vom 16. Februar 1869.
(Beschluss.)
Hr. G. Fritsch stellte ein grosses Mikroskop vor von E. Gundlach in Berlin (Verlängerte Ritterstrasse 26.), und erläuterte die originellen, den Anforderungen der neueren Zeit sehr vollkommen entsprechenden Einrichtungen desselben, wovon Manches auch eigene Erfindungen des genannten Optikus ist. Hierher gehört die Art der feineren Einstellung mittelst einer Parallelogrammverschiebung des Tubus, wodurch der todte Gang der Schraube, sowie ein Rücken des Bildes vollständig vermieden wird; ob diese Einrichtung sich auch durch Dauerhaftigkeit auszeichnet, muss die Zukunft lehren. In Bezug auf die anderweitige Ausstattung ist noch erwähnenswerth der schöne, nach Hartnack’schem Muster construirte Polarisationsapparat, trefflich gearbeiteter Oberhäuser’scher Zeichenapparat, Revolver zum schnellen Wechseln der Objektive etc.
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An den starken Objektiven (Nr. 6 trocken und 7, 8, 9 mit Immersion) ist als Correction, um den Einfluss des Deckgläschens zu eliminiren, die sehr zweckmässige, sogenannte innere Correction angebracht, indem sich die obere Linse des Objektivsystems durch eine Schraube verschieben lässt, ohne dass die untere ihre Stellung zum Objekt ändert.
Die Leistungen der Systeme können sich getrost denen der von Hartnack gelieferten an die Seite stellen, wie durch Zahlen bewiesen wurde, welche der Herr Buchhändler Müller durch eingehende Vergleichung verschiedener Systeme gewonnen hatte. Eine in Nr. 8 (Gundlach) wurde verglichen mit Nr. 14 (Hartnack), und es stellten sich sowohl für Focalabstand, Oeffnungswinkel, Objektivvergrösserung und auflösende Kraft günstigere Zahlen für die erstere heraus, während der Preis sich verhält wie 25 Thlr. zu 110 Thlr. Aehnliche bedeutende Unterschiede ergeben sich auch für den Gesammtbetrag. Der Vortragende glaubte daher in der Lage zu sein, die Instrumente des Herrn Gundlach auf das Dringendste empfehlen zu können, welche Empfehlungen sich auch Dr. Kny, der schon längere Zeit mit derartigen Mikroskopen arbeitet, unbedingt anschloss.
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lobt Mikroskope aus der Werkstatt von Ernst Gundlach besonders. In 45. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 77-78) hebt Prof. F. J. Cohn im Bericht der Versammlung der Gesellschaft vom 31. Januar 1867 Gundlachs Streben nach Herstellung sehr vollkommener und dabei sehr billiger Mikroskope hervor:
Ein besonderes Verdienst hat sich Gundlach durch Herstellung von Immersionssystemen erworben, bei denen die kostspielige Correction der Hartnack’schen Linsen durch Eintauchen in einen mehr oder weniger concentrirten Glycerintropfen sinn- und erfolgreich ersetzt wird; die Gundlach’schen Immersionssysteme lösen bei geradem Licht und sehr starker Vergrösserung die Streifen von Pleurosigma angulatum mit ungewöhnlicher Vollkommenheit und stehen, soweit meine bisherigen Erfahrungen reichen, den Hartnack’schen Immersionslinsen nur in der Lichtstärke etwas nach. Dabei ist ihr Preis äusserst mässig; er beträgt für System 7 mit Glyzerin-Immersion und Oeffnungswinkel 175°, Vergrösserung 1140, nur 12 Thlr., während bei Hartnack das Immersionssystem Nr. 9 150 Frcs., Nr. 10 200 und Nr. 11 250 Frcs. kostet; ein Gundlach’sches Immerionssystem mit Correction kostet 15 Thlr. Sehr empfehlendswerth ist auch Gundlachs Präparirmikroskop, deren eins im Besitz des hiesigen phytophysiologischen Instituts ist; es kostet mit zwei Doubletts (Vrg. 10 und 20) und festem Mahagonikasten, zum Auflegen der Hände eingerichtet, 12 Thlr.
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Prof. F. J. Cohn bleibt treuer Kunde von Gundlach und so ist im 48. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 97) zu lesen, dass Cohn für das Pflanzenphysiologische Institut der Universität Breslau ein Stativ Nr. 5 (den konstruktiven Nachfolger des hier gezeigten Mikroskops) von Gundlach, entsprechend dem hier gezeigten, mit den Objektiven II, IV, VI und VIII erworben hat und bei der fünften Versammlung der Gesellschaft im Frühjahr 1870 diesen Optiken bescheinigt, eine colossale Stärke der Vergrösserung, Reinheit des Bildes, Grösse des Gesichtsfeldes und der Focaldistanz [zu vereinigen] wie sie in dieser Vollendung bisher allein Hartnack zu leisten im Stande war.
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Ernst Gundlach wird 1834 in Pyritz (Pommern) geboren und geht ab dem 14. Lebensjahr beim Berliner Hofmechaniker Carl Friedrich Lewert in die Lehre. Nach Abschluss seiner Ausbildung dort reist er über Wien und Amsterdam nach Paris um unter anderem in der Werkstatt von Oberhäuser/Hartnack zu arbeiten. Schließlich führt ihn seine Wanderschaft nach Wetzlar wo er im Optischen Institut arbeitet, welches zu jener Zeit (1858) von Friedrich Belthle geleitet wird. In Wetzlar heiratet Gundlach im Sommer 1859 und gründet mit Unterstützung seines aus jener Stadt stammenden Schwagers einen eigenen Betrieb. Die beiden Brüder Wilhelm (1840 – 1925) und Heinrich (1842 – 1907) Seibert, welche als Verwandte Kellners noch unter dem Institutsgründer angelernt worden sind, kann Gundlach für seine neue Firma gewinnen und zur Kündigung bei Belthle überreden.
Knapp ein Jahr später geht das Unternehmen jedoch wieder ein und Gundlach reist nach England ohne seine Schulden in Wetzlar zu begleichen.
Auf den britischen Inseln arbeitet er bei verschiedenen Optikern und Mechanikern und kehrt schließlich nach Deutschland zurück um 1865 ein Optisches Institut in Berlin zu gründen.
Durch diese Reputation und hohe Löhne gelingt es Gundlach die ihm aus der Vergangenheit bekannten Gebrüder Seibert in Wetzlar bereits 1866 bzw. 1867 für die Produktion von Optiken und Stativen für seine Berliner Firma zu überzeugen. Beide haben mittlerweile Erfahrung in anderen Werkstätten gesammelt und beliefern zuvor Belthle in Heimarbeit, bis sie schließlich ausschließlich für Gundlach fertigen. Während Heinrich Seibert Mikroskoplinsen zur Fassung nach Berlin liefert, produziert Wilhelm Seibert Stative für Ernst Gundlach.
Noch bevor das Mikroskop mit der Seriennummer 750 gefertigt wird zieht das expandierende Unternehmen im Februar 1871 in der Leibnitzstraße nach Charlottenburg; von nun an lautet die Signatur auf den Mikroskopen nur noch E. Gundlach. Die überdurchschnittlich hohen Löhne werden Gundlach zum Verhängnis und so muss er im August 1872 Konkurs anmelden.
Mit finanzieller Beteiligung des Wetzlarer Kaufmanns Georg Krafft machen sich Wilhelm und Heinrich Seibert wenige Monate zuvor selbständig und stellen ihre Lieferungen an Gundlach ein, da dieser die Wechsel nicht mehr begleicht. Im Spätsommer 1872 übernimmt diese Firma das Unternehmen von Gundlach und signiert die Mikroskope zunächst noch mit E. Gundlach. In den Wintermonaten 1873 wird das Mikroskop mit der Seriennummer 1000 gefertigt. Schließlich verlegt man die Werkstätte mit dem Namen E. Gundlach’s Nachfolger Seibert & Krafft zum 1. Oktober 1873 nach Wetzlar. Die Nummerierung von Gundlach wird ohne Unterbrechung weitergeführt.
Gundlach verpflichtet sich beim Verkauf der Firma an Seibert & Krafft dazu, in den kommenden 25 Jahren in Deutschland kein Unternehmen mehr zu gründen. Er wandert mit seiner Frau und dem gerade 4 Wochen alten Sohn Karl im September 1872 in die USA aus um dort kurzzeitig mit Prof. Robert Bruce Tolles zusammen zu arbeiten. Schließlich baut Gundlach 1876 die neu gebildete Mikroskop-Abteilung von Bausch & Lomb Optical Company auf und entwickelt hier unter anderem den Professional-Stand (darauf verschiedene Patente, sowie die Goldmedaille auf der Weltausstellung in Philadelphia). Im Jahr 1878 macht sich der als im persönlichen Umgang schwierig beschriebene Ernst Gundlach mit der Gründung der Gundlach Manhattan Optical Comp. in Rochester, NY selbstständig – die Firma wird 1884 in Gundlach Optical Company umbenannt und 1893 zieht sich Gundlach aus dem Unternehmen zurück. 1904 kehrt Gundlach nach Berlin zurück, er soll hier in hohem Alter noch einmal einen Betrieb gegründet haben – 1908 erliegt er den Folgen eines Schlaganfalls.
Das Instrument kann im Februar 2007 von einem Antikhändler in Bayern für diese Sammlung erworben werden.
Viele der Daten zu Gundlach mit besonders freundlicher Unterstützung von Hans Weil, Berlin.
2, 37, 89
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
Ernst Gundlach in Berlin
Mikroskop aus zaponiertem und geschwärztem Messing. Das Instrument verfügt über einen Schiebetubus für die Grobeinstellung und eine Feineinstellung über Parallelogrammführung, zu bedienen durch ein Rändelrad unter der Tischebene.
Die Blendung wird über eine in Schiebehülse befindliche Zylinderblende mit ursprünglich drei Diaphragmen (zwei noch vorhanden) erzielt. Eine der beiden Objektklemmen fehlt, ansonsten ist das Instrument in der Ausstattung komplett.
Das Instrument ist ausgerüstet mit den Objektiven Gundlach No II und Gundlach No V sowie den Okularen I und III.
Auf dem Tubus ist das Mikroskop schlicht signiert:
E. Gundlach
Berlin
nebst Preisangabe derselben des Optischen Instituts von E. Gundlach Berlin von Mai 1870 angeboten als:
No. 5 Mittleres festes Mikroskop (ohne Schiefstellung); mit Blei gefüllter Messingfuss; Cylinderblendung mit einfacher vertikaler Schiebung und ohne Schlitten (3 Diaphragmen); Hohl- und Planspiegel nach beiden Seiten hin beweglich. Schnelle Bewegung des Tubus durch freie Schiebung; genaue Einstellung mittelst feiner Schraube, deren Handknopf sich unter der Tubussäule befindet (Bewegung ohne Friction, siehe No. 1). Hierzu die Objective No. I, III, V und VIIb , Oculare No. I, II und III, letzteres mit Mikrometer zum Einschieben; Vergrösserung 30-1150fach; Condensator [sic!], 8 Test-Objecte, 12 Objectträger, Deckgläser etc. In starkem Mahagoni-Kasten, die Objective in besonderem Leder-Etui … 70 Thlr.
[…]
Dasselbe Instrument mit den Objectiven No. II und V. Ocularen I und III; Vergrösserung 70-500fach; Mikrometer, 3 Test-Objecte, 6 Objectträger, Deckgläser etc. … 39 Thlr.
(mit Leder-Etui 1 Thlr. mehr)
Das letztere ohne Mikrometer … 37 Thlr.
Das Mikroskop wird im Mahagonikasten liegend untergebracht, hier ist die Seriennummer Nr. 565 eingebrannt.
erscheinen 1865 in Literarischer Anzeiger (1865. No. 4), der Beilagen zu J.C. Poggendorff [Hrsg.]: Annalen der Physik und Chemie und O. L. Erdmann und G. Werther [Hrsg.]: Journal für praktische Chemie als:
Neue Microscope
von vorzüglicher Güte, zu sehr billigen Preisen. 1 Microscop mit 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, 60-450fache Vergrösserung 20 Thlr. Mit 3 Objectiven 25 Thlr. Die Querstreifchen in Pleurosigma attenuatum sind scharf und deutlich erkennbar. Proben stehen zur Ansicht bereit.
E. Gundlach, Optikus, Berlin, Oranienstr. 19
Im folgenden Jahr heißt es im April in Pharmaceutische Centralhalle (Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland, Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen der Pharmacie VII (46) (15. November 1866): 424):
Mikroskope.
(Botan. Zeitung von Schlechtendal.)
Die von Herrn E. Gundlach in Berlin verfertigten Mikroskope verdienen meines Erachtens in hohem Grade empfohlen zu werden.
Genauer bekannt sind mir bis jetzt nur die kleineren derselben, z. B. No. 2 mit 2 Objectiv-Systemen und 2 Ocularen, schiefer Beleuchtung, Ocular-Mirkometer [sic!], 50-450facher Vergrösserung, Preis 23 Thlr. Die Bilder sind hell und scharf, namentlich zeichnet sich in penetrirender Wirkung die Objective vor allen mir bekannten kleineren Mikroskopen entschieden aus, indem das starke Objectiv mit Ocular II bei den grossen Exemplaren von Pleurosigma augulata mit schiefer Beleuchtung zwei Liniensysteme, mit Condensator [sic!] die sechseckigen Felder aufs Deutlichste zeigt. Der mechanische Theil ist geschmackvoll und gut gearbeitet. Ein neuerdings ausgegebenes Verzeichnis zählt 18 verschiedene Sorten, von 20-82 Thlrn., bis zu 1000facher Vergrösserung auf.
Marburg, im April 1866
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Meine neuesten Mikroskope sind nicht nur die billigsten aller gegenwärtig verfertigten, sondern auch namentlich in ihrer optischen Leistung unübertroffen, und erkläre ich, dass ich dasjenige von mir gelieferte Mikroskop, welches von irgend einem anderen, nicht später als das meinige verfertigten, in seinem optischen Vermögen auch nur im mindesten übertroffen werden sollte, jederzeit selbst nach jahrelangem Gebrauch, unter Rückerstattung des vollen Betrages und sämmtlicher Unkosten zurücknehme. Preis-Courant gratis, Zahlung nach erfolgter Effectuirung.
Berlin, Oranien-Str. 19.
E. Gundlach, Optikus.
Während Hartnack 1859 die Wasserimmersion in die moderne Mikroskopie einführt, stellt Gundlach sieben Jahre später Glyzerin-Immersions-Systeme vor und gewinnt bereits 1867 mit diesen Objektiven eine Medaille bei der Weltausstellung in Paris. Gundlach ist mittlerweile innerhalb Berlins umgezogen; mit neuer Anschrift heißt es in Pharmaceutische Centralhalle (Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland, Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen der Pharmacie VIII (44) (31. October 1867): 388):
Die Mikroskope
von
E. Gundlach in Berlin,
verlängerte Ritterstr. 26
welche auf der diesjährigen Pariser Weltausstellung allein unter allen Mikroskopen Deutschlands durch eine
Preis-Medaille
ausgezeichnet worden sind, werden hiermit zu nachstehenden Preisen empfohlen: Kleines Stativ mit grober und feiner Einstellung, schiefer Beleuchtung; mit 3 Objectiv-Linsen, 1 Ocular, bis 200fach vergr. 12 Thlr. Das nämliche Stativ mit Diaphragma, 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, bis 450fach vergr. 20 Thlr. Grösseres Stativ, mit 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, Mikrometer 26 Thlr. Stativ mit festem Tisch; feiner Einstellung an der Tubussäule (an vielen Universitäten bereits eingeführt); mit 2 Objectiven, 2 Ocularen, Mikrometer 32 Thlr. Dasselbe mit 3 Objectiven 36 Thlr. Dasselbe mit 4 Objectiven, das stärkste System für Immersion, bis 1200fach vergr. 50 Thlr. Preis-Courant gratis.
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stellt der Physiologe Gustav Theodor Fritsch im Februar 1869 ein solches großes Mikroskop von Ernst Gundlach vor. Seit 1867 ist Fritsch Assistent am Anatomischen Institut der Universität Berlin. 1870 veröffentlicht er zusammen mit Eduard Hitzig (1838-1907) die erste deskriptive Lokalisationslehre der motorischen Hirnrinde und wird 1874 zum außerordentlichen Professor für Physilogie der Universität Berlin ernannt. In Botanische Zeitung (Hugo von Mohl, Anton de Bary [Hrsg], Jahrgang 27, Heft 32) vom 6. August 1869 heißt es auf Seite 534-536:
Gesellschaften.
Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforsch. Freunde zu Berlin vom 16. Februar 1869.
(Beschluss.)
Hr. G. Fritsch stellte ein grosses Mikroskop vor von E. Gundlach in Berlin (Verlängerte Ritterstrasse 26.), und erläuterte die originellen, den Anforderungen der neueren Zeit sehr vollkommen entsprechenden Einrichtungen desselben, wovon Manches auch eigene Erfindungen des genannten Optikus ist. Hierher gehört die Art der feineren Einstellung mittelst einer Parallelogrammverschiebung des Tubus, wodurch der todte Gang der Schraube, sowie ein Rücken des Bildes vollständig vermieden wird; ob diese Einrichtung sich auch durch Dauerhaftigkeit auszeichnet, muss die Zukunft lehren. In Bezug auf die anderweitige Ausstattung ist noch erwähnenswerth der schöne, nach Hartnack’schem Muster construirte Polarisationsapparat, trefflich gearbeiteter Oberhäuser’scher Zeichenapparat, Revolver zum schnellen Wechseln der Objektive etc.
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An den starken Objektiven (Nr. 6 trocken und 7, 8, 9 mit Immersion) ist als Correction, um den Einfluss des Deckgläschens zu eliminiren, die sehr zweckmässige, sogenannte innere Correction angebracht, indem sich die obere Linse des Objektivsystems durch eine Schraube verschieben lässt, ohne dass die untere ihre Stellung zum Objekt ändert.
Die Leistungen der Systeme können sich getrost denen der von Hartnack gelieferten an die Seite stellen, wie durch Zahlen bewiesen wurde, welche der Herr Buchhändler Müller durch eingehende Vergleichung verschiedener Systeme gewonnen hatte. Eine in Nr. 8 (Gundlach) wurde verglichen mit Nr. 14 (Hartnack), und es stellten sich sowohl für Focalabstand, Oeffnungswinkel, Objektivvergrösserung und auflösende Kraft günstigere Zahlen für die erstere heraus, während der Preis sich verhält wie 25 Thlr. zu 110 Thlr. Aehnliche bedeutende Unterschiede ergeben sich auch für den Gesammtbetrag. Der Vortragende glaubte daher in der Lage zu sein, die Instrumente des Herrn Gundlach auf das Dringendste empfehlen zu können, welche Empfehlungen sich auch Dr. Kny, der schon längere Zeit mit derartigen Mikroskopen arbeitet, unbedingt anschloss.
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lobt Mikroskope aus der Werkstatt von Ernst Gundlach besonders. In 45. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 77-78) hebt Prof. F. J. Cohn im Bericht der Versammlung der Gesellschaft vom 31. Januar 1867 Gundlachs Streben nach Herstellung sehr vollkommener und dabei sehr billiger Mikroskope hervor:
Ein besonderes Verdienst hat sich Gundlach durch Herstellung von Immersionssystemen erworben, bei denen die kostspielige Correction der Hartnack’schen Linsen durch Eintauchen in einen mehr oder weniger concentrirten Glycerintropfen sinn- und erfolgreich ersetzt wird; die Gundlach’schen Immersionssysteme lösen bei geradem Licht und sehr starker Vergrösserung die Streifen von Pleurosigma angulatum mit ungewöhnlicher Vollkommenheit und stehen, soweit meine bisherigen Erfahrungen reichen, den Hartnack’schen Immersionslinsen nur in der Lichtstärke etwas nach. Dabei ist ihr Preis äusserst mässig; er beträgt für System 7 mit Glyzerin-Immersion und Oeffnungswinkel 175°, Vergrösserung 1140, nur 12 Thlr., während bei Hartnack das Immersionssystem Nr. 9 150 Frcs., Nr. 10 200 und Nr. 11 250 Frcs. kostet; ein Gundlach’sches Immerionssystem mit Correction kostet 15 Thlr. Sehr empfehlendswerth ist auch Gundlachs Präparirmikroskop, deren eins im Besitz des hiesigen phytophysiologischen Instituts ist; es kostet mit zwei Doubletts (Vrg. 10 und 20) und festem Mahagonikasten, zum Auflegen der Hände eingerichtet, 12 Thlr.
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Prof. F. J. Cohn bleibt treuer Kunde von Gundlach und so ist im 48. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 97) zu lesen, dass Cohn für das Pflanzenphysiologische Institut der Universität Breslau ein Stativ Nr. 5 (den konstruktiven Nachfolger des hier gezeigten Mikroskops) von Gundlach, entsprechend dem hier gezeigten, mit den Objektiven II, IV, VI und VIII erworben hat und bei der fünften Versammlung der Gesellschaft im Frühjahr 1870 diesen Optiken bescheinigt, eine colossale Stärke der Vergrösserung, Reinheit des Bildes, Grösse des Gesichtsfeldes und der Focaldistanz [zu vereinigen] wie sie in dieser Vollendung bisher allein Hartnack zu leisten im Stande war.
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Ernst Gundlach wird 1834 in Pyritz (Pommern) geboren und geht ab dem 14. Lebensjahr beim Berliner Hofmechaniker Carl Friedrich Lewert in die Lehre. Nach Abschluss seiner Ausbildung dort reist er über Wien und Amsterdam nach Paris um unter anderem in der Werkstatt von Oberhäuser/Hartnack zu arbeiten. Schließlich führt ihn seine Wanderschaft nach Wetzlar wo er im Optischen Institut arbeitet, welches zu jener Zeit (1858) von Friedrich Belthle geleitet wird. In Wetzlar heiratet Gundlach im Sommer 1859 und gründet mit Unterstützung seines aus jener Stadt stammenden Schwagers einen eigenen Betrieb. Die beiden Brüder Wilhelm (1840 – 1925) und Heinrich (1842 – 1907) Seibert, welche als Verwandte Kellners noch unter dem Institutsgründer angelernt worden sind, kann Gundlach für seine neue Firma gewinnen und zur Kündigung bei Belthle überreden.
Knapp ein Jahr später geht das Unternehmen jedoch wieder ein und Gundlach reist nach England ohne seine Schulden in Wetzlar zu begleichen.
Auf den britischen Inseln arbeitet er bei verschiedenen Optikern und Mechanikern und kehrt schließlich nach Deutschland zurück um 1865 ein Optisches Institut in Berlin zu gründen.
Durch diese Reputation und hohe Löhne gelingt es Gundlach die ihm aus der Vergangenheit bekannten Gebrüder Seibert in Wetzlar bereits 1866 bzw. 1867 für die Produktion von Optiken und Stativen für seine Berliner Firma zu überzeugen. Beide haben mittlerweile Erfahrung in anderen Werkstätten gesammelt und beliefern zuvor Belthle in Heimarbeit, bis sie schließlich ausschließlich für Gundlach fertigen. Während Heinrich Seibert Mikroskoplinsen zur Fassung nach Berlin liefert, produziert Wilhelm Seibert Stative für Ernst Gundlach.
Noch bevor das Mikroskop mit der Seriennummer 750 gefertigt wird zieht das expandierende Unternehmen im Februar 1871 in der Leibnitzstraße nach Charlottenburg; von nun an lautet die Signatur auf den Mikroskopen nur noch E. Gundlach. Die überdurchschnittlich hohen Löhne werden Gundlach zum Verhängnis und so muss er im August 1872 Konkurs anmelden.
Mit finanzieller Beteiligung des Wetzlarer Kaufmanns Georg Krafft machen sich Wilhelm und Heinrich Seibert wenige Monate zuvor selbständig und stellen ihre Lieferungen an Gundlach ein, da dieser die Wechsel nicht mehr begleicht. Im Spätsommer 1872 übernimmt diese Firma das Unternehmen von Gundlach und signiert die Mikroskope zunächst noch mit E. Gundlach. In den Wintermonaten 1873 wird das Mikroskop mit der Seriennummer 1000 gefertigt. Schließlich verlegt man die Werkstätte mit dem Namen E. Gundlach’s Nachfolger Seibert & Krafft zum 1. Oktober 1873 nach Wetzlar. Die Nummerierung von Gundlach wird ohne Unterbrechung weitergeführt.
Gundlach verpflichtet sich beim Verkauf der Firma an Seibert & Krafft dazu, in den kommenden 25 Jahren in Deutschland kein Unternehmen mehr zu gründen. Er wandert mit seiner Frau und dem gerade 4 Wochen alten Sohn Karl im September 1872 in die USA aus um dort kurzzeitig mit Prof. Robert Bruce Tolles zusammen zu arbeiten. Schließlich baut Gundlach 1876 die neu gebildete Mikroskop-Abteilung von Bausch & Lomb Optical Company auf und entwickelt hier unter anderem den Professional-Stand (darauf verschiedene Patente, sowie die Goldmedaille auf der Weltausstellung in Philadelphia). Im Jahr 1878 macht sich der als im persönlichen Umgang schwierig beschriebene Ernst Gundlach mit der Gründung der Gundlach Manhattan Optical Comp. in Rochester, NY selbstständig – die Firma wird 1884 in Gundlach Optical Company umbenannt und 1893 zieht sich Gundlach aus dem Unternehmen zurück. 1904 kehrt Gundlach nach Berlin zurück, er soll hier in hohem Alter noch einmal einen Betrieb gegründet haben – 1908 erliegt er den Folgen eines Schlaganfalls.
Vermittlung des Mikroskops mit idealistischer Hilfe von Carl Staffan Folcker, Schweden im Februar 2004; Datierung des Instruments mit freundlicher Unterstützung von Walter Seibert, Wetzlar 28.02.2004 – eine genauere Datierung ist leider nicht möglich, da die betreffenden Bücher der Fa. Seibert verbrannt sind; viele der Daten zu Gundlach mit besonders freundlicher Unterstützung von Hans Weil, Berlin
2, 37, 89
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
Ernst Gundlach in Berlin
Mikroskop aus zaponiertem, geschwärztem und vernickeltem Messing sowie gebläutem Stahl. Das Instrument verfügt über einen Auszugstubus. Die grobe Fokussierung erfolgt über Zahn und Trieb, die Feineinstellung über Parallelogrammführung, zu bedienen durch ein Rändelrad unter der Tischebene. Der Tisch ist drehbar ausgeführt und in Inkrementen zu 2° geteilt. Über zwei Stahlschrauben lässt sich die Zentrierung des Tisches fein einstellen.
Bemerkenswert sind die als Parallelogramm verschiebbaren Messingführungen der Tischplatte zur Fixierung des Objektträgers. In vier Bohrungen der Tischplatte kann ein über einen Hebel mit großer Übersetzung bewegliche Objektführer mit Objektklammern auf den Drehtisch gesetzt werden.
Unter der Tischplatte befindet sich in einem Schlitten in Schwalbenschwanzführung eine über einen Hebelmechanismus in der Höhe stufenlos verstellbare Hülse zur Aufnahme einer Zylinderlochblende. Für diese Zylinderblende sind dem Mikroskop drei Apertureinsätze beigegeben; alternativ dazu kann ein Dunkelfeldkondensor mit drei einzeln einschwenkbaren zentralen Blenden in die Hülse gesteckt werden. Das Mikroskop ist um 1890 mit einem Kondensor mit Irisblende von Carl Zeiss Jena nachgerüstet worden.
Signiert ist das Stativ dekorativ auf dem Tubus:
E. Gundlach
Berlin
Ausgerüstet ist das Mikroskop mit den Okularen I, II und III sowie dem Mikrometerokular. Die Trockenobjektive No I, No II, No IV, No V und die Immersionsobjektive mit Korrektur No VI, No VII und No IX werden gemeinsam in einer lederbezogenen Schatulle aufbewahrt. Die erhaltene Vergrößerungstabelle belegt die vollständige Erhaltung der optischen Ausrüstung des Mikroskops.
Der vierfache Objektivrevoler ist als Kalotte konstruiert, um beim Wechseln der Objektive das Eindringen von Staub in die Optiken zu vermeiden.
Als Zeichenapparat ist dem Mikroskop eine Camera Lucida nach Oberhäuser beigegeben. Das Mikroskop wird im Mahagonikasten liegend untergebracht.
aus dem Oktober 1869 angeboten als:
Nr. 2 Grosses Mikroskop. Drehbarer, mit Gradtheilung, sowie mit Stellschrauben zur Correctur der Centrirung versehener Objecttisch; Gelenk zur Schiefstellung und Fixierung in jeder Position; Auszugtubus; grosser massiver Messingfuss. Die schnelle Bewegung des Tubus wird mittelst Triebwerkes bewirkt, die genaue Einstellung mittelst feiner Schraube, deren Handknopf sich unter der Tubussäule befindet . Diese Bewegung ist ohne Friction (siehe No. 1). Der Doppel- (Hohl- und Plan-) Spiegel kann senkrecht und nach beiden Seiten hin bewegt werden. Cylinderblendung mit Schlitten und doppelter vertikaler Bewegung wie No. 1 (hierzu 4 Diaphragmen). Hierzu: Revolver-Objectivträger für 4 Objecte [sic!] (No. 21); beweglicher Objecttisch (Nr. 22); bewegliches Ocular-Glasmikrometer (No. 20); Polarisations-Apparat mit Goniometer (Nr. 18); Oberhäuser’scher Zeichen-Apparat (No. 16); grosse Beleuchtungslinse (No. 23); Condensator [sic!] mit drei Centralblenden; die Objective No. I, II, IV, V, VIb, VIIb und IX, Oculare No. I, II und III (Vergrösserungen von 30 – 2300fach); 12 Test-Objecte, 12 Objectträger, Deckgläser. Das Ganze in einem starkem Mahagoni-Kasten enthalten, die Objective in besonderem Leder-Etui … 235 Thlr.
Diesem Mikroskop fehlen die in der Beschreibung aufgeführten No. 18 und 23. Sie sind im Preis-Courant verzeichnet als:
Nr. 18 Polarisations-Apparat mit Goniometer; nach Hartnack, verbessert (mit Nonius und Fadenkreuz) … 20 Thlr.
Nr. 23 Grosses Beleuchtungs-Doublet für opake Objecte, auf besonderem Stativ mit schwerem Messingfuss … 8 Thlr.
Damit kostet das hier gezeigte Mikroskop in der vorliegenden Ausstattung im Jahre 1869 insgesamt 207 Thaler.
stellt der Physiologe Gustav Theodor Fritsch im Februar 1869 ein solches großes Mikroskop von Ernst Gundlach vor. Seit 1867 ist Fritsch Assistent am Anatomischen Institut der Universität Berlin. 1870 veröffentlicht er zusammen mit Eduard Hitzig (1838-1907) die erste deskriptive Lokalisationslehre der motorischen Hirnrinde und wird 1874 zum außerordentlichen Professor für Physilogie der Universität Berlin ernannt. In Botanische Zeitung (Hugo von Mohl, Anton de Bary [Hrsg], Jahrgang 27, Heft 32) vom 6. August 1869 heißt es auf Seite 534-536:
Gesellschaften.
Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforsch. Freunde zu Berlin vom 16. Februar 1869.
(Beschluss.)
Hr. G. Fritsch stellte ein grosses Mikroskop vor von E. Gundlach in Berlin (Verlängerte Ritterstrasse 26.), und erläuterte die originellen, den Anforderungen der neueren Zeit sehr vollkommen entsprechenden Einrichtungen desselben, wovon Manches auch eigene Erfindungen des genannten Optikus ist. Hierher gehört die Art der feineren Einstellung mittelst einer Parallelogrammverschiebung des Tubus, wodurch der todte Gang der Schraube, sowie ein Rücken des Bildes vollständig vermieden wird; ob diese Einrichtung sich auch durch Dauerhaftigkeit auszeichnet, muss die Zukunft lehren. In Bezug auf die anderweitige Ausstattung ist noch erwähnenswerth der schöne, nach Hartnack’schem Muster construirte Polarisationsapparat, trefflich gearbeiteter Oberhäuser’scher Zeichenapparat, Revolver zum schnellen Wechseln der Objektive etc.
An den starken Objektiven (Nr. 6 trocken und 7, 8, 9 mit Immersion) ist als Correction, um den Einfluss des Deckgläschens zu eliminiren, die sehr zweckmässige, sogenannte innere Correction angebracht, indem sich die obere Linse des Objektivsystems durch eine Schraube verschieben lässt, ohne dass die untere ihre Stellung zum Objekt ändert.
Die Leistungen der Systeme können sich getrost denen der von Hartnack gelieferten an die Seite stellen, wie durch Zahlen bewiesen wurde, welche der Herr Buchhändler Müller durch eingehende Vergleichung verschiedener Systeme gewonnen hatte. Eine in Nr. 8 (Gundlach) wurde verglichen mit Nr. 14 (Hartnack), und es stellten sich sowohl für Focalabstand, Oeffnungswinkel, Objektivvergrösserung und auflösende Kraft günstigere Zahlen für die erstere heraus, während der Preis sich verhält wie 25 Thlr. zu 110 Thlr. Aehnliche bedeutende Unterschiede ergeben sich auch für den Gesammtbetrag. Der Vortragende glaubte daher in der Lage zu sein, die Instrumente des Herrn Gundlach auf das Dringendste empfehlen zu können, welche Empfehlungen sich auch Dr. Kny, der schon längere Zeit mit derartigen Mikroskopen arbeitet, unbedingt anschloss.
erscheinen 1865 in Literarischer Anzeiger (1865. No. 4), der Beilagen zu J.C. Poggendorff [Hrsg.]: Annalen der Physik und Chemie und O. L. Erdmann und G. Werther [Hrsg.]: Journal für praktische Chemie als:
Neue Microscope
von vorzüglicher Güte, zu sehr billigen Preisen. 1 Microscop mit 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, 60-450fache Vergrösserung 20 Thlr. Mit 3 Objectiven 25 Thlr. Die Querstreifchen in Pleurosigma attenuatum sind scharf und deutlich erkennbar. Proben stehen zur Ansicht bereit.
E. Gundlach, Optikus, Berlin, Oranienstr. 19
Im folgenden Jahr heißt es im April in Pharmaceutische Centralhalle (Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland, Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen der Pharmacie VII (46) (15. November 1866): 424):
Mikroskope.
(Botan. Zeitung von Schlechtendal.)
Die von Herrn E. Gundlach in Berlin verfertigten Mikroskope verdienen meines Erachtens in hohem Grade empfohlen zu werden.
Genauer bekannt sind mir bis jetzt nur die kleineren derselben, z. B. No. 2 mit 2 Objectiv-Systemen und 2 Ocularen, schiefer Beleuchtung, Ocular-Mirkometer [sic!], 50-450facher Vergrösserung, Preis 23 Thlr. Die Bilder sind hell und scharf, namentlich zeichnet sich in penetrirender Wirkung die Objective vor allen mir bekannten kleineren Mikroskopen entschieden aus, indem das starke Objectiv mit Ocular II bei den grossen Exemplaren von Pleurosigma augulata mit schiefer Beleuchtung zwei Liniensysteme, mit Condensator [sic!] die sechseckigen Felder aufs Deutlichste zeigt. Der mechanische Theil ist geschmackvoll und gut gearbeitet. Ein neuerdings ausgegebenes Verzeichnis zählt 18 verschiedene Sorten, von 20-82 Thlrn., bis zu 1000facher Vergrösserung auf.
Marburg, im April 1866
A. Wigand, Prof. d. Bot.
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Meine neuesten Mikroskope sind nicht nur die billigsten aller gegenwärtig verfertigten, sondern auch namentlich in ihrer optischen Leistung unübertroffen, und erkläre ich, dass ich dasjenige von mir gelieferte Mikroskop, welches von irgend einem anderen, nicht später als das meinige verfertigten, in seinem optischen Vermögen auch nur im mindesten übertroffen werden sollte, jederzeit selbst nach jahrelangem Gebrauch, unter Rückerstattung des vollen Betrages und sämmtlicher Unkosten zurücknehme. Preis-Courant gratis, Zahlung nach erfolgter Effectuirung.
Berlin, Oranien-Str. 19.
E. Gundlach, Optikus.
Während Hartnack 1859 die Wasserimmersion in die moderne Mikroskopie einführt, stellt Gundlach sieben Jahre später Glyzerin-Immersions-Systeme vor und gewinnt bereits 1867 mit diesen Objektiven eine Medaille bei der Weltausstellung in Paris. Gundlach ist mittlerweile innerhalb Berlins umgezogen; mit neuer Anschrift heißt es in Pharmaceutische Centralhalle (Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland, Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen der Pharmacie VIII (44) (31. October 1867): 388):
Die Mikroskope
von
E. Gundlach in Berlin,
verlängerte Ritterstr. 26
welche auf der diesjährigen Pariser Weltausstellung allein unter allen Mikroskopen Deutschlands durch eine
Preis-Medaille
ausgezeichnet worden sind, werden hiermit zu nachstehenden Preisen empfohlen: Kleines Stativ mit grober und feiner Einstellung, schiefer Beleuchtung; mit 3 Objectiv-Linsen, 1 Ocular, bis 200fach vergr. 12 Thlr. Das nämliche Stativ mit Diaphragma, 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, bis 450fach vergr. 20 Thlr. Grösseres Stativ, mit 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, Mikrometer 26 Thlr. Stativ mit festem Tisch; feiner Einstellung an der Tubussäule (an vielen Universitäten bereits eingeführt); mit 2 Objectiven, 2 Ocularen, Mikrometer 32 Thlr. Dasselbe mit 3 Objectiven 36 Thlr. Dasselbe mit 4 Objectiven, das stärkste System für Immersion, bis 1200fach vergr. 50 Thlr. Preis-Courant gratis.
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lobt Mikroskope aus der Werkstatt von Ernst Gundlach besonders. In 45. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 77-78) hebt Prof. F. J. Cohn im Bericht der Versammlung der Gesellschaft vom 31. Januar 1867 Gundlachs Streben nach Herstellung sehr vollkommener und dabei sehr billiger Mikroskope hervor:
Ein besonderes Verdienst hat sich Gundlach durch Herstellung von Immersionssystemen erworben, bei denen die kostspielige Correction der Hartnack’schen Linsen durch Eintauchen in einen mehr oder weniger concentrirten Glycerintropfen sinn- und erfolgreich ersetzt wird; die Gundlach’schen Immersionssysteme lösen bei geradem Licht und sehr starker Vergrösserung die Streifen von Pleurosigma angulatum mit ungewöhnlicher Vollkommenheit und stehen, soweit meine bisherigen Erfahrungen reichen, den Hartnack’schen Immersionslinsen nur in der Lichtstärke etwas nach. Dabei ist ihr Preis äusserst mässig; er beträgt für System 7 mit Glyzerin-Immersion und Oeffnungswinkel 175°, Vergrösserung 1140, nur 12 Thlr., während bei Hartnack das Immersionssystem Nr. 9 150 Frcs., Nr. 10 200 und Nr. 11 250 Frcs. kostet; ein Gundlach’sches Immerionssystem mit Correction kostet 15 Thlr. Sehr empfehlendswerth ist auch Gundlachs Präparirmikroskop, deren eins im Besitz des hiesigen phytophysiologischen Instituts ist; es kostet mit zwei Doubletts (Vrg. 10 und 20) und festem Mahagonikasten, zum Auflegen der Hände eingerichtet, 12 Thlr.
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Prof. F. J. Cohn bleibt treuer Kunde von Gundlach und so ist im 48. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 97) zu lesen, dass Cohn für das Pflanzenphysiologische Institut der Universität Breslau ein Stativ Nr. 5 (den konstruktiven Nachfolger des hier gezeigten Mikroskops) von Gundlach, entsprechend dem hier gezeigten, mit den Objektiven II, IV, VI und VIII erworben hat und bei der fünften Versammlung der Gesellschaft im Frühjahr 1870 diesen Optiken bescheinigt, eine colossale Stärke der Vergrösserung, Reinheit des Bildes, Grösse des Gesichtsfeldes und der Focaldistanz [zu vereinigen] wie sie in dieser Vollendung bisher allein Hartnack zu leisten im Stande war.
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Ernst Gundlach wird 1834 in Pyritz (Pommern) geboren und geht ab dem 14. Lebensjahr beim Berliner Hofmechaniker Carl Friedrich Lewert in die Lehre. Nach Abschluss seiner Ausbildung dort reist er über Wien und Amsterdam nach Paris um unter anderem in der Werkstatt von Oberhäuser/Hartnack zu arbeiten. Schließlich führt ihn seine Wanderschaft nach Wetzlar wo er im Optischen Institut arbeitet, welches zu jener Zeit (1858) von Friedrich Belthle geleitet wird. In Wetzlar heiratet Gundlach im Sommer 1859 und gründet mit Unterstützung seines aus jener Stadt stammenden Schwagers einen eigenen Betrieb. Die beiden Brüder Wilhelm (1840 – 1925) und Heinrich (1842 – 1907) Seibert, welche als Verwandte Kellners noch unter dem Institutsgründer angelernt worden sind, kann Gundlach für seine neue Firma gewinnen und zur Kündigung bei Belthle überreden.
Knapp ein Jahr später geht das Unternehmen jedoch wieder ein und Gundlach reist nach England ohne seine Schulden in Wetzlar zu begleichen.
Auf den britischen Inseln arbeitet er bei verschiedenen Optikern und Mechanikern und kehrt schließlich nach Deutschland zurück um 1865 ein Optisches Institut in Berlin zu gründen.
Durch diese Reputation und hohe Löhne gelingt es Gundlach die ihm aus der Vergangenheit bekannten Gebrüder Seibert in Wetzlar bereits 1866 bzw. 1867 für die Produktion von Optiken und Stativen für seine Berliner Firma zu überzeugen. Beide haben mittlerweile Erfahrung in anderen Werkstätten gesammelt und beliefern zuvor Belthle in Heimarbeit, bis sie schließlich ausschließlich für Gundlach fertigen. Während Heinrich Seibert Mikroskoplinsen zur Fassung nach Berlin liefert, produziert Wilhelm Seibert Stative für Ernst Gundlach.
Noch bevor das Mikroskop mit der Seriennummer 750 gefertigt wird zieht das expandierende Unternehmen im Februar 1871 in der Leibnitzstraße nach Charlottenburg; von nun an lautet die Signatur auf den Mikroskopen nur noch E. Gundlach. Die überdurchschnittlich hohen Löhne werden Gundlach zum Verhängnis und so muss er im August 1872 Konkurs anmelden.
Mit finanzieller Beteiligung des Wetzlarer Kaufmanns Georg Krafft machen sich Wilhelm und Heinrich Seibert wenige Monate zuvor selbständig und stellen ihre Lieferungen an Gundlach ein, da dieser die Wechsel nicht mehr begleicht. Im Spätsommer 1872 übernimmt diese Firma das Unternehmen von Gundlach und signiert die Mikroskope zunächst noch mit E. Gundlach. In den Wintermonaten 1873 wird das Mikroskop mit der Seriennummer 1000 gefertigt. Schließlich verlegt man die Werkstätte mit dem Namen E. Gundlach’s Nachfolger Seibert & Krafft zum 1. Oktober 1873 nach Wetzlar. Die Nummerierung von Gundlach wird ohne Unterbrechung weitergeführt.
Gundlach verpflichtet sich beim Verkauf der Firma an Seibert & Krafft dazu, in den kommenden 25 Jahren in Deutschland kein Unternehmen mehr zu gründen. Er wandert mit seiner Frau und dem gerade 4 Wochen alten Sohn Karl im September 1872 in die USA aus um dort kurzzeitig mit Prof. Robert Bruce Tolles zusammen zu arbeiten. Schließlich baut Gundlach 1876 die neu gebildete Mikroskop-Abteilung von Bausch & Lomb Optical Company auf und entwickelt hier unter anderem den Professional-Stand (darauf verschiedene Patente, sowie die Goldmedaille auf der Weltausstellung in Philadelphia). Im Jahr 1878 macht sich der als im persönlichen Umgang schwierig beschriebene Ernst Gundlach mit der Gründung der Gundlach Manhattan Optical Comp. in Rochester, NY selbstständig – die Firma wird 1884 in Gundlach Optical Company umbenannt und 1893 zieht sich Gundlach aus dem Unternehmen zurück. 1904 kehrt Gundlach nach Berlin zurück, er soll hier in hohem Alter noch einmal einen Betrieb gegründet haben – 1908 erliegt er den Folgen eines Schlaganfalls.
Das hier gezeigte Mikroskop wird in den 1960er Jahren bei einem Antiquitätenhändler in London verkauft und gelangt aus britischem Privatbesitz im Januar 2008 in die Sammlung.
(Finanzierung des Mikroskops mit einem zinslosen Kredit von Dr. Tilman Halder)
Vergleiche: Deutsches Aoptheken-Museum Heidelberg, „Großes Gundlach Mikroskop, Seriennr. 664“ (Inv.-Nr. III O 410.01-07) sowie 2, 37, 89
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
Ernst Gundlach in Berlin
Mikroskop aus zaponiertem und geschwärztem Messing. Das Instrument verfügt über einen Schiebetubus für die Grobeinstellung und eine Feineinstellung über Parallelogrammführung, zu bedienen durch ein Rändelrad unter der Tischebene. Der Fuß des Instruments ist zur besseren Standfestigkeit durch einen tieferen Schwerpunkt mit Blei ausgegossen.
Die Blendung wird über eine Zylinderlochblende mit drei Einsätzen erzielt.
Auf dem Tubus ist das Mikroskop schlicht signiert:
No 364.
E. Gundlach.
Berlin.
Die optische Ausrüstung des Instruments umfasst die Objektive E. Gundlach No I, E. Gundlach No III und E. Gundlach No V sowie die Okulare Nr. I und Nr. III, letzteres verfügt über eine einsetzbare Mikrometerplatte.
Das Instrument ist mit den beiden Objektklemmen in der Ausstattung komplett. Liegend wird das Mikroskop im Mahagonikasten untergebracht.
aus dem Oktober 1869 angeboten als:
No. 5 Mittleres festes Mikroskop (ohne Schiefstellung); mit Blei gefüllter Messingfuss; Cylinderblendung mit einfacher vertikaler Schiebung und ohne Schlitten (3 Diaphragmen); Hohl- und Planspiegel nach beiden Seiten hin beweglich. Schnelle Bewegung des Tubus durch freie Schiebung; genaue Einstellung mittelst feiner Schraube, deren Handknopf sich unter der Tubussäule befindet (Bewegung ohne Friction, siehe No. 1). Hierzu die Objective Nr. I, III, V und VIIb , Oculare Nr. I, II und III; letzteres mit Mikrometer zum Einschieben; Vergrösserung 30-1150fach; Condensator [sic!], 8 Test-Objecte, 12 Objectträger, Deckgläser etc. In starkem Mahagoni-Kasten, die Objective in besonderem Leder-Etui … 68 Thlr.
[…]
Dasselbe Instrument mit den Objectiven Nr. I, III und V, Ocularen I und III; Vergrösserung 30-500fach; Mikrometer, 4 Test-Objecte, 6 Objectträger, Deckgläser etc. … 42 Thlr.
[…]
Damit kostet das hier gezeigte Mikroskop 1869 laut Preisliste 42 Thaler.
lobt Mikroskope aus der Werkstatt von Ernst Gundlach besonders. In 45. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 77-78) hebt Prof. F. J. Cohn im Bericht der Versammlung der Gesellschaft vom 31. Januar 1867 Gundlachs Streben nach Herstellung sehr vollkommener und dabei sehr billiger Mikroskope hervor:
Ein besonderes Verdienst hat sich Gundlach durch Herstellung von Immersionssystemen erworben, bei denen die kostspielige Correction der Hartnack’schen Linsen durch Eintauchen in einen mehr oder weniger concentrirten Glycerintropfen sinn- und erfolgreich ersetzt wird; die Gundlach’schen Immersionssysteme lösen bei geradem Licht und sehr starker Vergrösserung die Streifen von Pleurosigma angulatum mit ungewöhnlicher Vollkommenheit und stehen, soweit meine bisherigen Erfahrungen reichen, den Hartnack’schen Immersionslinsen nur in der Lichtstärke etwas nach. Dabei ist ihr Preis äusserst mässig; er beträgt für System 7 mit Glyzerin-Immersion und Oeffnungswinkel 175°, Vergrösserung 1140, nur 12 Thlr., während bei Hartnack das Immersionssystem Nr. 9 150 Frcs., Nr. 10 200 und Nr. 11 250 Frcs. kostet; ein Gundlach’sches Immerionssystem mit Correction kostet 15 Thlr. Sehr empfehlendswerth ist auch Gundlachs Präparirmikroskop, deren eins im Besitz des hiesigen phytophysiologischen Instituts ist; es kostet mit zwei Doubletts (Vrg. 10 und 20) und festem Mahagonikasten, zum Auflegen der Hände eingerichtet, 12 Thlr.
mehr anzeigen
Prof. F. J. Cohn bleibt treuer Kunde von Gundlach und so ist im 48. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 97) zu lesen, dass Cohn für das Pflanzenphysiologische Institut der Universität Breslau ein Stativ Nr. 5 (den konstruktiven Nachfolger des hier gezeigten Mikroskops) von Gundlach, entsprechend dem hier gezeigten, mit den Objektiven II, IV, VI und VIII erworben hat und bei der fünften Versammlung der Gesellschaft im Frühjahr 1870 diesen Optiken bescheinigt, eine colossale Stärke der Vergrösserung, Reinheit des Bildes, Grösse des Gesichtsfeldes und der Focaldistanz [zu vereinigen] wie sie in dieser Vollendung bisher allein Hartnack zu leisten im Stande war.
weniger anzeigen
Ernst Gundlach wird 1834 in Pyritz (Pommern) geboren und geht ab dem 14. Lebensjahr beim Berliner Hofmechaniker Carl Friedrich Lewert in die Lehre. Nach Abschluss seiner Ausbildung dort reist er über Wien und Amsterdam nach Paris um unter anderem in der Werkstatt von Oberhäuser/Hartnack zu arbeiten. Schließlich führt ihn seine Wanderschaft nach Wetzlar wo er im Optischen Institut arbeitet, welches zu jener Zeit (1858) von Friedrich Belthle geleitet wird. In Wetzlar heiratet Gundlach im Sommer 1859 und gründet mit Unterstützung seines aus jener Stadt stammenden Schwagers einen eigenen Betrieb. Die beiden Brüder Wilhelm (1840 – 1925) und Heinrich (1842 – 1907) Seibert, welche als Verwandte Kellners noch unter dem Institutsgründer angelernt worden sind, kann Gundlach für seine neue Firma gewinnen und zur Kündigung bei Belthle überreden.
Knapp ein Jahr später geht das Unternehmen jedoch wieder ein und Gundlach reist nach England ohne seine Schulden in Wetzlar zu begleichen.
Auf den britischen Inseln arbeitet er bei verschiedenen Optikern und Mechanikern und kehrt schließlich nach Deutschland zurück um 1865 ein Optisches Institut in Berlin zu gründen.
Durch diese Reputation und hohe Löhne gelingt es Gundlach die ihm aus der Vergangenheit bekannten Gebrüder Seibert in Wetzlar bereits 1866 bzw. 1867 für die Produktion von Optiken und Stativen für seine Berliner Firma zu überzeugen. Beide haben mittlerweile Erfahrung in anderen Werkstätten gesammelt und beliefern zuvor Belthle in Heimarbeit, bis sie schließlich ausschließlich für Gundlach fertigen. Während Heinrich Seibert Mikroskoplinsen zur Fassung nach Berlin liefert, produziert Wilhelm Seibert Stative für Ernst Gundlach.
Noch bevor das Mikroskop mit der Seriennummer 750 gefertigt wird zieht das expandierende Unternehmen im Februar 1871 in der Leibnitzstraße nach Charlottenburg; von nun an lautet die Signatur auf den Mikroskopen nur noch E. Gundlach. Die überdurchschnittlich hohen Löhne werden Gundlach zum Verhängnis und so muss er im August 1872 Konkurs anmelden.
Mit finanzieller Beteiligung des Wetzlarer Kaufmanns Georg Krafft machen sich Wilhelm und Heinrich Seibert wenige Monate zuvor selbständig und stellen ihre Lieferungen an Gundlach ein, da dieser die Wechsel nicht mehr begleicht. Im Spätsommer 1872 übernimmt diese Firma das Unternehmen von Gundlach und signiert die Mikroskope zunächst noch mit E. Gundlach. In den Wintermonaten 1873 wird das Mikroskop mit der Seriennummer 1000 gefertigt. Schließlich verlegt man die Werkstätte mit dem Namen E. Gundlach’s Nachfolger Seibert & Krafft zum 1. Oktober 1873 nach Wetzlar. Die Nummerierung von Gundlach wird ohne Unterbrechung weitergeführt.
Gundlach verpflichtet sich beim Verkauf der Firma an Seibert & Krafft dazu, in den kommenden 25 Jahren in Deutschland kein Unternehmen mehr zu gründen. Er wandert mit seiner Frau und dem gerade 4 Wochen alten Sohn Karl im September 1872 in die USA aus um dort kurzzeitig mit Prof. Robert Bruce Tolles zusammen zu arbeiten. Schließlich baut Gundlach 1876 die neu gebildete Mikroskop-Abteilung von Bausch & Lomb Optical Company auf und entwickelt hier unter anderem den Professional-Stand (darauf verschiedene Patente, sowie die Goldmedaille auf der Weltausstellung in Philadelphia). Im Jahr 1878 macht sich der als im persönlichen Umgang schwierig beschriebene Ernst Gundlach mit der Gründung der Gundlach Manhattan Optical Comp. in Rochester, NY selbstständig – die Firma wird 1884 in Gundlach Optical Company umbenannt und 1893 zieht sich Gundlach aus dem Unternehmen zurück. 1904 kehrt Gundlach nach Berlin zurück, er soll hier in hohem Alter noch einmal einen Betrieb gegründet haben – 1908 erliegt er den Folgen eines Schlaganfalls.
Ende September 2009 kann das Mikroskop aus den USA für diese Sammlung erworben werden.
2, 37, 89
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
Ernst Gundlach in Berlin
Mikroskop aus zaponiertem und geschwärztem Messing. Das Instrument verfügt über einen Schiebetubus für die Grobeinstellung und eine Feineinstellung über Parallelogrammführung, zu bedienen durch ein Rändelrad unter der Tischebene.
Die Blendung wird über eine Revolverlochblendenschiebe mit vier Aperturen und einer integrierten Kondensorlinse erzielt.
Auf dem Tubus ist das Mikroskop schlicht signiert:
No 239.
E. Gundlach.
Berlin.
Die optische Ausrüstung des Instruments umfasst die Objektive E. Gundlach No I, E. Gundlach No III und E. Gundlach No V sowie die Okulare Nr. I, Nr. II und Nr. III .
Das Instrument ist mit den beiden Objektklemmen in der Ausstattung komplett. Liegend wird das Mikroskop im Mahagonikasten untergebracht.
aus dem Juli 1868 angeboten als:
Nr. 5 Mittleres festes Mikroskop (ohne Schiefstellung und ohne drehbaren Tisch); hufeisenförmiger Messingfuss; Cylinderblendung mit einfacher vertikaler Schiebung und ohne Schlitten (mit 3 Diaphragmen); Hohl- und Planspiegel nach beiden Seiten hin beweglich. Schnelle Bewegung des Tubus durch freie Schiebung; genaue Einstellung mittelst feiner Schraube, deren Handknopf sich unter der Tubussäule befindet (Bewegung ohne Friction, siehe Nr. 1). Hierzu die Objective Nr. I, III, V und VIIb , Oculare Nr. I, II und III, letzteres mit Mikrometer zum Einschieben; Vergrösserung 30-1150fach; Condensator [sic!], 8 Test-Objecte, 12 Objectträger, Deckgläser etc. In starkem Mahagoni-Kasten, die Objective in besonderem Leder-Etui … 62 Thlr.
[…]
Dasselbe Instrument mit den Objectiven Nr. I, III und V, Ocularen I und III; Vergrösserung 30-500fach; Mikrometer, 4 Test-Objecte, 6 Objectträger, Deckgläser etc. … 40 Thlr.
[…]
Ocular Nr. I, II und IIIa … 2 1/2 Thlr.
Damit kostet das hier gezeigte Mikroskop 1868 mit dem zusätzlichen Okular 42 1/2 Thaler.
Die eingeschlagene Zahl 239 ist in die Objektive und Okulare des Mikroskops eingeschlagen, nur Objektiv Nr. V trägt die Zahl 240.
lobt Mikroskope aus der Werkstatt von Ernst Gundlach besonders. In 45. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 77-78) hebt Prof. F. J. Cohn im Bericht der Versammlung der Gesellschaft vom 31. Januar 1867 Gundlachs Streben nach Herstellung sehr vollkommener und dabei sehr billiger Mikroskope hervor:
Ein besonderes Verdienst hat sich Gundlach durch Herstellung von Immersionssystemen erworben, bei denen die kostspielige Correction der Hartnack’schen Linsen durch Eintauchen in einen mehr oder weniger concentrirten Glycerintropfen sinn- und erfolgreich ersetzt wird; die Gundlach’schen Immersionssysteme lösen bei geradem Licht und sehr starker Vergrösserung die Streifen von Pleurosigma angulatum mit ungewöhnlicher Vollkommenheit und stehen, soweit meine bisherigen Erfahrungen reichen, den Hartnack’schen Immersionslinsen nur in der Lichtstärke etwas nach. Dabei ist ihr Preis äusserst mässig; er beträgt für System 7 mit Glyzerin-Immersion und Oeffnungswinkel 175°, Vergrösserung 1140, nur 12 Thlr., während bei Hartnack das Immersionssystem Nr. 9 150 Frcs., Nr. 10 200 und Nr. 11 250 Frcs. kostet; ein Gundlach’sches Immerionssystem mit Correction kostet 15 Thlr. Sehr empfehlendswerth ist auch Gundlachs Präparirmikroskop, deren eins im Besitz des hiesigen phytophysiologischen Instituts ist; es kostet mit zwei Doubletts (Vrg. 10 und 20) und festem Mahagonikasten, zum Auflegen der Hände eingerichtet, 12 Thlr.
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Prof. F. J. Cohn bleibt treuer Kunde von Gundlach und so ist im 48. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 97) zu lesen, dass Cohn für das Pflanzenphysiologische Institut der Universität Breslau ein Stativ Nr. 5 (den konstruktiven Nachfolger des hier gezeigten Mikroskops) von Gundlach, entsprechend dem hier gezeigten, mit den Objektiven II, IV, VI und VIII erworben hat und bei der fünften Versammlung der Gesellschaft im Frühjahr 1870 diesen Optiken bescheinigt, eine colossale Stärke der Vergrösserung, Reinheit des Bildes, Grösse des Gesichtsfeldes und der Focaldistanz [zu vereinigen] wie sie in dieser Vollendung bisher allein Hartnack zu leisten im Stande war.
weniger anzeigen
Ernst Gundlach wird 1834 in Pyritz (Pommern) geboren und geht ab dem 14. Lebensjahr beim Berliner Hofmechaniker Carl Friedrich Lewert in die Lehre. Nach Abschluss seiner Ausbildung dort reist er über Wien und Amsterdam nach Paris um unter anderem in der Werkstatt von Oberhäuser/Hartnack zu arbeiten. Schließlich führt ihn seine Wanderschaft nach Wetzlar wo er im Optischen Institut arbeitet, welches zu jener Zeit (1858) von Friedrich Belthle geleitet wird. In Wetzlar heiratet Gundlach im Sommer 1859 und gründet mit Unterstützung seines aus jener Stadt stammenden Schwagers einen eigenen Betrieb. Die beiden Brüder Wilhelm (1840 – 1925) und Heinrich (1842 – 1907) Seibert, welche als Verwandte Kellners noch unter dem Institutsgründer angelernt worden sind, kann Gundlach für seine neue Firma gewinnen und zur Kündigung bei Belthle überreden.
Knapp ein Jahr später geht das Unternehmen jedoch wieder ein und Gundlach reist nach England ohne seine Schulden in Wetzlar zu begleichen.
Auf den britischen Inseln arbeitet er bei verschiedenen Optikern und Mechanikern und kehrt schließlich nach Deutschland zurück um 1865 ein Optisches Institut in Berlin zu gründen.
Durch diese Reputation und hohe Löhne gelingt es Gundlach die ihm aus der Vergangenheit bekannten Gebrüder Seibert in Wetzlar bereits 1866 bzw. 1867 für die Produktion von Optiken und Stativen für seine Berliner Firma zu überzeugen. Beide haben mittlerweile Erfahrung in anderen Werkstätten gesammelt und beliefern zuvor Belthle in Heimarbeit, bis sie schließlich ausschließlich für Gundlach fertigen. Während Heinrich Seibert Mikroskoplinsen zur Fassung nach Berlin liefert, produziert Wilhelm Seibert Stative für Ernst Gundlach.
Noch bevor das Mikroskop mit der Seriennummer 750 gefertigt wird zieht das expandierende Unternehmen im Februar 1871 in der Leibnitzstraße nach Charlottenburg; von nun an lautet die Signatur auf den Mikroskopen nur noch E. Gundlach. Die überdurchschnittlich hohen Löhne werden Gundlach zum Verhängnis und so muss er im August 1872 Konkurs anmelden.
Mit finanzieller Beteiligung des Wetzlarer Kaufmanns Georg Krafft machen sich Wilhelm und Heinrich Seibert wenige Monate zuvor selbständig und stellen ihre Lieferungen an Gundlach ein, da dieser die Wechsel nicht mehr begleicht. Im Spätsommer 1872 übernimmt diese Firma das Unternehmen von Gundlach und signiert die Mikroskope zunächst noch mit E. Gundlach. In den Wintermonaten 1873 wird das Mikroskop mit der Seriennummer 1000 gefertigt. Schließlich verlegt man die Werkstätte mit dem Namen E. Gundlach’s Nachfolger Seibert & Krafft zum 1. Oktober 1873 nach Wetzlar. Die Nummerierung von Gundlach wird ohne Unterbrechung weitergeführt.
Gundlach verpflichtet sich beim Verkauf der Firma an Seibert & Krafft dazu, in den kommenden 25 Jahren in Deutschland kein Unternehmen mehr zu gründen. Er wandert mit seiner Frau und dem gerade 4 Wochen alten Sohn Karl im September 1872 in die USA aus um dort kurzzeitig mit Prof. Robert Bruce Tolles zusammen zu arbeiten. Schließlich baut Gundlach 1876 die neu gebildete Mikroskop-Abteilung von Bausch & Lomb Optical Company auf und entwickelt hier unter anderem den Professional-Stand (darauf verschiedene Patente, sowie die Goldmedaille auf der Weltausstellung in Philadelphia). Im Jahr 1878 macht sich der als im persönlichen Umgang schwierig beschriebene Ernst Gundlach mit der Gründung der Gundlach Manhattan Optical Comp. in Rochester, NY selbstständig – die Firma wird 1884 in Gundlach Optical Company umbenannt und 1893 zieht sich Gundlach aus dem Unternehmen zurück. 1904 kehrt Gundlach nach Berlin zurück, er soll hier in hohem Alter noch einmal einen Betrieb gegründet haben – 1908 erliegt er den Folgen eines Schlaganfalls.
stammt aus dem Nachlass von Prof. Herman Tewes Deelman (1892-1965), Pathologe und Pionier bei der Erforschung von Hautkrebs. Deelman leitet 1919-1924 die Pathologie des Antoni van Leeuwenhoekhuis in Amsterdam. Er folgt 1924 einem Ruf an die Universität Groningen und kehrt 1934 nach Amsterdam zurück, dort wirkt er unter anderem am Wilhelmina Gasthuis Krankenhaus.
H. T. Deelman wird dieses Mikroskop sicher nicht für seine Forschungen eingesetzt haben, möglicherweise stammt es aus seiner frühen Studienzeit oder aus seiner privaten Sammlung.
Ende Juli 2007 kann das Mikroskop für diese Sammlung erworben werden.
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Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
Ernst Gundlach in Berlin
Das Mikroskop ist gefertigt aus zaponiertem und geschwärztem Messing. Das Instrument verfügt über einen Schiebetubus für die Grobeinstellung und eine Feineinstellung über einen aufwendigen Mechanismus zur feinen spielfreien Kippung der Tischebene. Die Beleuchtung erfolgt über einen außerhalb der optischen Achse beweglichen Plan- und Konkavspiegel. Die Blendung wird über einen Lochblendenrevolver erzielt. Das Instrument ist in der Ausstattung mit beiden Objektklemmen komplett erhalten. Liegend wird es im Edelholzkasten untergebracht.
mit den Okularen I und III, bei denen jeweils die Augenlinse in einer Schiebehülse geführt wird, um so eine individuelle Einstellung des Okulars für das Auge des Betrachters zu ermöglichen. Bemerkenswert ist die Form der beiden Objektive No II und No V, im Gegensatz zu späteren Objektiven der Werkstatt von Ernst Gundlach sind sie nicht zylindrisch ausgeführt, sondern im Stile der frühen Objektive aus der Werkstatt von Carl Kellner und dessen Nachfolger Friedrich Belthle in konischer Form. Wahrscheinlich aus Gründen der wirtschaftlicheren Fertigung wird von dieser Bauweise bei Gundlach schon bald abgewichen.
Auf dem runden Fuß ist das Mikroskop dekorativ signiert:
No. 120
E. Gundlach in Berlin
erscheinen 1865 in Literarischer Anzeiger (1865. No. 4), der Beilagen zu J.C. Poggendorff [Hrsg.]: Annalen der Physik und Chemie und O. L. Erdmann und G. Werther [Hrsg.]: Journal für praktische Chemie als:
Neue Microscope
von vorzüglicher Güte, zu sehr billigen Preisen. 1 Microscop mit 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, 60-450fache Vergrösserung 20 Thlr. Mit 3 Objectiven 25 Thlr. Die Querstreifchen in Pleurosigma attenuatum sind scharf und deutlich erkennbar. Proben stehen zur Ansicht bereit.
E. Gundlach, Optikus, Berlin, Oranienstr. 19
Im folgenden Jahr heißt es im April in Pharmaceutische Centralhalle (Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland, Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen der Pharmacie VII (46) (15. November 1866): 424):
Mikroskope.
(Botan. Zeitung von Schlechtendal.)
Die von Herrn E. Gundlach in Berlin verfertigten Mikroskope verdienen meines Erachtens in hohem Grade empfohlen zu werden.
Genauer bekannt sind mir bis jetzt nur die kleineren derselben, z. B. No. 2 mit 2 Objectiv-Systemen und 2 Ocularen, schiefer Beleuchtung, Ocular-Mirkometer [sic!], 50-450facher Vergrösserung, Preis 23 Thlr. Die Bilder sind hell und scharf, namentlich zeichnet sich in penetrirender Wirkung die Objective vor allen mir bekannten kleineren Mikroskopen entschieden aus, indem das starke Objectiv mit Ocular II bei den grossen Exemplaren von Pleurosigma augulata mit schiefer Beleuchtung zwei Liniensysteme, mit Condensator [sic!] die sechseckigen Felder aufs Deutlichste zeigt. Der mechanische Theil ist geschmackvoll und gut gearbeitet. Ein neuerdings ausgegebenes Verzeichnis zählt 18 verschiedene Sorten, von 20-82 Thlrn., bis zu 1000facher Vergrösserung auf.
Marburg, im April 1866
A. Wigand, Prof. d. Bot.
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Meine neuesten Mikroskope sind nicht nur die billigsten aller gegenwärtig verfertigten, sondern auch namentlich in ihrer optischen Leistung unübertroffen, und erkläre ich, dass ich dasjenige von mir gelieferte Mikroskop, welches von irgend einem anderen, nicht später als das meinige verfertigten, in seinem optischen Vermögen auch nur im mindesten übertroffen werden sollte, jederzeit selbst nach jahrelangem Gebrauch, unter Rückerstattung des vollen Betrages und sämmtlicher Unkosten zurücknehme. Preis-Courant gratis, Zahlung nach erfolgter Effectuirung.
Berlin, Oranien-Str. 19.
E. Gundlach, Optikus.
Während Hartnack 1859 die Wasserimmersion in die moderne Mikroskopie einführt, stellt Gundlach sieben Jahre später Glyzerin-Immersions-Systeme vor und gewinnt bereits 1867 mit diesen Objektiven eine Medaille bei der Weltausstellung in Paris. Gundlach ist mittlerweile innerhalb Berlins umgezogen; mit neuer Anschrift heißt es in Pharmaceutische Centralhalle (Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland, Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen der Pharmacie VIII (44) (31. October 1867): 388):
Die Mikroskope
von
E. Gundlach in Berlin,
verlängerte Ritterstr. 26
welche auf der diesjährigen Pariser Weltausstellung allein unter allen Mikroskopen Deutschlands durch eine
Preis-Medaille
ausgezeichnet worden sind, werden hiermit zu nachstehenden Preisen empfohlen: Kleines Stativ mit grober und feiner Einstellung, schiefer Beleuchtung; mit 3 Objectiv-Linsen, 1 Ocular, bis 200fach vergr. 12 Thlr. Das nämliche Stativ mit Diaphragma, 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, bis 450fach vergr. 20 Thlr. Grösseres Stativ, mit 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, Mikrometer 26 Thlr. Stativ mit festem Tisch; feiner Einstellung an der Tubussäule (an vielen Universitäten bereits eingeführt); mit 2 Objectiven, 2 Ocularen, Mikrometer 32 Thlr. Dasselbe mit 3 Objectiven 36 Thlr. Dasselbe mit 4 Objectiven, das stärkste System für Immersion, bis 1200fach vergr. 50 Thlr. Preis-Courant gratis.
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wird schließlich im Preis-Courant des optischen Instituts von E. Gundlach Berlin aus dem Juli 1868 angeboten als:
Nr. 7 Einfaches Mikroskop. Runder Messingfuss. Schnelle Bewegung des Tubus durch freie Schiebung; genaue Einstellung mittelst am Objecttische befindlicher feiner Schraube; drehbare Blendscheibe mit 5 Diaphragmen; Hohlspiegel nach beiden Seiten hin beweglich. Hierzu die Objective Nr. II und Nr. V, Oculare Nr. I und III; letzteres mit Mikrometer zum Einschieben; Vergrösserung 70-500fach; 3 Test-Objecte, 6 Objectträger, Deckgläser etc. In Mahagonikasten… 26 Thlr.
Dasselbe Instrument ohne Mikrometer … 24 Thlr.
stellt der Physiologe Gustav Theodor Fritsch im Februar 1869 ein großes Mikroskop von Ernst Gundlach vor. Seit 1867 ist Fritsch Assistent am Anatomischen Institut der Universität Berlin. 1870 veröffentlicht er zusammen mit Eduard Hitzig (1838-1907) die erste deskriptive Lokalisationslehre der motorischen Hirnrinde und wird 1874 zum außerordentlichen Professor für Physilogie der Universität Berlin ernannt. In Botanische Zeitung (Hugo von Mohl, Anton de Bary [Hrsg], Jahrgang 27, Heft 32) vom 6. August 1869 heißt es auf Seite 534-536:
Gesellschaften.
Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforsch. Freunde zu Berlin vom 16. Februar 1869.
(Beschluss.)
Hr. G. Fritsch stellte ein grosses Mikroskop vor von E. Gundlach in Berlin (Verlängerte Ritterstrasse 26.), und erläuterte die originellen, den Anforderungen der neueren Zeit sehr vollkommen entsprechenden Einrichtungen desselben, wovon Manches auch eigene Erfindungen des genannten Optikus ist. Hierher gehört die Art der feineren Einstellung mittelst einer Parallelogrammverschiebung des Tubus, wodurch der todte Gang der Schraube, sowie ein Rücken des Bildes vollständig vermieden wird; ob diese Einrichtung sich auch durch Dauerhaftigkeit auszeichnet, muss die Zukunft lehren. In Bezug auf die anderweitige Ausstattung ist noch erwähnenswerth der schöne, nach Hartnack’schem Muster construirte Polarisationsapparat, trefflich gearbeiteter Oberhäuser’scher Zeichenapparat, Revolver zum schnellen Wechseln der Objektive etc.
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An den starken Objektiven (Nr. 6 trocken und 7, 8, 9 mit Immersion) ist als Correction, um den Einfluss des Deckgläschens zu eliminiren, die sehr zweckmässige, sogenannte innere Correction angebracht, indem sich die obere Linse des Objektivsystems durch eine Schraube verschieben lässt, ohne dass die untere ihre Stellung zum Objekt ändert.
Die Leistungen der Systeme können sich getrost denen der von Hartnack gelieferten an die Seite stellen, wie durch Zahlen bewiesen wurde, welche der Herr Buchhändler Müller durch eingehende Vergleichung verschiedener Systeme gewonnen hatte. Eine in Nr. 8 (Gundlach) wurde verglichen mit Nr. 14 (Hartnack), und es stellten sich sowohl für Focalabstand, Oeffnungswinkel, Objektivvergrösserung und auflösende Kraft günstigere Zahlen für die erstere heraus, während der Preis sich verhält wie 25 Thlr. zu 110 Thlr. Aehnliche bedeutende Unterschiede ergeben sich auch für den Gesammtbetrag. Der Vortragende glaubte daher in der Lage zu sein, die Instrumente des Herrn Gundlach auf das Dringendste empfehlen zu können, welche Empfehlungen sich auch Dr. Kny, der schon längere Zeit mit derartigen Mikroskopen arbeitet, unbedingt anschloss.
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lobt Mikroskope aus der Werkstatt von Ernst Gundlach besonders. In 45. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 77-78) hebt Prof. F. J. Cohn im Bericht der Versammlung der Gesellschaft vom 31. Januar 1867 Gundlachs Streben nach Herstellung sehr vollkommener und dabei sehr billiger Mikroskope hervor:
Ein besonderes Verdienst hat sich Gundlach durch Herstellung von Immersionssystemen erworben, bei denen die kostspielige Correction der Hartnack’schen Linsen durch Eintauchen in einen mehr oder weniger concentrirten Glycerintropfen sinn- und erfolgreich ersetzt wird; die Gundlach’schen Immersionssysteme lösen bei geradem Licht und sehr starker Vergrösserung die Streifen von Pleurosigma angulatum mit ungewöhnlicher Vollkommenheit und stehen, soweit meine bisherigen Erfahrungen reichen, den Hartnack’schen Immersionslinsen nur in der Lichtstärke etwas nach. Dabei ist ihr Preis äusserst mässig; er beträgt für System 7 mit Glyzerin-Immersion und Oeffnungswinkel 175°, Vergrösserung 1140, nur 12 Thlr., während bei Hartnack das Immersionssystem Nr. 9 150 Frcs., Nr. 10 200 und Nr. 11 250 Frcs. kostet; ein Gundlach’sches Immerionssystem mit Correction kostet 15 Thlr. Sehr empfehlendswerth ist auch Gundlachs Präparirmikroskop, deren eins im Besitz des hiesigen phytophysiologischen Instituts ist; es kostet mit zwei Doubletts (Vrg. 10 und 20) und festem Mahagonikasten, zum Auflegen der Hände eingerichtet, 12 Thlr.
Prof. F. J. Cohn bleibt treuer Kunde von Gundlach und so ist im 48. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 97) zu lesen, dass Cohn für das Pflanzenphysiologische Institut der Universität Breslau ein Stativ Nr. 5 von E. Gundlach mit den Objektiven II, IV, VI und VIII erworben hat und bei der fünften Versammlung der Gesellschaft im Frühjahr 1870 diesen Optiken bescheinigt, eine colossale Stärke der Vergrösserung, Reinheit des Bildes, Grösse des Gesichtsfeldes und der Focaldistanz [zu vereinigen] wie sie in dieser Vollendung bisher allein Hartnack zu leisten im Stande war.
Ernst Gundlach wird 1834 in Pyritz (Pommern) geboren und geht ab dem 14. Lebensjahr beim Berliner Hofmechaniker Carl Friedrich Lewert in die Lehre. Nach Abschluss seiner Ausbildung dort reist er über Wien und Amsterdam nach Paris um unter anderem in der Werkstatt von Oberhäuser/Hartnack zu arbeiten. Schließlich führt ihn seine Wanderschaft nach Wetzlar wo er im Optischen Institut arbeitet, welches zu jener Zeit (1858) von Friedrich Belthle geleitet wird. In Wetzlar heiratet Gundlach im Sommer 1859 und gründet mit Unterstützung seines aus jener Stadt stammenden Schwagers einen eigenen Betrieb. Die beiden Brüder Wilhelm (1840 – 1925) und Heinrich (1842 – 1907) Seibert, welche als Verwandte Kellners noch unter dem Institutsgründer angelernt worden sind, kann Gundlach für seine neue Firma gewinnen und zur Kündigung bei Belthle überreden.
Knapp ein Jahr später geht das Unternehmen jedoch wieder ein und Gundlach reist nach England ohne seine Schulden in Wetzlar zu begleichen.
Auf den britischen Inseln arbeitet er bei verschiedenen Optikern und Mechanikern und kehrt schließlich nach Deutschland zurück um 1865 ein Optisches Institut in Berlin zu gründen.
Durch diese Reputation und hohe Löhne gelingt es Gundlach die ihm aus der Vergangenheit bekannten Gebrüder Seibert in Wetzlar bereits 1866 bzw. 1867 für die Produktion von Optiken und Stativen für seine Berliner Firma zu überzeugen. Beide haben mittlerweile Erfahrung in anderen Werkstätten gesammelt und beliefern zuvor Belthle in Heimarbeit, bis sie schließlich ausschließlich für Gundlach fertigen. Während Heinrich Seibert Mikroskoplinsen zur Fassung nach Berlin liefert, produziert Wilhelm Seibert Stative für Ernst Gundlach.
Noch bevor das Mikroskop mit der Seriennummer 750 gefertigt wird zieht das expandierende Unternehmen im Februar 1871 in der Leibnitzstraße nach Charlottenburg; von nun an lautet die Signatur auf den Mikroskopen nur noch E. Gundlach. Die überdurchschnittlich hohen Löhne werden Gundlach zum Verhängnis und so muss er im August 1872 Konkurs anmelden.
Mit finanzieller Beteiligung des Wetzlarer Kaufmanns Georg Krafft machen sich Wilhelm und Heinrich Seibert wenige Monate zuvor selbständig und stellen ihre Lieferungen an Gundlach ein, da dieser die Wechsel nicht mehr begleicht. Im Spätsommer 1872 übernimmt diese Firma das Unternehmen von Gundlach und signiert die Mikroskope zunächst noch mit E. Gundlach. In den Wintermonaten 1873 wird das Mikroskop mit der Seriennummer 1000 gefertigt. Schließlich verlegt man die Werkstätte mit dem Namen E. Gundlach’s Nachfolger Seibert & Krafft zum 1. Oktober 1873 nach Wetzlar. Die Nummerierung von Gundlach wird ohne Unterbrechung weitergeführt.
Gundlach verpflichtet sich beim Verkauf der Firma an Seibert & Krafft dazu, in den kommenden 25 Jahren in Deutschland kein Unternehmen mehr zu gründen. Er wandert mit seiner Frau und dem gerade 4 Wochen alten Sohn Karl im September 1872 in die USA aus um dort kurzzeitig mit Prof. Robert Bruce Tolles zusammen zu arbeiten. Schließlich baut Gundlach 1876 die neu gebildete Mikroskop-Abteilung von Bausch & Lomb Optical Company auf und entwickelt hier unter anderem den Professional-Stand (darauf verschiedene Patente, sowie die Goldmedaille auf der Weltausstellung in Philadelphia). Im Jahr 1878 macht sich der als im persönlichen Umgang schwierig beschriebene Ernst Gundlach mit der Gründung der Gundlach Manhattan Optical Comp. in Rochester, NY selbstständig – die Firma wird 1884 in Gundlach Optical Company umbenannt und 1893 zieht sich Gundlach aus dem Unternehmen zurück. 1904 kehrt Gundlach nach Berlin zurück, er soll hier in hohem Alter noch einmal einen Betrieb gegründet haben – 1908 erliegt er den Folgen eines Schlaganfalls.
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Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
von F. W. Schiek
Das Instrument ist gefertigt aus zaponiertem und geschwärztem Messing sowie gebläutem Stahl. Das Mikroskop verfügt über einen Auszugstubus (mit kleiner Luftauslaßbohrung), die grobe Einstellung wird über einen Schiebetubus ermöglicht, der Feinfokus durch das Heben des Tisches über einen seitlichen Trieb. Die Gängigkeit des Feintriebs kann über eine kleine Schraube am Führungsstift justiert werden. Die Regulierung der Beleuchtung erfolgt über eine Revolverlochblende mit vier Öffnungen.
Um eine bessere Standfestigkeit zu erreichen ist der runde Fuß des Mikroskops mit Blei ausgegossen.
Liegend wird das Mikroskop im Mahagoni-Kasten untergebracht.
befindet sich auf der Fassung der Schiebehülse:
Schiek
in Berlin
No 942
Ausgestattet ist das Mikroskop mit dem Okular Nr. 2 sowie einem dreiteiligen Satzobjektiv, dessen Systemringe mit den Schlagzahlen 1, 2 und 3 versehen sind, und einem zusammengesetzten System Nr. 4. Nach der beigefügten Vergrösserungstabelle ist dieses Instrument bis auf das Okular Nr. 1 vollständig.
(Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie und Physiologie; Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1851) schreibt zu diesem Stativtyp: Schiek verfertigt kleine Mikroskope nach der Construction der kleinen Instrumente Oberhäuser’s, das Stativ ist etwas solider, der Tisch hinreichend breit; diese Instrumente sind sehr preiswürdig.
Im Jahre 1863 bietet Schiek weiterhin sein berühmtes Stativ auf messingenem zusammenzulegendem Dreifusse an, das grösste zusammengesetzte Mikroskop ist jedoch bereits als nach Oberhäuser bezeichnet. Das hier gezeigte kleine Trommelstativ orientiert sich ebenfalls an dem von Georg Oberhäuser angebotenen Stativ. So wird im Preis-Courant der Mikroskope von F.W. Schiek in Berlin. Halle’sche Str. No. 15 aus dem Jahre 1863 dieses Mikroskop geführt als:
G. Kleines zusammengesetztes Mikroskop
nach der Konstruktion der kleinen Oberhäuser’schen Instrumente, dessen gröbere Bewegung aus freier Hand, die feinere aber durch eine Schraube am Objekttisch bewerkstelligt wird. Es enthält vier Objektiv-Linsen und zwei Okulare u. s. w. Linearvergrösserungen 40 bis 500 Mal…40 Thlr.
Aus der Werkstätte von F.W. Schiek liegen zwei Listen vor: Eine Kundenliste (1840-1864) mit den Nummern 60 – 1341 sowie eine Auslieferungsliste der Mikroskopseriennummern 1 – 250. Die Kundennummern differieren schwankend bis zu ungefähr 30 Positionen von den Seriennummern der Mikroskope. Daher ist eine genaue Zuordnung der Mikroskope aus der Werkstatt von F.W. Schiek mit Seriennummern über 250 in der Regel nicht möglich.
Friedrich Wilhelm Schiek wird 1790 als Sohn eines Chirurgen in Herbsleben, Thüringen geboren. Sein Vater wechselt den Beruf und zieht mit der Familie nach Frauensee.
Im nahegelegenen Schloß Philippsthal des Prinzen Ernst Constantin zu Hessen-Philippsthal entsteht kurz vor 1800 eine mechanische Werkstatt. Als Nachfolger des Hofmechanicus Heinrich Carl Wilhelm Breithaupt wird 1800 Ludwig Wisskemann als erster Hofopticus und Mechanicus ernannt; bei ihm geht der junge Schiek von 1808 bis 1811 in die Lehre. In Schieks Lehrbrief wird sein Fleiß und gute Benehmen besonders hervorgehoben.
Mit solch guten Referenzen wird Schiek als Mitarbeiter bei Pistor in Berlin aufgenommen. Carl Philipp Heinrich Pistor (1778-1847) hat bereits 1810 einfache physikalische Geräte angeboten und spätestens 1813 eine eigene Werkstätte gegründet, in der neben astronomischen und geodätischen Instrumente auch Mikroskope gefertigt werden. Letztere sind nach dem Vorbild der englischen Geräte gebaut, z.B. nach Jones, Ellis, Adams etc.
Trommelmikroskop Schiek in Berlin No. 892 im KastenDas älteste bekannte Stück mit der Signatur „Pistor & Schiek“ ist der Preußische Ur-Maßstab von 1816. Als Gründungsjahr der Firma Schiek wird schließlich 1819 angegeben, vier Jahre vor Plössl (mit dessen Stil die Mikroskope Schieks häufig verglichen werden). Das optisch-mechanische Institut bezeichnet sich später selbst in Anzeigen als älteste Mikroskopfabrik Deutschlands.
Möglicherweise ist Schiek bis zum Jahr 1824 als Zulieferer für Pistor tätig. Danach wird er Teilhaber, die Firma nennt sich Pistor & Schiek. Aus dem Jahre 1829 liegt in Astronomische Nachrichten Bd. 7 eine ausführliche Preisliste vor.
Sehr wahrscheinlich ist Schiek neben dem kreativen Theoretiker Pistor der mechanische Künstler in der Werkstatt. Man spricht in der Literatur der Zeit lobend von den Schiek’schen Mikroskopen, was den Schluß nahelegt, dass Schiek sich schon früh allein um die Mikroskopherstellung bei „Pistor & Schiek“ kümmert. Gegen Ende des Jahres 1836 trennt sich Schieck schließlich von Pistor.
In Dorotheenstraße 31g baut Schiek ab 1837 in eigener Werkstatt Mikroskope. Schon bald siedelt Schiek in die Marienstraße 1a in größere Räume um. Bei der Berliner Gewerbeausstellung von 1844 wird Schiek eine goldene Medaille für den Bau seiner Mikroskope verliehen. Man stellt die Leistung der Instrumente aus Schieks Werkstatt mit jenen von Georges Oberhaeuser Paris und Simon Plössl Wien gleich. Besonders erwähnt wird bei allen drei, dass keine überzogenen Preise für die Mikroskope verlangt werden würden. Die mittleren Stative aller drei Firmen belaufen sich dabei um 1850 auf gut 100 Thaler – das entspricht dem halben Jahrslohn eines gut bezahlten Mechanikers.
Bis Mitte der 1850er verwenden Schiek und Plössl starke Okulare und schwache Objektive – im Gegensatz zu Oberhaeuser und Amici welche die Vorteile höherer Auflösung bei umgekehrtem Verhältnis bereits erkannt haben. Zudem werden Mikroskope von Oberhaeuser und Hartnack seit Beginn mit festen System ausgeliefert, während Schiek noch bis 1860 zusammensetzbare Objektive baut.
Der „Rothe Adler Orden 4. Klasse“ wird Schiek 1858 vom preußischen König für seine Verdienste im Mikroskopbau verliehen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben 954 Mikroskope die Werkstatt verlassen. Von 1837 bis 1864 werden insgesamt 1340 Instrumente ausgeliefert.
Die Werkstatt zieht 1864 in die Halleschestraße 15 und zwischen 1868 und 1870 weiter ins Nachbarhaus Nr. 14, Rudolf Virchow (Darstellung der Lehre von den Trichinen, mit Rücksicht auf die dadurch gebotenen Vorsichtsmaßregeln. Verlag von Georg Reimer; Berlin 1864: 49) empfiehlt in jenem Jahr die einfachen Mikroskope von Schiek für die Trichinenschau und gibt in seinem Werk noch die alte Anschrift des berühmten Optikers Schiek in Berlin an. In den Jahren 1860 bis 1864 bildet Schiek seinen Sohn Friedrich Wilhelm Hermann Schieck [sic!] aus, der die Werkstatt schließlich 1865 übernimmt. F.W. Schieck spezialisiert sich auf die Weiterentwicklung handlicher und zugleich leistungsstarker Trichinen- und Reisemikroskope. Sein Vater stirbt 1870.
Dieses Mikroskop kann im September 2009 aus Arizona, USA für die Sammlung erworben werden – über den Vorbesitzer ist leider nicht mehr bekannt.
Collection of Historical Scientific Instruments at Harvard University, USA: „drum compound microscope“, signiert auf der Hülse des Tubus: „Schiek in Berlin. / No. 252“, Inventory Number 1121a
25, 128; viele der Daten zu F.W. Schiek mit freundlicher Unterstützung von Hans Weil, Berlin
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
gebaut von F. W. Schiek
Das Instrument ist gefertigt aus zaponiertem und geschwärztem Messing sowie gebläutem Stahl. Das Mikroskop verfügt über einen Auszugstubus (mit kleiner Luftauslaßbohrung), die grobe Einstellung wird über einen Schiebetubus ermöglicht, der Feinfokus durch das Heben des Tisches über einen seitlichen Trieb. Die Gängigkeit des Feintriebs kann über eine kleine Schraube am Führungsstift justiert werden. Die Regulierung der Beleuchtung erfolgt über eine Revolverlochblende mit vier Öffnungen.
Um eine bessere Standfestigkeit zu erreichen ist der runde Fuß des Mikroskops mit Blei ausgegossen.
Liegend wird das Mikroskop im Mahagoni-Kasten untergebracht.
mit den beiden Okularen Nr. 1 und Nr. 2 sowie einem dreiteiligen Satzobjektiv, dessen Systemringe mit den Schlagzahlen 1, 2 und 3 versehen sind, und einem zusammengesetzten System Nr. 4.
Die Signatur des Instrumentes befindet sich auf der Fassung der Schiebehülse:
Schiek
in Berlin
No 1268
Herrmann Schacht (Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie und Physiologie; Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1851) schreibt zu diesem Stativtyp: Schiek verfertigt kleine Mikroskope nach der Construction der kleinen Instrumente Oberhäuser’s, das Stativ ist etwas solider, der Tisch hinreichend breit; diese Instrumente sind sehr preiswürdig.
Im Jahre 1863 bietet Schiek weiterhin sein berühmtes Stativ auf messingenem zusammenzulegendem Dreifusse an, das grösste zusammengesetzte Mikroskop ist jedoch bereits als nach Oberhäuser bezeichnet. Das hier gezeigte kleine Trommelstativ orientiert sich ebenfalls an dem von Georg Oberhäuser angebotenen Stativ. So wird im Preis-Courant der Mikroskope von F.W. Schiek in Berlin. Halle’sche Str. No. 15 aus dem Jahre 1863 dieses Mikroskop geführt als:
G. Kleines zusammengesetztes Mikroskop
nach der Konstruktion der kleinen Oberhäuser’schen Instrumente, dessen gröbere Bewegung aus freier Hand, die feinere aber durch eine Schraube am Objekttisch bewerkstelligt wird. Es enthält vier Objektiv-Linsen und zwei Okulare u. s. w. Linearvergrösserungen 40 bis 500 Mal…40 Thlr.
Unleserlich sind Buchstaben in den Messinglack des Schlosses eingeritzt, klar zu lesen ist jedoch im Holz des Kastens
R. Blasius
Aus der Werkstätte von F.W. Schiek liegen zwei Listen vor: Eine Kundenliste (1840-1864) mit den Nummern 60 – 1341 sowie eine Auslieferungsliste der Mikroskopseriennummern 1 – 250. Die Kundennummern differieren schwankend bis zu ungefähr 30 Positionen von den Seriennummern der Mikroskope. Daher ist eine genaue Zuordnung der Mikroskope aus der Werkstatt von F.W. Schiek mit Seriennummern über 250 in der Regel nicht möglich. Der oben erwähnte eingeritzte Name ermöglicht jedoch im Fall des hier gezeigten Mikroskops eine eindeutige Zuordnung. In der Kundenliste Schieks erscheint als laufende Nummer 1239: Herr Prof. Blasius in Braunschweig.
Es handelt sich hierbei um den deutschen Zoologen Johann Heinrich Blasius (7.10.1809-26.05.1870). Dieser absolviert 1831 das Examen für das höhere Lehramt und unterrichtet in Krefeld Mathematik, Naturgeschichte und Deutsch. J. H. Blasius studiert ab 1834 in Berlin Mathematik, Geographie, Geologie, Zoologie und Botanik. 1836 wird er außerordentlicher Professor für beschreibende Naturwissenschaften am Collegium Carolinum in Braunschweig. Er setzt sich für die Einrichtung eines botanischen Gartens ein und ist mit seinen Bestrebungen dazu 1840 erfolgreich. 1842 wird er dort zum ordentlichen Professor ernannt und wirkt in Braunschweig bis zu seinem Tod.
Zusammen mit seinen beiden Söhnen Rudolf Heinrich Paul Blasius und Wilhelm August Heinrich Blasius führt er Feldbeobachtungen durch und beschreibt mehrere Tierarten. Derart geprägt folgen die Söhne dem akademischen Vorbild es Vaters.
Rudolf Heinrich Paul Blasius (25.11.1842-22.09.1907) wird als Bakteriologe und Ornithologe bekannt. In einem ausführlichen Nachruf (A. Nehrkorn: Rudolf Blasius. Journal für Ornithologie 56 (1), Januar 1908: 1-6) wird R. Blasius als ein Mensch beschrieben, der seine Wissenschaft […] gern und mit größter Bereitwilligkeit in den Dienst der Allgemeinheit und der Öffentlichkeit stellt und dessen joviales und liebenswürdiges Wesen als Arzt und in der Geselligkeit von Jedem hochgeschätzt wird.
hält bereits 1863 vor der Ornithologen-Versammlung in Bodetal Vorträge zur Adlern bzw. zur Ornis Braunschweigs. Ostern 1864 bis Ostern 1865 studiert Blasius in Zürich, kehrt nach Göttingen zurück und promoviert mit summa cum laude zum Doctor medicinae, chrirurgiae et artis obstetriciae am 30. Januar 1866 mit seiner Dissertation zum Vergleich der mikroskopischen Vogeleierschalenstruktur einer großen Anzahl verschiedener Gattungen. Das hier gezeigte Mikroskop, welches an seinen Vater 1863 geliefert wurde und R. Blasius Namen trägt, eignet sich für derartrige Untersuchungen, auch wenn es über keine besondere Auflichteinheit für opake Objekte verfügt – es scheint naheliegend, dass Balsius sich dieses Geräts bedient, um seine Doktorarbeit anzufertigen.
Nach seinem Militärdienst setzt Blasius die medizinischen Studien in Wien fort, wird 1868 zum Assistenzarzt im Herzoglich Braunschweiger Contingent und 1870 zum Stabsarzt ernannt. Als solcher übernimmt er im Juli 1870 die Leitung des Feldlazaretts des X. Armeekorps. 1868 heiratet er Mally Hausmann, aus der Ehe gehen zwei Söhne und zwei Töchter hervor. Trommelmikroskop F.W. Schiek in Berlin Nr. 1268, OkulareBis 1874 bleibt Rudolf Blasius im Dienste der Armee in Zabern. Während des Feldzugs 1870/71 ergeht an Rudolf Blasius der Ruf in das Lehrfach für Naturgeschichte am Collegium Carolinum zu Braunschweig. Er lehnt den Ruf ab, sein jüngerer Bruder Wilhelm (1845-1912) folgt dem Wunsch des Vaters und nimmt den Ruf im April 1871 auf die Fächer Zoologie und Botanik an. 1872 wird Wilhelm Blasius zum Professor ernannt, wird Direktor des Zoologischen Museums und Direktor des botanischen Gartens.
1874 lässt sich Rudolf Blasius als praktischer Arzt in Braunschweig nieder. Während seines gesamten Lebens reist Blasius durch alle Teile Deutschlands und ganz Europas, teilweise in Form reiner Forschungreisen, teilweise für medizinische Kongresse. Er führt bis ins kleinste mit eisernem Fleiße […] Tagebücher aller seiner Reisen […] [um] genaue Auskunft auch über die beobachteten Vögel und verschiedenen Museen zu geben. Verhandlungen zwischen den beiden ornithologischen Gesellschaften Deutschlands bringen Rudolf Blasius in Kontakt mit Alfred Brehm, über welchen er in wissenschaftlichen Kontakt mit Kronprinz Rudolf von Österreich gebracht wird.
R. Blasius arbeitet einige Monate im Labor von Pettenkofer in München, um 1879 den Ruf zum Professor für Hygiene und Bakeriologie an die Herzogliche Technische Hochschule Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig. Seine Spezialgebiete werden Gesundheitsstatistik, Schulhygiene und Städtesanierung. Ununterbrochen betreibt Blasius daneben ornithologische Studien und ist 1900-1907 Präsident der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft.
1905 wird R. Blasius Mitglied des Herzoglichen Landesmedizinalkollegiums und kurz darauf zum Stadtrat ernannt. Seine Verdienste in Krieg und Frieden werden mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse am weißen Band, Ritterkreuz I. Klasse des Ordens Heinrich des Löwen mit Schwerten und des Ritterkreuz des badischen Zähringer Löwenordens gewürdigt. Das in dieser Sammlung gezeigte Trommelmikroskop von Georges Oberhaeuser Nr. 2569 wird mit Generaloberarzt Carl Gernet zu gleicher Zeit von einem Ritterkreuzträger des badischen Zähringer Löwenordens verwendet.
Friedrich Wilhelm Schiek wird 1790 als Sohn eines Chirurgen in Herbsleben, Thüringen geboren. Sein Vater wechselt den Beruf und zieht mit der Familie nach Frauensee.
Im nahegelegenen Schloß Philippsthal des Prinzen Ernst Constantin zu Hessen-Philippsthal entsteht kurz vor 1800 eine mechanische Werkstatt. Als Nachfolger des Hofmechanicus Heinrich Carl Wilhelm Breithaupt wird 1800 Ludwig Wisskemann als erster Hofopticus und Mechanicus ernannt; bei ihm geht der junge Schiek von 1808 bis 1811 in die Lehre. In Schieks Lehrbrief wird sein Fleiß und gute Benehmen besonders hervorgehoben.
Mit solch guten Referenzen wird Schiek als Mitarbeiter bei Pistor in Berlin aufgenommen. Carl Philipp Heinrich Pistor (1778-1847) hat bereits 1810 einfache physikalische Geräte angeboten und spätestens 1813 eine eigene Werkstätte gegründet, in der neben astronomischen und geodätischen Instrumente auch Mikroskope gefertigt werden. Letztere sind nach dem Vorbild der englischen Geräte gebaut, z.B. nach Jones, Ellis, Adams etc.
Trommelmikroskop Schiek in Berlin No. 892 im KastenDas älteste bekannte Stück mit der Signatur „Pistor & Schiek“ ist der Preußische Ur-Maßstab von 1816. Als Gründungsjahr der Firma Schiek wird schließlich 1819 angegeben, vier Jahre vor Plössl (mit dessen Stil die Mikroskope Schieks häufig verglichen werden). Das optisch-mechanische Institut bezeichnet sich später selbst in Anzeigen als älteste Mikroskopfabrik Deutschlands.
Möglicherweise ist Schiek bis zum Jahr 1824 als Zulieferer für Pistor tätig. Danach wird er Teilhaber, die Firma nennt sich Pistor & Schiek. Aus dem Jahre 1829 liegt in Astronomische Nachrichten Bd. 7 eine ausführliche Preisliste vor.
Sehr wahrscheinlich ist Schiek neben dem kreativen Theoretiker Pistor der mechanische Künstler in der Werkstatt. Man spricht in der Literatur der Zeit lobend von den Schiek’schen Mikroskopen, was den Schluß nahelegt, dass Schiek sich schon früh allein um die Mikroskopherstellung bei „Pistor & Schiek“ kümmert. Gegen Ende des Jahres 1836 trennt sich Schieck schließlich von Pistor.
In Dorotheenstraße 31g baut Schiek ab 1837 in eigener Werkstatt Mikroskope. Schon bald siedelt Schiek in die Marienstraße 1a in größere Räume um. Bei der Berliner Gewerbeausstellung von 1844 wird Schiek eine goldene Medaille für den Bau seiner Mikroskope verliehen. Man stellt die Leistung der Instrumente aus Schieks Werkstatt mit jenen von Georges Oberhaeuser Paris und Simon Plössl Wien gleich. Besonders erwähnt wird bei allen drei, dass keine überzogenen Preise für die Mikroskope verlangt werden würden. Die mittleren Stative aller drei Firmen belaufen sich dabei um 1850 auf gut 100 Thaler – das entspricht dem halben Jahrslohn eines gut bezahlten Mechanikers.
Bis Mitte der 1850er verwenden Schiek und Plössl starke Okulare und schwache Objektive – im Gegensatz zu Oberhaeuser und Amici welche die Vorteile höherer Auflösung bei umgekehrtem Verhältnis bereits erkannt haben. Zudem werden Mikroskope von Oberhaeuser und Hartnack seit Beginn mit festen System ausgeliefert, während Schiek noch bis 1860 zusammensetzbare Objektive baut.
Der „Rothe Adler Orden 4. Klasse“ wird Schiek 1858 vom preußischen König für seine Verdienste im Mikroskopbau verliehen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben 954 Mikroskope die Werkstatt verlassen. Von 1837 bis 1864 werden insgesamt 1340 Instrumente ausgeliefert.
Die Werkstatt zieht 1864 in die Halleschestraße 15 und zwischen 1868 und 1870 weiter ins Nachbarhaus Nr. 14, Rudolf Virchow (Darstellung der Lehre von den Trichinen, mit Rücksicht auf die dadurch gebotenen Vorsichtsmaßregeln. Verlag von Georg Reimer; Berlin 1864: 49) empfiehlt in jenem Jahr die einfachen Mikroskope von Schiek für die Trichinenschau und gibt in seinem Werk noch die alte Anschrift des berühmten Optikers Schiek in Berlin an. In den Jahren 1860 bis 1864 bildet Schiek seinen Sohn Friedrich Wilhelm Hermann Schieck [sic!] aus, der die Werkstatt schließlich 1865 übernimmt. F.W. Schieck spezialisiert sich auf die Weiterentwicklung handlicher und zugleich leistungsstarker Trichinen- und Reisemikroskope. Sein Vater stirbt 1870.
Im November 2007 kann dieses Mikroskop aus Hannover für die Sammlung erworben werden.
25, 128; viele der Daten zu F.W. Schiek mit freundlicher Unterstützung von Hans Weil, Berlin
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
gebaut von F. W. Schiek
Das Instrument ist gefertigt aus zaponiertem und geschwärztem Messing sowie gebläutem Stahl. Das Mikroskop verfügt über einen Auszugstubus (mit kleiner Luftauslaßbohrung), die grobe Einstellung wird über einen Schiebetubus ermöglicht, der Feinfokus durch das Heben des Tisches über einen seitlichen Trieb. Die Gängigkeit des Feintriebs kann über eine kleine Schraube am Führungsstift justiert werden. Die Regulierung der Beleuchtung erfolgt über eine Revolverlochblende mit vier Öffnungen.
Um eine bessere Standfestigkeit zu erreichen ist der runde Fuß des Mikroskops mit Blei ausgegossen.
Liegend wird das Mikroskop im Mahagoni-Kasten untergebracht.
Die Signatur des Instrumentes befindet sich auf der Fassung der Schiebehülse:
Schiek
in Berlin
No 892
mit den beiden Okularen Nr. 1 und Nr. 2 sowie einem dreiteiligen Satzobjektiv, dessen Systemringe mit den Schlagzahlen 1, 2 und 3 versehen sind, und einem zusammengesetzten System Nr. 4.
(Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie und Physiologie; Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1851) schreibt zu diesem Stativtyp: Schiek verfertigt kleine Mikroskope nach der Construction der kleinen Instrumente Oberhäuser’s, das Stativ ist etwas solider, der Tisch hinreichend breit; diese Instrumente sind sehr preiswürdig.
Im Jahre 1863 bietet Schiek weiterhin sein berühmtes Stativ auf messingenem zusammenzulegendem Dreifusse an, das grösste zusammengesetzte Mikroskop ist jedoch bereits als nach Oberhäuser bezeichnet. Das hier gezeigte kleine Trommelstativ orientiert sich ebenfalls an dem von Georg Oberhäuser angebotenen Stativ. So wird im Preis-Courant der Mikroskope von F.W. Schiek in Berlin. Halle’sche Str. No. 15 aus dem Jahre 1863 dieses Mikroskop geführt als:
G. Kleines zusammengesetztes Mikroskop
nach der Konstruktion der kleinen Oberhäuser’schen Instrumente, dessen gröbere Bewegung aus freier Hand, die feinere aber durch eine Schraube am Objekttisch bewerkstelligt wird. Es enthält vier Objektiv-Linsen und zwei Okulare u. s. w. Linearvergrösserungen 40 bis 500 Mal…40 Thlr.
liegen zwei Listen vor: Eine Kundenliste (1840-1864) mit den Nummern 60 – 1341 sowie eine Auslieferungsliste der Mikroskopseriennummern 1 – 250. Die Kundennummern differieren schwankend bis zu ungefähr 30 Positionen von den Seriennummern der Mikroskope. Daher ist eine genaue Zuordnung der Mikroskope aus der Werkstatt von F.W. Schiek mit Seriennummern über 250 in der Regel nicht möglich. Im Kasten dieses Mikroskops befindet sich jedoch eine kleine Pappdose mit der Aufschrift Hirsch-Apotheke in Weener. Im Jahre 1857, dem Herstellungsjahr dieses Mikroskops, findet sich als laufende Nummer 874 in der Kundenliste von Schiek der Eintrag Herr Dr. Jung in Weener O/Friesl.
Friedrich Wilhelm Schiek wird 1790 als Sohn eines Chirurgen in Herbsleben, Thüringen geboren. Sein Vater wechselt den Beruf und zieht mit der Familie nach Frauensee.
Im nahegelegenen Schloß Philippsthal des Prinzen Ernst Constantin zu Hessen-Philippsthal entsteht kurz vor 1800 eine mechanische Werkstatt. Als Nachfolger des Hofmechanicus Heinrich Carl Wilhelm Breithaupt wird 1800 Ludwig Wisskemann als erster Hofopticus und Mechanicus ernannt; bei ihm geht der junge Schiek von 1808 bis 1811 in die Lehre. In Schieks Lehrbrief wird sein Fleiß und gute Benehmen besonders hervorgehoben.
Mit solch guten Referenzen wird Schiek als Mitarbeiter bei Pistor in Berlin aufgenommen. Carl Philipp Heinrich Pistor (1778-1847) hat bereits 1810 einfache physikalische Geräte angeboten und spätestens 1813 eine eigene Werkstätte gegründet, in der neben astronomischen und geodätischen Instrumente auch Mikroskope gefertigt werden. Letztere sind nach dem Vorbild der englischen Geräte gebaut, z.B. nach Jones, Ellis, Adams etc.
Trommelmikroskop Schiek in Berlin No. 892 im KastenDas älteste bekannte Stück mit der Signatur „Pistor & Schiek“ ist der Preußische Ur-Maßstab von 1816. Als Gründungsjahr der Firma Schiek wird schließlich 1819 angegeben, vier Jahre vor Plössl (mit dessen Stil die Mikroskope Schieks häufig verglichen werden). Das optisch-mechanische Institut bezeichnet sich später selbst in Anzeigen als älteste Mikroskopfabrik Deutschlands.
Möglicherweise ist Schiek bis zum Jahr 1824 als Zulieferer für Pistor tätig. Danach wird er Teilhaber, die Firma nennt sich Pistor & Schiek. Aus dem Jahre 1829 liegt in Astronomische Nachrichten Bd. 7 eine ausführliche Preisliste vor.
Sehr wahrscheinlich ist Schiek neben dem kreativen Theoretiker Pistor der mechanische Künstler in der Werkstatt. Man spricht in der Literatur der Zeit lobend von den Schiek’schen Mikroskopen, was den Schluß nahelegt, dass Schiek sich schon früh allein um die Mikroskopherstellung bei „Pistor & Schiek“ kümmert. Gegen Ende des Jahres 1836 trennt sich Schieck schließlich von Pistor.
In Dorotheenstraße 31g baut Schiek ab 1837 in eigener Werkstatt Mikroskope. Schon bald siedelt Schiek in die Marienstraße 1a in größere Räume um. Bei der Berliner Gewerbeausstellung von 1844 wird Schiek eine goldene Medaille für den Bau seiner Mikroskope verliehen. Man stellt die Leistung der Instrumente aus Schieks Werkstatt mit jenen von Georges Oberhaeuser Paris und Simon Plössl Wien gleich. Besonders erwähnt wird bei allen drei, dass keine überzogenen Preise für die Mikroskope verlangt werden würden. Die mittleren Stative aller drei Firmen belaufen sich dabei um 1850 auf gut 100 Thaler – das entspricht dem halben Jahrslohn eines gut bezahlten Mechanikers.
Bis Mitte der 1850er verwenden Schiek und Plössl starke Okulare und schwache Objektive – im Gegensatz zu Oberhaeuser und Amici welche die Vorteile höherer Auflösung bei umgekehrtem Verhältnis bereits erkannt haben. Zudem werden Mikroskope von Oberhaeuser und Hartnack seit Beginn mit festen System ausgeliefert, während Schiek noch bis 1860 zusammensetzbare Objektive baut.
Der „Rothe Adler Orden 4. Klasse“ wird Schiek 1858 vom preußischen König für seine Verdienste im Mikroskopbau verliehen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben 954 Mikroskope die Werkstatt verlassen. Von 1837 bis 1864 werden insgesamt 1340 Instrumente ausgeliefert.
Die Werkstatt zieht 1864 in die Halleschestraße 15 und zwischen 1868 und 1870 weiter ins Nachbarhaus Nr. 14, Rudolf Virchow (Darstellung der Lehre von den Trichinen, mit Rücksicht auf die dadurch gebotenen Vorsichtsmaßregeln. Verlag von Georg Reimer; Berlin 1864: 49) empfiehlt in jenem Jahr die einfachen Mikroskope von Schiek für die Trichinenschau und gibt in seinem Werk noch die alte Anschrift des berühmten Optikers Schiek in Berlin an. In den Jahren 1860 bis 1864 bildet Schiek seinen Sohn Friedrich Wilhelm Hermann Schieck [sic!] aus, der die Werkstatt schließlich 1865 übernimmt. F.W. Schieck spezialisiert sich auf die Weiterentwicklung handlicher und zugleich leistungsstarker Trichinen- und Reisemikroskope. Sein Vater stirbt 1870.
Dieses Mikroskop wird um 1980 bei einer Auktion in Bremen ersteigert. Im September 2008 kann es für die Sammlung erworben werden.
Collection of Historical Scientific Instruments at Harvard University, USA: „drum compound microscope“, signiert auf der Hülse des Tubus: „Schiek in Berlin. / No. 252“, Inventory Number 1121a
25, 128; viele der Daten zu F.W. Schiek mit freundlicher Unterstützung von Hans Weil, Berlin
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
wohl Paul Wächter in Berlin
einfaches Reise-Trichinenmikroskop um 1890 aus zaponiertem Messing, lackiertem Gußeisen und gebläutem Stahl. Die Vergrößerungstabelle im Kasten bezeichnet das Instrument als Mikroskop No.X mit 30- und 100-fach linearer Vergrößerung. Der Bauart und Bezeichnung als Stativ No.X. nach zu urteilen handelt es sich recht sicher um ein Instrument aus der Werkstatt von Paul Waechter, Friedenau.
Im Kasten ist die Nummer 16981 ins Holz gestempelt. Das zugehöriges Trichinenkompressorium trägt die Signatur Rich.Reismueller.Chemnitz..
Ein im Zaponlack, in der Bläuung der Schrauben sowie im grünen Lack des Statives sehr gut erhaltenes Instrument für die Trichinenschau.
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
Gemälde bzw. Holzstich von Rudolf Wimmer. Originalgemälde im Foyer der Schott AG, Jena
Von links nach rechts: Utzschneider, Fraunhofer, Reichenbach, Pierre Louis Guinand und der junge Georg Merz. Informationen zu den einzelnen Personen auch durch Anklicken.
Prof. Dr.-Ing. Timo Mappes
Uhlandstraße 26
76135 Karlsruhe
Telefon: 01520 – 1600832
E-Mail: mappes@musoptin.com
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