Metami

Hensoldt in Wetzlar

Hensoldt frühes Metami,

pankratisches Expeditionskleinmikroskop, vernickelte und schrumpflackierte Bronze, lackiertes Messing & Aluminium, polierter Stahl, um 1925.

Das Mikroskop verfügt über einen ausziehbaren Tubus zur Zoom-Vergrößerung, der Fokus geschieht über einen den Tubus umfassenden Rändelring. Der Kondensor mit Irisblende befindet sich in einer Schiebehülse, der drehbare Konkavspiegel kann von der Rückseite des Stativs eingestellt werden. Bei Bedarf kann der Objekttisch komplett ausgeschwenkt werden. Lineare Vergrößerungen von 40- bis 310-fach sind mit diesem Instrument laut Tubusgraduierung möglich.

Ein zweites Objektiv kann in die Bodenplatte geschraubt werden.

Dem Benutzer zugewandt ist das Instrument signiert:

1025
Hensoldt Wetzlar
D.R.P.

Auch auf der Hülse trägt das Instrument die Seriennummer: Hensoldt Wetzlar 1025.

Das Unternehmen Hensoldt wird 1852 von Moritz Carl Hensoldt gegründet und spezialisiert sich auf den Bau von Mikroskopen, Teleskopen und später Prismenferngläsern. Im Laufe des Ersten Weltkriegs wird die Produktion fast ausschließlich auf militärische Optiken umgestellt. Nach Ende des Krieges wird jedoch die Mikroskopsparte wiederbelebt und man bringt 1920 das sehr kompakte Taschenmikroskop, TAMI, auf den Markt. Dabei greift man die Technik des pankratischen Mikroskops neu auf; bis in die 1860er waren nach diesem Prinzip Präpariermikroskope entstanden.

Trotz seiner geringen Größe besitzt das TAMI hervorragende optische Eigenschaften bei einer 35…225-fachen Vergrößerung. Zielgruppe sind hier sowohl Biologen und Mineralogen als auch Amateur-Mikroskopiker und Schulen.

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In der Nachkriegszeit soll dem Schiffsarzt oder dem mobilen Landarzt ein Instrument zur Verfügung gestellt werden, welches ihm ermöglicht beim Besuch seiner Patienten gleich am Krankenbett Blut-, Urin-, Stuhl-, Auswurf- und Bakterienuntersuchungen oder eine Syphilisdiagnose mittels Dunkelfeldbeobachtung von Syphilisspirochaeten vorzunehmen. Außer einer raschen Diagnose bringt dies den Vorteil, dass es nicht nötig ist die Proben mit in die Praxis zu nehmen, wo sie in jener Zeit nur zu oft verdorben ankommen. Ferner sind in jenen Jahren Expeditionen ins Innere des Schwarzen Kontinents Afrika, nach Asien und Südamerika sehr populär. Für wissenschaftliche Zwecke benötigt man dazu leistungsfähige Mikroskope, die nur einen minimalen Raum einnehmen dürfen.

Für diese Anwendungen entwickelt Hensoldt das Tami zur Perfektion weiter: Es entsteht 1923 das Metami (Mediziner-Tami) und schließlich 1925 das Protami.

Bei allen Modellen werden die Vergrößerungen mit nur einem einzigen Okular erzielt, durch den Tubusauszug reguliert. Daher die Bezeichnung pankratisch (von griech. pan = alles; kratos = Kraft). Ein alles vermögendes, d. h. alle Vergrößerungsstufen bewältigendes Mikroskop.

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Im Katalog Optik für den Unterricht

(Hensoldt; Wetzlar 1928: 5) wird dieses Mikroskop wie folgt beschrieben:

Hensoldt-Metami

Kleinmikroskop mit pankratischem Vergrößerungswechsel und Feineinstellung (D.R.P.),

„Metami“ besitzt alle Vergrößerungen zwischen 25x und 600x. Gegenüber dem Tami weist es folgende Unterschiede auf: Die höheren Vergrößerungen 225-600 x werden erreicht durch Verwednung eines neuen hochwertigen Trockensystems mit halbkugeliger Frontlinse, dessen Brennweite 3,5 mm und dessen umnerische Apertur 0,82 beträgt. Der Erzielung schwächerer Vergrößerungen – zwischen 25 x und 225 x – dient das Zusatzobjektiv, ein hochwertiges, achromatisches Doppelobjektiv, das bei Nichtbenutzung in ein Gewinde der Bodenplatte eingeschraubt wird und so gegen Verlust und Beschädigung gesichert ist.

Die Feineinstellung ist so eingerichtet, daß bei Drehung der Rändelschraube eine axiale Verschiebung der Tubusrohre ohne Drehung der Tuben erfolgt. Der Objekttisch kann seitlich horizontal ausgeschaltet werden: beim Wiedereinschalten zeigt eine Schnappfeder die richtige Stellung an. An seiner unteren Fläche ist eine Irisblende angebracht. Auf Wunsch kann jedoch auch ein kleiner Kondensor mitgeliefert werden, der für schwierige Untersuchugen sehr wertvoll ist.

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Die Beleuchtung des Objekts erfolgt durch einen beweglichen Hohlspiegel, der in einer drehbaren Gabel befestigt ist. Nach Entfernung von Bodenplatte und Spiegel kann auch Metami zu Mikroprojektionen verwandt werden, desgleichen können mit Metami auch undurchsichtige Gegenstände wie mit der Lupe betrachtet werden. Tami und Metami werden mit einer leichten, aber festen Metallschutzkappe geliefert, die mit dem Instrument verschraubt wird und es beim Transport vor Schmutz und Beschädigungen schützt.

Preis einschl. Optik und Schutzkappe RM 120.-

Im Katalog Kleinmikroskope (Hensoldt, Wetzlar 1932) erscheint die neue Konstruktion des Metami, welche standardmäßig mit einem zweilinsigen Kondensor versehen ist für RM 150.-

Im Jahre 1928 kann Zeiss die Mehrheit an der Firma Hensoldt übernehmen – der Firmenname wird jedoch bis heute beibehalten; im Gegensatz zum Unternehmen Rudolf Winkel, welches nach dem Kauf von Zeiss in Winkel-Zeiss umbenannt wird.

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Über das Exponat

Referenzen und Vergleiche

Referenz

Martin Mach: „The Hensoldt Tami“, Miscape September 1999; Klaus Henkel: „Das Protami von Hensoldt“, µ Heft 18, März 2000; Klaus Henkel: „Das Protami von Hensoldt – Eine Nutzer-Evaluation“, Mikrokosmos 89 (5), 2000]

(Mit freundlicher Unterstützung von Martin Mach und Volker Vyskocil)

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.