Kardioid-Kondensor

Carl Zeiss in Jena

Kardioid-Kondensor

schwarz lackiertes, geschwärztes bzw. zaponiertes Messing, um 1910.

Auf dem Kondensor graviert:

Carl Zeiss Jena 3294

Der Kondensor wird in einer mit Samt ausgeschlagenen und mit der Beschriftung Kardioid-Kondensor und dem Zeiss-Logo versehenen Schatulle untergebracht.

Im Innern der Schatulle

ist die Objektträgerdicke für diesen Kondensor mit 1,03 mm angegeben. Diese Dicke bezieht sich dabei auf eine sehr entfernte oder wenig ausgedehnte Lichtquelle (z.B. die Sonne). Wird mit einer Nernst- oder Bogenlichtlampe mit Linse beleuchtet, sind Abweichungen bis +0,3mm möglich, bei Verwendung von Gaslicht und Glaskugel können sogar noch größere Abweichungen der Objektträgerdicke nach oben und unten akzeptiert werden.

Zur Dunkelfeldbeleuchtung für alle Trockensysteme durch Totalreflexion am Deckglas ist der Objektträger dabei auf den Mikroskoptisch zu legen und blasenfrei mit Wasser oder Cedernöl mit dem Kondensor zu verbinden. Die Objekte selbst müssen in Öl oder Wasser liegen.

Zeiss empfahl zur Verwedung mit dem Kardioid- und dem Paraboloid-Kondensor

entweder den Achromat D oder bevorzugt die Apochromate 4 mm bzw. 3 mm, auch da die beiden letzteren neben sehr guter Optik mit Korrektionsfassung ausgestattet sind.

Die Dunkelfeldmethode wurde besonders für die Untersuchung kleinster lebender Bakterien empfohlen.

Der Kardioidkondensor ist als nahezu aplanatischer Dunkelfeldkondensor ausgeführt. Heinrich Siedentopf hatte erkannt, dass sich mit Hilfe einer Kardioidfläche kleine Flächenelemente genau abbilden lassen, da durch die besondere Ausführung der Flächen die Brennweiten für alle Einfallshöhen die gleichen sind. Allerdings verliert ein streng aplanatischer Konensor schon bei sehr kleinen Abweichungen in der Fokussierung erheblich an Abbildungsqualität.

So es nicht auf äußerste Lichtausnutzung ankomme, wurde von Zeiss der leichteren Handhabung wegen ein Paraboloid-Kondensor empfohlen: Die parallel einfallenden Strahlen werden hier ebenso in einem Punkt vereinigt, die Brennweite variiert jedoch von Zone zu Zone.

Durch Rechnungen hatte die Firma Zeiss eine bestimmte Kombination von Kugelflächen und Radienverhältnissen ermitteln können,

die in dem interessierenden Aperturbereich die Aberration teilweise vollständig behebt, maximal aber kleiner als 0,0002 der Brennweite bleibt.

So wurde statt einer nur unter hohem Kostenaufwand zu generierenden Kardioidfläche eine Kugelfläche im Kardioidkondensor verwendet. Zeiss schrieb dazu 1911:

Der Name „Kardioidkondensor“ besagt also nicht, daß die Reflexion an einer Kardioidfläche erfolgt, sondern deutet an, daß der Kondensor seines günstigen Radienverhältnisses wegen in bezug auf den speziellen Anwendungsbereich dem aplanatischen Kondensor praktisch gleichwertig ist, und stellt einen markanten Namen für unser Fabrikat dar.

Der Kardioidkondensor wird wie die Hellfeldkondensoren mittels Schieberohr in die Kondensorschiebehülse am Beleuchtungsapparat eingeschoben und mit dem Kondensortrieb soweit nötig nach oben gekurbelt.

Im Behälter kostete der Kardioidkondensor laut Mikro 306 von Carl Zeiss Jena (1911) 40,- Mark.

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.