Kursmikroskop

Winkel-Zeiss Göttingen

Kursmikoskop Winkel-Zeiss; Stativ GBC;

zaponiertes, vernickeltes und schwarz lackiertes Messing, lackierter Stahl, um 1925 im Kasten.

Dieses einfache Kursmikroskop verfügt an optischer Ausstattung über die Objektive Winkel-Zeiss Göttingen 2 und Winkel-Zeiss Göttingen 6 in zugehörigen schwarz lackierten Messingdosen, das Okular Winkel-Zeiss Göttingen 2 sowie drei Lochblendeneinsätzen für die Schiebehülse.

Das Stativ ist um 90° neigbar, der Plan- und Konkavspiegel dreh- und schwenkbar.

Auf dem Tubus befindet sich die Signatur:

Winkel-Zeiss
Göttingen

Nr. 29728

Dieses Kursmikroskop II GBC

wurde mit nicht ausziehbarem Tubus, festem rechteckigen Tisch mit Kondensorschiebhülse, Zylinderblende und den achromatischen Objektiven Winkel-Zeiss 2 n.A. 0.28 sowie Winkel-Zeiss 6 n.A. 0.85 mit den Huygens-Okularen Winkel-Zeiss 2 und Winkel-Zeiss 4 im Jahre 1927 für 166,- Reichsmark angeboten. Der zweifache Revolver kostete dabei 18,- Reichsmark Aufpreis.

Die Firma Carl Zeiss tritt 1911 als Hauptgesellschafter beim traditionsreichen Unternehmen Rudolf Winkel Göttingen ein und wandelt dieses in eine GmbH um. Mit 130 Arbeitern und Angestellten wird dabei der 8-Stunden-Tag eingeführt.

Bis 1935 wächst der Personalstand von „Winkel-Zeiss Göttingen“ schließlich auf 360 an.

Nach dem Zusammenbruch im Mai 1945

wird in Göttingen die Jenaer Mikroskop-Produktion als „Zeiss-Winkel“ mit 120 Arbeitern und Angestellten fortgesetzt.

Im Jahre 1957 schließlich geht das nun 100-jährige Unternehmen R.Winkel GmbH im Stiftungsbetrieb Carl Zeiss auf.

Über Rudolf Winkel

winkel_gemaeldeRudolf Winkel

Der am 4. September 1827 als Sohn eines Lehrers in Göttingen geborene Rudolf Winkel wird durch den frühen Tod seines Vaters gezwungen den Besuch des Gymnasiums frühzeitig abzubrechen.

Winkel lernt bei der Hamburger Firma Lipperts Maschinenbauer und erweitert seine handwerklichen Fähigkeiten bei der Eggerstorffschen Maschinenfabrik Hannover. Auf eine Beschäftigung beim Bau feinmechanischer Instrumente im Betrieb von F.W. Breithaupt & Söhne Kassel folgen für Rudolf Winkel mehrjährige Aufenthalte in verschiedenen Werkstätten Thüringens, Böhmens und Österreichs.

Schließlich kehrt Winkel um 1855 nach Göttingen zurück und baut in der Werkstatt von Moritz Meyerstein feinmechanische Instrumente für die Göttinger Universität, er heiratet noch im selben Jahr. 1857 mietet Winkel in der Goethe-Allee Göttingen Räume an, um dort feinmechanische Arbeiten für Breithaupt und die Universität auszuführen.

Der erste Lehrling Winkels wird 1858 F.G. Voigt, der spätere Inhaber von Voigt & Hochgesang.

Als Folge des Krieges 1866 gerät das noch junge Unternehmen in Schwierigkeiten, da die Verbindung nach Kassel abreißt und damit ein wichtiger Kunde verloren geht. Doch eine Trichinose-Epidemie in Süd-Hannover läßt die Nachfrage nach einfachen Mikroskopen durch Rudolf Virchows Publikation 1864 zur mikroskopischen Fleischbeschau sprunghaft steigen und so verläßt im Jahre 1866 das erste Trichinenmikroskop die Winkel’sche Werkstatt.

1870 kommen aus Göttingen die ersten größeren Mikroskope, sie werden von Prof. Listing begutachtet – er vergleicht sie mit den damals sehr renomierten englischen Instrumenten und bescheinigt Winkel eine bessere Qualität seiner Instrumente als jene der Britischen Inseln. Bemerkenswert scheint dies insbesondere vor dem Hintergrund Winkels, der als Autodidakt sogar die von ihm verwendeten Maschinen zur Fertigung der Mikroskope selbst konstruiert und sämtliche Optiken zu dieser Zeit noch „pröbelnd“ optimiert.

Die Winkel’sche Werkstatt zieht 1874 in eigene Räumen: Düstere Eichenweg 9, Ecke Baurat Gerber-Straße in Göttingen – 1872 war der älteste der drei Söhne Winkels als Lehrling in den Berieb eingetreten.

Es wird Rudolf Winkel nachgesagt, er habe jedes Instrument seiner Werkstätte selbst überprüft und ein Mikroskop der geringfügigsten Unebenheit wegen mit dem Hammer zerschlagen, ohne die Möglichkeit zur Behebung des Fehlers nur in Betracht zu ziehen.

Über das Exponat

Dieses Instrument kam von seinem Einsatzort Bulgarien zurück nach Deutschland.

Als Geschenk von Prof.Dr.-Ing.Dr.h.c. Günter Ernst, Lehrstuhl Technische Thermodynamik an der Universität Karlsruhe (TH) an Timo Mappes am 20.11.2001

Dem Tubus nach handelt es sich um ein Stativ G, mit freundlicher Unterstützung von Dr. Wolfgang Wimmer, Archiv Carl Zeiss Jena, 21.12.2001

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.