Zeiss Labormikroskop Stativ VIIa

Carl Zeiss Jena

Zeiss Mikroskop Stativ VIIa von 1881.

Mikroskop mit fester Tubuslänge aus zaponiertem und geschwärztem Messing, gebläutem Stahl.

Das Instrument wird durch freie Verschiebung mit der Hand grob eingestellt, die Feineinstellung erfolgt über ein Rändelrad an der Säule. Der Plan- und Konkavspiegel ist dreh- und schwenkbar gelagert und kann bei Bedarf mit seiner Drehachse bis über die Tischplatte bewegt werden.

In einem Schlitten mit Schwalbenschwanzführung

wird die Zylinderlochblende mit drei auswechselbaren Apertureinsätzen gehalten. Die originalen Objeltklemmen sind gänzlich zaponiert.

Das Mikroskop ist ausgerüstet mit den Objektiven Nr. A C. Zeiss Nr. 1707 und Nr. D C.Zeiss Nr. 1896 für Deckglasdicke 0,16 mm sowie mit den Zeissokularen Nr. 2, Nr. 3, Nr. 4 und Nr. 5.

Im Edelholzkasten liegend wird dieses Laborstativ aufbewahrt.

Auf der rechten Seite des Hufeisens ist das Instrument mit Schlagbuchstaben signiert:

5139. C. Zeiss. Jena.

Dieses Stativ erscheint in der hier gezeigten Form erstmals im Katalog von 1878, dort noch als Stativ Nr. III.

Das hier gezeigte Instrument wird als Stativ VIIa im August 1881 mit den Objektiven A und D und den Okularen 2, 3, 4 und 5 an die Firma Th. Marius nach Utrecht ausgeliefert.

Im Zeiss-Katalog No. 25. Illustrirrter [sic!] Katalog über Mikroskope und Nebenapparate aus der optischen Werkstätte von Carl Zeiss in Jena. erscheint dieses Stativ im Januar 1881 wie folgt:

No. 28 Stativ VII (früher II). Mittlere Grösse; Höhe des Oculars über der Standfläche 28 Cm. Schwerer viereckiger Fuss, fester Tisch ohne Drehungen. Etwas massiv gebaut, namentlich für Gebrauch in Laboratorien oder Lehranstalten geeignet; übrigens aber, wegen der Feinheit der Mikrometerbewegung, noch mit den stärksten Linsen verwendbar.

a) Mit Cylinderblendung in Schlitten…Mk. 65
b) Mit drehbarer gewölbter Blendungsscheibe…Mk. 60

Bis zum Auslieferungsdatum des gezeigten Mikroskops wird offenbar an diesem Stativ der Hufeisenfuß eingeführt.

Aus dem selben Katalog ergibt sich die Vergrößerungstabelle zu:

SignaturÖffnungswinkel für LuftAequivalentbrennweitePreis in MarkVergrösserungen bei 155 Mm. Tubuslänge, mit Ocular:
2345
A24°16mm24.-5575105140
D75°4,2mm42.-235320440600

Der Preis für ein Huygens’sches Okular beläuft sich auf 7 Mark pro Stück. Damit kostet dieses Mikroskop 1881 insgesamt 159 Mark. Genannt sei hier noch der im Katalog von 1881 auf Seite 2 genannte Umrechenkurs um Preise der Zeit international vergleichen zu können:

1 Rmk. = 1 sh. = 1,25 Francs = 0,24 Doll. Gold.

Im Zeiss-Katalog von 1885 wird dieses Stativ, nun mit Auszugstubus und mit einem Hufeisen, angeboten als:

Stativ VIIa. Hufeisenstativ von mittlerer Grösse, Okularhöhe 28 Cm., Tischfläche 67 X 72 Mm. Fester Tisch, ohne Drehung; Zylinderblendungen auf Schlitten; grobe Einstellung durch Verschieben des Tubus; Tubusauszug. Etwas massiv gebaut, namentlich für Laboratorien geeignet; übrigens wegen der Feinheit und Dauerhaftigkeit der Mikrometerbewegung noch mit den stärksten Linsen verwendbar; an Stelle der Zylinderblendung kann das unter No. 28 beschriebene Beleuchtungssystem in den Schlitten eingesetzt werden… 60 M

Stativ VIIb. Dem vorherigen ganz gleich, nur mit gewölbter Blendungsscheibe an Stelle der Zylinderblendungen… 55 M

Gerrit Foppe Hellema (1860-1945)

studiert als Sohn des Marinearztes Doeke Hellema (1828-1907) an der Universität von Leiden/Holland Humanmedizin und erwirbt gegen Ende seines Studiums 1881 dieses Mikroskop. Als praktischer Arzt lässt sich Geriit Foppe Hellema in Voorschoten bei Leiden/Holland nieder, muss aus gesundheitlichen Gründen seine Praxis aber schon 1912 aufgeben.

Dieser Mediziner gibt das Mikroskop weiter an seinen Sohn Duco Hendrik Hellema (1892-1990).

Über Carl Zeiss

zeiss_1846_esche_1966Carl Zeiss (1816-1888) wird als Kind fünftes Kind des Hofdrechselermeisters Johann Gottfried Zeiß in Weimar geboren. Nach seinem Schulbesuch in Weimar absolviert Carl Zeiss 1834-1838 eine Mechanikerlehre beim Universitätsmechaniker Dr. Friedrich Körner in Jena. Nach Abschluß der Lehre besucht Zeiss 1835-1838 Vorlesungen der Universität Jena in Mathematik, Experimentaphysik, Antropologie, Mineralogie und Optik. Es schließen sich 1838-1845 Wanderjahre mit Stationen in Stuttgart, Wien, Berlin und Darmstadt an. Im Jahre 1845 kommt Carl Zeiss wieder nach Jena und absolviert ein Praktikum am physiologischen Institut bei Prof. M. J. Schleiden.

Carl Zeiss wird die Konzession zur Fertigung und zum Verkauf von mechanischen und optischen Instrumenten in Jena am 19.11.1846 durch die Großherzogliche Landesregierung in Weimar erteilt. Die erste Werkstätte befindet sich in der Neugasse 7 in Jena. Im Juli 1847 zieht die Werkstatt in die Wagnergasse 32 und im August diesen Jahres wird als erster Lehrling August Löber eingestellt. Im September 1847 wird die Produktion einfacher Lupenmikroskope, entsprechend dem hier gezeigten Instrument, aufgenommen. Erst 1857 werden die ersten zusammengesetzten Mikroskope in der Zeiss’schen Werkstatt gefertigt. 1866 wird das 1000. Mikroskop hergestellt; kurz darauf beginnt im selben Jahr die Zusammenarbeit mit Ernst Abbe. 1872 schließlich werden die Optiken der Mikroskope nach Abbes Berechnungen konstruiert.

Zum Exponat

Jener führt von 1923 bis 1947 auf der niederländischen Watteninsel Texel und von 1947 bis 1965 in Haarlem eine Praxis. Dessen Tochter Christina W. de Vries-Hellema verkauft im März 2005 das Mikroskop an diese Sammlung.

Referenzen und Vergleiche

Vergleiche:

Museu Instituto de Botânica Faculda de Ciências da Uníversídade do Porto, Portugal: „Microscópio – Zeiss – (ca.1891)“, Inventurnummer 3; Deutsches Museum München: „Mikroskop / signiert C. Zeiss Jena Nr. 4262 / Jena 1879“; Museum of the History of Science Oxford: „Compound Microscope, by Carl Zeiss, Jena, 1882“, signed: „6004 Carl Zeiss, Jena“, Inventory No. 50340; Historic Microscopes at the Laupus Health Sciences Library, East Carolina University, Greenville, NC: „Microscope Stativ VII, Carl Zeiss Jena No. 8168“, Inventory No. G1; Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum Wien: „Zusammengesetztes Mikroskop um 1882 / Signatur: Carl Zeiss, Jena, 6022“, mit gewölbter Lochblendenscheibe statt Zylinderblendung, Museal-Nr. 25.044; Deutsche Nationalbibliothek – Deutsches Buch – und Schriftmuseum / Kultur- und Papierhistorische Sammlung, Leipzig: „Mikroskop Carl Zeiss Jena Nr. 9976“, mit gewölbter Lochblendenscheibe, Inventarnummer S 2008/041 (als Doublette aus dieser Sammlung im November 2008 abgegeben)

(Datierung mit freundlicher Unterstützung von Dr. Wolfgang Wimmer, Archiv Carl Zeiss Jena, 04.03.2005)

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.