Mikroskop von G. Merz und Söhne in München

G. Merz und Söhne

Kleines Merz Mikroskop vor 1858.

Das Instrument ist gefertigt aus zaponiertem, sowie schwarz und braun gebeiztem Messing, gebläutem und schwarz lackiertem Stahl. Zur Beleuchtung dient ein dreh- und schwenkbarer Konkavspiegel. Unter dem Tisch ist eine abfahrbare und ausschaltbare Blendscheibe mit einer einzigen Aperturöffnung angebracht.

Die Grobeinstellung erfolgt über eine Schiebehülse. Zur Feineinstellung dient ein Prismentrieb, der über eine Rändelschraube unter der Säule angebracht ist.

Die Unterseite der runden Messingplatte, welche die Basis des Instruments darstellt, ist mit Leder überzogen, welches zur gegenseitigen Schonung von Instrument und Tischoberfläche dient.

Von der ursprünglichen Ausstattung des Mikroskops ist nur noch ein Objektiv 1/12″ sowie ein Okular 1 erhalten. Die beiden schwächer vergrößernden Okulare tragen jeweils eine weitere Gravur.

Auf dem Tubus befindet sich die dekorative Signatur:

G. Merz und Söhne
in München

Das hier diskutierte Mikroskop zeigt sehr deutliche Spuren des Gebrauchs. Das Gerät taucht um 1980 beim Räumen des Kellers des Anatomischen Instituts der Universität Zürich auf. Im Juli 2008 kann das Instrument aus Egg bei Zürich für diese Sammlung erworben werden. Damit wurden zwei der in dieser Sammlung gezeigten und in der Zeit um 1850-1860 gefertigten kleinen Mikroskope aus der Werkstätte von Merz ursprünglich in der Gegend von Zürich eingesetzt.

Der am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geborene Georg Merz

besucht zunächst die Schule im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet, tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Joseph von Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer.

Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete „G. Merz & Söhne in München“.

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Hermann Schacht beschreibt 1855 in Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie (Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1855: 6), dass Merz & Söhne zusammen mit den meisten deutschen Optikern das Hufeisenstativ nach Oberhäuser angenommen haben.

Ludwig Merz stirbt 1858 mit 41 Jahren an Bleivergiftung, die er sich bei der Flintglasherstellung in Benediktbeuren zuzieht. Danach firmiert das Institut mit: „G. & S. Merz in München“.

Nun ist Sigmund alleiniger Inhaber des Institutes. Im Jahr 1871 hat das Unternehmen 63 Beschäftigte und signiert „G. & S. Merz (vormals Utzschneider & Fraunhofer) in München“. 1883 übergibt Sigmund Merz die Münchner Werkstätte an seinen langjährigen Gehilfen und Vetter Jakob Merz (1833 – 1906), dieser verkauft die traditionsreiche Firma am 5. Oktober 1903 an Paul Zschokke (1853 – 1932).

Da es unter Fraunhofers Federführung in Bediktbeuren und München gelungen ist, achromatische Linsenkombinationen zu erstellen, erlangt das Unternehmen rasch Weltrang. Das Wissen bleibt in der Firma und unter Merz führt sie noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Bau großer Refraktoren für die Sternwarten Europas. Mikroskope sind, wie schon unter Fraunhofers Leitung, von eher untergeordneter Bedeutung und daher recht selten. Das optische Glas wird stets nur für den Bedarf der Werkstätte in der eigenen Glashütte geschmolzen und nicht als Rohstoff an andere Firmen verkauft.

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Über Georg Merz

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Über Georg Merz

Der am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geborene Georg Merz besucht zunächst die Schule im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet, tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Joseph von Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer.

Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete „G. Merz & Söhne in München“.

Zum Exponat

Das hier diskutierte Mikroskop zeigt sehr deutliche Spuren des Gebrauchs. Das Gerät taucht um 1980 beim Räumen des Kellers des Anatomischen Instituts der Universität Zürich auf. Im Juli 2008 kann das Instrument aus Egg bei Zürich für diese Sammlung erworben werden. Damit wurden zwei der in dieser Sammlung gezeigten und in der Zeit um 1850-1860 gefertigten kleinen Mikroskope aus der Werkstätte von Merz ursprünglich in der Gegend von Zürich eingesetzt.

Referenzen und Vergleiche

Vergleiche zwei etwas frühere Geräte:

Pharmazie-Historisches Museum der Universität Basel: Mikroskop signiert: ‚G. Merz und Söhne / in München‘ und The Microscope Collection at the Science Museum London: „Compound microscope by Merz“, signiert ‚G. Merz und Söhne / in München‘, Inventory No. 1921-251 sowie Referenz 1, 2, 9, 12, 13, 14, 15, 17, 25, 56, 64, 73, 88

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.