Paul Wächter in Berlin
zaponiertes, geschwärztes bzw. vernickeltes Messing, Gußeisenstativ mit starken Gebrauchsspuren. Mit aufgeschraubter Okularlinse und Dreisatzobjektiv. Lochblende mit einlegbarem Blaufilter.
Auf dem schön zaponierten Tubus dekorativ signiert: Paul Waechter, Berlin
Nach Katalog No.14 von 1889 von Paul Waechter war dieses Mikroskop No.X. geeignet für Trichinenschauer, technische Zwecke und Schulen. Das Instrument wird gelistet unter „Mikroskope für mässige Vergrößerungen“ und als „Kleines Mikroskop“ bezeichnet. Es wurde ausgerüstet mit einem „Ocular 3, Objectiv 4 (1+2) mit kleiner Apertur. Vergrösserung 30 und 100“ und war im Erlenholzkasten mit Hakenverschluß untergebracht, derart kostete das Mikroskop 24,- Mark.
Die Firma Paul Waechter wurde 1872 in Berlin gegründet und hatte ihre Werkstätte bis 1889 in der Köpnicker Straße No.115, übersiedelte aber dann in die Albe-Str.21 resp. Nied-Str.19 in Friedenau bei Berlin. Viele Mikroskope zur Fleischbeschau stammen aus dieser Werkstatt. Im Katalogen zu Mikroskopen für Trichinenschau wirbt Paul Waechter 1886 mit dem Zusatz „Schüler von Dr. Carl Zeiss“.
Vergleiche Kataloge der Firma und Referenz 116 sowie Pathologisch-anatomisches Bundesmuseum Wien: „Zusammengesetztes Mikroskop um 1880 / Signatur: Paul Waechter, Berlin (im Kasten)“, Seriennummer 8609, Museal-Nr. 26.781; Mikroskopsammlung des Polytechnischen Museums Moskau: Mikroskop signiert „Pual Waechter Berlin“, Inventurnummer MIM 191
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Eduard Messter
Messing, zaponiert, geschwärzt und lackiert, lackiertes Gußeisen, Tischplattenauflage aus Hartgummi. Komplett im Kasten um 1905. Mikroskop mit Auszugstubus, grobe Einstellung durch freies Verschieben mit der Hand, Feinfokus durch Rändelrad an der Säule. Das mit einem Gelenk zum Umlegen ausgestattete Instrument ist mit einem dreh-und schwenkbaren Plan- und Konkavspiegel versehen. An optischer Ausstattung verfügt es über ein Objektiv Nr. 3A und ein Okular Nr. 3.
Dieses Stativ wurde vom Hersteller in der hier gezeigten Ausführung ohne jedes Zubehör im Jahre 1907 als solides Instrument mit Vergrößerungen von 30-40 und 100-fach linear für 36,- Mark angeboten.
Auf dem Tubus prangt ein Metallschildchen des Herstellers:
Ed. Messter
BERLIN, N.W.
Der Holzkasten trägt dieselbe Plakette der Firma.
Noch in Preisliste Nr. 40, Mikroskope und Nebenteile (um 1914) von Ed.Messter wird dieses Mikrokop geführt:
Stativ 12
Nr.12R.
Das Instrument ist besonders für die Trichinenschau auf den Schlachthöfen geeignet.
Der große, schwere Hufeisenfuß verleiht ihm einen sicheren Stand. Das Stativ hat Gelemk zum Umlegen, der Tisch ist besonders groß und gestattet ein bequemes Arbeiten mit dem Kompressorium. Tubus mit Auszug, große Einstellung durch Tubusverschiebung, feine durch Mikrometerschraube mit Prisma. Blendscheibe mit 4 Öffnungen unter dem Tisch, Hohl= und Planspiegel. In poliertem Elsenholzkasten mit Griff und Schloß.
Trockensysteme 3, 6
Huygensche Okulare II, IV
Vergrößerungen von 36 bis 380 linear
M 65.-
Nr.12T.
Dasselbe Stativ
1 Trockensystem
Huygensches Okular III
Vergrößerung 47, 95, 140 linear
M 47.-
Nr.12Y.
Dasselbe Stativ
Trockensystem 3
Huygensches Okular III
Vergrößerung 47, 95 linear*
M 42.-
Stativ allein, ohne optische Teile, im Kasten
M 30.-
Bei diesem Mikroskop handelt es sich mithin um Stativ Nr.12Y für die Trichinenschau.
Die Firma Eduard Messter wurde 1859 in Berlin gegründet und stellte in der Friedrich-Straße Nr. 94 und 95 vorwiegend Mikroskope her, später lautete die Adresse des Unternehmens Schiffbauerdamm Nr. 18 – Berlin NW.6 – bekannte Schreibweisen: Meester und Messter
Werbung der Firma in verschiedenen Auflagen von Johne’s „Der Trichinenschauer“; jüngere Instrumente von Messter sind in der Billings-Collection, Washington zu finden
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von F. W. Schiek
Flachfußstativ von 1853 im Kasten, zaponiertes und geschwärztes Messing, gebläuter Stahl. Das Mikroskop verfügt über einen Auszugstubus mit kleiner seitlicher Bohrung, damit beim Einsetzen des Okulars die Luft im Innern des Tubus entweichen kann. Die grobe Einstellung wird über eine Schiebehülse und ermöglicht, die Feineinstellung erfolgt durch Kippen des Tisches, wofür eine die Säule durchstoßende Rändelschraube gegen eine Feder arbeitet.
befindet sich auf dem Steg zwischen Säule und Tubus. Hier liest man mehrzeilig in dekorativer Schrift:
Schiek
in
Berlin
No 665
Nr. 0, Nr. 1 und Nr. 2 ist dem Instrument ein vierteiliges Satzobjektiv mit den Schlagzahlen 1, 2, 3, und 4 auf den Linsenfassungen beigegeben. Die hohe Qualität der Linsenfassungen ist schon allein an dem deutlich überkragenden objektseitigen Rand zu erkennen – selbst bei unachtsamer Benutzung konnte so eine Beschädigung der Optik vermieden werden.
Die originale Vergrößerungstabelle des Instruments ist erhalten.
Hugo von Mohl beschreibt in Mikrographie (L.F. Fues, Tübingen 1846) zu derartigen Objektiven: Plössl und Schiek geben ihren Mikroskopen nur wenige (6-7) Objective bei, welche in der Reihenfolge, wie sie in der Stärke aufeinander folgen und mit den Zahlen 1, 2, 3 … bezeichnet sind, in den folgenden Combinationen gebraucht werden können, 1, 1+2, 1+2+3, 2+3+4, 3+4+5, 4+5+6. Es folgt also hieraus, dass man beim Wechseln der Objective und der Wahl der nächst stärkeren Combination meistens die hinterste Linse abschrauben und vorn eine neue aufschrauben muss. Da dieses immer mit einem gewissen Zeitaufwande verbunden ist, so ist die Einrichtung, welche Amici, Oberhäuser u.A. ihren Objectivsystemen geben, nämlich die Zusammensetzung eines jeden desselben aus mehreren zusammengehörenden Linsen, von denen keine bei einem anderen Systeme verwendet wird, die bequemere, indem hiebei [sic!] die verschiedenen Systeme eben so schnell, wie einfache Objective gewechselt werden können.
Die Apertur wird über eine Zylinderblende reguliert, welche noch über einen der ursprünglich zwei Einsätze verfügt und mit der Zahlenfolge 123 anzeigt, für welche Objektivlinsenkombination sie gedacht ist.
Der Plan- und Konkavspiegel ist dreh- und schwenkbar gelagert.
Liegend wird das Mikroskop im Mahagoni-Kasten untergebracht.
lautet (Adolph Hannover: Das Mikroskop, seine Construction und sein Gebrauch; Leopold Voss; Leipzig 1854: 41):
Eine eigenthümliche Bewegungsart des Tisches hat Schiek bei einigen seiner neuern Instrumente angewendet. Der Tisch geht an der Säule, die ihn trägt, in einem Charniergelenk, in welchem er mittelst einer Schraube in senkrechter Ebene drehbar ist. Freilich erhält dabei das Sehfeld geneigt Lagen; bei der Kleinheit desselben wird diese Neigung indessen, so falsch sie in der Theorie ist, in der Praxis kaum zu einem Fehler.
Ähnlich urteilt Herrmann Schacht als Privatdozent an der Universität Berlin (Herrmann Schacht: Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie. Zweite, verbesserte und stark vermehrte Auflage; G. W. F. Müller; Berlin 1855: 7):
Sämtliche neueren Mikroskope von Schiek, desgleichen die kleineren Instrumente von Bénèche und von Wappenhans sind mit einer, allerdings der Theorie nach fehlerhaften feineren Einstellung versehen, die sich dessen ungeachtet in der Praxis sehr bewährt. Der hinreichend große Objecttisch ist nämlich, nach dem Princip von Norbert durch zwei feine Spitzen, gewissermaßen wie eine Klappe, an der Säule des Stativs aufgehängt. (Taf. 2, Fig. 1.) In dem die Stellung des Tisches zur Säule des Stativs sich vermittelst einer Schraube etwa von 88° bis 92° verändern läßt, wird der Gegenstand dem Objectiv genähert oder entfernt. Das Bild schlottert nicht, der Tisch ist hinreichend fest und der früheren Einrichtung der Mikroskope bei weitem vorzuziehen.
Friedrich Wilhelm Schiek wird 1790 als Sohn eines Chirurgen in Herbsleben, Thüringen geboren. Sein Vater wechselt den Beruf und zieht mit der Familie nach Frauensee.
Im nahegelegenen Schloß Philippsthal des Prinzen Ernst Constantin zu Hessen-Philippsthal entsteht kurz vor 1800 eine mechanische Werkstatt. Als Nachfolger des Hofmechanicus Heinrich Carl Wilhelm Breithaupt wird 1800 Ludwig Wisskemann als erster Hofopticus und Mechanicus ernannt; bei ihm geht der junge Schiek von 1808 bis 1811 in die Lehre. In Schieks Lehrbrief wird sein Fleiß und gute Benehmen besonders hervorgehoben.
Mit solch guten Referenzen wird Schiek als Mitarbeiter bei Pistor in Berlin aufgenommen. Carl Philipp Heinrich Pistor (1778-1847 ) hat bereits 1810 einfache physikalische Geräte angeboten und spätestens 1813 eine eigene Werkstätte gegründet, in der neben astronomischen und geodätischen Instrumente auch Mikroskope gefertigt werden. Letztere sind nach dem Vorbild der englischen Geräte gebaut, z.B. nach Jones, Ellis, Adams etc.
Das älteste bekannte Stück mit der Signatur „Pistor & Schiek“ ist der Preußische Ur-Maßstab von 1816. Als Gründungsjahr der Firma Schiek wird schließlich 1819 angegeben, vier Jahre vor Plössl (mit dessen Stil die Mikroskope Schieks häufig verglichen werden). Das optisch-mechanische Institut bezeichnet sich später selbst in Anzeigen als älteste Mikroskopfabrik Deutschlands.
Möglicherweise ist Schiek bis zum Jahr 1824 als Zulieferer für Pistor tätig. Danach wird er Teilhaber, die Firma nennt sich Pistor & Schiek. Aus dem Jahre 1829 liegt in den Astronomische Nachrichten Bd. 7 eine ausführliche Preisliste vor.
Sehr wahrscheinlich ist Schiek neben dem kreativen Theoretiker Pistor der mechanische Künstler in der Werkstatt. Man spricht in der Literatur der Zeit lobend von den Schiek’schen Mikroskopen, was den Schluß nahelegt, dass Schiek sich schon früh allein um die Mikroskopherstellung bei „Pistor & Schiek“ kümmert. Gegen Ende des Jahres 1836 trennt sich Schieck schließlich von Pistor.
In Dorotheenstraße 31g baut Schiek ab 1837 in eigener Werkstatt Mikroskope. Schon bald siedelt Schiek in die Marienstraße 1a in größere Räume um. Bei der Berliner Gewerbeausstellun von 1844 wird Schiek eine goldene Medaille für den Bau seiner Mikroskope verliehen. Man stellt die Leistung der Instrumente aus Schieks Werkstatt mit jenen von Georges Oberhaeuser Paris und Simon Plössl Wien gleich. Besonders erwähnt wird bei allen drei, dass keine überzogenen Preise für die Mikroskope verlangt werden würden. Die mittleren Stative aller drei Firmen belaufen sich dabei um 1850 auf gut 100 Thaler – das entspricht dem halben Jahrslohn eines gut bezahlten Mechanikers.
Bis Mitte der 1850er verwenden Schiek und Plössl starke Okulare und schwache Objektive – im Gegensatz zu Oberhaeuser und Amici welche die Vorteile höherer Auflösung bei umgekehrtem Verhältnis bereits erkannt haben. Zudem werden Mikroskope von Oberhaeuser und Hartnack seit Beginn mit festen System ausgeliefert, während Schiek noch bis 1860 zusammensetzbare Objektive baut.
Der „Rothe Adler Orden 4. Klasse“ wird Schiek 1858 vom preußischen König für seine Verdienste im Mikroskopbau verliehen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben 954 Mikroskope die Werkstatt verlassen. Von 1837 bis 1864 werden insgesamt 1340 Instrumente ausgeliefert.
Die Werkstatt zieht 1864 in die Halleschestraße 15 und zwischen 1868 und 1870 weiter ins Nachbarhaus Nr. 14, Rudolf Virchow (Darstellung der Lehre von den Trichinen, mit Rücksicht auf die dadurch gebotenen Vorsichtsmaßregeln. Verlag von Georg Reimer; Berlin 1864: 49) empfiehlt in jenem Jahr die einfachen Mikroskope von Schiek für die Trichinenschau und gibt in seinem Werk noch die alte Anschrift des berühmten Optikers Schiek in Berlin an. In den Jahren 1860 bis 1864 bildet Schiek seinen Sohn Friedrich Wilhelm Hermann Schieck [sic!] aus, der die Werkstatt schließlich 1865 übernimmt. F.W. Schieck spezialisiert sich auf die Weiterentwicklung handlicher und zugleich leistungsstarker Trichinen- und Reisemikroskope. Sein Vater stirbt 1870.
AFIP 49121 – 60-4713-111, Billings Collection Washington , S. 59, Abb. 109 für das Nachfolgemodell signiert „Schiek in Berlin 1143“- dort 7 Jahre zu jung datiert; The Microscope Collection at the Science Museum London: „Compound Microscope by Schiek“, signiert „Schieck / No. 1506“, Inventory No. A56424; Instituto e Museo di Storia della Scienza, Firenze (Florenz): „compound microscope“ Schiek in Berlin No 684, c. 1850 (ohne Optiken & Zubehör)
25, 128; viele der Daten zu F.W. Schiek mit freundlicher Unterstützung von Hans Weil, Berlin
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wohl Wasserlein
zaponiertes und geschwärztes Messing, gebläuter Stahl, Federstahl, um 1875. Hufeisen-Knickstativ, Auszugstubus mit Grobeinstellung über eine Schiebeführung, Feinfokus mittels Rändelschraube an der Säule, Plan- und Konkavspiegel. Das Oberteil des Mikroskopes läßt sich um die optische Achse drehen. In der unter dem Tisch befindlichen Halterung mit seitlicher Schwalbenschwanzführung wird eine Schiebehülse geführt, auf welche wiederum eine Lochblende geschraubt ist – durch eine Feder und zwei Stellschrauben läßt sich diese Hülse zentrieren. Das Mikroskop ist mithin für Polarisation vorgesehen, aber nicht mit den zusätzlichen Apparaten ausgerüstet.
Ausgestattet ist das im Kasten liegend untergebrachte Instrument mit den Objektiven Nr.1, Nr.7, Nr.9 und Nr.10 sowie den Okularen Nr.1, Nr.2, Nr.3 und Nr.4. Für letztere sind ferner zwei Okularmikrometerplatten in Pappdöschen vorhanden.
Zur weiteren Ausrüstung des Mikroskopes gehören eine Objektmikrometerplatte von 22 x 48 mm2 mit der Signatur 1mm in 100 Carl Zeiss Jena in samtausgekleidetem Kästchen (keine photographische, sondern eine geritzte Platte!).
Darüber hinaus ist dem Mikroskop ein Deckglasdickenmesser aus gewölktem und zaponiertem Messing bzw. gebläutem Federstahl mit metrischer Skala, Rückstellfeder und Nonius in Pappschachtel beigefügt. Dieser „Deckglastaster“, wie er in der Literatur der Zeit genannt wird, ist in der vorliegenden Konstruktion eine Erfindung von Carl Zeiss Jena aus den 1870ern.
Mehrere unbenutzte Objektträger, ein Uhrglas und ein zaponiertes Messinglineal runden das Ensemble ab.
Vier dieser Nebenapparate erscheinen in der Zeiss’schen Preisliste von 1885:
Nebenapparate.
No.3. Objektivmikrometer. Ein Millim. in 100 Theile getheilt; auf einem Objektträger in Etui … 10 M.
No.3. Objektivmikrometer. Ein Millim. in 100 Theile getheilt; auf einem Objektträger in Etui … 10 M.
No.13. Deckglastaster einfacherer Konstruktion … 12 M.
No.14. Maassstab [sic!] auf Messing, 100 Mm., mit fazettirter Kante … 1.50 M.
Utensilien zum Präpariren.
No.72. Kompressorium nach Schacht … 18 M.
Am Design der Tubusaufnahme, des Hufeisenfusses und die Fassung der Okularlinsen deutet die Handschrift der Werkstätte von Bénèche & Wasserlein, Berlin an. Bisher konnte eine Herstellerzuordnung nicht eindeutig vorgenommen werden, sicher scheint aber, daß es sich bei dem Mikroskop um ein Produkt aus Berlin um 1875 handelt.
In „Das Mikroskop“ (J. Vogel; 3. Auflage; Berlin 1879) findet man eine Preisliste von Wasserlein, in der ein sehr ähnliches achromatisches Mikroskop wie folgt beschrieben ist:
Grosses Mikroskop mit Hufeisenfuss und Charnier zum Umlegen des Stativs; drehbarem Tisch; feiner Einstellung am Tubus; horizontal und vertical verstellbarem Doppelspiegel; Tischklemmen; Cylinderblendung mit Schlittenvorrichtung; und mit allseitiger Verstellbarkeit; Ocularmikrometer 0,1 Mm., 3 Okularen, System 2. 5. 7. 9. 10. Tubus mit Auszug zur Reduction der Vergrößerung auf die Hälfte. Mit ausgezogenem Tubus vierzehn Vergrösserungen von 30 bis 1400 linear. In verschliessbarem Mahagonikasten … 240 Reichsmark.
Die Ähnlichkeit dieser Beschreibung mit der optischen Ausstattung und die Konstruktion – insbesondere die Art des Gelenkes, dem überkragenden Rand der Tubusschiebehülse, etc. – des hier gezeigten Statives legt den Schluß nahe, daß es sich um ein Mikroskop aus Wasserleins Werkstätte handelt.
Andererseits sprechen verläßliche Quellen dieses Instrument eher der Firma J.Klönne & G.Müller, Berlin zu. Die Firma baute Mikroskope die in Feineinstellung und Beleuchtungseinrichtung den Instrumenten von Bénèche sehr ähneln. Gegründet wurde dieser Betrieb 1875 (1885 ansässig in der Prinzenstrasse 69) und erlangte erstmal Aufsehen während der Berliner Gewerbeausstellung 1879. Dort wurde ein Demonstrationsmikroskop gezeigt, welches ausgestattet war mit einem ungewöhnlich großen drehbaren Rundtisch, der es erlaubte 8 Präparate zentral um die Säule angeordnet aufzulegen. Umfangreiche Präparatesammlungen für Lehrzwecke, einfache Testpäparate und Mikroskope für Apotheker stellten ferner das Lieferprogramm der Firma dar.
So könnte es sich hier auch um das „Arbeitsmikroskop für Apotheker“ von J.Klönne & G.Müller, Berlin handeln. Jenes Instrument gleicht dem Stativ „B“ von Bénèche sogar bis auf das tief angebrachte Gelenk zum Umlegen. Einzig die Spiegelanbringung gestaltet sich anders als bei Bénèche und zwar eben wie an dem hier vorgestellten Instrument. Auffallend ist zudem die Herkunft des Mikroskops:
Dieses Instrument stammt aus dem Nachlaß eines Apothekers und war zu seiner Zeit im Landkreis Celle eingesetzt worden.
Bestimmung des Zubehörs mit freundlicher Unterstützung von Dr. Olaf Medenbach, Ruhr-Universität Bochum; Daten zu J.Klönne & G.Müller mit freundlicher Unterstützung von Dieter Wanderka, Berlin
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von L. Bénèche in Berlin
zaponiertes und geschwärztes Messing, gebläuter Stahl, um 1870. Dieses Hufeisenstativ verfügt über einen Auszugtubus mit Grobeinstellung durch eine Schiebehülse, der Feinfokus wird mit einer Rändelschraube an der Säule erzielt.
Das Instrument ist auf dem Schiebetubus sehr dekorativ mehrzeilig signiert:
L. Bénèche
Berlin.
No 2570.
Der Beleuchtungsapparat besteht aus einem Plan- und Konkavspiegel sowie einer Zylinderblende, welche in einen Träger mit Schwalbenschwanzführung aufgenommen wird.
Ausgestattet ist das im Kasten liegend untergebrachte Mikroskop mit den Objektiven 2, 4, 7 und 9 sowie den Okularen Nr.2 (beigefügt eine Mikrometerplatte in Pappdöschen für dieses Okular), Nr.3 und Nr.4.
Im „Preis-Verzeichniss von L. Bénèche in Berlin, Belle-Alliance-Strasse No.33.“ aus dem Jahre 1866 ist der Vorgänger dieses Mikroskop beschrieben als:
C. Hufeisenförmiger Fuss; horizontal verstellbarer Spiegel; Schieber zum verticalen Verstellen der Blendung; Mikrometerbewegung an der Tubussäule. – System 4. 7. 9. Ocular 2. 3. 5. Ocularmikrometer zum Einlegen … 50 Thlr.
Darüber hinaus ist diesem Mikroskop eine sehr dekorative Camera Lucida in zugehöriger lederbezogener Schatulle beigefügt.
Charles Louis Bénèche übernimmt 1850 die um 1820 von seinem Vater gegründete Werkstätte und nimmt Rudolf Wasserlein als Teilhaber auf. Im Stile Oberhäusers baut die Firma Bénèche & Wasserlein Mikroskope und erlangt schnell durch hervorragende Objektivsysteme einen guten Ruf. Der Berliner Botaniker Hermann Schacht (Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie und Physiologie; Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1851) lobt Instrumente dieser Hersteller sehr: Die Herren Bènéche [sic!] und Wasserlein in Berlin (Stechbahn Nr. 3) haben in neuester Zeit sich sehr hervorgethan; die Mikroskope, in verschiedenen Grössen und zu sehr verschiedenen Preisen, welche ich zu prüfen Gelegenheit hatte, waren vortrefflich und höchst preiswürdig.
1860 trennen sich Bénèche und Wasserlein und bauen fortan konkurrierend Instrumente.
(Einige der Daten zu Louis Bénèche mit freundlicher Unterstützung von Hans Weil, Berlin)
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Louis Bénèche in Berlin
zaponiertes und geschwärztes Messing, gebläuter Stahl, um 1868. Dieses Hufeisenstativ verfügt über einen doppelseitigen, dreifach gelagerten Spiegel. Die Beleuchtungsapertur wird über eine Zylinderblende zwei Einsätzen eingestellt, zum Wecheln kann diese nach der von Georg Oberhäuser eingeführten mechanischen Lösung über einen Schlitten seitlich herausgezogen werden.
Das Mikroskop ist mit einem Auszugtubus versehen, die grobe Einstellung erfolgt durch eine Schiebehülse, der Feinfokus wird mit einer Rändelschraube an der Säule bedient.
Das Instrument ist auf dem Tubusträger sehr dekorativ mehrzeilig signiert:
L. Bénèche
Berlin.
No 2266.
Ausgestattet ist das im Kasten liegend untergebrachte Mikroskop mit in einer kleinen Lederschatulle bewahrten Objektiven 5, 7 und 9 sowie den Okularen Nr.2, Nr.3 und Nr.4. Eine Okularmikrometer rundet das Zubehör ab.
Die beigegebene Tabelle weist lineare Vergrößerungen von 40 bis 650 aus.
Im Preis-Verzeichniss von L. Bénèche in Berlin, Belle-Alliance-Strasse N0. 33 aus dem Jahre 1866 ist dieses Mikroskop beschrieben als:
C. Hufeisenförmiger Fuss; horizontal verstellbarer Spiegel; Schieber zum verticalen Verstellen der Blendung; Mikrometerbewegung an der Tubussäule. – System 4. 7. 9. Ocular 2. 3. 5. Ocularmikrometer zum Einlegen … 50 Thlr.
Charles Louis Bénèche übernimmt 1850 die um 1820 von seinem Vater gegründete Werkstätte und nimmt Rudolf Wasserlein als Teilhaber auf. Im Stile Oberhäusers baut die Firma Bénèche & Wasserlein Mikroskope und erlangt schnell durch hervorragende Objektivsysteme einen guten Ruf.
Der Berliner Botaniker Hermann Schacht (Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie und Physiologie; Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1851) lobt Instrumente dieser Hersteller sehr: Die Herren Bènéche [sic!] und Wasserlein in Berlin (Stechbahn Nr. 3) haben in neuester Zeit sich sehr hervorgethan; die Mikroskope, in verschiedenen Grössen und zu sehr verschiedenen Preisen, welche ich zu prüfen Gelegenheit hatte, waren vortrefflich und höchst preiswürdig.
1860 trennen sich Bénèche und Wasserlein und bauen fortan konkurrierend Instrumente.
37, 56, 88
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von R. Wasserlein in Berlin
zaponiertes und geschwärztes Messing, gebläuter Stahl, um 1875. Das kleine Trommelstativ verfügt über einen Hohlspiegel zur Beleuchtung, die Apertur kann über ein Lochblendenrad eingestellt werden. Kleines Trommelstativ von Wasserlein Berlin: ZubehörDie grobe Einstellung erfolgt über einen Schiebetubus, die feine mittels Kippen des Tisches in der Konstruktion nach Hugo von Mohl.
Ausgestattet ist das kleine Instrument mit den beiden Satzobjektiven 4 und 7, welche zusammen mit den Okularen Nr. 2 und Nr. 3 Vergrösserungen zwischen 60- und 400-fach linear zulassen. Die in der Holzschatulle angebrachte Vergrösserungstabelle weißt neben den Kombinationen der Optiken die Werte des in einer Pappdose beigegebenen Okularmikrometers aus.
Eine nicht mehr vollständig zu entziffernder Verweis auf eine Apotheke im Deckel der Holzschatulle weißt darauf hin, dass dieses Mikroskop einmal in entsprechendem Kontext zum Einsatz gekommen sein könnte.
Am Rande des runden Fußes ist die Signatur des Herstellers eingeschlagen:
R. Wasserlein
Berlin
Im Preis-Verzeichniss Wasserlein’scher Mikroskope (Julius Vogel: das Mikroskop; 3. Auflage; Denicke’s Verlag, Georg Reinke; Berlin 1879) findet man eine Preisliste von Wasserlein, in der ein sehr ähnliches achromatisches Mikroskop beschrieben ist: b. Mikroskop mit Trommelfuss; feiner Einstellung am Tisch; Blendung dicht unter dem Objecte; 1 Ocular, System 7. Tubus mit Auszug zur Reduction der Vergrösserungen auf die Hälfte. Mit ausgezogenem Tubus drei Vergrößerungen von 90 bis 300 linear. Anleitung zum Gebrauch. In verschließbarem Mahagonikasten … 30 Reichsmark. Das weitere Objektiv Nr. 4b kostet 18 Richsmark, das zweite Okular 6 Reichsmark und das Okularmikrometer 2 Reichsmark, entsprechend beläuft sich der Preis für die gesamte Ausstattung des hier gezeigten Mikroskopes auf 56 Reichsmark.
Louis Bénèche übernimmt 1850 die um 1820 von seinem Vater gegründete Werkstätte und nimmt Rudolf Wasserlein als Teilhaber auf. Im Stile Oberhäusers baut die Firma Bénèche & Wasserlein Mikroskope und erlangt schnell durch hervorragende Objektivsysteme einen guten Ruf. Der Berliner Botaniker Hermann Schacht (Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie und Physiologie; Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1851) lobt Instrumente dieser Hersteller sehr: Die Herren Bènéche [sic!] und Wasserlein in Berlin (Stechbahn Nr. 3) haben in neuester Zeit sich sehr hervorgethan; die Mikroskope, in verschiedenen Grössen und zu sehr verschiedenen Preisen, welche ich zu prüfen Gelegenheit hatte, waren vortrefflich und höchst preiswürdig.
1860 trennen sich Bénèche und Wasserlein und bauen fortan konkurrierend Instrumente. Rudolf Wasserlein produziert dabei vor allem kleinere Stative und Trommelmikroskope.
Vergleiche kleine Hufeisenstative des Herstellers: Deutsches Medizinhistorisches Museum Ingolstadt: „Mikroskop mit verschiebbarem Tubus, Messing, Berlin: Wasserlein um 1850“ (falsch datiert, A.d.V.); Museum of Medical and Scientific Apparatus, Transylvania University, Lexington, Kentucky, USA: „microscope ‚R. Wasserlein – Berlin'“; Museum Boerhaave, NL: „Compound microscope; Wasserlein, Rudolf; Berlijn“, Inventory number V08775
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
F. Groth in Berlin
Das Instrument ist gefertigt aus zaponiertem und geschwärztem Messing, blankem und gebläutem Stahl. Das Mikroskop verfügt über einen Tubus fester Länge, die grobe Einstellung wird über Zahn und Trieb ermöglicht, der Feinfokus durch das Heben des Tisches über einen seitlichen Trieb.
Um eine bessere Standfestigkeit zu erreichen ist der runde Fuß des Mikroskops mit Blei ausgegossen.
Die Gängigkeit des Feintriebs kann über eine kleine Schraube am Führungsstift justiert werden. Die Regulierung der Beleuchtung erfolgt über eine Revolverlochblende mit drei Öffnungen – für höchste Vergrößerungen kann eine Blende in den Tisch eingelegt werden, die über eine Aperturöffnung von nur 1,5 mm verfügt.
Die Signatur des Instrumentes befindet sich auf dem oberen Abschluß des Tubuses:
F. Groth
No 7
Ausgestattet ist das Mikroskop mit den beiden Okularen Nr. 1 und Nr. 2 sowie einem vierteiligen Satzobjektiv, dessen Systemringe mit den Schlagzahlen 1, 2, 3 und 4 versehen sind. Ein Okularmikrometer sowie eine Lupe nach Wilson schliessen den Umfang des optischen Zubehörs ab. Die beigegebene Tabelle weist lineare Vergrösserungen von 45 bis 500-fach aus.
Liegend wird das Mikroskop im Mahagoni-Kasten untergebracht, welcher im Stil der frühen Mikroskope aus der Werkstatt von Friedrick Wilhelm Schiek über eine Schublade verfügt, die mit einem Knauf aus Bein versehen ist und über einen kleinen Hebel aus Bein verschlossen werden kann.
Das hier gezeigte kleine Trommelstativ orientiert sich an der von Georg Oberhäuser eingeführten und in Berlin von Friedrich Wilhelm Schiek modifizierten Bauart.
Bereits vor 1812 findet sich in den den Berliner Adressbüchern unter dem Namen Grothe ein Zeugschmidt. Dieser Werkzeugmachermeister Joachim Grothe wohnt in der Judenstraße 49. Im Jahre 1820 taucht in den Adressbüchern erstmals ein weiterer Werkzeugmeister mit diesem Nachnamen auf: J. F. Grothe in der Nagelgasse 10 und 11.
Gut 20 Jahre später, 1843, erscheint unter der selben Adresse Grothe, F. Mechanikus. Die Berufsbezeichnung wechselt 1846 zu Zeugschmidt. 1849 wird wieder ein MechanikusGrothe geführt, nun wohnhaft in der Louisenstraße 5.
Bereits 1852 wohnt Grothe, F., Mechanikus in der Krausenstraße 76 und schließlich 1855 – 1872 in der Dorotheenstraße 32. Eigentümlicher Weise wird unter dieser Adresse in den Adressbüchern 1858 – 1870 der Name des Mechanikers ohne das abschließende „e“ abgedruckt: Groth, F., Mechanikus. 1871 und 1872 erscheint jedoch wieder Grothe, F., Mechanikus.
Nach 1873 ist kein Mechaniker oder Optiker „F. Grothe“ oder „F. Groth“ in Berlin mehr nachweisbar. Folgender Schluss liegt an Hand dieser Daten nahe: F. Groth(e) arbeitet ab 1843 in der Werkstatt seines Vaters J.F. Grothe und eröffnet 1848/49 eine eigene Werkstatt, mit der er mehrfach innerhalb Berlins umzieht. Die Bauart des Mikroskops und die Ausführung des Objektivs mit vier kombinierbaren Linsen lässt eine Entstehungszeit um 1850 – 1865 vermuten, die Schreibweise des Namens nach muss das Instrument nach 1858 entstanden sein.
Offenbar konstruiert Groth in dieser Zeit einige wenige Mikroskope deren Objektive und Okulare er womöglich zukauft, da er selbst nie als Optiker/Optikus ausgewiesen wird. Die Datierung des hier gezeigten Mikroskops auf 1865 scheint damit sehr realistisch. Groth nimmt sich für diese Geräte anscheinend die Erzeugnisse aus der Werkstatt von Friedrick Wilhelm Schiek zum Vorbild, gestaltet die Stative ästhetisch um und ergänzt die kleinen Mikroskope um einen Grobtrieb. Die großen Stative aus der Franz Schmidt & Haensch werden Ende der 1860er mit ähnlichen Grobtriebkonstruktionen angeboten.
Dieses Mikroskop bekam der vorherige Besitzer um 1985 von einem damals guten Freund aus der Hamburger Gegend geschenkt. Dieser hatte selbiges von seinem Ziehvater, einem General, erhalten, welcher es selbst aus dem Nachlaß seines Vaters, eines Akademikers, übernommen hatte. Leider sind alle zugehörigen Familiennamen nicht mehr in Erinnung des Verkäufers, so dass der erste Besitzer des Mikroskops nicht mehr identifiziert werden kann, als es im Februar 2011 für diese Sammlung angekauft wird.
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
von Friedrich Wappenhans in Berlin
Das Mikroskop besteht aus zaponiertem und geschwärztem Messing und gebläutem Stahl. Die grobe Einstellung wird über einen Schiebetubus ermöglicht, der Feinfokus durch eine die Säule durchstoßende Rändelschraube, welche die Tischplatte gegen eine Feder hebt – diese Konstruktion der Feineinstellung wird nach ihrem Erfinder auch als Norbert’scher Tisch bezeichnet.
In der mechanischen Ausführung erinnert dieses Mikroskop in nahezu allen Details an das kleine Mikroskop von F.W. Schiek in Berlin.
Die Signatur des Instrumentes befindet sich auf der Hülse für den Tubus. Hier liest man in dekorativer Schrift:
Fr. Wappenhans
in Berlin
No 87
Die Okulare sind mit Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 3 nummeriert. An weiterer optischer Ausstattung dieses einfachen kleinen Mikroskops findet man ein zweiliges Satzobjektiv mit den Schlagzahlen 1 und 2. Der Tubus ist zum Ausziehen eingerichtet.
Der Plan- und Konkavspiegel ist vierfach gelagert und ermöglicht damit schiefe Beleuchtung des Objekts, die Zylinderschiebehülse verfügt über zwei wechselbare Aperturblenden, in die Tischplatte ist eine runde schwarze Glasplatte eingelegt.
Liegend wird das Mikroskop im Mahagoni-Kasten untergebracht. Im Deckel dieser Kastette ist eine handgeschriebene Vergrößerungstabelle eingeklebt. Eine kleine Schublade im Kasten dient zur Aufbewahrung von Deckgläschen und ähnlichem. Den Aussparungen des Kastens nach verfügte das Instrument ursprünglich noch über eine Pinzette, eine feuchte Kammer und ein weiteres Objektiv.
Hier handelt es sich um eines jener Stative, die Rudolf Virchow in seinem grundlegenden Werk zur Trichinose als für die Trichinenschau zu verwendend empfiehlt (Rudof Virchow: Darstellung der Lehre von den Trichinen, mit Rücksicht auf die dadurch gebotenen Vorsichtsmaßregeln. Verlag von G.Reimer; Berlin 1864: 48-49) :
Wenn zu diesem Zwecke die besten Instrumente, wie immer, vorzuziehen sind, so sind diese doch nicht gerade nothwendig. Im Gegentheil genügen dazu schon Mikroskope mit mäßigen Vergrößerungen, wobei ich jedoch darauf aufmerksam mache, daß schlechte Mikroskope, welche eine starke Vergrößerung prätendiren, in der Regel weniger brauchbar sind, als gute Instrumente mit sehr mäßiger Vergrößerung.
Auf meine Veranlassung hat der Optiker Hänsch in Berlin (Karlsstraße 8) kleine Mikroskope eigens zu diesem Zweck eingerichtet. Dieselben geben eine 100 bis 180fache Vergrößerung und kosten nur 10 bis 12 Thlr.
[…]
Ebenfalls sehr empfehlenswerth sind die einfachen Mikroskope (Simplex) des berühmten Optikers Schiek in Berlin (Marienstraße 1), welche nicht so starke Vergrößerung liefern, aber um so genauer gearbeitet sind. Sie kosten 20 Thlr.
[…]
Für größere Ansprüche sind die gebräuchlichen Mikroskope zu 40-50 Thlr., wie sie Hänsch, Schiek, Wappenhans u.A. in Berlin, Belthle in Wetzlar, Hartnack in Paris u.A. liefern, zu empfehlen.
Im Jahre 1838 erscheint in Berlin erstmals Friedrich Wappenhans als Mechnikus, wohnhaft in der Taubenstrasse 46. Ab 1840 wohnt Wappenhans in der Mauerstrasse 33, dem Nachbarhaus des bekannten Berliner Mechanikers Carl Pistor. Während Wappenhans sich in jenem Jahr als Instrumentenmacher bezeichnet, führt er ab 1841 die Berufsbezeichnung Mechanikus und Optikus. Bereits 1844 ist er wieder unter neuer Adresse zu finden: Kronenstrasse 14 bzw. 17. Ab 1854 ist Wappenhans‘ Werkstatt in der Besselstrasse 18 angesiedelt. Doch auch hier bleibt das Unternehmen nicht lange, bereits ab 1862 wird Friedrich Wappenhans in der Niederwallstrasse 9 geführt und schließlich von 1871 bis 1882 in der Feilnerstrasse 12.
Bereits 1853 findet sich folgende Beschreibung der Mikroskope von F. Wappenhans (Anzeiger. Bonplandia – Zeitschrift für angewandte Botanik I (10) 1. Mai 1853: 96):
Empfehlung von Mikroskopen.
Herr F. Wappenhans in Berlin (Besselstrasse Nr. 18) verfertigt seit einigen Jahren Mikroskope, welche den Instrumenten eines Plössl und Schiek in keiner Weise nachstehen. Der Unterzeichnete hat Gelegenheit gehabt, mehrfache dessfallsige Vergleiche anzustellen und ist durch die Schärfe und Klarheit der Bilder selbst bei stärkeren Vergrösserungen überrascht worden; die Schuppen von Lycaena argus zeigten schon bei 250maliger Vergrösserung (Ocular Nr. 0) die Querstreifen aufs Allerdeutlichste, desgleichen die concentrischen Schichten in den Steinzellen der Samentesta von Pinus Pinea an einem Schnitte durch das Putamen, welche ebenfalls nur mit besseren Instrumenten wahrgenommen werden können. Der Preis der Instrumente, welche in verschiedenen Grössen, sämmtlich mit feststehenden Tischchen, von 60 Thlr. an mit feiner Einstellung angefertigt werden, beträgt 40, 50, 60, 76, 150 u. 180 Thaler Pr. Cour. Ein Instrument zu 76 Thlr., welches ich zu Vergleichen gegenwärtig das Vergnügen habe, zeigt mit den Linsen 4X5X6 und dem Ocular Nr. 3 eine eintausendmalige Vergrösserung. Ich kann die Mikroskope des Herrn Wappenhans einem Jeden, der sich mit phytotomischen Untersuchungen beschäftigt, aufs Angelegentlichste empfehlen.
Berlin, den 29. März 1853 Dr. G. Walpers
Der Medicinalrath Herrmann Reinhard (Herrmann Reinhard: Das Mikroskop und sein Gebrauch für den Arzt. C. F. Winter’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig und Heidelberg 1857: 5-6) zählt Wappenhans‘ Werkstatt zu den wichtigsten guter Mikroskope und urteilt über die kleinen Stative der führenden Hersteller wie folgt:
In der Verfertigung der kleinen Mikroskope wird gegenwärtig so Vorzügliches bei verhältnißmäßiger Billigkeit geleistet, dass für bei weitem die meisten Untersuchungen, wie sie der Arzt zu seinen physiologischen, pathologisch-anatomischen und diagnostischen Studien bedarf, die kleinen Mikroskope aus guten Werkstätten ausreichen. Die bewährtesten sind die von Oberhäuser in Paris, Schiek, Bénèche und Wasserlein, Wappenhans, sämmtlich in Berlin, Merz in München u. s. w., deren Preise alle nahezu gleich, zwischen 30 und 40 Thaler betragen.
Herrmann Schacht schreibt als Privatdozent an der Universität Berlin (Herrmann Schacht: Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie. Zweite, verbesserte und stark vermehrte Auflage; G. W. F. Müller; Berlin 1855: 7) beschreibt die Einstellung des Mikroskoptisches von Wappenhans:
Sämmtliche neueren Mikroskope von Schiek, desgleichen die kleineren Instrumente von Bénèche und von Wappenhans sind mit einer, allerdings der Theorie nach fehlerhaften feineren Einstellung versehen, die sich dessen ungeachtet in der Praxis sehr bewährt. Der hinreichend große Objecttisch ist nämlich, nach dem Princip von Norbert durch zwei feine Spitzen, gewissermaßen wie eine Klappe, an der Säule des Stativs aufgehängt. (Taf. 2, Fig. 1.) In dem die Stellung des Tisches zur Säule des Stativs sich vermittelst einer Schraube etwa von 88° bis 92° verändern läßt, wird der Gegenstand dem Objectiv genähert oder entfernt. Das Bild schlottert nicht, der Tisch ist hinreichend fest und der früheren Einrichtung der Mikroskope bei weitem vorzuziehen.
auf Seite 16 heißt es weiter:
Wappenhans (Besselstraße 18, Berlin), dessen Mikroskope mit seit einigen Jahren bekannt geworden sind, liefert vortreffliche Gläser, deren Bild besonders scharf aber nicht ganz farbenfrei ist. Nach Verlangen giebt derselbe sowohl das große Stativ nach Oberhäuser, als auch das Stangenstativ nach Schiek. Die kleineren Instrumente (zu 50 Thlr. Pr. Cour.) haben den Tisch nach Norbert (vergl. p. 7) und eine sehr zweckmäßig construirte Einrichtung für schiefe Spiegelstellung. die Vergrößerung dieser Mikroskope geht von 36-700mal. Noch kleinere Instrumente nach dem Vorbilde der kleinen Mikroskope von Oberhäuser kosten 35 Thaler.
In der folgenden Auflage urteilt Schacht (Hermann Schacht: Das Mikroskop und seine Anwendung insbesondere für Pflanzen-Anatomie. 3. vollständig umgearbeitetet Auflage; Verlag von G.W.F. Müller; Berlin 1862: 23) über die Mikroskope aus der Werkstatt von Wappenhans:
Wappenhans (Besselstrasse 18, Berlin), welcher noch das ältere Princip verfolgt, und die Vergrößerung mehr durch das Ocular gewinnt, liefert Instrumente, die in ihren optischen Leistungen den Mikroskopen SCHIEK’s am nächsten stehen; die Bilder sind scharf, aber nicht ganz farbenfrei. Indes darf ich mir über die neuesten Instrumente des Optikers kein Urteil erlauben.
Dieses Mikroskop kann im August 2005 für die Sammlung erworben werden.
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Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
von Friedrich Wappenhans um 1855
Das Mikroskop ist gefertigt aus zaponiertem und geschwärztem Messing, blankem und gebläutem Stahl. Die Beleuchtung erfolgt über einen vierfach gelagerten großen Hohl- und Planspiegel und eine einfache Kondensorlinse in Zylinder und Schwalbenschwanz. Die grobe Einstellung wird über einen Schiebetubus ermöglicht, der Feinfokus durch eine Rändelrad unter dem Tisch bedient. Das schwere Mikroskop ist um seine optische Achse drehbar ausgeführt.
In der mechanischen Ausführung ist dieses Mikroskop sehr nah am Großen Hufeisenmikroskop von Oberhaeuser bzw. Hartnack angelehnt.
An optischer Ausstattung verfügt das Instrument nur noch über ein Okular und ein 1/3″ Objektiv von G. & S. Merz in München, die ursprünglichen Optiken sind offenbar verloren gegangen.
Als besonderer Nebenapparat ist ein auf die Tischplatte aufschraubbarer und fein zentrierbarer graduierter Drehtisch vorhanden. Sehr dekorativ sind die Pfeile zur Bewegung des darin integrierten verdeckten Kreuztisches ausgeführt.
Die Signatur des Instrumentes befindet sich auf dem Steg des Tubusträgers. Hier liest man in dekorativer Schrift:
Fr. Wappenhans
in Berlin
No 88.
Interessant ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass das Wappenhans-Mikroskop Seriennummer 87 ebenfalls in dieser Sammlung verwahrt wird.
Im Jahre 1838 erscheint in Berlin erstmals Friedrich Wappenhans als Mechnikus, wohnhaft in der Taubenstrasse 46. Ab 1840 wohnt Wappenhans in der Mauerstrasse 33, dem Nachbarhaus des bekannten Berliner Mechanikers Carl Pistor. Während Wappenhans sich in jenem Jahr als Instrumentenmacher bezeichnet, führt er ab 1841 die Berufsbezeichnung Mechanikus und Optikus. Bereits 1844 ist er wieder unter neuer Adresse zu finden: Kronenstrasse 14 bzw. 17. Ab 1854 ist Wappenhans‘ Werkstatt in der Besselstrasse 18 angesiedelt. Doch auch hier bleibt das Unternehmen nicht lange, bereits ab 1862 wird Friedrich Wappenhans in der Niederwallstrasse 9 geführt und schließlich von 1871 bis 1882 in der Feilnerstrasse 12.
Bereits 1853 findet sich folgende Beschreibung der Mikroskope von F. Wappenhans (Anzeiger. Bonplandia – Zeitschrift für angewandte Botanik I (10) 1. Mai 1853: 96):
Empfehlung von Mikroskopen.
Herr F. Wappenhans in Berlin (Besselstrasse Nr. 18) verfertigt seit einigen Jahren Mikroskope, welche den Instrumenten eines Plössl und Schiek in keiner Weise nachstehen. Der Unterzeichnete hat Gelegenheit gehabt, mehrfache dessfallsige Vergleiche anzustellen und ist durch die Schärfe und Klarheit der Bilder selbst bei stärkeren Vergrösserungen überrascht worden; die Schuppen von Lycaena argus zeigten schon bei 250maliger Vergrösserung (Ocular Nr. 0) die Querstreifen aufs Allerdeutlichste, desgleichen die concentrischen Schichten in den Steinzellen der Samentesta von Pinus Pinea an einem Schnitte durch das Putamen, welche ebenfalls nur mit besseren Instrumenten wahrgenommen werden können. Der Preis der Instrumente, welche in verschiedenen Grössen, sämmtlich mit feststehenden Tischchen, von 60 Thlr. an mit feiner Einstellung angefertigt werden, beträgt 40, 50, 60, 76, 150 u. 180 Thaler Pr. Cour. Ein Instrument zu 76 Thlr., welches ich zu Vergleichen gegenwärtig das Vergnügen habe, zeigt mit den Linsen 4X5X6 und dem Ocular Nr. 3 eine eintausendmalige Vergrösserung. Ich kann die Mikroskope des Herrn Wappenhans einem Jeden, der sich mit phytotomischen Untersuchungen beschäftigt, aufs Angelegentlichste empfehlen.
Berlin, den 29. März 1853 Dr. G. Walpers
Der Medicinalrath Herrmann Reinhard (Herrmann Reinhard: Das Mikroskop und sein Gebrauch für den Arzt. C. F. Winter’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig und Heidelberg 1857: 5-6) zählt Wappenhans‘ Werkstatt zu den wichtigsten guter Mikroskope und urteilt über die kleinen Stative der führenden Hersteller wie folgt:
In der Verfertigung der kleinen Mikroskope wird gegenwärtig so Vorzügliches bei verhältnißmäßiger Billigkeit geleistet, dass für bei weitem die meisten Untersuchungen, wie sie der Arzt zu seinen physiologischen, pathologisch-anatomischen und diagnostischen Studien bedarf, die kleinen Mikroskope aus guten Werkstätten ausreichen. Die bewährtesten sind die von Oberhäuser in Paris, Schiek, Bénèche und Wasserlein, Wappenhans, sämmtlich in Berlin, Merz in München u. s. w., deren Preise alle nahezu gleich, zwischen 30 und 40 Thaler betragen.
Herrmann Schacht schreibt als Privatdozent an der Universität Berlin (Herrmann Schacht: Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie. Zweite, verbesserte und stark vermehrte Auflage; G. W. F. Müller; Berlin 1855: 16) beschreibt die Mikroskope von Wappenhans wie folgt:
Wappenhans (Besselstraße 18, Berlin), dessen Mikroskope mit seit einigen Jahren bekannt geworden sind, liefert vortreffliche Gläser, deren Bild besonders scharf aber nicht ganz farbenfrei ist. Nach Verlangen giebt derselbe sowohl das große Stativ nach Oberhäuser, als auch das Stangenstativ nach Schiek. Die kleineren Instrumente (zu 50 Thlr. Pr. Cour.) haben den Tisch nach Norbert (vergl. p. 7) und eine sehr zweckmäßig construirte Einrichtung für schiefe Spiegelstellung. die Vergrößerung dieser Mikroskope geht von 36-700mal. Noch kleinere Instrumente nach dem Vorbilde der kleinen Mikroskope von Oberhäuser kosten 35 Thaler.
In der folgenden Auflage urteilt Schacht (Hermann Schacht: Das Mikroskop und seine Anwendung insbesondere für Pflanzen-Anatomie. 3. vollständig umgearbeitetet Auflage; Verlag von G.W.F. Müller; Berlin 1862: 23) über die Mikroskope aus der Werkstatt von Wappenhans:
Wappenhans (Besselstrasse 18, Berlin), welcher noch das ältere Princip verfolgt, und die Vergrößerung mehr durch das Ocular gewinnt, liefert Instrumente, die in ihren optischen Leistungen den Mikroskopen SCHIEK’s am nächsten stehen; die Bilder sind scharf, aber nicht ganz farbenfrei. Indes darf ich mir über die neuesten Instrumente des Optikers kein Urteil erlauben.
Dieses Mikroskop kann im Februar 2009 aus dem österreichischen Raiding für die Sammlung erworben werden – nach Auskunft des Verkäufers wurde das Instrument ursprünglich von dessen Vater in Berlin verwendet. Hier verliert sich jedoch die Spur der Herkunft des Gerätes.
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Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
Gemälde bzw. Holzstich von Rudolf Wimmer. Originalgemälde im Foyer der Schott AG, Jena
Von links nach rechts: Utzschneider, Fraunhofer, Reichenbach, Pierre Louis Guinand und der junge Georg Merz. Informationen zu den einzelnen Personen auch durch Anklicken.
Prof. Dr.-Ing. Timo Mappes
Uhlandstraße 26
76135 Karlsruhe
Telefon: 01520 – 1600832
E-Mail: mappes@musoptin.com
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