G. & S. Merz
Das Mikroskop ist aus zaponiertem, sowie schwarz und braun gebeiztem Messing gefertigt. Zur Beleuchtung dient ein Plan- und Konkavspiegel, unter dem Tisch ist zur Regulierung eine Lochblendenrevolverscheibe angebracht. Die Grobeinstellung erfolgt über eine Schiebehülse, der Feinfokus wird mit Hilfe eines Rändelrads hinten unter der dreieckigen Säule bedient.
für das Entweichen der Luft aus dem solchen beim Einsetzen des Okulars.
Das Instrument ist ausgestattet mit den Objektiven 1/3″ und 1/12″ sowie den Okularen 1 und 2 für Vergrößerungen von 60- und 120- bzw. 240- und 480-fach. Leider fehlt das Okular 3 für eine 720-fache lineare Vergrößerung mit dem Merz-Objektiv 1/12″.
Auf dem Tubus befindet sich die dekorative Signatur:
G. & S. Merz
in München
No.1404
Der recht grob wirkende Weichholzkasten ist vom ehemaligen Besitzer signiert: M.Hergel
Archaisch wirken die beiden messingnen Verschlußhaken und die Eisenösen mit denen der Kasten ursprünglich durch ein kleines Vorhängeschloß verschlossen wird.
erscheint in der Preisliste G. & S. Merz, vormals Utzschneider & Fraunhofer, in München aus dem Jahre 1866 als:
A. Komplete Mikroskope.
[…]
Mikroskop No.4 mit Stativ No.2, vertical und horizontal feststehender Tisch, grobe und feine Bewegung am Tubus, Beleuchtung in und ausser der Axe, Doppelspiegel, ohne Lupe für opace Gegenstände.
Das Instrument versehen mit 2 Objectivsystemen 1/3″, 1/12″ und 3 Ocularen: 1. 2. 3., gewährt 60 – 720 Vergrösserung … 77 fl. = 44 Thlr.
verändert wird dieses Mikroskopstativ im Verzeichnis der Mikroskope aus dem optischen Institute der Firma G. & S. Merz, vormals Utzschneider und Fraunhofer in München im Jahre 1872 angeboten als:
A. Complete Mikroskope.
[…]
Mikroskop No.4 mit Stativ No.2, einfacheres Modell, vertikal und horizontal feststehender Tisch, grobe *) und feine Bewegung am Tubus, Beleuchtung in und ausser der Axe. Das Instrument versehen mit 2 Objectivsystemen 1/3″, 1/12″ und 3 Ocularen: 1. 11/2. 2., gewährt 60 – 480malige Vergrösserung …44 Thlr.
Nach Mikroskopion 29, Wild Heerbrugg Ltd, 1976 handelt es sich bei dem 1/12″ Merz-Objektiv um ein 65x/0.85
Der am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geborene Georg Merz besucht zunächst die Schule im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet, tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Joseph von Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer.
Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete „G. Merz & Söhne in München“.
Hermann Schacht beschreibt 1855 in Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie (Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1855: 6), dass Merz & Söhne zusammen mit den meisten deutschen Optikern das Hufeisenstativ nach Oberhäuser angenommen haben.
Ludwig Merz stirbt 1858 mit 41 Jahren an Bleivergiftung, die er sich bei der Flintglasherstellung in Benediktbeuren zuzieht. Danach firmiert das Institut mit: „G. & S. Merz in München“.
1865 erreichen Mikroskope von Merz zusammen mit Instrumenten von Hartnack ein in jener Zeit unübertroffenes Auflösungsvermögen. Georg Merz stirbt am 12. Januar 1867.
Nun ist Sigmund alleiniger Inhaber des Institutes. Im Jahr 1871 hat das Unternehmen 63 Beschäftigte und signiert „G. & S. Merz (vormals Utzschneider & Fraunhofer) in München“. 1883 übergibt Sigmund Merz die Münchner Werkstätte an seinen langjährigen Gehilfen und Vetter Jakob Merz (1833 – 1906), dieser verkauft die traditionsreiche Firma am 5. Oktober 1903 an Paul Zschokke (1853 – 1932).
Da es unter Fraunhofers Federführung in Bediktbeuren und München gelungen ist, achromatische Linsenkombinationen zu erstellen, erlangt das Unternehmen rasch Weltrang. Das Wissen bleibt in der Firma und unter Merz führt sie noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Bau großer Refraktoren für die Sternwarten Europas. Mikroskope sind, wie schon unter Fraunhofers Leitung, von eher untergeordneter Bedeutung und daher recht selten. Das optische Glas wird stets nur für den Bedarf der Werkstätte in der eigenen Glashütte geschmolzen und nicht als Rohstoff an andere Firmen verkauft.
Als Geschenk zum Diplom im Fach Maschinenbau an der Universität Karlsruhe (TH) im März 2003 von meiner Großmutter Margot Mappes – vorgezogener Erwerb des Instruments bereits im April 2000.
Referenz 1, 2, 9, 12, 13, 14, 15, 17, 25, 56, 64, 73, 88 sowie: Medizinhistorische Sammlung der Universität Zürich: „G. & S. Merz in München No.948“ und „G. & S. Merz in München No.1689“; Deutsches Museum München: „G. & S. Merz in München No.1863“, Inv.-Nr. 10770; Fondazione Scienza e Tecnica, Firenze, Italien: „G. & S. Merz in München No. 1610″; Details zu dem 1/12“ Objektiv vergleiche HMSC Bulletin Volume 12/47, S.85, Priceville, ON, Canada 2001
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
G. & S. Merz
Das Instrument ist komplett aus zaponiertem, sowie schwarz und braun gebeiztem Messing, gebläutem und schwarz lackiertem Stahl und schwarz lackiertem Holz gefertigt.
Zur Beleuchtung dient ein kleiner Konkavspiegel, der dreifach gelagert ist und damit für schiefe Beleuchtung aus der Achse bewegt werden kann. Unter dem Tisch ist zur Regulierung eine Lochblendenrevolverscheibe mit 5 Aperturöffnungen angebracht. Objektklemmen sind für den Tisch des Mikroskops nicht vorgesehen.
Die Grobeinstellung erfolgt über eine Schiebehülse, der Feinfokus wird mit Hilfe eines Rändelrads hinten unter der dreieckigen Säule bedient.
Der Fuß dieses Mikroskops ist aus schwarz lackiertem Hartholz gefertigt, welches auf der Unterseite flächig mit Spaltleder bezogen ist. Das Instrument fällt entsprechend leicht aus. Das Instrument ist ausgestattet mit einem unbezeichneten Objektiv sowie dem Okular 1 1/2.
wird dieses Instrument nur mit dem einen montierten Objektiv und einem Okular ausgeliefert.
Die bei den größeren Stativen der Firma übliche kleine Bohrung am Tubus für das Entweichen der Luft aus dem solchen beim Einsetzen des Okulars fehlt hier, da das Mikroskop nur zur Verwendung mit einem Okular vorgesehen ist und dieses selbst zum Transport nicht aus dem Tubus entnommen wird. Damit entfällt jede Notwendigkeit der typischen Bohrung.
Auf dem Tubus befindet sich die dekorative Signatur:
G. & S. Merz
in München
No. 997
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Das Mikroskop und der zugehörige Kasten tragen die alte Inventurnummer INV 558 aus einem Institut der Universität Freiburg. Im Erlenholzkasten wird das Mikroskop liegend aufbewahrt. Dieser Kasten zeigt den für die kleineren Mikroskope von Merz typischen Schieber zum Verschluß des Behältnisses. Ein Schloß ist bei diesem Exemplar in das Holz des Kastens eingearbeitet.
Es ist nur noch ein Stativ gleicher Bauart bekannt, dieses wird heute im Museum of the History of Science in Oxford, bewahrt. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Gerät um das kleinste Instrument der berühmten Firma, welches speziell für Universitätskurse angeboten wird.
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Verzeichniss der Microscope welche in dem optischen Institute von Sigmund Merz unter der Firma G. & S. Merz., vorm. Utzschneider & Fraunhofer in München für nachstehende Preise geliefert werden.(München, 8. Februar 1878) wird ein Stativ gelistet, welches dem hier gezeigten in der optischen und mechanischen Ausführung gleicht:
A. Complete Microscope.
[…]
Microscop Nr. 6a mit Stativ Nr. 3, einfacheres Modell, Objectiv 1/6″ reducirter Öffnung, Ocular 11/2, Vergrösserung 180. Preis 50 Mark
Der am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geborene Georg Merz besucht zunächst die Schule im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet, tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Joseph von Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer.
Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete „G. Merz & Söhne in München“.
Hermann Schacht beschreibt 1855 in Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie (Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1855: 6), dass Merz & Söhne zusammen mit den meisten deutschen Optikern das Hufeisenstativ nach Oberhäuser angenommen haben.
Ludwig Merz stirbt 1858 mit 41 Jahren an Bleivergiftung, die er sich bei der Flintglasherstellung in Benediktbeuren zuzieht. Danach firmiert das Institut mit: „G. & S. Merz in München“.
1865 erreichen Mikroskope von Merz zusammen mit Instrumenten von Hartnack ein in jener Zeit unübertroffenes Auflösungsvermögen. Georg Merz stirbt am 12. Januar 1867.
Nun ist Sigmund alleiniger Inhaber des Institutes. Im Jahr 1871 hat das Unternehmen 63 Beschäftigte und signiert „G. & S. Merz (vormals Utzschneider & Fraunhofer) in München“. 1883 übergibt Sigmund Merz die Münchner Werkstätte an seinen langjährigen Gehilfen und Vetter Jakob Merz (1833 – 1906), dieser verkauft die traditionsreiche Firma am 5. Oktober 1903 an Paul Zschokke (1853 – 1932).
Da es unter Fraunhofers Federführung in Bediktbeuren und München gelungen ist, achromatische Linsenkombinationen zu erstellen, erlangt das Unternehmen rasch Weltrang. Das Wissen bleibt in der Firma und unter Merz führt sie noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Bau großer Refraktoren für die Sternwarten Europas. Mikroskope sind, wie schon unter Fraunhofers Leitung, von eher untergeordneter Bedeutung und daher recht selten. Das optische Glas wird stets nur für den Bedarf der Werkstätte in der eigenen Glashütte geschmolzen und nicht als Rohstoff an andere Firmen verkauft.
Dieses Mikroskop kann im März 2009 aus dem Nachlass eines Feinmechanikers der Universität Freiburg erworben werden.
Referenz 1, 2, 9, 12, 13, 14, 15, 17, 25, 56, 64, 73, 88 sowie: Museum of the History of Science, Oxford: „Compound Microscope by G. & S. Merz, Munich, c. 1870“, primary inscription: „G. & S. Merz, München N 1110“, Inventory No. 40089 (Clay Collection C. 319 (226)) – offenbar ist hier nur noch das Okular erhalten, das Objektiv fehlt
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
G. & S. Merz
Das Instrument ist aus zaponiertem, sowie schwarz und braun gebeiztem Messing, gebläutem und schwarz lackiertem Stahl gefertigt.
Zur Beleuchtung dient ein großer Planspiegel, der dreifach gelagert ist und damit für schiefe Beleuchtung aus der Achse bewegt werden kann. Unter dem Tisch ist zur Regulierung eine Lochblendenrevolverscheibe mit 5 Aperturöffnungen angebracht. Objektklemmen sind für den Tisch des Mikroskops nicht vorgesehen.
Die Einstellung erfolgt über einen Prismentrieb, der den Tubusträger direkt auf dem Prisma sitzend relativ zur Tischfläche bewegt. Das Triebrad lässt sich mit der Hand bequem auf dem Tisch liegend bedienen.
Der Fuß dieses Mikroskops ist aus schwarz lackiertem Stahl gefertigt, welches auf der Unterseite wie für Merz typisch mit vier eingelassenen Lederpolstern versehen ist, um dem Mikroskop Standfestigkeit zu geben und die Schreib- oder Arbeitstischplattenfläche nicht zu beschädigen.
die ursprünglich dazu dienen sollen Handauflagen anzubringen, diesem Mikroskop waren solche jedoch nicht beigegeben, denn es sind keinerlei mechanische Spuren an diesen Stellen zu erkennen, ferner deckt sich dies mit dem Eintrag im Kassenbuch der Firma.
Der Tubus entspricht in der Form jenem der mittleren Merz-Stative ohne Grobtrieb, er wird über das Objektivgewinde und einem Adapter verbunden, welcher einerseits als Aufnahme für das dreiteilige Objektiv dient und andererseits die Verbindung zum geschwungenen Tubusträger darstellt.
Das Instrument ist ausgestattet mit dem Okular 1 und 2.
Der Einrichtung des Kastens nach zu urteilen, wird dieses Instrument nur mit dem einen montierten Objektiv und einem Okular ausgeliefert.
Auf dem Tubus befindet sich die dekorative Signatur:
G. & S. Merz
in München
No. 890
Dieser Kasten zeigt den für die kleineren Mikroskopstative von Merz typischen Schieber zum Verschluß des Behältnisses. Dieser Schieber trägt auf der Innenseite eine Beschreibung des ersten Besitzer dieses Mikroskops:
Microscop N. 7 mit 3 achromatischen
sich ergänzenden Linsen.
Vergrößerung 8, 16, 24
Tubus mit Ocular I – 60 fache
Vergrößerung, mit Ocular II –
120 fache Vergrößerung. –
aus dem optischen Institut von
Sigmund Merz in München
Mit Kasten 40 fl 15 gr.
Dezember 1868
J.B. v. R.
1868
[…]
December 16 Baron von Ruprecht hier
1 Microscop No VII laufende No 890
Praeparirmicroscop ohne Flügel aber mit Tubus 35 – 35 –
mit Ocular 1, Vergr. 8, 16, 24, 60
[…]
December 23 Baron von Ruprecht hier
1 Ocular No 2 für das Microscop 5 15 5 15
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Die handschriftliche Eintragung auf der Rückseite des Kastens stammt damit vom Besitzer, Baron J. v. Ruprecht, der 6 Tage nach Erwerb des Mikroskops ein zweites Okular nachkauft. Im deutschen Adel findet sich nur ein passender Eintrag der auf einen Baron bzw. Freiherrn mit gleich klingendem Familiennamen verweist (Gothaisches genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Jahrgang 49. Justus Perthes, Gotha 1899: 840), wenn auch inminimal abweichender Schreibweise: Hierbei handelt es sich um den königlich bayrischen Oberförster Johann Nepomuk Freiherr von Rupprecht (Amberg 1807 – München 1883).
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Es ist bisher noch ein weiteres Stativ gleicher Bauart mit der Seriennummer 905 bekannt.
Das Preisverzeichniss der Mikroskope aus dem Institute von G. & S. Merz, vorm. Utzschneider & Fraunhofer in München. (1869) listet dieses Stativ sowie das kleinere Pendant wie folgt (Heinrich Frey: Das Mikroskop und die mikroskopische Technik. Leipzig, Wilhelm Engelmann 1871: 380-381):
[…]
Mikroskop Nr. 7 (Dissektions-Mikroskop),
Tisch mit Flügel, Einstellung durch Trieb, Beleuchtung in und ausser der Axe. Das Instrument besitzt 3 achromatische, sich zu einem 1/3″ System ergänzende Linsen und ein terrestrisches ocular nebst Auszug.
Vergrösserung 8, 16, 24 und 40-200
Preis 56 fl. = 32 Thlr.
Mikroskop Nr. 7a (Einfaches Dissektions-Mikroskop).
Gleiche mechanische Aussattung, achromatische Linsen, Vergrösserung 8, 16, 24
Preis 241/2 fl. = 14 Thlr.
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Dieses Mikroskopstativ taucht ohne Zubehör als einziges Mikroskop im Angebot eines Antiquitätenhändler bei einer Messe in Los Angeles auf, Stuart Warter erwirbt das Stativ von dem anbietenden Händler mit dem Versprechen, die zugehörigen weiteren Teile und den Kasten nachzuliefern. Tatsächlich findet jener Händler die fehlenden Teile in seinem Bestand wieder und Stuart Warter fährt in das entsprechende Ladengeschäft in einem guten Viertel Los Angeles, um das Instrument wieder zu vervollständigen. Im Mai 2011 wird das Mikroskop schließlich zur weiteren Vervollständigung der Sammlung von Stuart Warter an diese Sammlung zu seinem ursprünglichen eigenen Einkaufspreis verkauft.
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Der am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geborene Georg Merz besucht zunächst die Schule im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet, tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Joseph von Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer.
Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete „G. Merz & Söhne in München“.
Hermann Schacht beschreibt 1855 in Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie (Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1855: 6), dass Merz & Söhne zusammen mit den meisten deutschen Optikern das Hufeisenstativ nach Oberhäuser angenommen haben.
Ludwig Merz stirbt 1858 mit 41 Jahren an Bleivergiftung, die er sich bei der Flintglasherstellung in Benediktbeuren zuzieht. Danach firmiert das Institut mit: „G. & S. Merz in München“.
1865 erreichen Mikroskope von Merz zusammen mit Instrumenten von Hartnack ein in jener Zeit unübertroffenes Auflösungsvermögen. Georg Merz stirbt am 12. Januar 1867.
Nun ist Sigmund alleiniger Inhaber des Institutes. Im Jahr 1871 hat das Unternehmen 63 Beschäftigte und signiert „G. & S. Merz (vormals Utzschneider & Fraunhofer) in München“. 1883 übergibt Sigmund Merz die Münchner Werkstätte an seinen langjährigen Gehilfen und Vetter Jakob Merz (1833 – 1906), dieser verkauft die traditionsreiche Firma am 5. Oktober 1903 an Paul Zschokke (1853 – 1932).
Da es unter Fraunhofers Federführung in Bediktbeuren und München gelungen ist, achromatische Linsenkombinationen zu erstellen, erlangt das Unternehmen rasch Weltrang. Das Wissen bleibt in der Firma und unter Merz führt sie noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Bau großer Refraktoren für die Sternwarten Europas. Mikroskope sind, wie schon unter Fraunhofers Leitung, von eher untergeordneter Bedeutung und daher recht selten. Das optische Glas wird stets nur für den Bedarf der Werkstätte in der eigenen Glashütte geschmolzen und nicht als Rohstoff an andere Firmen verkauft.
Referenz 1, 2, 9, 12, 13, 14, 15, 17, 25, 56, 64, 73, 88
(Mein herzlicher Dank für die Daten aus dem Kassenbuch von Merz gilt Jürgen Kost, Tübingen sowie für die Recherche des vollen Familiennamens des Mikroskopbesitzers gilt Dipl.-Ing. Philipp Freiherr von Hutten, Wien)
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
G. & S. Merz
Das Instrument ist komplett aus zaponiertem, sowie schwarz und braun gebeiztem Messing, gebläutem und schwarz lackiertem Stahl gefertigt. Zur Beleuchtung dient ein großer Plan- und Konkavspiegel, der in seiner Höhe verstellt, sowie für schiefe Beleuchtung aus der Achse bewegt werden kann. Unter dem Tisch ist zur Regulierung eine Lochblendenrevolverscheibe angebracht.
der Feinfokus wird mit Hilfe eines Rändelrads hinten unter der dreieckigen Säule bedient.
Der schwarz lackierte Stahlfuß verfügt an der Unterseite über fünf kleine eingelassene Lederpolster, die zur gegenseitige Schonung von Instrument und Tischoberfläche dienen.
Dem Benutzer zugewandt befindet sich am Tubus eine kleine Bohrung für das Entweichen der Luft aus dem solchen beim Einsetzen des Okulars.
Das Instrument ist ausgestattet mit den Objektiven 1/3″ und 1/12″ sowie den Okularen 1, 2 und 3. Die Objektive werden in gedrehten Messingdosen aufbewahrt, wobei in den Schraubdeckel der Dosen ein Sackloch mit eingeschnittenem Gewinde angebracht ist, um die Optiken hier sicher verschrauben zu können.
welche die linearen Vergrößerungen der einzelnen Objektive bei Verwendung mit den entsprechenden Okularen wiedergeben: 60 / 120 bzw. 240 / 480 / 720. Jene Objektivdosen späterer Mikroskope aus der Werkstätte von G. & S. Merz sind weit günstiger hergestellt und tiefgezogen statt gedreht.
Auf dem Tubus befindet sich die dekorative Signatur:
G. & S. Merz
in München
No. 840
Schön ausgeführt ist der kasettierte Holzkasten, in dem das Instrument ähnlich platzsparend einem Reisemikroskop verstaut wird. In diesem Kasten werden der Tubus und die Okulare in einem, die Objektive und Objektträger in einem anderen hölzernen Schieber seitlich untergebracht. Das eigentliche Mikroskopstativ wird durch eine weitere, teilweise samtbezogene Holzplatte im Kasten fixiert. Lediglich der Lederriemen, welcher um den Kasten ursprünglich als Tragegriff angebracht war, fehlt nun. Die Kastenoberseite zeigt an einer Ecke mit schwarzer Tinte die Seriennummer.
erscheint in der Preisliste „G. & S. Merz, vormals Utzschneider & Fraunhofer, in München“ aus dem Jahre 1866 als:
[…]
Mikroskop No.4 mit Stativ No.2, vertical und horizontal feststehender Tisch, grobe und feine Bewegung am Tubus, Beleuchtung in und ausser der Axe, Doppelspiegel, ohne Lupe für opace Gegenstände.
Das Instrument versehen mit 2 Objectivsystemen 1/3″, 1/12″ und 3 Ocularen: 1. 2. 3., gewährt 60 – 720 Vergrösserung … 77 fl. = 44 Thlr.
Der am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geborene Georg Merz besucht zunächst die Schule im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet, tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Joseph von Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer.
Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete „G. Merz & Söhne in München“.
Hermann Schacht beschreibt 1855 in Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie (Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1855: 6), dass Merz & Söhne zusammen mit den meisten deutschen Optikern das Hufeisenstativ nach Oberhäuser angenommen haben.
Ludwig Merz stirbt 1858 mit 41 Jahren an Bleivergiftung, die er sich bei der Flintglasherstellung in Benediktbeuren zuzieht. Danach firmiert das Institut mit: „G. & S. Merz in München“.
1865 erreichen Mikroskope von Merz zusammen mit Instrumenten von Hartnack ein in jener Zeit unübertroffenes Auflösungsvermögen. Georg Merz stirbt am 12. Januar 1867.
Nun ist Sigmund alleiniger Inhaber des Institutes. Im Jahr 1871 hat das Unternehmen 63 Beschäftigte und signiert „G. & S. Merz (vormals Utzschneider & Fraunhofer) in München“. 1883 übergibt Sigmund Merz die Münchner Werkstätte an seinen langjährigen Gehilfen und Vetter Jakob Merz (1833 – 1906), dieser verkauft die traditionsreiche Firma am 5. Oktober 1903 an Paul Zschokke (1853 – 1932).
Da es unter Fraunhofers Federführung in Bediktbeuren und München gelungen ist, achromatische Linsenkombinationen zu erstellen, erlangt das Unternehmen rasch Weltrang. Das Wissen bleibt in der Firma und unter Merz führt sie noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Bau großer Refraktoren für die Sternwarten Europas. Mikroskope sind, wie schon unter Fraunhofers Leitung, von eher untergeordneter Bedeutung und daher recht selten. Das optische Glas wird stets nur für den Bedarf der Werkstätte in der eigenen Glashütte geschmolzen und nicht als Rohstoff an andere Firmen verkauft.
Referenz 1, 2, 9, 12, 13, 14, 15, 17, 25, 56, 64, 73, 88 sowie: Mikroskopsammlung des Medizinhistorischen Instituts der Universität Bern: Mikroskop „G. & S. Merz in München No. 846“, Inv.-Nr. 2007 und mit leicht modifiziertem Stativ und Kasten ebenda Mikroskop „G. & S. Merz in München No. 1051“, Inv.-Nr. 2043; Medizinhistorische Sammlung der Universität Zürich: Mikroskop „G. & S. Merz in München No. 948“; Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum Wien: „Zusammengesetztes Mikroskop um 1860 / Signatur: G. & S. Merz in München“, Museal-Nr. 25.190; Instituto e Museo di Storia della Scienza, Firenze (Florenz): „Microscopio composto“ G. & S. Merz in München No 784, c. 1870, Inventario corrente: 3327 sowie „Microscopio composto“ G. & S. Merz in München No 752, Inventario corrente: 3266
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
G. & S. Merz
Das Instrument ist komplett aus zaponiertem, sowie schwarz und braun gebeiztem Messing, gebläutem und schwarz lackiertem Stahl gefertigt. Zur Beleuchtung dient ein schwenkbarer Konkavspiegel, der im Fuß der Trommel gelagert ist. Unter dem Tisch ist zur Einstellung der Beleuchtungsapertur eine Lochblendenrevolverscheibe angebracht.
Zur Feineinstellung dient ein Mohl’scher Tisch bei dem durch eine Rändelschraube die Tischplatte seitlich angehoben und damit um einen kleinen Winkel verkippt wird.
Die Unterseite der zaponierten Basis des Instruments ist mit Leder überzogen, welches zur gegenseitigen Schonung von Instrument und Tischoberfläche dient.
Dem Benutzer zugewandt befindet sich am Tubus eine kleine Bohrung für das Entweichen der Luft aus dem solchen beim Einsetzen des Okulars.
Das Instrument ist ausgestattet mit den Objektiven 1/3″ und 1/12″ sowie den Okularen 1, 2 und 3. Die beiden schwächer vergrößernden Okulare tragen jeweils eine weitere Gravur: 240 beziehungsweise 480, entsprechend der erzielbaren Vergrößerungen in Kombination mit dem Objektiv 1/12″.
wobei aus dem Deckel der Dosen ein Gewindebolzen herausragt, um die Optiken hier verschrauben zu können.
Die Messingdose des stärkeren Objektivs trägt die Gravur der Abfolge der erzielbaren Vergrößerungen in Kombination mit den drei Okularen 240-, 480- und 720-fach, auf dem Deckel dazu die Schrift No. 2 sowie auf der Unterseite des Behälters die Bezeichnung 1/12″. Die zweite Messingdose ist an jener Stelle mit 1/3″ graviert, weitere Bezeichnungen fehlen hier.
Jene Objektivdosen späterer Mikroskope aus der Werkstätte von G. & S. Merz sind weit günstiger hergestellt und tiefgezogen statt wie diese gedreht.
Auf dem Tubus befindet sich die dekorative Signatur:
G. & S. Merz
in München
Das Mikroskop wird liegend im verschließbaren Nußbaumholzkasten untergebracht.
Der leicht veränderte Nachfolger dieses Stativs erscheint in der Preisliste „G. & S. Merz, vormals Utzschneider & Fraunhofer, in München“ aus dem Jahre 1866 als:
[…]
Mikroskop No.5 mit Stativ No.3, grobe Einstellung am Tubus, feine am Tische, Beleuchtung in der Axe.
Das Instrument hat 1 Objectivsysteme 1/12″ und 2 Oculare: 1. 2. von 200 – und 400 maliger Vergrösserung … 42 fl. = 24 Thlr.
Objectivsysteme.
Brennweite der aequiv. Linse:
1″, 1/2″, 1/3″ ….Oeffnungswinkel 20°- 40° 14 fl. = 8 Thlr.
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[…]
Oculare: No. 1, 1 1/2, 2, 2 1/2, 3, 4….pr. Stück 5 1/4 fl. = 3 Thlr.
Es ist nach dieser Aufstellung davon auszugehen, dass der Käufer des Instruments zu der Standardausstattung noch ein weiteres Okular und ein zusätzliches Objektiv zu einem Gesamtpreis von 35 Thalern erwirbt. Dies erklärt auch die unterschiedlichen Gravuren auf den Objektivdosen und Okularen.
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von „Das Mikroskop und die mikroskopische Technik“ 1886 zu diesem Stativ:
Fig. 26 III [vergleiche obige Abbildung; Anmerkung des Verfassers] zeigt ein Mikroskop kleinster Gattung von MERZ in München. Die grobe Bewegung wird durch Verschieben des Rohres in einer federnden Hülse, die feinere durch das (nicht zweckmässige) Auf- und Absteigen des Tisches erzielt. Der konkave Spiegel gestattet nur zentrische Beleuchtung.
Der am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geborene Georg Merz besucht zunächst die Schule im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet, tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Joseph von Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer.
Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete „G. Merz & Söhne in München“.
in Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie (Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1855: 6), dass Merz & Söhne zusammen mit den meisten deutschen Optikern das Hufeisenstativ nach Oberhäuser angenommen haben.
Ludwig Merz stirbt 1858 mit 41 Jahren an Bleivergiftung, die er sich bei der Flintglasherstellung in Benediktbeuren zuzieht. Danach firmiert das Institut mit: „G. & S. Merz in München“.
1865 erreichen Mikroskope von Merz zusammen mit Instrumenten von Hartnack ein in jener Zeit unübertroffenes Auflösungsvermögen. Georg Merz stirbt am 12. Januar 1867.
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Nun ist Sigmund alleiniger Inhaber des Institutes. Im Jahr 1871 hat das Unternehmen 63 Beschäftigte und signiert „G. & S. Merz (vormals Utzschneider & Fraunhofer) in München“. 1883 übergibt Sigmund Merz die Münchner Werkstätte an seinen langjährigen Gehilfen und Vetter Jakob Merz (1833 – 1906), dieser verkauft die traditionsreiche Firma am 5. Oktober 1903 an Paul Zschokke (1853 – 1932).
Da es unter Fraunhofers Federführung in Bediktbeuren und München gelungen ist, achromatische Linsenkombinationen zu erstellen, erlangt das Unternehmen rasch Weltrang. Das Wissen bleibt in der Firma und unter Merz führt sie noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Bau großer Refraktoren für die Sternwarten Europas. Mikroskope sind, wie schon unter Fraunhofers Leitung, von eher untergeordneter Bedeutung und daher recht selten. Das optische Glas wird stets nur für den Bedarf der Werkstätte in der eigenen Glashütte geschmolzen und nicht als Rohstoff an andere Firmen verkauft.
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Der am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geborene Georg Merz besucht zunächst die Schule im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet, tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Joseph von Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer.
Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete „G. Merz & Söhne in München“.
Hermann Schacht beschreibt 1855 in Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie (Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1855: 6), dass Merz & Söhne zusammen mit den meisten deutschen Optikern das Hufeisenstativ nach Oberhäuser angenommen haben.
Ludwig Merz stirbt 1858 mit 41 Jahren an Bleivergiftung, die er sich bei der Flintglasherstellung in Benediktbeuren zuzieht. Danach firmiert das Institut mit: „G. & S. Merz in München“.
1865 erreichen Mikroskope von Merz zusammen mit Instrumenten von Hartnack ein in jener Zeit unübertroffenes Auflösungsvermögen. Georg Merz stirbt am 12. Januar 1867.
Nun ist Sigmund alleiniger Inhaber des Institutes. Im Jahr 1871 hat das Unternehmen 63 Beschäftigte und signiert „G. & S. Merz (vormals Utzschneider & Fraunhofer) in München“. 1883 übergibt Sigmund Merz die Münchner Werkstätte an seinen langjährigen Gehilfen und Vetter Jakob Merz (1833 – 1906), dieser verkauft die traditionsreiche Firma am 5. Oktober 1903 an Paul Zschokke (1853 – 1932).
Da es unter Fraunhofers Federführung in Bediktbeuren und München gelungen ist, achromatische Linsenkombinationen zu erstellen, erlangt das Unternehmen rasch Weltrang. Das Wissen bleibt in der Firma und unter Merz führt sie noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Bau großer Refraktoren für die Sternwarten Europas. Mikroskope sind, wie schon unter Fraunhofers Leitung, von eher untergeordneter Bedeutung und daher recht selten. Das optische Glas wird stets nur für den Bedarf der Werkstätte in der eigenen Glashütte geschmolzen und nicht als Rohstoff an andere Firmen verkauft.
Das hier gezeigte Mikroskop taucht in den 1990ern auf einem Schweizer Flohmarkt auf und kann im Februar 2006 aus Zürich für diese Sammlung erworben werden.
Referenz 1, 2, 9, 12, 13, 14, 15, 17, 25, 56, 64, 73, 88 sowie für ein etwas früheres Gerät, im Design noch näher am Trommelstativ von Fraunhofer: Sammlung des Royal Museum Edinburgh, Schottland: Microscope, signed: ‚G. Merz und Söhne / in München‘, Inventory No. 1980.67
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
G. Merz und Söhne
Das Instrument ist gefertigt aus zaponiertem, sowie schwarz und braun gebeiztem Messing, gebläutem und schwarz lackiertem Stahl. Zur Beleuchtung dient ein dreh- und schwenkbarer Konkavspiegel. Unter dem Tisch ist eine abfahrbare und ausschaltbare Blendscheibe mit einer einzigen Aperturöffnung angebracht.
Die Grobeinstellung erfolgt über eine Schiebehülse. Zur Feineinstellung dient ein Prismentrieb, der über eine Rändelschraube unter der Säule angebracht ist.
Die Unterseite der runden Messingplatte, welche die Basis des Instruments darstellt, ist mit Leder überzogen, welches zur gegenseitigen Schonung von Instrument und Tischoberfläche dient.
Von der ursprünglichen Ausstattung des Mikroskops ist nur noch ein Objektiv 1/12″ sowie ein Okular 1 erhalten. Die beiden schwächer vergrößernden Okulare tragen jeweils eine weitere Gravur.
Auf dem Tubus befindet sich die dekorative Signatur:
G. Merz und Söhne
in München
Das hier diskutierte Mikroskop zeigt sehr deutliche Spuren des Gebrauchs. Das Gerät taucht um 1980 beim Räumen des Kellers des Anatomischen Instituts der Universität Zürich auf. Im Juli 2008 kann das Instrument aus Egg bei Zürich für diese Sammlung erworben werden. Damit wurden zwei der in dieser Sammlung gezeigten und in der Zeit um 1850-1860 gefertigten kleinen Mikroskope aus der Werkstätte von Merz ursprünglich in der Gegend von Zürich eingesetzt.
besucht zunächst die Schule im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet, tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Joseph von Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer.
Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete „G. Merz & Söhne in München“.
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Hermann Schacht beschreibt 1855 in Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie (Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1855: 6), dass Merz & Söhne zusammen mit den meisten deutschen Optikern das Hufeisenstativ nach Oberhäuser angenommen haben.
Ludwig Merz stirbt 1858 mit 41 Jahren an Bleivergiftung, die er sich bei der Flintglasherstellung in Benediktbeuren zuzieht. Danach firmiert das Institut mit: „G. & S. Merz in München“.
Nun ist Sigmund alleiniger Inhaber des Institutes. Im Jahr 1871 hat das Unternehmen 63 Beschäftigte und signiert „G. & S. Merz (vormals Utzschneider & Fraunhofer) in München“. 1883 übergibt Sigmund Merz die Münchner Werkstätte an seinen langjährigen Gehilfen und Vetter Jakob Merz (1833 – 1906), dieser verkauft die traditionsreiche Firma am 5. Oktober 1903 an Paul Zschokke (1853 – 1932).
Da es unter Fraunhofers Federführung in Bediktbeuren und München gelungen ist, achromatische Linsenkombinationen zu erstellen, erlangt das Unternehmen rasch Weltrang. Das Wissen bleibt in der Firma und unter Merz führt sie noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Bau großer Refraktoren für die Sternwarten Europas. Mikroskope sind, wie schon unter Fraunhofers Leitung, von eher untergeordneter Bedeutung und daher recht selten. Das optische Glas wird stets nur für den Bedarf der Werkstätte in der eigenen Glashütte geschmolzen und nicht als Rohstoff an andere Firmen verkauft.
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Der am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geborene Georg Merz besucht zunächst die Schule im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet, tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Joseph von Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer.
Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete „G. Merz & Söhne in München“.
Das hier diskutierte Mikroskop zeigt sehr deutliche Spuren des Gebrauchs. Das Gerät taucht um 1980 beim Räumen des Kellers des Anatomischen Instituts der Universität Zürich auf. Im Juli 2008 kann das Instrument aus Egg bei Zürich für diese Sammlung erworben werden. Damit wurden zwei der in dieser Sammlung gezeigten und in der Zeit um 1850-1860 gefertigten kleinen Mikroskope aus der Werkstätte von Merz ursprünglich in der Gegend von Zürich eingesetzt.
Pharmazie-Historisches Museum der Universität Basel: Mikroskop signiert: ‚G. Merz und Söhne / in München‘ und The Microscope Collection at the Science Museum London: „Compound microscope by Merz“, signiert ‚G. Merz und Söhne / in München‘, Inventory No. 1921-251 sowie Referenz 1, 2, 9, 12, 13, 14, 15, 17, 25, 56, 64, 73, 88
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
Joseph von Fraunhofer
Das Instrument ist aus klar lackiertem und gebeiztem Messing und blankem bzw. gebläutem Stahl hergestellt. Die Tischhöhe des Instruments beträgt 15 cm, der Kasten misst 12,7 x 26,6 x 13 [cm].
Das Mikroskop wird im Stile der britischen Chest-Mikroskope zum Verwenden aus dem Kasten geklappt. Zur Beleuchtung dient ein zweifach gelagerter großer Planspiegel. Die Fokussierung erfolgt über einen Zahntrieb, der auf eine freiliegende stählerne Zahnstange an der runden Stativsäule aus Messing wirkt.
sowie einem Okular; das zweite Okular ist abhanden gekommen. Eine dreifach gelagerte Kondensorlinse für Auflichtbeleuchtung kann am Tisch des Mikroskops befestigt werden; unter der Tischplatte befinden sich zwei Blattfedern, die als Halter für die Präparate dienen. Ein in Messing gefasstes konkaves Insektenglas kann in die Öffnung des Tisches eingesetzt werden und erlaubt zudem das Mikroskopieren von Flüssigkeiten.
Zwei Objekthalter aus ebonisiertem Holz mit je vier Präparaten sind in der teilweise mit schwarzem Samt ausgeschlagenen, mit Kirschbaum furnierten Holzkassette ebenfalls untergebracht. Das Mikroskop verfügt ferner über eine Handlupe in der Ausführung nach Fraunhofer.
Am Objekttisch ist das Mikroskop sehr dekorativ signiert
Utzschneider u. Fraunhofer in München
Die Abschrift einer Gebrauchsanleitung dieses Mikroskops wird 1929 von Moritz von Rohr veröffentlicht. Sie gehört zu dem in jener Zeit in der Jenaer geschichtlichen Sammlung erhaltenen Mikroskop. In der heutigen Sammlung des optischen Museums in Jena wird kein Mikroskop von Fraunhofer mehr gezeigt. Dafür ist ein solches Instrument im optischen Museum in Oberkochen ausgestellt. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um das selbe Instrument handelt.
Die Gebrauchsanleitung lautet wie folgt (Moritz von Rohr: Joseph Fraunhofers Leben, Leistungen und Wirksamkeit. Jena 1929: 187-190):
Die Gegenstände werden gewöhnlich vor man sie unter das Mikroskop bringt, mit einer Lupe untersucht, ob sie etwas interessantes enthalten und welcher Teil der wichtigste ist. – Von den beiden beigelegten Lupen gibt die kleinere eine 9- die größere eine 6malige Vergrößerung. Nachdem man sich einen Teil des Gegenstands gewählt hat, bringt man denselben nach seiner Beschaffenheit an die Nadel A oder Klemme C, und steckt selbe in B, wonach der Gegenstand bis in D vorgeschoben wird. Ist der Gegenstand nicht von der Beschaffenheit, daß man ihn an die Nadel oder Klemme bringen kann, so wir das Glas E in D gelegt, auf welches alsdann der Gegenstand gebracht wird.
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Man nimmt vorher die schwächere Vergrößerung des Mikroskops, welche dadurch erhalten wird, daß man das Okular a in F, und das Objektiv Nro:1: in G schraubr; bei der Schraube H wird auf- und abgeschraubt, bis der Gegenstand gesehen wird; ist der Gegenstand durchscheinend, so wendet man den Spiegel K L und das ganze Kästchen so nach dem Licht, daß der Gegenstand durch das Mikroskop ganz hell gesehen wird, es kann aber nur durch verschiedene Wendungen des Spiegels und Kästchens während des Durchsehens erraten werden. Wenn die Oberfläche eines Gegenstandes beobachtet werden soll, so läßt man das Sonnenlicht auf ihn fallen, ist dieses nicht stark genug, so wird die Beleuchtungslinse bei M aus- und eingeschoben; zuletzt nach verschiedenen Richtungen gewendet, daß der Gegenstand hinlänglich erleuchtet ist, welches ebenfalls nur durch Versuche erraten werden kann. Es muß besonders in acht genommen werden; weil bei zu geringer Erleuchtung, der Gegenstand nicht hell genug gesehen wird, bei zu starker, verbrannt werden kann.
Um den beleuchteten Gegenstand vollkommen deutlich zu sehen, wird bei der Schraube H sehr langsam geschraubt, nachdem man einen tiefer oder höher liegenden Teil beobachten will. Soll der Gegenstand mehr oder minder vergrößert sein, so wählt man eine der nachstehenden Vergrößerungen:
…
Den Gebrauch der einzelnen Teile des Mikroskops wird eine kleine Erfahrung zeigen: so dient z.B. das Glas E zur Beobachtung verschiedener Flüssigkeiten, zu Kristallisation etc.
Es wird nicht nötig sein zu bemerken, daß die Gläser des Mikroskops von Zeit zu Zeit mit einem leinenen Tuch gereinigt werden müssen, weil sich sonst der geringste Staub mit vergrößert: besonders müssen die Gläser der Okulare öfters gereinigt werden.
gez. J. Utzschneider
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(Hugo von Mohl: Mikrographie oder Anleitung zur Kenntnis und zum Gebrauche des Mikroskops. L.F. Fues, Tübingen 1846: 28-29):
Verbindet man, um die Vergrösserung der Lupe zu steigern, zwei Plangläser mit einander, so wählt man dieselben in der Regel von gleicher Stärke. Natürlicherweise dürfen in diesem Falle die Planseiten beider Gläser nicht gegeneinander gewendet werden, wie von ungeschickten Optikern zuweilen geschieht, indem man in diesem Falle die Nachtheile des doppelt convexen Glases hervorruft, sondern es müssen entweder, wie in den Lupen von Frauhofer, Plössl u. s. w. die convexen Seiten beider Gläser gegen einander, oder die Planseiten beider Gläser gegen das Object gewendet werden.
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Die beiden Gläser werden entweder, wie bei der Wilson’schen Lupe (Tab. I. fig. 15.) in eine ziemliche Entfernung von einander gestellt und, eine Blendung zwischen denselben angebracht, oder sie werden, wie bei der Fraunhofer’schen Lupe (Tab. I. fig. 16.) beinahe unmittelbar übereinander gestellt. Im ersteren Falle werden sie in eine Metallröhre gefasst, im zweiten Falle können sie auch, da es bei der geringen Stärke der Lupengläser auf eine sehr genaue Centrirung nicht ankommt, in eine nach Art einer Doppellorgnette zum Zusammenlegen eingerichtete Fassung eingesetzt werden, um sie einzeln oder combinirt gebrauchen zu können.
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sieht 20 Jahre später in dieser Fraunhofer’schen Ausführung die seiner Ansicht nach am besten korrigierte Form der Handlupe (Pieter Harting: Das Mikroskop. Theorie, Gebrauch, Geschichte und gegenwärtiger Zustand desselben. Deutsche Originalausgabe, vom Verfasser revidirt und vervollständigt; herausgeben von Dr. Fr. Wilh. Theile; in drei Bänden; zweite wesentlich verbesserte und vermehrte Auflage; Verlag Friedrich Vieweg und Sohn; Braunschweig 1866: III, 75):
Noch schärfer und deutlicher wird aber dieses Bild [für den Benutzer einer Lupe] sein, wenn die beiden Linsen nach den für Doublets im Allgemeinen aufgestellten Regel (S. 65 u. folg.) mit einander verbunden werden und dabei zugleich die gehörige Entfernung beider Linsen von einander ins Auge gefasst wird wie bei der Fraunhofer’schen Lupe, die in Fig. 40 im Durchschnitte dargestellt ist.
durch die Systematik der Herstellung des optischen Glases und der dadurch ermöglichten achromatischen Linsenkombinationen als erste achromatische Instrumente, die nach modernen wissenschaftlichen Kriterien hergestellt und für wissenschaftliche Zwecke verwendet wurden.
Im Wesentlichen ähnlich beurteilen dies bereits die Mikroskopiker Mitte des 19. Jahrhunderts. So schreibt der dänische Arzt Adolf Hannover (1814-1894) zum Verdienst Fraunhofers um die Mikroskopie (A. Hannover: Das Mikroskop, seine Construction und sein Gebrauch. Leopold Voss, Leipzig 1854: 28):
Nach Harting’s Angaben soll Hermann Van Deyl ausgezeichnete achromatische Objectivlinsen im Jahre 1807 verfertigt haben. Gleichwohl waren Fraunhofer’s (1811) achromatische Mikroskope die ersten, welche zu wissenschaftlichen Forschungen angewendet wurden; denn vor dieser Zeit diente das Mikroskop mehr als Spielzeug, oder blos als Unterhaltungsmittel. Fraunhofer’s Objectiv bestand aus einer einzigen achromatischen Linse, in welcher die beiden Gläser nicht aneinander gekittet waren; die convexe Oberfläche der Linse war gegen das Object gekehrt; diese vergrösserte nicht stark und hatte ein kleines Gesichtsfeld, allein das Bild war schärfer und stärker beleuchtet, als bei nicht achromatischen Objectivlinsen. Mit Fraunhofer begann eine neue Aera in der Construction der Objectivlinsen. Die sphärische Aberration war indessen noch nicht beseitigt, denn sein Objectiv bestand nur aus einer Linse, welche nothwendig eine starke Convexität haben musste, und folglich sehr schwer zu schleifen war.
Ähnlich urteilt Julius Vogel, datiert das erste Mikroskop von Fraunhofer aber 5 Jahre zu spät (Julius Vogel: Gebrauch des Mikroskopes zur zoochemischen Analyse und zur mikroskopisch-chemischen Untersuchung überhaupt. Leopold Voss, Leipzig 1841: 164): Frauenhofer in München war der erste, welcher im Jahre 1816 ein zusammengesetztes Mikroskop mit achromatischen Objectivlinsen verfertigte. Dieses Instrument war zugleich das erste, welches zu wissenschaftlichen Untersuchungen wahrhaft brauchbar war, aber es hatte, mit unseren gegenwärtigen Instrumenten verglichen, noch immer sehr viele Unvollkommenheiten. Es hatte nur eine Objectivlinse, man konnte nicht mehrere übereinanderschrauben, daher gewährte es keine sehr starke Vergrösserung; die convexe Seite der Linse war gegen das Object gekehrt, wodurch man ein kleines Gesichtsfeld und geringere Deutlichkeit erhielt. Und doch war die Ausführung dieses Mikroskopes ein gewaltiger Fortschritt, sie gab den Anstoss zu weiteren Verbesserungen, die sich nun in kurzen Zwischenräumen folgten. Dieser Autor beschreibt auch die Konstruktion des hier gezeigten Mikroskops (ebd: 35): 1. Gestell des Mikroskopes. […] Bei den Mikroskopen von Chevalier und Lerebours dient der Kasten des Instrumentes zugleich als sein Fuss; es wird nämlich auf diesen aufgeschraubt. Eine ähnliche Einrichtung haben die kleinen Mikroskope von Frauenhofer; bei ihnen ist das Gestelle durch ein Charniergelenk an die eine Seite des Kastens befestigt; man braucht das horizontal im Kasten liegende Instrument nur aufzuschlagen und vertical zu stellen, um es sogleich in der gehörigen Lage für Beobachtungen zu haben.
Das erste Mikroskop Fraunhofers entsteht in dessen Werkstätte in Benediktbeuern, 1819 zieht das Unternehmen nach München und die Signaturen ändern sich entsprechend, nur die Glasöfen bleiben als Institutseigentum in Benediktbeuern (Carl Max von Bauernfeind: Gedächtnisrede auf Joseph Fraunhofer zur Feier seines hundertsten Geburtstag. Verlag der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften, in Kommission bei G. Franz (J. Roth); München 1887: 17).
Die bekannten Mikroskopstative (sowohl das große Stativ als auch das hier gezeigte Kastenmikroskop und das kleine Stativ) mit der frühen Signatur
Utzschneider, Reichenbach und Fraunhofer in Benedictbeurn
und
Utzschneider und Fraunhofer in Benedictbeurn
weisen alle konisch gefasste Objektive mit je einer einfachen achromatischen Doppellinsen auf.
Mit der Signatur
Utzschneider und Fraunhofer in München
finden sich Instrumente, die sowohl mit diesen konisch gefassten Objektiven mit je einer einfachen achromatischen Doppellinsen, als auch mit zusammengesetzten (aplanatischen) Objektiven ausgestattet sind.
Die zusammengesetzten Objektive werden erst nach dem Tode Frauhofers durch Georg Merz eingeführt. Damit ist davon auszugehen, dass das hier gezeigte Mikroskop mit den frühen Objektiven zu den frühen Instrumenten aus München zählt, welche zu Lebzeiten Fraunhofers dort hergestellt werden.
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Der Botaniker Hugo von Mohl urteilt über die Leistungen Fraunhofers zwei Jahrzehnte nach dessen Tod wie folgt (Hugo von Mohl: Mikrographie oder Anleitung zur Kenntnis und zum Gebrauche des Mikroskops. L.F. Fues, Tübingen 1846: 66-67):
Die Bahn zur Verbesserung [der Mikroskope] wurde von Fraunhofer und Amici gebrochen, welche etwa um das Jahr 1815 die ersten achromatischen Mikroskopobjective verfertigt zu haben scheinen, denen in England erst im Jahre 1824 Tulley folgte. Bei diesen Mikroskopen wurde, wie bei einem Fernrohre, eine einzige achromatische Linse als Objectiv verwendet. Die Leistungen dieser Instrumente sind mir aus eigener Ansicht nur von den Fraunhofer’schen bekannt; dieselben waren nicht sehr bedeutend. Diese Mikroskope zeichnen sich zwar allerdings vor den nicht achromatischen durch die Reinheit und Lichtstärke ihres Bildes aus, allein sie waren mit sehr schwachen Objectiven versehen, so dass stärkere Vergrösserungen durch starke Oculare erzwungen werden mussten, was immer beim Mikroskope mit einem sehr ungünstigen Erfolge geschieht.
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Fraunhofer, welchem kein mit dem Mikroskope vertrauter Forscher, der ihn auf die Bedürfnisse des mit dem Mikroskope arbeitenden Naturhistorikers hätte aufmerksam machen können, zur Seite gestanden zu haben scheint, soll mit den Leistungen seiner Mikroskope zufrieden gewesen sein; anders war es mit Amici, welcher nicht nur praktischer Optiker, sondern auch mikroskopischer Beobachter ist, und welchem desshalb die Unzulänglichkeit der einzelnen Objective nicht verborgen bleiben konnte. Er verliess daher auch, in der Hoffnung, durch das Spiegelmikroskop grössere Leistungen erhalten zu können, wieder die Verfertigung von achromatischen Objectiven, um erst später wieder zu ihnen zurückzukehren.
Die Bahn zur Vervollkommnung des zusammengesetzten Mikroskopes war jedoch durch die Verfertigung von achromatischen , an sich tadellosen Objectiven durch Fraunhofer gebrochen, und es erforderte nur noch einen kleinen Schritt, die Combination der Objective zu zusammengesetzten Systemen, um die Leistungen des Mikroskopes über alle Erwartung zu steigern.
Mohl muss sich hier ebenfalls auf diese frühen Objektive bezogen haben, die einen beträchtlichen Arbeitsabstand aufweisen.
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…
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Das erste Mikroskop aus Fraunhofers Werkstatt wird 1811 angeboten (Gilbert’s Annalen der Physik 38 (1811): 347):
[…]
Ein zusammengesetztes Mikroskop mit 4 achromatischen Linsen, 2 Ocularen, Apparat und Kästchen… 77 fl.
Ein gleiches, mit 4 einfachen Linsen, 1 Ocular, Apparat und Kästchen…58 fl.
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Erst im folgenden Jahr wird von der Fertigstellung eines großen Mikroskops berichtet (Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt 1815: 268):
[…]
Zusammengesetztes Microscop, mit 4 achromatischen Objectiven, 2 Ocularen, Apparate und Kästchen… 77 fl.
Zusammengesetztes Microscop, mit 3 Objectiven, 1 Ocular, Apparate und Kästchen… 58 fl.
[…]
Das optische Institut beschäftigt sich, unter der unmittelbaren Aufsicht und Bemühung seiner Mitglieder, mit der Verfertigung großer Achromatischer Refractoren. […] So ist auch ein großes Microscop mit achromatischen Objectiven von vorzüglicher Wirkung fertig geworden.
München den 18. November 1812.
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Es folgt 1816 (Zeitschrift für Astronomie und verwandte Wissenschaften 2 (Julius, August 1816): 173-179):
[…]
19. Grosses zusammengesetztes Microscop mit vollständigem Apparat, um die Durchmesser der Gegenstände in irgend einem bestimmten Maß auf 0,00001 Zolle genau angeben zu können; mit Apparat zur Beleuchtung, sechs achromatischen Objectiven, einem doppelten und einem einfachen Ocular zu verschiedenen Gesichtsfeld und Vergrößerung. Die Vergrößerung der Flächen sind bey dem einfachen Ocular 256, 441, 1024, 2809, 5476, 10000, und beym doppelten Ocular 576, 992, 2304, 6320, 12321, 22500. Das ganze Microscop ist in einem polirten Kasten – 520 fl.
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20. Zusammengesetztes Microscop, mit einem vollständigen Apparat, vier achromatischen Objectiven und zwey Ocularen, nebst Kästchen. Die Flächen der Gegenstände werden 400, 900, 2500, 5620 und 12100 mal vergrößert — 130 fl.
21. Zusammengesetztes Microscop, mit einem vollständigen Apparat, drey achromatischen Objectiven und einem Ocular, nebst Kästchen. Die Flächen der Gegenstände werden 400, 900, 2500, und 5620 mal vergrößert — 61 fl.
22. Reise-Microscop, mit zwey achromatischen Objectiven, Spiegel, Stiel-Lupe, Schieber, Zängelchen etc. Alles in einer messingenen Hülse – 44 fl.
[…]
Auf Verlangen gegen 40 Kreuzer per Stück werden perspectivische Zeichnungen in Groß-Quart-Format von den Nr. 1, 2, 4, 6, 19, 22 und 26 abgegeben.
[…]
München, den 1. September 1816.
J. Utzschneider
Die hier erscheinenden perspektivischen Zeichnungen verschiedener ausgewählter Instrumente werden auch später noch angeboten, allerdings wird nur 1816 das Reisemikroskop gezeigt, später findet sich nur noch das große Mikroskop als Zeichnung im Angebot (hier als Lithografie in der Ausführung von 1820 gezeigt).
Im Jahre 1820 werden die Mikroskope mit gleicher Beschreibung und Preisen angeboten, nur das Reisemikroskop kostet nun 52 fl – dieses Verzeichnis bleibt bis zum Tode Fraunhofers unverändert gültig und wird auch noch im Dezember 1826 abgedruckt, das große Mikroskop kostet nun 560 fl.
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Das hier gezeigte Mikroskop findet sich 1820 wie folgt wieder:
[…]
22. Zusammengesetztes Microscop mit einem vollständigen Apparat, vier achromatischen Objectiven mit zwey Ocularen, nebst Kästchen. Die Flächen der Gegenstände werden 400, 900, 2500, 5620 und 12100 mal vergrößert — 130 fl.
[…]
München, den 1. November 1820.
1830 schließlich taucht ein weiteres Mikroskopstativ im Preisverzeichnis auf und der Nachfolger des hier gezeigten Mikroskops wird nun mit zusammensetzbaren Objektiven angeboten (Astronomische Nachrichten 8(174) (1831): III/2) als:
Fortsetzung der Preiscourantes des optischen Institutes in München von UTZSCHNEIDER und FRAUNHOFER.
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[…]
27. Zusammengesetztes Microscop mit einem vollständigen Apparat, vier achromatischen Objectiven mit zwei Ocularen, nebst Kästchen. Die schwächste Linear-Vergrößerung ist 20 oder die der Flächen 400, die stärkste Linear-Vergrößerung aber 225, oder die der Flächen 50625mal — 136 fl.
[…]
Bey obigen drey Microscopen Nr. 26a, 27 und 28, deren Linsen alle aplanatisch sind, können durch die Combinationen der Objective alle jenen Vergrößerungen hervorgebracht werden, welche zwischen der angegebenen schwächsten und stärksten Vergrößerung inne liegen. – Auch können diese Vergrößerungen noch durch Zugabe eines schärferen Oculares, welches 11 fl. Kostet, vermehrt werden.
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ist mit einem 1,8 mm starken Kirschholzfurnier versehen und unterscheidet sich damit von den Kästen der übrigen bekannten Kastenmikroskope Fraunhofers. Diese aufwendige und teure Schreinerarbeit wird in den Preislisten Fraunhofers, wie oben aufgeführt, sonst nur für das große Mikroskop angeboten.
verbringt den Abend mit Fraunhofer, als dieser die Beugung am Gitter als technisch nutzbar entdeckt (Leonhard Jörg: Fraunhofer und seine Verdienste um die Optik. Eine literarhistorische Abhandlung als Inaugural-Dissertation. J.G. Weiß, Universitätsbuchdrucker;
München 1859: 23): Ein Zufall veranlasste Fraunhofer, die Beugungsphänomene näher zu verfolgen. Als er eines Abends mit Herrn Merz, dem derzeitigen Besitzer des optischen Instituts, welcher seit 1808 neben Fraunhofer gearbeitet, im Klosterwirthshause zu Benedictbeuern zusammen war, nahm er, indem er das Licht auf dem Tische durch den Bart einer Schreibfeder betrachtete, das Farbenspektrum wahr, und schloß daraus, daß durch feine Gitter und Anwendung des Fernrohrs der Grad der Beugung der Lichtstrahlen sich genauer bestimmen lasse, als die durch die bisher angewendeten Verfahrungsarten hatte bewirkt werden können.
Fraunhofer verwendet das Mikroskop primär als Hilfsmittel zur Kontrolle der mit seiner Teilmaschine in Glas geritzten Gitter, welche er für die eben dieser Entdeckung folgenden Versuche benötigt (ebd: 23-24): Gitterlinien einer Periode von 0,0001223 Pariser Zoll [3,3 Mikrometer] waren mit dem stärksten zusammengesetzten Mikroskop nicht mehr wahrnehmbar.
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Die Bedingung zur beugungsbedingten Auflösungsgrenze des Mikroskops bei paralleler Beleuchtung formuliert Fraunhofer bereits fast ein halbes Jahrhundert vor Ernst Abbe (1840-1905). In seinem Vortrag vor der mathematische-naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften in München vom 14. Juni 1823 heißt es in einer Fußnote (Jos. Fraunhofer: Kurzer Bericht von den Resultaten neuerer Versuche über die Grenze des Lichtes, und die Theorie derselben. Gilberts Annalen der Physik 74, 337-378; wiedergegeben in Eugene Lommel: Joseph von Fraunhofer’s gesammelte Schriften. Verlag der königlichen Akademie in Commission bei G. Franz, München 1888: 135):
Man kann daraus schliessen, was möglicher Weise durch Mikroskope noch zu sehen ist. Ein mikroskopischer Gegenstand z.B., dessen Durchmesser = omega ist, und der aus zwei Theilen besteht, kann nicht mehr als aus zwei Theilen bestehend erkannt werden. Dieses zeigt uns eine Gränze des Sehvermögens durch Mikroskope.
Diese Erkenntnis gerät jedoch in Vergessenheit und wird erst einige Jahrzehnte später neu formuliert.
Die achromatischen Optiken Fraunhofers haben damit zwar ein nur begrenztes Auflösungsvermögen, doch durch die hervorragende Korrektur der chromatischen Abberation eine große Lichtstärke.
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Identische Mikroskopstative, signiert mit Benediktbeuern bzw. München sind in folgenden Museen erhalten:
Dieses Mikroskop wird 1990 im Antiquitätenhandel in Wien erworben und gelangt in eine Münchner Privatsammlung. Aus dieser kann das Instrument im Mai 2009 für die hiesige Sammlung gewonnen werden.
Referenz 1, 2, 9, 12, 13, 14, 15, 17, 25, 56, 64, 73, 88, 140, 151
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
R. Fuess in Berlin-Steglitz
Hilfsapparat aus vernickeltem und schwarz lackiertem Messing und Stahl.
Signiert ist der Apparat auf der gewölkten Grundplatte mit dem treppenförmigen Logo:
R.
Fuess
Berlin-Steglitz
Der Apparat verfügt über ein Halbkugelsegementpaar mit der Brechzahl nD = 1,523
Mit diesem Tisch können durch die beiden Objektklammern auch Dünnschliffe ohne Halbkugelsegmente untersucht werden.
von R. Fuess aus dem Jahr 1909 erscheint dieser Tisch in vorliegender Ausführung, wird im Katalog Nr.180 „Mineralogische und krystallographische Instrumente u. Hilfs-Apparate“ von 1915 angeboten als:
No.667 Universaltisch, großes Modell nach E. v. Fedorow mit 4 Drehbewegungen.
Mit Etui……Mk. 170,-
[…]
Attribute und Vervollständigungen zum Universaltisch:
a) 2 Glaslinsen, Durchmesser ca. 10 mm. nD = 1.52 …Mk 5,-
[…]
b)
1 Paar Linsen in Fassung (obere 12-14 mm Durchmesser, untere 20 mm Durchmesser) nD ist genau angegeben …Mk 20,-
[…]
g) 2 geteilte Kreisbogen zur Bestimmung der Neigung des Hilfskreises, nach F. E. Wright. Jeder dieser beiden Kreisbogen ist sowohl an der Basis als auch in der Mitte um je ein Scharnier umlegbar (nach W. Nikitin). Die Neigungen des Kreises können an den Bogen bis zu 70° abgelesen werden. (Nachträglich anzubringen Mk.38,–)… Mk.28,–
Der hier gezeigte Nebenapparat kostet damit im Jahre 1914 insgesamt 218.- Mark und damit mehr als ein einfaches Polarisationskursstativ mit Schrank.
welche auf dem Deckel ein Schild Made in Germany trägt, was darauf schließen läßt, dass dieser U-Tisch für den Export nach dem Ersten Weltkrieg bestimmt war. Wo er genau zum Einsatz kam, ist leider nicht mehr rekonstruierbar – im Frühjahr 2003 kann der Apparat aus Kalifornien, USA für diese Sammlung erworben werden.
studiert bis 1883 am Berginstitut Sankt Petersburg von wo er 1895 als Professor für Mineralogie und Geologie an die Landwirtschaftliche Hochschule zu Petrowsko-Rasumowskoje bei Moskau berufen wird; später kehrt er als Lehrstuhlinhaber an die Bergakademie St. Petersburg zurück.
E.S. Fedorow entwickelt ab 1893 eine komplett neue Meßmethode welche mehrkreisige Drehapparate fordert. Relativ zur kristallographischen Richtung kann er damit die Lage der optischen Hauptrichtungen nx, ny und nz bestimmen.
dass sich die Zusammensetzung der Mischkristallreihen in der Optik und Kristallographie widerspiegelt und mit Hilfe derer also eine chemische Bestimmung möglich wird.
Da einzelne Körner in Dünnschliffen mit dem U-Tisch relativ zueinander bestimmt werden können, wird jener zu einem wichtigen Instrument in der Gefügekunde. Problematisch bleibt jedoch lange, daß auf U-Tischen als Zubehör nur runde Objektgläser mit Schliffen ohne Deckgläser bis 20 mm Durchmesser untersucht werden können.
Vermittelt wurde das Instrument durch die freundliche Unterstützung von Allen Bishop, CA, USA
43, 59, 63, 87
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unsigniert – Bauart wie Leitz
Der Hilfsapparat besteht aus zaponiertem, und vernickeltem Messing bzw. gebläutem Stahl.
Dieser Nebenapparat trägt keinerlei Spuren von Gebrauch, lediglich die Mahagoni-Schatulle zeigt aussen leichte Alterungserscheinungen. Aus den Beständen der University of Montana, USA stammt dieser Polarisationsapparat.
wird ein sehr ähnlicher (und wenigstens auf der Abbildung in der Liste auch nicht signierter) Hilfsapparat angeboten:
Nr. 144.: Der Polarisationsapparat dient zu Nahrungsmittel-Untersuchungen.
Der Analysator ist mit dem Ocular fest verbunden, hat Teilkreis und Index und wird durch eine seitliche Schraube fixiert.
Der Polarisator wird bei Stativen mit Beleuchtungsapparat und Irisblende in den Träger der Irisblende eingehängt; bei anderen Stativen wird er an der Stelle der Cylinderblende eingeschoben und auf Wunsch mit einer Condensorlinse ausgestattet …. 55.- Mark.
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G. & S. Merz in München
Das Instrument ist aus zaponiertem, sowie schwarz und braun gebeiztem Messing, gebläutem und schwarz lackiertem Stahl gefertigt.
Zur Beleuchtung dient ein großer Planspiegel, der dreifach gelagert ist und damit für schiefe Beleuchtung aus der Achse bewegt werden kann. Ein Paar Objektklemmen sind in den Tisch eingesteckt.
der den Lupenträger direkt auf dem Prisma sitzend relativ zur Tischfläche bewegt. Das Triebrad lässt sich mit der Hand bequem auf dem Tisch liegend bedienen.
Der Fuß dieses Mikroskops ist aus braun gebeiztem Messing gefertigt, welches auf der Unterseite wie für Merz typisch mit vier eingelassenen Lederpolstern versehen ist, um dem Mikroskop Standfestigkeit zu geben und die Schreib- oder Arbeitstischplattenfläche nicht zu beschädigen.
Am unteren Rand der Tischplatte sind die beiden lederbezogenen Handauflagen fest verschraubt.
Zur Vergrößerung wird eine aus drei Elementen zusammengesetzte Lupe verwendet, die in der Gesamtvergrößerung dem Merz-Objektiv 1/3 entspricht.
Das Mikroskop wird als Ganzes in den Erlenholzkasten eigeschoben, es trägt keine Signatur, ist aber eindeutig G. & S. Merz in München zuzuordnen.
aus dem Institute von G. & S. Merz, vorm. Utzschneider & Fraunhofer in München. (1869) listet das größere Pendant und dieses Stativ wie folgt (Heinrich Frey: Das Mikroskop und die mikroskopische Technik. Leipzig, Wilhelm Engelmann 1871: 380-381):
A. Komplete Mikroshope.
[…]
Mikroskop Nr. 7 (Dissektions-Mikroskop),
Tisch mit Flügel, Einstellung durch Trieb, Beleuchtung in und ausser der Axe. Das Instrument besitzt 3 achromatische, sich zu einem 1/3″ System ergänzende Linsen und ein terrestrisches ocular nebst Auszug.
Vergrösserung 8, 16, 24 und 40-200
Preis 56 fl. = 32 Thlr.
Mikroskop Nr. 7a (Einfaches Dissektions-Mikroskop).
Gleiche mechanische Aussattung, achromatische Linsen, Vergrösserung 8, 16, 24
Preis 241/2 fl. = 14 Thlr.
Der am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geborene Georg Merz besucht zunächst die Schule im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet, tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Joseph von Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer.
Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete „G. Merz & Söhne in München“.
Hermann Schacht beschreibt 1855 in Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie (Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1855: 6), dass Merz & Söhne zusammen mit den meisten deutschen Optikern das Hufeisenstativ nach Oberhäuser angenommen haben.
Ludwig Merz stirbt 1858 mit 41 Jahren an Bleivergiftung, die er sich bei der Flintglasherstellung in Benediktbeuren zuzieht. Danach firmiert das Institut mit: „G. & S. Merz in München“.
1865 erreichen Mikroskope von Merz zusammen mit Instrumenten von Hartnack ein in jener Zeit unübertroffenes Auflösungsvermögen. Georg Merz stirbt am 12. Januar 1867.
Nun ist Sigmund alleiniger Inhaber des Institutes. Im Jahr 1871 hat das Unternehmen 63 Beschäftigte und signiert „G. & S. Merz (vormals Utzschneider & Fraunhofer) in München“. 1883 übergibt Sigmund Merz die Münchner Werkstätte an seinen langjährigen Gehilfen und Vetter Jakob Merz (1833 – 1906), dieser verkauft die traditionsreiche Firma am 5. Oktober 1903 an Paul Zschokke (1853 – 1932).
Da es unter Fraunhofers Federführung in Bediktbeuren und München gelungen ist, achromatische Linsenkombinationen zu erstellen, erlangt das Unternehmen rasch Weltrang. Das Wissen bleibt in der Firma und unter Merz führt sie noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Bau großer Refraktoren für die Sternwarten Europas. Mikroskope sind, wie schon unter Fraunhofers Leitung, von eher untergeordneter Bedeutung und daher recht selten. Das optische Glas wird stets nur für den Bedarf der Werkstätte in der eigenen Glashütte geschmolzen und nicht als Rohstoff an andere Firmen verkauft.
Dieses Mikroskopstativ kann im Oktober 2010 von Horst Kuhn für die weitere Vervollständigung der Sammlung zu seinem ursprünglichen eigenen Einkaufspreis erworben werden.
Referenz 1, 2, 9, 12, 13, 14, 15, 17, 25, 56, 64, 73, 88
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
Gemälde bzw. Holzstich von Rudolf Wimmer. Originalgemälde im Foyer der Schott AG, Jena
Von links nach rechts: Utzschneider, Fraunhofer, Reichenbach, Pierre Louis Guinand und der junge Georg Merz. Informationen zu den einzelnen Personen auch durch Anklicken.
Prof. Dr.-Ing. Timo Mappes
Uhlandstraße 26
76135 Karlsruhe
Telefon: 01520 – 1600832
E-Mail: mappes@musoptin.com
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