gebaut von F. W. Schiek in Berlin
Das Mikroskop besteht aus zaponiertem und gebeiztem Messing, blankem und gebläutem Stahl. Das Mikroskop ist an einer stählernen Prismenstange aufgebaut, welche über ein Gelenk mit einer messingnen Säule auf einem Dreifuß verbunden ist und das Umlegen des Stativs ermöglicht. Das Instrument verfügt zur Beleuchtung über einen zweifach gelagerten Plan- und Konkavspiegel, die Apertur der Beleuchtung kann durch eine Revolverlochblende mit drei Öffnungen reguliert werden.
der auf eine stählerne Zahnstange wirkt, welche in die zur Führung dienende Prismenstange aus Stahl eingelassen ist und den Tubus relativ zum Tisch des Mikroskops bewegt. Der Feintrieb wiederum bewegt den Tisch entlang der optischen Achse, das zugehörige Rändelrad ist am unteren Ende der Prismenstange befestigt.
Der Tisch des Mikroskops verfügt über Bohrungen, um neben der vierfach gelagerten Pinzette und Lanzette auch das weitere umfangreiche Zubehör aufzunehmen. So können mit dem Mikroskop sowohl Objektträger beliebiger Art mit einer Objektklemme gehalten werden, als auch mit einem aufsetzbaren Kreuztisch runde Objektträger, die dem Instrument beigegeben sind. Dieser Kreuztisch dient zudem der Aufnahme des Schiek’schen Kompressoriums bzw. des Insektenglases.
Für feinste laterale Messungen ist dem Instrument ein Schraubenmikrometer nach Fraunhofer beigegeben – es kann mit zwei Rändelschrauben an der Tischplatte fixiert werden. Die Schraube des Mikrometers hat eine Steigung von 0,27 mm (ein Hunderstel Pariser Zoll); der Kopf der Schraube ist in 100 Teile geteilt und verfügt über einen Nonius, der jedes Inkrement auf ein Zentel genau ablesen lässt. Dies erlaubt damit Messungen von 100’000stel Pariser Zoll, demnach 0,27 Mikrometer (!).
Schiek in Berlin
No 63
Ausgestattet ist das Mikroskop mit den Okularen Nr. 1., Nr. 2., Nr. 3. und Nr. 4., von einem fünften Okular ist nur noch die Augenlinse vorhanden. Das sechsteilige Satzobjektiv ist aus achromatischen Systemringen mit den Schlagzahlen 1, 2, 3, 4, 5 und 6 zusammengesetzt.
Das Mikroskop ist bis auf die Probeobjekte, die Kondensorlupe, die Handpinzette und die feuchte Kammer vollständig und funktionstüchtig erhalten.
Zum Transport wird das Instrument mit eingeklapptem Dreibein in die mit schwarzem Samt ausgeschlagene Holzschatulle aus Mahagoni verstaut. Drei Schubladen in dieser Schatulle nehmen die Objektträger, Deckgläser und die handschriftlichen Beschreibungen des Instruments und der ehemals vorhandenen Probeobjekte auf.
Die Vergrößerungen des beifolgenden Mikroskops können, theils durch die 5 dazu gehörigen Oculare, theils durch die 6 Objectiv-Linsen auf das Mannigfaltigste verändert werden. Das beigehende Täfelchen giebt darüber Auskunft, auf welchem zugleich die Liniarvergrößerungen angegeben sind. Dabei ist aber zu beachten, daß nur die Objectivlinse No 1., allein für sich genommen ein deutliches Bild giebt; wogegen die übrigen Linsen nur in den Combinationen, wie sie in dem Täfelchen aufgeführt stehen, die berechnete Wirkung hervorbringen. Die Linsen müssen aber ja recht rein gehalten und der etwa darauf gefallene Staub mit einem weichen Haarpinsel entfernt werden; das Abwischen derselben hingegen geschieht am besten mit alter feiner recht rein gewaschener Leinwand. Bei schwachen Vergrößerungen thut man wohl, sich des Planreflectionsspiegels zu bedienen; indeß muß der werte Beobachter selbst ausprobieren welche Beleuchtungsart die Vorteilhafteste ist. Wohl zu erwägen ist jedoch, daß die Beobachtungen transparenter Objecte nicht unmittelbar am Fenster, sondern etwas entfernt davon geschehen müßten, wodurch die Beleuchtung zweckmäßiger wird. Auch hier muß der geehrte Beobachter durch eigne Erfahrung den richtigen Standpunkt zu ermitteln suchen. Im Ocular No 1. sind 3 Fäden gezogen die 72 par. Linie von einander entfernt stehen. Das Schraubenmikrometer wird so auf den Objectentisch des Mikroscops gebracht, daß der getheilte Knopf zur rechten Hand zustehen komt.
Ist dies geschehen so werden zur größeren Befestigung, die in dem Kasten befindlichen Schrauben an die, unter dem Objectentische hervorstehenden, stählernen Schraubengewinde angeschraubt; um dann in die obere ringförmige Oeffnung Eins der mitgegebenen Glasplättchen eingelegt, um das Object darauf zu behandeln.Diese ringförmige Oeffnung ist, vermitteltst der geränderten Scheibe, um die Axe des Gesichtsfeldes beweglich, oder drehbar. Die vorne befindliche Schraube dient dazu, das Object genau in die Mitte des Sehfeldes zu bringen. Die Angabe des Mikrometers ist 0,00001. eines pariser Zolles; nämlich: 100 Umdrehungen sind 1 pariser Zoll. Da nun der Knopf in 100 Theile getheilt ist, so ist ein solcher Theil ~0,0001 eines Zolles; der Nonius theilt einen solchen Theil in 10 Theile, folglich in 100tausend Theile eines par. Zolles.
Das bewegliche Tischchen wird über Eck auf den Objectentisch des Mikroscops aufgesetzt so, daß die Knöpfchen der beiden Schrauben nach Innen zu, zur rechten und linken Hand des stählernen Prismas zustehen kommen.
ist dem Mikroskop eine Vergrösserungstabelle und eine Liste der (heute nicht mehr vorhandenen) Probeobjekte beigegeben: Maximal drei der Systemringe des Objektivs können untereinander kombiniert werden, es ergeben sich so Vergrösserungen von 25 bis 2200 fach linear.
Probe = Objecte
1. Feder vom Kolibri
2. Schuppe vom Zander
3. Flügel von einer Mücke
4. desgleichen von einer Stubenfliege
5. Linden = Holz
6. Birken = ditto
7. Weißbuchen = ditto
8. Tannen = ditto
9. Hamster = Haare
10. Maulwurf = Haare
12. Fledermaus = Haare
13.
14. Schuppen von verschiedenen
15. Schmetterlingen
16.
bzw. die Instrumente aus der Werkstatt von Schiek werden in der Literatur der Zeit mehrfach besprochen und die Preislisten dabei wiedergegeben. So beschreibt der angesehene Pathologe Karl Julius Vogel (1814-1880) die Mikroskope von Schiek 1841 ausführlich, offenbar ist ihm die Feineinstellung der Mikroskope jedoch nicht bekannt (Julius Vogel: Beitraege zur Kenntniss der Saefte und Excrete des menschlichen Koerpers im gesunden und kranken Zustande / Erster Band: Anleitung zum Gebrach des Mikroskopes zur zoochemischen Analyse und zur mikroskopisch-chemischen Untersuchung ueberhaupt. Leopold Voss; Leipzig 1841: 123-125):
1. Mikroskope von Schiek in Berlin.
Adresse: J. W. Schiek, Dorotheenstrasse Nro. 31. g. in Berlin.
Die Mikroskope von Schiek sind verticale Instrumente: ihre verschiedenen Arten unterscheiden sich nur in der Grösse und der Menge des Zubehörs von einander, sie gleichen in ihrer Form und Einstellung alle der auf T. II Fig. 2 gegebenen Abbildung.
Ihr Fuss (A) besteht aus 3 Metallstäben, welche beim Einpacken des Instrumentes zusammengeschlagen werden können. Vom Fuss geht eine Säule (a) aus. an welche der Objecttisch (E) unbeweglich befestigt ist; er unter sich eine bewegliche Blendung (e‘). Der Spiegel (J) ist doppelt, auf der einen Seite ein Planspiegel, auf der anderen ein Hohlspiegel. Von der Säule a geht eine prismatische Metallstange a‘ aus; an welcher der Körper des Mikroskopes (B) durch ein Triebrad (x) auf- und abbewegt wird. Alle Schiek’schen Mikroskope haben blos eine grobe Bewegung, die feine fehlt. Auf Verlangen wird das Gestelle a gebrochen, so dass der Körper und Objecttisch nicht nur vertical, sondern auch schief und horizontal (vgl. Fig. 5 T. II.) gestellt werden können.
Schiek giebt seinen Mikroskopen 6 achromatische Objectivlinsen bei, welche in verschiedenen Combinationen gebraucht werden können (die schwächste Linse ist mit Nro. 1 bezeichent, die stärkste mit Nro. 6), ferner 3 – 4 gewöhnliche und ein aplanatisches Ocular (das aplanatische Ocular trägt Nro. 0, das schwächste einfache Ocular Nro. 1 u. s. f.), Beleuchtungslinse, verschiedenen Zubehör an Gläsern u. dgl.
Die verschiedenen Arten der Schiek’schen Instrumente und ihre Preise sind im folgenden (die Preise sind in Preuss. Courant; die Emballage wird extra berechnet):
1. Grösste Mikroskope, mit 6 aplanatischen Objectivlinsen, 1 aplanatischen Ocular, 5 einfachen Ocularen, 1 sphärischen Glasprisma (Prisma nach Selligue) zur Lichtverstärkung, 1 grosser Lichtverstärkungslinse auf einem Gestelle, 1 Schraubenmikrometer, 1 beweglichen Objecttisch, 1 Schiek’sches Compressorium, 1 Sömmering’schen Spiegelchen zum Zeichnen, 1 Thierbüchse, 1 Pincetten-Nadelapparat, 1 gewöhnliche Handpincette, 4 Schiebern mit Probeobjecten, 6 lange, 6 runde Objectgläsern (Bedeckungsplättchen), 1 Loupe: Alles zusammen in einem sauber gearbeiteten, sehr hübsch eingerichteten Mahagonikästchen.
Die Vergrösserung geht von 18 bis 2500 Mal Dchm.
P. Ct. Thl. 220
2. Dieselbe Größe mit weniger Zubehör: enthält 6 aplanatische Objectivlinsen, 5 einfache Oculare, 1 Schraubenmikrometer, 1 beweglichen Objecttisch, 1 Beleuchtungslinse für opake Objecte, 1 Thierbüchse, 1 Pincetten-Nadelapparat, 1 Handpincette, 4 Schieber mit Probeobjecten, 6 runde, 6 lange Objectgläser, 1 Loupe, Alles in hübschem Mahagonikasten.
Vergrösserung 25 bis 2500 Mal Dchm.
P Ct. Thl.180
3. Mikroskope mittlerer Grösse enthalten 6 aplanatische Objectivlinsen, 3 einfache Oculare, 1 Beleuchtungslinse, 1 beweglichen Objecttisch, 1 Thierbüchse, 1 Pincetten-Nadelapparat, 1 Handpincette, 4 Schieber mit Probeobjecten, 6 lange, 6 runde Objectgläser, Alles in hübschem Mahagonikasten.
Vergrösserung 25 bis 800 Mal Dchm.
P. Ct. Thl. 110
[…]
Ein Schraubenmikrometer einzeln. Thl. 30
Ein aplanatisches Ocular einzeln.
Ein Schiek’sches Compressorium. à Thl. 4
Aus dieser Zusammenstellung geht der Preis von 184 Thalern für das hier gezeigte Mikroskop hervor.
Denn schon 1839 werden die Mikroskope Nr. 1 und Nr. 2 mit Feintrieb wie folgt beschrieben (F.W. Barfuß: Optik, Catoptrik und Dioptrik; Bernh. Fr. Voigt; Weimar 1839):
§ 195
Interessant ist noch das Mikroskop von Schiek. – (Taf. XXVI, Fig. 3). das Gestell besteht aus einer Säule A und aus drei Füßen B, C, D. Oben auf der Säule ist ein Charniergelenk, E angebracht, und mit demselben das dreieckige Stahlblatt mit Stange F verbunden, auf welcher letzteren das Support J des zusammengesetzten Mikroskopkörpers, sowie auch das Stativ des Objecttisches ist. Die weitere Stellung wird durch die Schraube H bewirkt, indem dadurch der Körper auf der dreieckigen Stange auf- und abwärts geschoben werden kann. Die feine Stellung dagegen wird mittelst der Schraube L bewirkt, deren Mutter M mit dem Stativ N verbunden ist, so daß der Objecttisch auf diese Weise gehoben und gesenkt werden kann. Der Spiegel O hat die gewöhnliche Einrichtung.
ist von Matthias Jacob Schleiden (1804-1881) überliefert. Der angesehene Botaniker schreibt als Außerordentlicher Professor an der Universität Jena im Jahre 1842 (M. J. Schleiden: Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik nebst einer Methodologischen Einleitung als Anleitung zum Studium der Pflanze. Verlag von Wilhelm Engelmann; Leipzig 1842: 128):
Ich habe fast die ausgezeichnetsten Mikroskope der neueren Zeit zu vergleichen Gelegenheit gehabt, besitze selbst vielleicht die beiden besten Instrumente, die je von Schiek und Plössl verfertigt sind, und habe eine ziemliche Uebung im Gebrauche des Instrumentes.
Schleiden vergleicht die zu jener Zeit gefertigten Mikroskope (ebd.: 124-125): Ich glaube nicht, dass mit irgend einem Mikroskop, welches jetzt in Europa verfertigt wird, eben viel mehr sehen kann als mit der Combination der drei stärksten Objective und des applanatischen Oculars bei den Plössl’schen Mikroskopen, obgleich sie nur eine etwa zweihundertmalige lineare Vergrösserung giebt.
Bei den stärkeren Vergrösserungen desselben Künstlers, bei denen das applanatische Ocular nicht concurrirt, sind zwar die Dimensionen ansehnlicher, man unterscheidet aber nicht mehr Puncte und Linien im Bilde, sieht also auch nicht mehr, sondern nur etwas bequemer.
Aus den vorstehenden Erörterungen ergiebt sich, dass man, um sichere und von optischen Fehlern möglichst freie Resultate zu erhalten, sich bei einfachen Mikroskopen nur der achromatischen Doppellinsen, bei den zusammengesetzten Mikroskopen nur der achromatischen und wenigstens mit applanatischen Objectiven versehenen Instrumente bedienen müsse. Die besten Arbeiten liefern gegenwärtig ohne Zweifel Schiek in Berlin und Plössl in Wien. Pistor hat in neuerer Zeit auch angefangen, Mikroskope zu verfertigen, die wenigstens den genannten am nächsten kommen, obwohl sie dieselben keineswegs erreichen. Die Plössl’schen Instrumente stehen in allen Combinationen, in welchen die stärkste Objectivlinse nicht concurrirt, den Schiek’schen ziemlich gleich. Dagegen sind alle Combinationen mit den drei stärksten Objectiven wohl vorzuziehen und das Ausgezeichnetste, was mir bis jetzt in dieser Hinsicht vorgekommen ist. Hinsichtlich der äusseren Einrichtung scheinen mir die Schiek’schen den Vorzug zu verdienen, doch wird hier viel auf Gewöhnung ankommen. Die Messingarbeit ist bei Schiek unbedingt besser. Nach den genannten werden wohl die neueren Instrumente von Charles Chevalier in Paris zu nennen seyn; ich habe zwar keine davon gesehen, glaube es aber aus den damit von den Franzosen erhaltenen Resultaten schliessen zu dürfen. Die neueren englischen Instrumente scheinen den genannten so weit nachzustehen, dass man sie gar nicht vergleichen darf. Auch von ihnen habe ich zwar keines gesehen, aber es wird doch ohne Zweifel nicht an gewandten Beobachtern in England fehlen, wenn daher ausser von Rob. Brown in letzter Zeit in England gar keine auch nur irgendwie bedeutende mikroskopische Untersuchung in der Botanik geliefert sind und das, was sie sagen, sich häufig durch einen flüchtigen Blick in unsere Instrumente widerlegt, so kann die Schuld wohl nur der Mangelhaftigkeit ihrer Instrumente beigemessen werden.
im Zeughaus Unter den Linden im Jahre 1844 ist Schiek einer der Berliner Unternehmer, die zu den insgesamt gut 3000 Ausstellern zählen. Ein ausführlicher Bericht dokumentiert, was die mehr als 250000 Besuchern dieser Ausstellung deutscher Gewerbeerzeugnisse zu sehen bekommen. Hier werden die Mikroskope von Schiek beschrieben (Amtlicher Bericht über die allgemeine Deutsche Gewerbe-Ausstellung zu Berlin im Jahre 1844. Zweiten Theiles erste Abtheilung: Berg= und Hütten=Produkte, grobe Metall=Arbeiten, Metall=Fabrikate und kurze Waaren, Instrumente, Uhren und Chronometer, Maschinen und Ackergeräthe, Gegenstände des Eisenbahn= und Schiffsbauwesens enthaltend. Verlag von Karl Reimarus; Berlin 1846: 417-420):
II. Optische Instrumente.
Die unter dieser Überschrift zu begreifenden nicht sehr zahlreichen Einsendungen, lassen sich ihrer Natur nach in vier verschiedene Gruppen sondern, nämlich Fernröhre [sic!], Mikroskope, Brillen und Daguerrotype, in welcher Reihenfolge wir die ausgestellt gewesenen Apparate hier abhandeln wollen.
[..]
b. Mikroskope, Loupen etc. Unter den noch zu besprechenden optischen Instrumenten nehmen die Mikroskope, in Bezug auf Vollendung der Ausführung und auf die Leistung, entschieden die erste Stelle ein. Dies wird Jedermann zugeben, wenn er hört, daß sich darunter sieben Instrumente von Schiek in Berlin befanden.
Außerdem hatten nur noch zwei Berliner Mechaniker Mikroskope eingeliefert, während von Außerhalb jeder Beitrag fehlte.
Nr. 212 W. Hirschmann, Mechanikus in Berlin, hatte zwei große Mikroskope zu 85 und 70 Rthlrn., und zwei kleine zu 40 und 35 Rthlrn. ausgestellt. Unter jenen war das zweite nach der Konstruktion von Oberhäuser ausgeführt, zu allen aber Kron-und Flintglas aus der Schweiz, nämlich von daguet in Solothurn, verwendet. Aussteller hat sich durch seine optischen Instrumente einen guten Ruf erworben, dem die obigen Arbeiten durch ihre tüchtige Ausführung vollständig entsprachen.
Nr. 466. Vom Mechanikus G. Öhme in Berlin war ein Mikroskop mit drei achromatischen Objektiv=Linsen zum Preis von 52 Rthlrn. ausgestellt. Der dazu gehörige Objektentisch konnte mit zwei Schrauben beliebig unter dem Mikroskop bewegt werden, während die genaue Einstellung mittelst einer feinen Schraube geschah.
Die mechanische Arbeit ließ nichts zu wünschen übrig, und mit Rücksicht darauf war der Preis ganz angemessen.
Unter Nr. 1944 lagen uns von F.W. Schiek in Berlin sieben verschiedene Mikroskope vor, die größeren mit mikrometrischen Messvorrichtungen, die kleineren mit einer Mikrometer-Bewegung zum Einstellen versehen. Darunter zwei große zusammengesetzte Mikroskope, das Stück nebst Mahagonikasten zum Preise von 200 Rthlrn.; zwei dergleichen mittlerer Größe, das eine nach Französischem Modell gearbeitet zu 130 Rthlrn., das andere zum Preise von 110 Rthlrn.; ein kleines Mikroskop in einem Mahagonikasten, bis auf die dazugehörigen Objektivlinsen vollständig, zum Preis von 80 Rthlrn.; ein kleines zusammengesetztes Mikroskop und ein dergleichen kleinster Gattung in einem Kästchen, jedes zum Preise von 40 Rthlrn.
Schiek’s Leistungen sind besonders rühmenswerth, und verdienen unsere ganze Anerkennung. Dieser tüchtige Mechaniker, welcher früher vorzugsweise in mathematischen Instrumenten arbeitete, hat sich in neuerer Zeit mit großem Erfolg auf diesen, für die Wissenschaft so wichtigen Artikel geworfen. Der dermalige Stand der Chemie und Physiologie, der Gang, den die Naturforschung überhaupt einschlägt, haben das Mikroskop zu einem der wichtigsten Instrumente gemacht; verlangen von ihm aber auch besondere Schärfe und Reinheit, größtmögliche Helligkeit und Deutlichkeit bei sehr bedeutender Vergrößerung. Diese zum Theil im umgekehrten Verhältnis zu einander stehenden Eigenschaften zu vereinigen, ist die keineswegs leichte Aufgabe bei Anfertigung der Mikroskope. Indeß steht hierin Schiek, dessen ganzes Augenmerk den fraglichen Instrumenten zugewendet ist, dem bekannten Oberhäuser und Plößl nicht nach; er hat wie diese mit der Vorzüglichkeit der Instrumente darauf Bedacht genommen, die Anwendung derselben und ihre Gemeinnützigkeit nicht durch zu hohe Preise zu schmälern.
mit Stativstange auf Gelenk aus der Werkstatt von Schiek und geliefert bis 1845 sind:
Im Auslieferungsbuch von Schiek sind diese Instrumente verzeichnet als:
Vergleicht man diese Listen und obige Preisliste, werden folgende Konstruktionsmerkmale der Mikroskope von Schiek deutlich:
Offenbar handelt es sich bei den an die Akademien und Universitäten gelieferten Mikroskopen jeweils mit um die ersten Instrumente dieser Art an den jeweiligen Forschungseinrichtungen. Als ein Indiz hierfür kann das oben erwähnte Mikroskop Schiek in Berlin / No. 60 im Optisches Museum der Ernst-Abbe-Stiftung Jena herangezogen werden. Es trägt im Kasten nämlich zwei Inventurschilder der Anatomie in Heidelberg:
Anatomische Anstalt Heidelberg / Microscop Nr. 2 / (Schiek in Berlin No. 60.) / Stativ (grosses Stativ) / Oculare 1.2.3. / Objective 1.2.3.4.5.6. – Lupe / 2 Klemmer – stählerne Pinzette / Feuchte Kammer, Schraubenmikrometer, Beleuchtungslinse
nach dem zweiten Schild um 1900 wird das Mikroskop um Objektive von Leitz ergänzt:
Anatomische Anstalt zu Heidelberg. / Mikroskop No. 2. / (Schiek in Berlin No. 60) / Oculare 1. 2. 3. und Objective 1.2.3.4.5.6. 4.5.7.8. (die beiden Letzter. v. Leitz) – Lupe – Schraubenmikrometer – Klammer – Beleuchtungslinse – stählerne Pinzette
gelangt jedoch nicht bereits 1844, sondern frühestens 1856 in die Universität Heidelberg. Denn in Botanische Zeitung 14 (28): 496 heisst es in der Ausgabe vom 11. Juli 1856:
Durch Ernst Mohr in Heidelberg und durch alle Buchhandlungen ist zu erhalten: Verzeichnis der von dem verst. Professor G.W. Bischoff in Heidelberg hinterlassenen Pflanzen-Sammlungen, welche nebst einem vorzügl. Schieck’schen Mikroskop und einer Sammlung mikroskopischer Präparate am 21. Juli d. J. in einzelnen Faszikeln versteigert werden.
Medizinhistorisch interessant ist die Einführung von Mikroskopiekursen für Studenten an der Universität Heidelberg 1854. Erst in jenem Jahr wird den angehenden Ärzte im Studium das Erlernen des Mikrokopierens angeboten. In einem Bericht aus dem Oktober 1854 geht hervor, welche Mikroskope der europäischen Hersteller hierbei angewandt werden (Deutsche Klinik. Zeitung für Beobachtungen aus deutschen Kliniken und Krankenhäusern. (41) (14. October 1854): 459):
Bericht aus deutschen Kliniken und Krankenhäusern.
Kurzer Bericht über den von Hofrath Dr. Hasse und Dr. M.A. Höfle im Sommer-Semester 1854 an der medicinischen Klinik zu Heidelberg abgehaltenen Cursus mikroskopischer Demonstrationen.
Mitgetheilt von
Dr. M. A. Höfle.
Da der klinische Lehrer sich in seinen Vorträgen meist darauf beschränken muss, die Resultate mikroskopischer und chemischer Untersuchungen anzuführen, so hat sich längst das Bedürfniss geltend gemacht, die Anleitung zur Untersuchung von Krankheitsproducten in besonderen Cursen zu ertheilen. In Heidelberg hatte Ref. seit 10 Jahren zu wiederholten Malen solche Curse gegeben, musste sich jedoch, da ihm nur geringe Mittel zu Gebot standen, und namentlich eine eigene Klink fehlte, mehr auf Demonstrationen beschränken, als dass den Zuhörern Gelegenheit zur selbständigen Tätigkeit gegeben werden konnte. Dem letzteren Bedürfnisse wurde nun in weiterem Umfange dadurch abgeholfen, dass der Director der medicinischen Klinik, Hofrath Prof. Dr. Hasse, selbst den Entschluss fasste, in Gemeinschaft mit dem Ref. einen Curs „pathologisch-anatomischer Demonstrationen am Mikroskop“ zu eröffnen. Im verflossenen Sommer (1854) wurde nun ein geräumiger Saal im vierten Stockwerke des Hospitals, welcher sehr passendes Licht gewährt, mit den nöthigen Utensilien ausgestattet, worin 14 Mikroskope (10 grosse und kleine Oberhäuser, 2 grosse Plösselt [sic!], 1 Schiek, und 1 Kellner 1) aufgestellt waren, so dass jeder Teilnehmer des Curses (welchen mehrere Instrumente eigenthümlich angehörten) sein besonderes Mikroskop im Gebrauch hatte. Die Uebungen fanden zwei Mal in der Woche, je zweistündlich, statt, übrigens konnten die Theilnehmer auch Zwischenzeit zu Beobachtungen benützen.
Auf der Sitzung der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. Botanische Section vom 26. Januar 1860 umreißt Ferdinand Cohn die Entwicklung der Mikroskope (Königlich bayerische botanische Gesellschaft in Regensburg [Hrsg.]: Flora oder allgemeine botanische Zeitung, Neue Reihe XVIII (8) (28. Februar 1860): 128):
II. Der Secretär der Section Cohn gab eine Vergleichung der neuesten deutschen Mikroskope. Er zeigte, wie erst seit dem Jahre 1824 das zusammengesetzte Mikroskop durch Oberhäuser in Paris zu einem wissenschaftlichen Instrument geworden, wie in den darauffolgenden Jahren ausser ihm insbesondere Amici in Florenz, Schiek in Berlin, Plössl in Wien in ihren mikroskopischen Leistungen den ersten Rang auf dem Continent erreicht, wie aber in den letzten 10 Jahren seit Einführung der schiefen Beleuchtung und bestimmter Probeobjecte die Anforderungen an ein vollkommenes Instrument sich gesteigert und wesentliche Verbesserungen eingetreten seien. Zur Erläuterung des Vortrags dienten vier neue Mikroskope ersten Ranges aus den bedeutendsten Werkstätten Deutschlands, von Schiek in Berlin, Kellner (jetzt Belthle und Rexroth) in Wetzlar, Plössl in Wien und Benèche und Wasserlein in Berlin, deren Leistungen durch schierige Bacillarienschalen (Pleurosigma angulatum) und eine Robert’sche [sic!] Probeplatte geprüft wurden.
1) Bei einer vorgenommenen Vergleichung der verschiedenen Instrumente zeichnete sich das Kellner’sche Mikroskop vor allen durch Schärfe und Lichtstärke aus.
Peter David Krukenberg wird als fünftes Kind des Apothekers Johann Jakob Krukenberg in der Rathsapotheke in Königslutter am Elmgeboren. Nach dem Schulbesuch tritt er 1804 in das Collegium anatomico-chirurgicum (das spätere Carolinum) in Braunschweig ein, wechselt 1808 an die Universität Göttingen und promoviert dort 1810. 1811 geht er an die neu gegründete Universität Berlin und kommt dort vor allem mit zwei ihn sehr prägenden Ärzten in Kontakt: Einer der ersten Ordinarien der Charité, Johann Christian Reil (1759-1813), welcher sich seinerseits als Berater von Wilhelm von Humboldt (1767-1835) bei Universitätsgründung der Berliner Universität (1810) hervortut und mit einer Veröffentlichung aus dem Jahre 1803 als Begründer der naturwissenschaftlichen Psychiatrie gilt. 1813 verstirbt Reil an einer Typhusinfektion, die er sich offenbar als leitender Arzt des Hospitals der Völkerschlacht bei Leipzig zugezogen hat; zwei Jahre später heiratet Krukenberg dessen Tochter Auguste Reil. Einen nachhaltigen Einfluss auf Krukenberg hat zudem sein weiterer Berliner Lehrer, Ernst Ludwig Heim (1747-1834), der bereits seit 1783 am Gendarmenmarkt eine Praxis mit 3000 bis 4000 Patienten pro Jahr betreibt und als Armenarzt viele der armen Patienten kostenlos behandelte und nicht selten auch die Arzneikosten übernimmt. Heim macht bei der Behandlung der Patienten keine Unterschiede, und ist nicht zuletzt durch seine witzige und direkte Art beim einfachen Volk sehr beliebt.
Krukenberg schließt sich 1813 dem Freicorps Lützow als Soldat an, später dient er in diesem als Divisionsarzt.
Als Krukenberg im Oktober 1814 wegen einer Typhuserkrankung um seinen Abschied aus dem Freicorps bitten muss, hebt Lützows Entlassungsorder rühmlichst hervor den ausgezeichneten Eifer seines ersten Arztes, seine Fachkenntnis, den Muth und seine Kaltblütigkeit im feindlichen Feuer. (C. Barries: Peter Krukenberg vormals Geheimer Medicinalrath Doctor und Professor der Medicin der medicinischen Klink zu Halle. Verlag von Richard Mühlmann, Halle 1866).
Direkt im Anschluss wird Krukenberg 1814 zum außerordentlichen Professor der Universität Halle ernannt, wo er die Vorlesungen zur Therapie übernimmt und mit der provisorischen Leitung der Klinik betraut wird. Das Staatsexamen legt Krukenberg 1815 in Berlin ab.
Nachdem 1816 Ordinariat und Klinikleitung Christian Friedrich Nasse (1778-1851) übertragen wird, erhält Krukenberg 1816 die Genehmigung ein Poliklinikum zu errichten, für welches er jährlich 400 Taler als Zuschuss aus staatlichen Mitteln gewinnen kann. In diese Poliklinik integriert Krukenberg das städtische Armenlazarett. Nach Nasses Weggang folgt 1822 die Ernennung Krukenbergs zum ordentlichen Professor für Pathologie und Therapie sowie zum Direktor der Universitätsklinik. Krukenberg gilt in seiner Zeit als ausgezeichneter Wissenschaftler, publiziert selbst jedoch leider sehr wenig. Rufe nach Kasan, Kiel, Göttingen und Heidelberg lehnt er ab und prägt stattdessen nachhaltig die Medizin an der Universität Halle. Hier integriert Krukenberg gegen die Widerstände seiner konservativen Kollegen die Fächer Chirurgie, Gynäkologie und Psychiatrie in die klinische Ausbildung und wird bei dem Ausbau der klinischen Einrichtungen durch den preußischen Staat unterstützt. Halle wird so zum Muster für andere deutsche Universitäten. Krukenberg gilt als ungemein arbeitsam, so hält er drei Mal am Tag Vorlesungen, welche im Sommer bereits um 6 Uhr beginnen und schränkt seine klinischen Aufgaben auch an Sonn- und Feiertagen in keiner Weise ein. Er legt bereits früh großen Wert auf Sektionen, die er selbst ausführt; so kann ein ausführlicher Leichenbefund jeder entsprechenden Krankheitsgeschichte beigefügt werden.
1837 wird Krukenberg vom König zum Geheimen Rath ernannt und erhält kurz darauf einen Ruf nach Heidelberg. Als er seine Bleibebedingungen nennen soll, stellt er keine Bedingungen, spricht aber den Wunsch nach einem neuen Gebäude für die medizinische Klinik aus. Diesem Wunsch wird sehr rasch stattgegeben und zu Neujahr 1840 kann der Bau bezogen werden, in den neben der medizinischen Klinik auch die Poliklinik einzieht. In eben jenem Kontext erwirbt Krukenberg 1840 das hier gezeigte große Mikroskop für 184 Taler. Zum Vergleich sei hier der Jahresetat der Klinik genannt, inklusive der kostenfreien Versorgung von der 8000 bis 10000 Patienten mit Medikamenten beträgt dieser in jener Zeit nur 1000 Taler, mit denen Krukenberg sehr sorgfältig wirtschaftet.
In 250 Jahre Universität Halle / Streifzüge durch ihre Geschichtein Forschung und Lehre. (Max Niemeyer Verlag, Halle (Saale) 1944) ist eine Episode zu Krukenberg abgedruckt, die wohl recht gut den Charakter des Mediziners beschreibt:Ein Grundzug seines Wesens war unbedingte Wahrheitsliebe und Treue. Bei Mangel aller Eitelkeit besaß er doch ein berechtigtest Selbstbewußtsein. Bezeichnend hierfür ist eine kleine Geschichte, die durch Zufall vor einigen Jahren aus den Akten des hallischen Landratsamtes bekannt geworden ist. König Friedrich Wilhelm IV. wollte zur Einweihung der wiederhergestellten alten romanischen Kirche auf dem Petersberg nach Halle kommen und das Hofmarschallamt hatte bei Krukenberg anfragen lassen, ob Seine Majestät bei ihm auf dem Reilsberg wohnen könne. Er antwortete, daß ihm dies eine hohe Ehre sein werde. Dann aber traf eine weitere Anfrage ein, ob er auch silbernes Tafelgeschirr besitze; wenn nicht, wolle man es aus Berlin mitbringen. Hierauf antwortete er: „Wenn Seiner Majestät das Geschirr nicht gefällt, das ich in meinem einfachen Hause habe, so wird ihm auch meine Person nicht gefallen und es wird daher besser sein, wenn ich auf die Ehre verzichte.“
1856 tritt Krukenberg mit dem Roten Adler-Orden 2. Klasse mit Stern von seinem Amt als Direktor der Universitätsklinik zurück, die Vorlesungstätigkeit setzt er bis zu einem Schlaganfall 1861 fort.
Von seinem beträchtlichen Vermögen bringt Krukenberg 1857 die Summe von 5000 Taler in eine Stiftung der Universität ein, die zur Aufgabe hat junge Mediziner in ihrer wissenschaftlichen Ausbildung zu unterstützen.
Bei dem hier gezeigten Mikroskop handelt es sich laut Auslieferungsliste der Firma Schiek und nach der Provenienz (s.u.) um das Instrument von Prof. Dr. Peter David Krukenberg (1787-1865).
Nach Krukenbergs Tode gelangt das Mikroskop offenbar in den Besitz von cand. med. Adolf Steinhausen, die Rückseite seiner Visitenkarte trägt die Vergrösserungstabelle und ist dem Instrument beigegeben. Im Laufe der Jahre findet das Mikroskop seinen Weg in das Elternhaus Krukenbergs: Die Ratsapotheke in Königslutter am Elm. Aus dieser Apotheke wird das Mikroskop verkauft und gelangt schließlich im November 2008 in diese Sammlung.
die sechs im Text genannten Mikroskope in öffentlichen Museen sowie Referenz 25, 128; Transkription der Anleitung des Mikroskops sowie der Liste der Probeobjekte durch meine Mutter, Margareta Mappes und Dr. Bruno W. Hügel, Universität Eichstätt
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
von F. W. Schiek
Dreibeiniges Stangenstativ von 1844 im Kasten, zaponiertes und geschwärztes Messing, gebläuter Stahl.
Das Mikroskop verfügt über einen einzigen Trieb über eine in der Prisemstange eingelassene Zahnstange. Als Apertur fungiert eine Zylinderblende welche durch ein Lochblendenrad reguliert werden kann. Die Objekte können über eine Gabel als Objektklammer am Tisch gehalten werden.
ist leider nur noch ein Okular Nr. 0 erhalten sowie drei Segemente des Satzobjektivs, versehen mit den Schlagzahlen 2, 3, und 4.
Der schön gefaßte Plan- und Konkavspiegel ist dreh- und schwenkbar gelagert.
Nicht ungewöhnlich für die Zeit ist der fehlende Feintrieb – kleine und mittelere Mikroskope, auch solche von Plössl, werden ohne Feintrieb ausgeliefert, bei den großen Stativen wird der Feintrieb nur auf gesonderte Bestellung angebracht. M.J. Schleiden in Jena vergißt so bei seinem großen 1842 ausgelieferten Mikroskopstativ von Plössl den Feintrieb mit zu bestellen und beklagt 1847 dass er daher bis zur Nachrüstung sein Plössl-Mikroskop mehrere Jahre lang nicht benutzen kann.
befindet sich auf dem Tubus. Hier liest man mehrzeilig in dekorativer Schrift:
Schiek in Berlin
No 229
Liegend wird das Mikroskop im Mahagoni-Kasten mit brauner Samtpolsterung untergebracht.
In einem Zeitschriftenartikel N.N.: Die Neuesten mikroskopischen Entdeckungen (Illustrierte Zeitung II (39): 200-203 (1844)) aus dem Jahre 1844 ist eben dieses Stativ abgebildet. Hier steht zu dem Mikroskop:
[…]
Die Naturforscher haben sich freilich zu allen Zeiten der Mikroskope bedient, aber wie mangelhaft und beschränkt waren ihre früheren Instrumente gegen jetzt, wo Schiek in Berlin, Oberhäuser in Paris, Plößl in Wien und Andere die optische Tüchtigkeit der Mikroskope zu einem hohen Grade der Vollendung brachten.
[…]
Die neuen zusammengesetzten Mikroskope, welche Composita genannt werden, namentlich von den oben genannten Optikern verfertigt, bringen es selten zu einer Vergrößerung über 3000 Mal im Durchmesser, aber diese Vergrößerungen benutzen die Forscher selten und gewöhnlich haben sie eine 200 bis 600, selten eine 800malige nöthig, um die Objecte richtig zu erkennen.
[…]
Wir lassen zuerst die Abbildung eines Schiek’schen Mikroskops folgen, wie dasselbe in seiner einfachsten Gestalt besteht. Die Säule e ruht auf drei Füßen fff, welche zusammengeklappt werden können. Auf derselben steht der Mikroskopträger b, an welchem der Schieber c mittelst der Schraube d und der an dem Träger angebrachten Zähne auf- und abgeschoben werden kann, um das Mikroskop in die gehörige Sehweite zu bringen. Mit dem träger ist das Rohr a des Mikroskopes, in welchem die verschiedenen Gläser befindlich sind, befestigt. An der Säule e ist der Objectentisch h befindlich, der zwei kleine Löcher zum Aufstecken der Objecte hat. Unterhalb des Tisches ist die Blendung i, eine Scheibe, welche sich um ihren Mittelpunkt dreht und drei Löcher von verschiedenem Durchmesser hat, um das Sehfeld nach Befinden zu verkleinern. Unterhalb des Objectentisches an der Säule e ist der Spiegel g angebracht, welcher nach zwei Richtungen hin beweglich ist und das Sonnenlich unter das Object hin reflectirt, während ein Doppelkonvexglas k, das mittelst der an der Stütze desselben angebrachten Gelenke in jede beliebige Stellung gebracht werden kann, dazu dient, das Sonnenlicht auf die obere Seite undurchsichtiger Objecte zu concentriren. Neben der Hauptfigur haben wir eine Verbesserung des Schiek’schen Mikroskopes in leichten Umrissen gezeichnet, welches dasselbe der Plößelschen [sic!] Construction annähert. Der Untersatz ist derselbe wie beim vorigen, trägt aber oben eine Kugel, an welche der Mikroskopträger befestigt ist, so daß man durch dessen Umdrehung das Mikroskop in horizontaler und verticaler Lage gebrauchen kann. Auch der Objecttisch ist etwas verändert und die Blendung zum Schieben eingerichtet. Zugleich ist eine Mikrometerschraube vorhanden um das Object gehörig zu centriren und nach Befinden zu messen. Der Spiegel befindet sich an dem Mikroskopträger, da er mit demselben die horizontale Lage muß annehmen können.
Friedrich Wilhelm Schiek wird 1790 als Sohn eines Chirurgen in Herbsleben, Thüringen geboren. Sein Vater wechselt den Beruf und zieht mit der Familie nach Frauensee.
Im nahegelegenen Schloß Philippsthal des Prinzen Ernst Constantin zu Hessen-Philippsthal entsteht kurz vor 1800 eine mechanische Werkstatt. Als Nachfolger des Hofmechanicus Heinrich Carl Wilhelm Breithaupt wird 1800 Ludwig Wisskemann als erster Hofopticus und Mechanicus ernannt; bei ihm geht der junge Schiek von 1808 bis 1811 in die Lehre. In Schieks Lehrbrief wird sein Fleiß und gute Benehmen besonders hervorgehoben.
Mit solch guten Referenzen wird Schiek als Mitarbeiter bei Pistor in Berlin aufgenommen. Carl Philipp Heinrich Pistor (1778-1847 ) hat bereits 1810 einfache physikalische Geräte angeboten und spätestens 1813 eine eigene Werkstätte gegründet, in der neben astronomischen und geodätischen Instrumente auch Mikroskope gefertigt werden. Letztere sind nach dem Vorbild der englischen Geräte gebaut, z.B. nach Jones, Ellis, Adams etc.
Das älteste bekannte Stück mit der Signatur „Pistor & Schiek“ ist der Preußische Ur-Maßstab von 1816. Als Gründungsjahr der Firma Schiek wird schließlich 1819 angegeben, vier Jahre vor Plössl (mit dessen Stil die Mikroskope Schieks häufig verglichen werden). Das optisch-mechanische Institut bezeichnet sich später selbst in Anzeigen als älteste Mikroskopfabrik Deutschlands.
Möglicherweise ist Schiek bis zum Jahr 1824 als Zulieferer für Pistor tätig. Danach wird er Teilhaber, die Firma nennt sich Pistor & Schiek. Aus dem Jahre 1829 liegt in den Astronomische Nachrichten Bd .7 eine ausführliche Preisliste vor.
Sehr wahrscheinlich ist Schiek neben dem kreativen Theoretiker Pistor der mechanische Künstler in der Werkstatt. Man spricht in der Literatur der Zeit lobend von den Schiek’schen Mikroskopen, was den Schluß nahelegt, dass Schiek sich schon früh allein um die Mikroskopherstellung bei „Pistor & Schiek“ kümmert. Gegen Ende des Jahres 1836 trennt sich Schieck schließlich von Pistor.
In der Dorotheenstraße 31 baut Schiek ab 1837 in eigener Werkstatt Mikroskope. Schon bald siedelt Schiek in die Marienstraße 1a in größere Räume um. Bei der Berliner Gewerbeausstellung von 1844 wird Schiek eine goldene Medaille für den Bau seiner Mikroskope verliehen. Man stellt die Leistung der Instrumente aus Schieks Werkstatt mit jenen von Georges Oberhaeuser Paris und Simon Plössl Wien gleich. Besonders erwähnt wird bei allen drei, dass keine überzogenen Preise für die Mikroskope verlangt werden würden. Die mittleren Stative aller drei Firmen belaufen sich dabei um 1850 auf gut 100 Thaler – das entspricht dem halben Jahrslohn eines gut bezahlten Mechanikers.
Bis Mitte der 1850er verwenden Schiek und Plössl starke Okulare und schwache Objektive – im Gegensatz zu Oberhaeuser und Amici welche die Vorteile höherer Auflösung bei umgekehrtem Verhältnis bereits erkannt haben. Zudem werden Mikroskope von Oberhaeuser und Hartnack seit Beginn mit festen System ausgeliefert, während Schiek noch bis 1860 zusammensetzbare Objektive baut.
Der „Rothe Adler Orden 4. Klasse“ wird Schiek 1858 vom preußischen König für seine Verdienste im Mikroskopbau verliehen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben 954 Mikroskope die Werkstatt verlassen. Von 1837 bis 1864 werden insgesamt 1340 Instrumente ausgeliefert.
Die Werkstatt zieht 1864 in die Halleschestraße 15 und zwischen 1868 und 1870 weiter ins Nachbarhaus Nr. 14, Rudolf Virchow (Darstellung der Lehre von den Trichinen, mit Rücksicht auf die dadurch gebotenen Vorsichtsmaßregeln. Verlag von Georg Reimer; Berlin 1864: 49) empfiehlt in jenem Jahr die einfachen Mikroskope von Schiek für die Trichinenschau und gibt in seinem Werk noch die alte Anschrift des berühmten Optikers Schiek in Berlin an. In den Jahren 1860 bis 1864 bildet Schiek seinen Sohn Friedrich Wilhelm Hermann Schieck [sic!] aus, der die Werkstatt schließlich 1865 übernimmt. F.W. Schieck spezialisiert sich auf die Weiterentwicklung handlicher und zugleich leistungsstarker Trichinen- und Reisemikroskope. Sein Vater stirbt 1870.
Über die weitere Geschichte von „F.W.Schieck Berlin“, siehe die Diskussionen späterer Instrumente der Firma auf diesen Seiten!
Ausgeliefert wird dieses Instrument nach der handschriftlichen Auslieferungsliste von Schiek als kleines Mikroskop am 13. August 1844 an Minister von Perovsky nach Petersburg ausgeliefert (Professor Schleiden in Jena erhält kurze Zeit später ein identisches Stativ mit der Seriennummer 232). Lev Alekseevich Perovsky (9.9.1792 – 9.11.1856) studiert an der Universität Moskau; er wird für seine Verdienste im Feldzug gegen Napoléon hoch dekoriert und arbeitet daraufhin im Außenministerium. Für Kunst und Wissenschaft setzt er sich engagiert ein, betreut entsprechende Hochschulen, wird Leiter des botanischen Gartens von St. Petersburg, koordiniert verschiedene archäologische Ausgrabungen und beschäftigt sich mit Mineralogie. Eines der wichtigsten Minerale des Urals wird nach ihm benannt: Perowskit. Von 1841 – 1852 bekleidet der dem russischen Adel angehörende L.A. Peroffsky [Schreibweise nach Schiek, 1844] das Amt des Innenministers des Zarenreichs Rußland, während dessen erwirbt er das hier gezeigte Mikroskop.
Aus Rußland kehrt dieses Instrument Ende der 1990er nach Deutschland zurück und kann 2003 für die Sammlung gewonnen werden.
Mikroskopsammlung des Medizinhistorischen Instituts der Universität Bern: Mikroskop „Schiek in Berlin No. 369“
25; 86; 95; viele der Daten zu F.W. Schiek mit freundlicher Unterstützung von Hans Weil, Berlin; Recherche zu Lev Alekseevich Perovsky mit freundlicher Unterstützung von Dr.-Ing. Marya Lisinenkova und Dr. Karl Schmetzer; Vermittlung des Instrumentes mit freundlicher Unterstützung von Bernhard Sorg, Saarbrücken – ihm möchte ich hier nochmals herzlich danken!
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
von F. W. Schiek
Flachfußstativ von 1854 im Kasten, zaponiertes und geschwärztes Messing, gebläuter Stahl. Das Mikroskop verfügt über einen Auszugstubus (mit kleiner Luftauslaßbohrung), die grobe Einstellung wird über einen Schiebetubus ermöglicht, der Feinfokus durch eine die Säule durchstoßende Rändelschraube welche den Tisch gegen eine Feder neigt.
befindet sich auf dem Steg zwischen Säule und Tubus. Hier liest man mehrzeilig in dekorativer Schrift:
Schiek
in
Berlin
No 717
Nr. 0, Nr. 1 (mit einfacher Mikrometereinteilung) und Nr. 2 ist dem Instrument ein vierteiliges Satzobjektiv mit den Schlagzahlen 1, 2, 3, und 4 auf den Linsenfassungen beigegeben. Die hohe Qualität der Linsenfassungen ist schon allein an dem deutlich überkragenden objektseitigen Rand zu erkennen – selbst bei unachtsamer Benutzung konnte so eine Beschädigung der Optik vermieden werden.
Objektiv | Okular | ||
Linse Nr. | Nr. 0 | Nr. 1 | Nr. 2 |
1 | 30 | 50 | |
1+2 | 60 | 90 | 120 |
1+2+3 | 110 | 145 | |
2+3+4 | 200 | 290 | 500 |
Hugo von Mohl beschreibt in Mikrographie (L.F. Fues, Tübingen 1846) zu derartigen Objektiven: Plössl und Schiek geben ihren Mikroskopen nur wenige (6-7) Objective bei, welche in der Reihenfolge, wie sie in der Stärke aufeinander folgen und mit den Zahlen 1, 2, 3 … bezeichnet sind, in den folgenden Combinationen gebraucht werden können, 1, 1+2, 1+2+3, 2+3+4, 3+4+5, 4+5+6. Es folgt also hieraus, dass man beim Wechseln der Objective und der Wahl der nächst stärkeren Combination meistens die hinterste Linse abschrauben und vorn eine neue aufschrauben muss. Da dieses immer mit einem gewissen Zeitaufwande verbunden ist, so ist die Einrichtung, welche Amici, Oberhäuser u.A. ihren Objectivsystemen geben, nämlich die Zusammensetzung eines jeden desselben aus mehreren zusammengehörenden Linsen, von denen keine bei einem anderen Systeme verwendet wird, die bequemere, indem hiebei [sic!] die verschiedenen Systeme eben so schnell, wie einfache Objective gewechselt werden können.
Als Blende fungiert eine Schiebehülse mit zwei der Linsenkombination entsprechend gekennzeichneten Einsätzen 123 und 234.
Der schön gefaßte Plan- und Konkavspiegel ist dreh- und schwenkbar gelagert.
Liegend wird das Mikroskop im Mahagoni-Kasten untergebracht.
lautet (Adolph Hannover: Das Mikroskop, seine Construction und sein Gebrauch; Leopold Voss; Leipzig 1854: 41):
Eine eigenthümliche Bewegungsart des Tisches hat Schiek bei einigen seiner neuern Instrumente angewendet. Der Tisch geht an der Säule, die ihn trägt, in einem Charniergelenk, in welchem er mittelst einer Schraube in senkrechter Ebene drehbar ist. Freilich erhält dabei das Sehfeld geneigt Lagen; bei der Kleinheit desselben wird diese Neigung indessen, so falsch sie in der Theorie ist, in der Praxis kaum zu einem Fehler.
Ähnlich urteilt Herrmann Schacht als Privatdozent an der Universität Berlin (Herrmann Schacht: Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie. Zweite, verbesserte und stark vermehrte Auflage; G. W. F. Müller; Berlin 1855: 7):
Sämtliche neueren Mikroskope von Schiek, desgleichen die kleineren Instrumente von Bénèche und von Wappenhans sind mit einer, allerdings der Theorie nach fehlerhaften feineren Einstellung versehen, die sich dessen ungeachtet in der Praxis sehr bewährt. Der hinreichend große Objecttisch ist nämlich, nach dem Princip von Norbert durch zwei feine Spitzen, gewissermaßen wie eine Klappe, an der Säule des Stativs aufgehängt. (Taf. 2, Fig. 1.) In dem die Stellung des Tisches zur Säule des Stativs sich vermittelst einer Schraube etwa von 88° bis 92° verändern läßt, wird der Gegenstand dem Objectiv genähert oder entfernt. Das Bild schlottert nicht, der Tisch ist hinreichend fest und der früheren Einrichtung der Mikroskope bei weitem vorzuziehen.
Friedrich Wilhelm Schiek wird 1790 als Sohn eines Chirurgen in Herbsleben, Thüringen geboren. Sein Vater wechselt den Beruf und zieht mit der Familie nach Frauensee.
Im nahegelegenen Schloß Philippsthal des Prinzen Ernst Constantin zu Hessen-Philippsthal entsteht kurz vor 1800 eine mechanische Werkstatt. Als Nachfolger des Hofmechanicus Heinrich Carl Wilhelm Breithaupt wird 1800 Ludwig Wisskemann als erster Hofopticus und Mechanicus ernannt; bei ihm geht der junge Schiek von 1808 bis 1811 in die Lehre. In Schieks Lehrbrief wird sein Fleiß und gute Benehmen besonders hervorgehoben.
Mit solch guten Referenzen wird Schiek als Mitarbeiter bei Pistor in Berlin aufgenommen. Carl Philipp Heinrich Pistor (1778-1847 ) hat bereits 1810 einfache physikalische Geräte angeboten und spätestens 1813 eine eigene Werkstätte gegründet, in der neben astronomischen und geodätischen Instrumente auch Mikroskope gefertigt werden. Letztere sind nach dem Vorbild der englischen Geräte gebaut, z.B. nach Jones, Ellis, Adams etc.
Das älteste bekannte Stück mit der Signatur „Pistor & Schiek“ ist der Preußische Ur-Maßstab von 1816. Als Gründungsjahr der Firma Schiek wird schließlich 1819 angegeben, vier Jahre vor Plössl (mit dessen Stil die Mikroskope Schieks häufig verglichen werden). Das optisch-mechanische Institut bezeichnet sich später selbst in Anzeigen als älteste Mikroskopfabrik Deutschlands.
Möglicherweise ist Schiek bis zum Jahr 1824 als Zulieferer für Pistor tätig. Danach wird er Teilhaber, die Firma nennt sich Pistor & Schiek. Aus dem Jahre 1829 liegt in den Astronomische Nachrichten Bd. 7 eine ausführliche Preisliste vor.
Sehr wahrscheinlich ist Schiek neben dem kreativen Theoretiker Pistor der mechanische Künstler in der Werkstatt. Man spricht in der Literatur der Zeit lobend von den Schiek’schen Mikroskopen, was den Schluß nahelegt, dass Schiek sich schon früh allein um die Mikroskopherstellung bei „Pistor & Schiek“ kümmert. Gegen Ende des Jahres 1836 trennt sich Schieck schließlich von Pistor.
In Dorotheenstraße 31g baut Schiek ab 1837 in eigener Werkstatt Mikroskope. Schon bald siedelt Schiek in die Marienstraße 1a in größere Räume um. Bei der Berliner Gewerbeausstellun von 1844 wird Schiek eine goldene Medaille für den Bau seiner Mikroskope verliehen. Man stellt die Leistung der Instrumente aus Schieks Werkstatt mit jenen von Georges Oberhaeuser Paris und Simon Plössl Wien gleich. Besonders erwähnt wird bei allen drei, dass keine überzogenen Preise für die Mikroskope verlangt werden würden. Die mittleren Stative aller drei Firmen belaufen sich dabei um 1850 auf gut 100 Thaler – das entspricht dem halben Jahrslohn eines gut bezahlten Mechanikers.
Bis Mitte der 1850er verwenden Schiek und Plössl starke Okulare und schwache Objektive – im Gegensatz zu Oberhaeuser und Amici welche die Vorteile höherer Auflösung bei umgekehrtem Verhältnis bereits erkannt haben. Zudem werden Mikroskope von Oberhaeuser und Hartnack seit Beginn mit festen System ausgeliefert, während Schiek noch bis 1860 zusammensetzbare Objektive baut.
Der „Rothe Adler Orden 4. Klasse“ wird Schiek 1858 vom preußischen König für seine Verdienste im Mikroskopbau verliehen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben 954 Mikroskope die Werkstatt verlassen. Von 1837 bis 1864 werden insgesamt 1340 Instrumente ausgeliefert.
Die Werkstatt zieht 1864 in die Halleschestraße 15 und zwischen 1868 und 1870 weiter ins Nachbarhaus Nr. 14, Rudolf Virchow (Darstellung der Lehre von den Trichinen, mit Rücksicht auf die dadurch gebotenen Vorsichtsmaßregeln. Verlag von Georg Reimer; Berlin 1864: 49) empfiehlt in jenem Jahr die einfachen Mikroskope von Schiek für die Trichinenschau und gibt in seinem Werk noch die alte Anschrift des berühmten Optikers Schiek in Berlin an. In den Jahren 1860 bis 1864 bildet Schiek seinen Sohn Friedrich Wilhelm Hermann Schieck [sic!] aus, der die Werkstatt schließlich 1865 übernimmt. F.W. Schieck spezialisiert sich auf die Weiterentwicklung handlicher und zugleich leistungsstarker Trichinen- und Reisemikroskope. Sein Vater stirbt 1870.
Über die weitere Geschichte von „F.W.Schieck Berlin“, siehe die Diskussionen späterer Instrumente der Firma auf diesen Seiten!
Vermittlung des Instrumentes mit freundschaftlicher Unterstützung von Simon Weber-Unger, Wien – ihm möchte ich hier nochmals herzlich danken!
AFIP 49121 – 60-4713-111, Billings Collection Washington , S. 59, Abb. 109 für das Nachfolgemodell signiert „Schiek in Berlin 1143“- dort 7 Jahre zu jung datiert; The Microscope Collection at the Science Museum London: „Compound Microscope by Schiek“, signiert „Schieck / No. 1506“, Inventory No. A56424; Instituto e Museo di Storia della Scienza, Firenze (Florenz): „compound microscope“ Schiek in Berlin No 684, c. 1850 (ohne Optiken & Zubehör)
25, 128; viele der Daten zu F.W. Schiek mit freundlicher Unterstützung von Hans Weil, Berlin
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
gebaut von F. W. Schiek
Trommelstativ von 1857. Das Instrument ist gefertigt aus zaponiertem und geschwärztem Messing sowie gebläutem Stahl. Das Mikroskop verfügt über einen Auszugstubus (mit kleiner Luftauslaßbohrung), die grobe Einstellung wird über einen Schiebetubus ermöglicht, der Feinfokus durch das Heben des Tisches über einen seitlichen Trieb. Die Gängigkeit des Feintriebs kann über eine kleine Schraube am Führungsstift justiert werden. Die Regulierung der Beleuchtung erfolgt über eine Revolverlochblende mit vier Öffnungen.
Um eine bessere Standfestigkeit zu erreichen ist der runde Fuß des Mikroskops mit Blei ausgegossen.
mit den beiden Okularen Nr. 1 und Nr. 2 sowie einem dreiteiligen Satzobjektiv, dessen Systemringe mit den Schlagzahlen 1, 2 und 3 versehen sind, und einem zusammengesetzten System Nr. 4.
Die Signatur des Instrumentes befindet sich auf der Fassung der Schiebehülse:
Schiek
in Berlin
No 884
Hierin findet sich eine handgeschriebene Gebrauchsanleitung sowie eine Vergrösserungstabelle.
Herrmann Schacht (Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie und Physiologie. Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1851) schreibt zu diesem Stativtyp: Schiek verfertigt kleine Mikroskope nach der Construction der kleinen Instrumente Oberhäuser’s, das Stativ ist etwas solider, der Tisch hinreichend breit; diese Instrumente sind sehr preiswürdig.
Im Jahre 1863 bietet Schiek weiterhin sein berühmtes Stativ auf messingenem zusammenzulegendem Dreifusse an, das grösste zusammengesetzte Mikroskop ist jedoch bereits als nach Oberhäuser bezeichnet.
Das hier gezeigte kleine Trommelstativ orientiert sich ebenfalls an dem von Georg Oberhäuser angebotenen Stativ. So wird im Preis-Courant der Mikroskope von F.W. Schiek in Berlin. Halle’sche Str. No. 15 aus dem Jahre 1863 dieses Mikroskop geführt als:
G. Kleines zusammengesetztes Mikroskop
nach der Konstruktion der kleinen Oberhäuser’schen Instrumente, dessen gröbere Bewegung aus freier Hand, die feinere aber durch eine Schraube am Objekttisch bewerkstelligt wird. Es enthält vier Objektiv-Linsen und zwei Okulare u. s. w. Linearvergrösserungen 40 bis 500 Mal…40 Thlr.
liegen zwei Listen vor: Eine Kundenliste (1840-1864) mit den Nummern 60 – 1341 sowie eine Auslieferungsliste der Mikroskopseriennummern 1 – 250. Die Kundennummern differieren schwankend bis zu ungefähr 30 Positionen von den Seriennummern der Mikroskope.
Daher ist eine genaue Zuordnung der Mikroskope aus der Werkstatt von F.W. Schiek mit Seriennummern über 250 in der Regel nicht möglich. Der Kundenliste von F.W. Schiek ist zu entnehmen, dass im Zeitraum von 1850 bis 1864 nach Finland ganze fünfzehn Mikroskope geliefert werden – alle an Dr. Hjelt nach Helsinki.
Im Jahre 1857, dem Herstellungsjahr dieses Mikroskops, werden die ersten drei Mikroskope in die finnische Hauptstadt geliefert, als laufende Kundennummern 869 bzw. 881 und 882 erscheint in der Kundenliste: Herr Dr. Hjelt in Helsingfors / demselben
Die Vergrößerungstabelle des Mikroskops verfügt über eine Nachtragung in Bleistift (die Zahl 894), dieses Mikroskop Nr. 884 muss demnach mit dem Schiek-Mikroskop Nr. 894 nach dem Verkauf an ein und demselben Ort sein, so dass die Beschreibung und der Kasten der Instrumente verwechselt werden kann. Ferner werden im Laufe des Jahres 1857 insgesamt 53 Mikroskope verkauft. Davon werden an vier Kunden jeweils zwei beziehungsweise drei Mikroskope abgegeben – außer an Dr. Hjelt tauchen diese Instrumente in der Liste jedoch im Block auf, das heißt, sie werden gemeinsam ausgeliefert und es ist daher davon auszugehen, dass sie benachbarte Seriennummern tragen. Nur im Falle des Kunden Dr. Hjelt müssen demnach ungefähr 10 Seriennummern (ungefähr zwei Monate) zwischen dem ersten und den beiden weiteren Instrumenten liegen.
Damit verdichten sich die Indizien, dass das vorliegende Mikroskop Nr. 884 zusammen mit Nr. 894 (und einem weiteren Mikroskop) im Jahre 1857 an Dr. Hjelt geliefert wird und es sich bei Nr. 884 um das erste von F.W. Schiek an Dr. Hejlt ausgelieferte Mikroskop handelt.
Otto Edward August Hjelt (1823-1913) studiert als gebürtiger Finne in Würzburg, Berlin, Prag und Wien. Rudolf Virchow gibt als Betreuer von Hjelts Doktorarbeit den Anstoß zu dessen Forschungen auf dem jungen Gebiet der Neurologie. Otto Hjelt wirkt nach seiner Rückkehr nach Finnland zunächst als Prosector der Anatomie und wird 1857 auf die neu geschaffene Professur für pathologische Anatomie an die Universität von Helsingfors berufen. Er baut das neue pathologisch-anatomische Institut und die dazugehörige Präparatesammlung auf und gliedert dem Institut eine eigene kleine Krankenstation an, dem Vorbild Virchows an der Charité folgend. Nach der Emeritierung 1885 widmet sich Hjelt bis zu seinem Tod 1913 der Medizingeschichte. Ernst A. Homén (1851-1926) wird 1886 als Nachfolger Hjelts berufen und baut die Neuropathologie weiter aus.
Otto E.A. Hjelt ist sein Leben lang mit Rudolf Virchow freundschaftlich verbunden. Schön zeigt sich dies in den einleitenden Worten seiner 1860 erscheinenden Abhandlung Ueber die Regeneration der Nerven erschienen als Briefliche Mittheilung an den Herausgeber. Von Dr. Otto Hjelt in Helsingfors (Finnland) (R. Virchow [Hrsg.]: Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin 19 (3-4): 352-367):
Ihrer gütigen Aufforderung Folge leistend, bitte ich, Ihnen, hochgeehrter Herr Professor, einen Auszug aus der Abhandlung, die ich in schwedischer Sprache über die Regeneration der Nerven veröffentlicht habe, übersenden zu dürfen. Sie haben mir die erste Veranlassung gegeben, diese Untersuchung vorzunehmen und mich mit Ihrem Rath dabei unterstützt. Da diese Abhandlung die Lehre von der Regeneration der Nerven im Allgemeinen, die Fettmetamorphose der Nervenröhren u. s. w. umfasst, habe ich jetzt nur das mitgetheilt, was sich speciell auf den histologischen Vorgang bei den regenerativen Prozess bezieht. – Die Zeit, die ich in Würzburg und in Berlin, mit pathologisch-anatomischen Studien beschäftigt, bei Ihnen zubrachte, wird mir immer in dankbarer Erinnerung verbleiben, nicht nur für Alles, was ich in wissenschaftlicher Beziehung gewonnenen habe, sondern auch für das persönliche Wohlwollen, das Sie mir jederzeit bewiesen haben. Ich bitte, dass Sie diese nachfolgenden Zeilen aus dem weit entfernten Lande als einen Ausdruck meiner vielfachen persönlichen Verpflichtungen gütigst betrachten wollen.
Offenbar handelt es sich bei dem hier gezeigten Mikroskop um das erste Instrument, welches Hjelt nach seiner Berufung 1857 für das neue Institut beschafft; wie beschrieben, folgen im selben Jahr zwei weitere Instrumente. An Hjelt werden aus der Werkstatt von Schiek 1858 sechs, 1862 drei und 1864 weitere drei Mikroskope geliefert.
Friedrich Wilhelm Schiek wird 1790 als Sohn eines Chirurgen in Herbsleben, Thüringen geboren. Sein Vater wechselt den Beruf und zieht mit der Familie nach Frauensee.
Im nahegelegenen Schloß Philippsthal des Prinzen Ernst Constantin zu Hessen-Philippsthal entsteht kurz vor 1800 eine mechanische Werkstatt. Als Nachfolger des Hofmechanicus Heinrich Carl Wilhelm Breithaupt wird 1800 Ludwig Wisskemann als erster Hofopticus und Mechanicus ernannt; bei ihm geht der junge Schiek von 1808 bis 1811 in die Lehre. In Schieks Lehrbrief wird sein Fleiß und gute Benehmen besonders hervorgehoben.
Mit solch guten Referenzen wird Schiek als Mitarbeiter bei Pistor in Berlin aufgenommen. Carl Philipp Heinrich Pistor (1778-1847 ) hat bereits 1810 einfache physikalische Geräte angeboten und spätestens 1813 eine eigene Werkstätte gegründet, in der neben astronomischen und geodätischen Instrumente auch Mikroskope gefertigt werden. Letztere sind nach dem Vorbild der englischen Geräte gebaut, z.B. nach Jones, Ellis, Adams etc.
Das älteste bekannte Stück mit der Signatur „Pistor & Schiek“ ist der Preußische Ur-Maßstab von 1816. Als Gründungsjahr der Firma Schiek wird schließlich 1819 angegeben, vier Jahre vor Plössl (mit dessen Stil die Mikroskope Schieks häufig verglichen werden). Das optisch-mechanische Institut bezeichnet sich später selbst in Anzeigen als älteste Mikroskopfabrik Deutschlands.
Möglicherweise ist Schiek bis zum Jahr 1824 als Zulieferer für Pistor tätig. Danach wird er Teilhaber, die Firma nennt sich Pistor & Schiek. Aus dem Jahre 1829 liegt in den Astronomische Nachrichten Bd. 7 eine ausführliche Preisliste vor.
Sehr wahrscheinlich ist Schiek neben dem kreativen Theoretiker Pistor der mechanische Künstler in der Werkstatt. Man spricht in der Literatur der Zeit lobend von den Schiek’schen Mikroskopen, was den Schluß nahelegt, dass Schiek sich schon früh allein um die Mikroskopherstellung bei „Pistor & Schiek“ kümmert. Gegen Ende des Jahres 1836 trennt sich Schieck schließlich von Pistor.
In Dorotheenstraße 31g baut Schiek ab 1837 in eigener Werkstatt Mikroskope. Schon bald siedelt Schiek in die Marienstraße 1a in größere Räume um. Bei der Berliner Gewerbeausstellun von 1844 wird Schiek eine goldene Medaille für den Bau seiner Mikroskope verliehen. Man stellt die Leistung der Instrumente aus Schieks Werkstatt mit jenen von Georges Oberhaeuser Paris und Simon Plössl Wien gleich. Besonders erwähnt wird bei allen drei, dass keine überzogenen Preise für die Mikroskope verlangt werden würden. Die mittleren Stative aller drei Firmen belaufen sich dabei um 1850 auf gut 100 Thaler – das entspricht dem halben Jahrslohn eines gut bezahlten Mechanikers.
Bis Mitte der 1850er verwenden Schiek und Plössl starke Okulare und schwache Objektive – im Gegensatz zu Oberhaeuser und Amici welche die Vorteile höherer Auflösung bei umgekehrtem Verhältnis bereits erkannt haben. Zudem werden Mikroskope von Oberhaeuser und Hartnack seit Beginn mit festen System ausgeliefert, während Schiek noch bis 1860 zusammensetzbare Objektive baut.
Der „Rothe Adler Orden 4. Klasse“ wird Schiek 1858 vom preußischen König für seine Verdienste im Mikroskopbau verliehen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben 954 Mikroskope die Werkstatt verlassen. Von 1837 bis 1864 werden insgesamt 1340 Instrumente ausgeliefert.
Die Werkstatt zieht 1864 in die Halleschestraße 15 und zwischen 1868 und 1870 weiter ins Nachbarhaus Nr. 14, Rudolf Virchow (Darstellung der Lehre von den Trichinen, mit Rücksicht auf die dadurch gebotenen Vorsichtsmaßregeln. Verlag von Georg Reimer; Berlin 1864: 49) empfiehlt in jenem Jahr die einfachen Mikroskope von Schiek für die Trichinenschau und gibt in seinem Werk noch die alte Anschrift des berühmten Optikers Schiek in Berlin an. In den Jahren 1860 bis 1864 bildet Schiek seinen Sohn Friedrich Wilhelm Hermann Schieck [sic!] aus, der die Werkstatt schließlich 1865 übernimmt. F.W. Schieck spezialisiert sich auf die Weiterentwicklung handlicher und zugleich leistungsstarker Trichinen- und Reisemikroskope. Sein Vater stirbt 1870.
Über die weitere Geschichte von „F.W.Schieck Berlin“, siehe die Diskussionen späterer Instrumente der Firma auf diesen Seiten!
Dieses Mikroskop kann im Februar 2008 für die Sammlung aus Helsinki erworben werden. Der Verkäufer gibt an, das Mikroskop im Sommer 1999 auf dem Flohmarkt Hietalahden kirpputori in Helsinki von einer ungefähr 75 jährigen Dame erworben zu haben.
Collection of Historical Scientific Instruments at Harvard University, USA: „drum compound microscope“, signiert auf der Hülse des Tubus: „Schiek in Berlin. / No. 252“, Inventory Number 1121a sowie Referenz 25, 128; viele der Daten zu F.W. Schiek mit freundlicher Unterstützung von Hans Weil, Berlin; dieses Mikroskop wird kostenfrei zur Verfügung gestellt als Exponat für die Ausstellung Humboldt Universität zu Berlin: WeltWissen – 300 Jahre Wissenschaften in Berlin. 24. September – 9. Januar 2011
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
wohl Paul Waechter, Berlin um 1890
Das Mikroskop ist gefertigt aus zaponiertem, geschwärztem und vernickeltem Messing sowie Stahl. Dieses Instrument verfügt über einen Schiebezugtubus mit Klemmschraube. Die Beleuchtung des Objekt geschieht über einen großen Reflektorspiegel (ähnlich einem überdimensionalen Lieberkühn-Spiegel).
Im Kasten befindet sich eine kurze Anleitung zur Verwendung des Mikroskops:
Mikroskop No. 1S
Dieses Mikroskop ist fernrohrartig zu gebrauchen resp. gegen das Licht zu halten.
Linear-Vergrößerung.
Mit einer Objectivlinse … 30 Mal
Mit zwei Objectivlinsen … 100 „
Die Schraube am Tubus wird beim Einstellen des Bildes etwas gelöst, und soll das Instrument herumgereicht werden, festgeklemmt. Bei Objectiv mit mehrereren Linsen wird der Deckel des Objecthalters als Blende aufgesteckt.
Diese Art von Mikroskop wird von verschiedenen Berliner Herstellern in ihren Katalogen angeboten – allerdings meist mit der hier gezeigten Illustration.
Obwohl manchmal ein anderer Firmenname in klarer Schrift bei diesem Holzschnitt erscheint, blieben bezeichnender Weise die Initialen des Manschettenknopfes gleich: „P.W.“ (für „Paul Waechter“?).
Paul Waechter Berlin beschreibt dieses Mikroskop in „Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate“ (No. 14; Berlin 1889) wie folgt:
No. VIII. Demonstrations-Mikroskop. Schul- und Salon-Mikroskop.
Das Demonstrations-Mikroskop wird fernrohrartig gegen das Tages- oder Lampenlicht gehalten und kann mit eingeklemmtem Präparat von Hand zu Hand gehen. (Abbildung Fig. 10)
No. 40 C. Mit Objectiv 4 (1+2). mit kleiner Apertur, Ocular 3. Zu Präparaten 58×17; Vergrößerung 30 und 100 … 21.- Mark
[…]
Die Kästen sind von Erlenholz mit Hakenverschluss.
Alternativ wird das Instrument auch mit Objektiv Nr. 5 bis 150-facher Vergrößerung bzw. für größere Präparate (76×26) angeboten.
Vergleiche: The Microscope Collection at the Science Museum London: „Engell-Type Demonstration Microscope“, unsigniert, Inventory No. A203324; Optisches Museum Oberkochen: Hand-Mikroskop; Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum Wien: „Zusammengesetztes Mikroskop um 1880 / Signatur: unsigniert (Waechter-Typ)“, Museal-Nr. 32.017
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
wohl von R. Krügelstein
Das Mikroskop besteht aus zaponiertem und geschwärztem Messing, es besitzt einen grün lackierten Gußeisenfuß. Das Instrument ist als Knickstativ ausgeführt. Es verfügt über einen Auszugstubus, der grobe Fokus erfolgt über einen Schiebetubus, die feine Einstellung durch einen Trieb mittels Rändelschraube und Parallelogrammführung. Das Instrument wird liegend im Mahagonikasten aufbewahrt.
Das Mikroskop besitzt einen Plan- und Konkav-Spiegel, eine gewölbter Lochblendenscheibe, ein Satz-Objektiv mit den Linsen Nr. 3 und Nr. 7 sowie das Fragment eines weiteren Objektives. Als Okulare findet man Nr. 2 und Nr. 4.
Auf dem oberen Teil der Parallelogramm-Führung ist die Seriennummer 2036 eingestanzt.
Diese sehr ungewöhnliche Feineinstellung mit dem Rändelrad unter der Säule aber über dem Tisch ist nur von dem Berliner Hersteller Krügelstein bekannt.
Mit sehr preiswerten Instrumenten wirbt R. Krügelstein, dessen Werkstatt sich um 1875 in der Leipzigerstraße 130, Berlin befindet.
The Microscope Collection at the Science Museum London: „Compound Microscope by Krügelstein“, signiert „R.KRÜGELSTEIN / 1141 / BERLIN“, Seriennummer 1141, Inventory No. A56429; Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum Wien: „Zusammengesetztes Mikroskop um 1880 / Signatur: R. Krügelstein, Berlin, No. 700“, Museal-Nr. 27.651 und „Zusammengesetztes Mikroskop um 1894 / Signatur: unsigniert (Toefer-Typ)“ (falsche Zuordnung, Anmerkung des Verfassers), Seriennummer 2013, Museal-Nr. 24.390
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Teschner in Berlin
zaponiertes und geschwärztes Messing, lackiertes Gußeisen um 1875. Das Mikroskop besitzt einen Schiebetubus zur Grobfokussierung und eine Feineinstellung mittels auf die Tischplatte kippend wirkende Rändelschraube. Unter dem Tisch ist eine Lochblendenplatte angebracht; der Konkavspiegel kann gedreht und gekippt werden.
Auf der Tubusaufnahme ist das Mikroskop mit Schlagzahlen signiert: W. Teschner Berlin 710
Laut beigefügter nummerierter Tabelle ist mit dem hier vorhandenen System 4 und dem Okular IV eine lineare Vergrößerung von 80-, 180- und 300-fach möglich; auf die Rückseite jener Tabelle ist zusätzlich eine Gebrauchsanweisung gedruckt.
Im Mahagonikasten befindet sich ein weiteres dekoratives Etikett: J. Amuel Nachfg. W. Teschner. Weiterhin ist dem Instrument noch eine kleine Schachtel mit dem Aufkleber der Firma beigegeben; sie enthält ein halbes Dutzend mikroskopische Präparate.
Der Name des ehemaligen Besitzers Otto Bluth wurde in das Holz des Kastens eingebrannt.
Als eine der ältesten optischen Werkstätten in Berlin wird 1806 der Betrieb von Joseph Amuel gegründet. Erst ab der Übernahme des Unternehmens durch Wilhelm Teschner 1866 werden jedoch Mikroskope gebaut.
(Referenz 37)
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Teschner in Berlin
aus zaponiertem und geschwärztem Messing und schwarz lackiertem Hartholz, um 1900. Das Mikroskop besitzt einen Trieb mit einfacher Zahnstange sowie einen 2-fach gelagerten Spiegel. An optischer Aussattung verfügt das Instrument über ein Okular und ein Dreisatzobjektiv, laut in den Kasten eingeklebter Tabelle sind so lineare Vergrößerungen von 50- bis 200-fach möglich.
An optischer Aussattung verfügt das Instrument über ein Okular und ein Dreisatzobjektiv, laut in den Kasten eingeklebter Tabelle sind so lineare Vergrößerungen von 50- bis 200-fach möglich.
Auf dem Holztisch ist ein Hinweis auf das geschützte Modell eingeprägt: PATENT sowie die Seriennummer 5246.
Das Mikroskop ist in durch seine konstruktive Ausführung bemerkenswert: Es verwendet in Volumenanteilen als Hauptwerkstoff Holz und setzt dieses sehr geschickt ein – als großen, stabilen Tisch, der gleichzeitig zur Fixierung der parallelogrammartigen Kompressoriumsführung dient. Sie wird über eine Mechanik betätigt, die seitlich durch eine Rändelschraube bedient werden kann, die Bewegung bzw. Position wird dabei über eine in das Holzstativ eingelassene Metall-Skala bestimmt. Auf diese Weise entseht ein Mikroskop aus günstigen Werkstoffen, welches ergonomisch durchdacht ist: Die Bewegung des Kompressoriums und damit der Proben kann bequem mit neben dem Tisch liegender Hand bedient werden, der Tubus des Instruments ist geneigt, um dem Betrachter ein angenehmes Sitzen zu ermöglichen.
Zum Transport wird die Säule des Mikroskops abgeschraubt und im Kasten durch den quadratischen Querschnitt der Säulenbasis über eine Rändelmutter fixiert, der als Stativfuß dienende Tisch mit Spiegel wird in den Kasten anschließend eingelegt.
Als eine der ältesten optischen Werkstätten in Berlin wird 1806 der Betrieb von Joseph Amuel gegründet. Erst ab der Übernahme des Unternehmens durch Wilhelm Teschner 1866 werden jedoch Mikroskope gebaut. Bekannt wird die Firma besonders durch das hier vorgestellte preisgünstige Trichinenmikroskop. Geschützt wird diese Bauform als Deutsches Reichspatent No. 6811 ab Februar 1879.
Die Patentansprüche lauten dabei wie folgt:
1. Die Construction des Fußes von Mikroskopen derart, daß derselbe zugleich als Objecttisch dient, auf welchem sowohl kleine, wie auch größere Objectträger verwendet werden können, ohne daß letztere aus dem Gleichgewicht kommen und umschlagen.
2. Die eigenthümliche Vorrichtung, um jeden einzelnen Theil des Präparates schnell und sicher in das Sehfeld des Beschauers zu bringen, und
3. Die Vorrichtung zum Umwandeln der zum Mikroskope gehörenden Objectträger in ein Compressorium.
Billings Collection Washington: „Maker unknown; compound monocular; before 1880“ AFIP 49127-60-4713-428 (Abb. 153, S. 82); Pathologisch-anatomisches Bundesmuseum Wien: „Zusammengesetztes Mikroskop, Trichinen-Mikroskop um 1870 / Signatur: J. Amuel, Nachf. W.Teschner Hof-Optikus und Mechanikus, Berlin W., Friedrichstrasse 180 (Kastenetikette); Gerätenummer 2996 (im Kasten)“, Museal-Nr. 27.115; The Microscope Collection at the Science Museum London: „Teschner Type Trichina Microscope“, Inventory No. A56565; Optisches Museum der Ernst-Abbe-Stiftung Jena: „Trichinenmikroskop / Stegmann & Seeger, Rathenow/ um 1910“ auf dem Holz anm Fuß der Säule „D.R. Patent 6812“
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Ebeling in Wien
Das Präpariermikroskop besteht aus lackiertem, brüniertem und vernickeltem Messing und gebläutem Stahl. Die Fokussierung wird über Zahn und Trieb bewerkstelligt. Zur Beleuchtung dient ein großer dreifach gelagerter Plan- und Konkavspiegel. Zum Absuchen des gläsernen Objekttisches kann der Lupenträger über zwei Gelenke horizontal frei bewegt werden.
Als Optik dient ein Präpariersystem als kurzer Mikroskoptubus mit festem Okular und wechselbarem Objektiv.
Das Gerät wird zerlegt im Holzkasten untergebracht.
Die Unterseite des Kastens trägt eine alte Inventurnummer:
Mikrographische Gesellschaft
Wien.
0009
werden dem Lupenmikroskop seitlich Armstützen aus mit Leder überzogenem Messing aufgesteckt.
Signiert ist das Instrument auf der Tischplatte mit
F. Ebeling
Wien
Eine dekorative Plakette ist auf dem Fuß des Präparierstativs angebracht:
Optisch-mechanische Werkstätte
Spezialität:
Mikroskope ° Projectionsapparate
F. Ebeling
Wien XVII Hernalser Gürtel 2
Im März 2005 kann dieses Gerät aus Wien für die Sammlung erworben werden.
(Kaufabwicklung und Versand des Mikroskops mit freundschaftlicher Unterstützung von Simon Weber-Unger, Wien)
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Carl Friedrich Wilhelm Reichert in Wien, No. 90766
Stativ aus vernickeltem, schwarz-, klar- und schrumpflackiertem Messing, blankem und gebläutem Stahl, blankem und schwarz lackiertem Aluminium in ledernem Futteral.
Die Beleuchtung erfolgt über einen dreifach gelagerten Spiegel und einen ausklappbaren Kondensor mit Irisblende. Die grobe Einstellung erfolgt mit Zahn und Trieb, die feine über eine seitliche Schraube.
mit dem Doppelobjektiv Ia und dem Objektiv 7a 60x sowie den Okularen Reichert Austria II 5x und Reichert Austria V 13x sowie einem passenden Okularmikrometer. Ein weiterer Kondensor sowie je ein ein Fläschchen Immersionsöl und Xylol in verschraubbaren Dosen runden das Zubehör ab.
Das Instrument trägt die Signatur mit dem ungewöhnlichen Eigennamen als Zusatz in Anführungszeichen auf dem Tubus:
Reichert
Austria
No 90766
„Heimdal“
Im Deckel des Kastens ist eine Tabelle zum Eintragen der Mikrometerwerte angebracht, neben den drei Objektiven und zwei Okularen ist hier noch Platz für den Eintrag von je zwei weiteren. Das Mikroskop ist in der Überschrift der Tabelle nochmals genauer bezeichnet: Feldmikroskop „Heimdal“ nach Reinsch. Zusammengelegt wird das Instrument im Kasten aufbewahrt und kann in einer Feldtasche ähnliche einem Doppelfernrohr über die Schulter getragen werden.
Diesem von Kurt Friedrich Reinsch (1895-1927) entwickelten Reisemikroskop wird bereits kurz nach seiner Markteinführung viel Aufmerksamkeit geschenkt.
ein Mikroskop für wissenschaftliche Untersuchungen im Freien. (Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie 44: 313-326 (1927)) zu diesem Mikroskop klassifiziert Reinsch die bekannten Mikroskope, und führt das Wort „Feldmikroskop“ […] als Bezeichnung für eine ganz bestimmte Art von Instrumenten […] zum ersten Male im Schrifttum ein. Er definiert die bekannten Mikroskophauptgruppen:
Eine weitere vierte Gruppe sieht er seit Ende des Ersten Weltkrieges in der Entstehung – sie wird seiner Meinung nach vorerst durch die weitverbreiteten Klein- bzw. Taschenmikroskope vertreten.
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Mit Feinfühligkeit führt er den neuen Begriff ein:
Da diese aber den gestellten Anforderungen keinesfalls genügen, so ergab sich die Notwendigkeit, ein anderes Instrument zu bauen, welches hier als Feldmikroskop bezeichnet werden soll. Demjenigen, dem dieses Wort fremd klingt, oder der als Friedensfreund mit Schaudern durch dieses Wort gleich an den Krieg erinnert wird, sei gesagt, daß es in der deutschen Sprache noch mehr derartige harmlose Zusammensetzungen gibt. Es seien nur „Feldstecher“, „Feldstuhl“, „Feldschirm“, „Feldschmiede“ usw. genannt. Stets drückt hierbei das Wort „Feld“ die Möglichkeit und die Absicht der Verwendung im Freien aus unter gleichzeitiger Betonung des „Behelfsmäßigen“, des „Einfachen“. Daher erschien die Bezeichnung dieses im Freien zn gebrauchenden Mikroskopes als „Feldmikroskop“ am eindeutigsten. Der Name „Klein-“ oder „Taschenmikroskop“ drückt demgegenüber den eigentlichen Zweck der Instrumente nicht deutlich aus, was schon daraus mit hervorgeht, daß die optischen Firmen als Kleinmikroskope zwar kleine, aber nicht wirklich brauchbare Instrumente auf den Markt brachten.
Er fordert für ein optimal zu Mikroskop für das wissenschaftliche Arbeiten im Freien:
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Ferner fordert er:
Spezialoptik ist unbedingt zu verwerfen. Gewöhnlich bleibt sie an der Güte weit hinter dem Durchschnitt der Normaloptik zurück. Außerdem macht sich bei den Zwergobjektiven, wie sie an manchen Kleinmikroskopen zu sehen sind, das kleinere Gesichtsfeld und der geringere Objektabstand störend bemerkbar. […] Ferner ist zu bedenken, daß wichtige Hilfsinstrumente, wie Abbescher Zeichenspiegel, Mikrometerokular, Spezialobjektive (z.B. Wasserimmersion) nicht verwendet werden können, wenn das Feldmikroskop abweichende Objektivgewinde und Tubusweite besitzt.
Ausführlich beschreibt Reinsch daraufhin die offensichtlichen Nachteile der Tami, Metami und Protami Reihe von Hensoldt in Wetzlar, ohne den Hersteller explizit zu erwähnen. Schließlich definiert er die Anforderungen an ein Mikroskop zum Arbeiten im Freien:
Ein weiteres wichtiges Erfordernis ist die ständige Arbeitsbereitschaft eines Feldmikroskopes. Darin soll es sich ja von den Reisemikroskopen unterscheiden. Alle Teile dürfen daher nur zum Aus- und Einklappen sein; Gewinde sind zu vermeiden, da das Befestigen und Auswechseln von Einzelteilen sonst verhältnismäßig viel Zeit beansprucht. Es muß das Feldmikroskop sozusagen mit einem Griff auseinanderzunehmen und aufzustellen und wieder zusammenzulegen und zu verpacken sein.
Lose Teile darf es bei einem Feldmikroskop nicht geben. Bei Arbeiten im Freien ist ein Verlust solcher Teile leicht zu befürchten. Auch fehlt oft die Möglichkeit, Einzelteile fortzulegen, ohne daß sie schmutzig oder naß werden und somit Schaden leiden. Auch aus diesem Grunde sind Objektive mit abschraubbarer Frontlinse nicht zulässig.
Derart die Notwendigkeit zur Entwicklung eines solchen Feldmikroskops eingeführt, beschreibt Reinsch die Entstehungsgeschichte des Heimdal Stativs:
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Da diese selbstverständliche Vorbedingung keines der bisherigen Kleinmikroskope erfüllte, habe ich auf Veranlassung von Dr. C. REICHERT in Wien versucht, ein Feldmikroskop zu konstruieren, welches die vorher aufgestellten Forderungen erfüllt. Ich will gleich vorwegnehmen, es lag mir dabei gänzlich fern, mit irgendeiner Erfindung hervorzutreten; ich benützte, soweit es anging, nur altbekannte und wohlbewährte Elemente, wie wir sie von Laboratoriumsmikroskopen her kennen. Einzig und allein ließ ich mich bei der Konstruktion von den Gesichtspunkten des Mikroskop – Fachmannes leiten, für den das Mikroskop ein unentbehrliches Handwerkszeug darstellt, aber nicht Selbstzweck ist, wie bei jenen, die sich gekaufte Präparate einmal durchs Mikroskop zum Zeitvertreib ansehen wollen. Daher ist auch kein durch äußere Form bestechendes Spielzeug daraus entstanden, ähnlich den Klein- und Taschenmikroskopen, sondern, wie von ersten Autoritäten hervorgehoben wurde, ein ernstes, vollwertiges Arbeitsinstrument.
Reinsch führt die Wahl des Namens für dieses Mikroskopstativ detailliert aus. Bemerkt sei hier, dass er von seiner Familie teilweise mit Nigo bezeichnet wird und so selbst mit Spitznamen recht vertraut ist. Entsprechend schreibt er:
Diesem Feldmikroskop gab ich den Namen „Heimdal“ . Ich wählte einen Namen aus der germanischen Mythologie, in Erinnerung an Island, wo heute noch der alte Götterglaube in den Sagas lebendig weiterlebt. Dort war mir im Sommer 1925 auf einer hydrobiologischen Forschungsreise das erste Versuchsmodell des Feldmikroskopes „Heimdal“ ein unentbehrlicher, mich nie enttäuschender Begleiter. So konnte ich keinen passenderen Taufpaten finden als HEIMDAL, den Gott der feinsten Sinne, der das Gras wachsen hörte und bei Nacht wie beim Tag hundert Rasten weit sah.
Die ausführliche Beschreibung des Mikroskops und der detaillierte bebilderte Vergleich mit Laborstativen und Reisemikroskopen schließt mit einer Danksagung:
In dauernder Zusammenarbeit mit mir haben die Optischen Werke C. REICHERT in Wien, wobei sich ganz besonders Dr. REICHERT selbst und Direktor HEYNE für das Gelingen einsetzten, in selbstlosester Weise keine Mühe und Kosten gescheut, ein Feldmikroskop zu bauen, das streng wissenschaftlichen Anforderungen genügt. Viele äußerst wertvolle Anregungen für das Feldmikroskop „Heimdal“ verdanke ich ferner Dr. RADDA v. BOSKOWSTEIN in Wien.
und einem Nachwort:
Leider hat der junge talentvolle Autor, mein treuer Mitarbeiter, das Erscheinen obiger Arbeit nicht mehr erlebt; er verschied am 6 Juli d. J. an den Folgen einer schweren Operation, der er sich in München unterzog.
Wien, d.12. Juli 1927. Prof. Dr. O. Haempel.
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bereits ein Jahr später in Feldmikroskop Heimdal von Fr. Reinsch. Ausgeführt von der Firma Reichert. (Internationale Revue der gesamten Hydrobiologie und Hydrographie 18 (5): 422-426 (1928)) und führt seinen Artikel ein mit den Worten:
Ein jeder, der mit Kleinmikroskopen zu arbeiten sich gezwungen sah, hat sich wie mit einem unabwendbaren Fatum mit der Tatsache abgefunden, daß ein Kleinmikroskop nur einen bescheidenen Ersatz für ein Laboratoriums-Mikroskop darstellt, daß das Wort „klein“ sich nicht nur auf die Dimensionen, sondern auch auf die Leistungen bezieht.
Das Feldmikroskop Heimdal, das Fr. Reinsch in überaus glücklicher Weise entwarf, wirkt nicht anders als ein großes Geschenk fur alledie, die gezwungen sind, im Freien zu mikroskopieren. Hier hat man ein Instrument, das nicht nur ein oberflächliches Orientieren an Ort und Stelle gestattet, die Leistungsfähigkeit – theoretische und praktische – reicht an die des üblichen Laboratoriums-Mikroskops vollständig heran.
Die Begeisterung des Autors ob dieses Stativs kann man nicht zuletzt der Beschreibung des Aufbaus des Mikroskops entnehmen:
Wie ein Taschenspieler kommt man sich vor, wenn man aus engstem Futteral im Augenblick ein normales Mikroskop hervorhebt. Man denkt an die Imaginalscheiben der Insekten.
Das Gewicht des Mikroskops mit Blechschachtel beträgt 1,37 kg. Die Blechschachtel kann in einer Ledertasche verpackt werden. Das Gesamtgewicht beträgt 1,8 kg. Der Preis für das Instrument mit Aluminiumbehalter, mit Ledertasche und Tragriemen, zweifach Revolver und einer optischen Ausrüstung bestehend aus:
Objektivdoppelsystem I a, Eigenvergrößerung 31/2– und 8fach
Objektiv 7 a, Eigenvergrößerung 60fach
Ölimmersion 1/12 Eigenvergrößerung 100fach
Okular II Eigenvergrößerung 5 fach
Okular V Eigenvergrößerung 13fach
Gesamtvergroflerung 18-1300fach = 765 Schilling.
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Das Instrument wird auch ohne Olimmersion abgegeben und kostet dann 600 Schilling. Dunkelfeldkondensor, Trichterblende und Okularmikrometer werden extra berechnet.
Er fasst sein Urteil zu dem Mikroskop mit den Worten zusammen:
Dieses bis ins äußerste durchdachte Instrument hat Reinsch „Feld-Mikroskop“ genannt und macht damit einen Strich gegenüber allen Behelfen, bei denen geringe Dimension mit geringer Leistung einherging. Hier haben wir: bei Gebrauch höchste Leistung, bei Transport kleinsten Raum.
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taucht das kleine Mikroskop immer wieder auf. So heißt es in F. Ruttner: Ein mobiles Laboratorium für limnologische Untersuchungen.(Internationale Revue der gesamten Hydrobiologie und Hydrographie 29 (1): 148-154 (1933)) in der Beschreibung eines in einem Lastkraftwagen eingebauten mobilen Labors: Für die biologische Arbeit wird das bekannte Reisemikroskop der Firma Reichert „Heimdal“ benützt, das ja so gut wie keinen Raum einnimmt und sich auch für diese Zwecke wieder ausgezeichnet bewährt hat. Noch bis 1955 wird das Mikroskop Heimdal regelmäßig in den Fachzeitschriften als für die jeweiligen Vorhaben hervorragend geeignet bezeichnet.
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Eine Kopie dieses Reisemikroskops wird in den 1930ern als Modell MKH bzw. Kyowavon der japanischen Firma Tiyoda als Instrument für Einsatz der Feldärzte und Lazarette angeboten.
Das nur um 13 Nummern jüngere Mikroskopstativ Heimdal Nr. 90779 wird von Vertretern der Firma Reichert auf 1929 datiert und ist ausführlich beschrieben in D.B. Payne: The Reichert ‚Heimdal‘ Field Microscope after F. K. Reinsch. Microscopy 33: 201-206 (1977).
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Kurt Friedrich Reinsch wird als letztes von vier Kindern des Eisenbahningenieurs und königlich bayrischen Regierungsrats Friedrich August Reinsch (1849-1933) geboren. Am Ende seiner Schulzeit in München nimmt Reinsch im August 1912 in Langenargen an einem zweiwöchigen Kurs zur Süßwasserbiologie teil und schreibt sich wenig später für das Studium der Zoologie an der Universität München ein. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs dient er als Freiwilliger im königlich preußischen Telegrafen-Bataillon Nr. 2 und scheidet als Leutnant der Reserve aus dem Dienst. 1922 promoviert er mit Die Entomostrakenfauna in ihrer Beziehung zur Makroflora der Teiche (Dissertation München 1922, abgedruckt in Archiv für Hydrobiologie XV: 253-279 (1924)) zum Dr. phil. und nimmt im Anschluß ichthyologische Forschungen an der Versuchsstation von Reinhard Demoll (1882-1860) in München auf.
Ursprünglich plant Reinsch sich im August 1923 einem Freikorps-Batallion anzuschließen, nimmt aber stattdessen an der mit 80 Teilnehmern besuchten 2. Mitgliederversammlung der Internationalen Vereinigung für Theoretische und Angewandte Limnologie vom 22. bis 26. August in Innsbruck teil und siedelt schließlich im Herbst des Jahres nach Wien über. Hier arbeitet er zunächst als Volontär-Assistent und ab 1924 als besoldete wissenschaftliche Hilfskraft (Assistent) an der Lehrkanzel für Hydrobiologie und Fischereiwirtschaftslehre bei Oskar Haempel (1882-1953) an der Hochschule für Bodenkultur. Hier beteiligt er sich insbesondere am Aufbau des Instituts und an Haempels Alpenseeuntersuchungen.
In dieser Zeit beschäftigt sich Reinsch erstmals professionell mit der Verbesserung der Mikroskope und meldet im Mai 1925 mit seinem in Köln lebenden Bruder Dr.-Ing. Alfred Reinsch, der zu jener Zeit Oberingenieurs der Daimler-Motoren-Gesellschaft ist, ein Patent zu einem Mikroskop mit kontinuierlich einstellbarer Blende (Reichspatentschrift 435708) an, bei dem der Trieb zur Einstellung der Irisblende des Beleuchtungsapparates auf Ebene des Feinstellknopfes der Fokussierung verlegt wird.
1925 unternimmt Reinsch eine viermonatige Experdition zur Untersuchung der Süßwasserflächen in Island, seine Ergebnisse hierzu werden erst posthum veröffentlicht (Fiedrich Kurt Reinsch: Limnologische Untersuchungen auf meiner Islandreise 1925. Archiv für Hydrobiologie 19: 381-422 (1928)). Bei den Forschungsarbeiten stürzt Reinsch zweimal vom Pferd und leidet seither unter starken Schmerzen. Möglicherweise durch diese Folgen angeregt veröffentlicht er den Aufsatz Islands landwirtschaftliche Nutztiere. (Deutsche landwirtschaftliche Tierzucht 30 (30): 574-578 (1926)). Er reist ein zweites Mal nach Island, kann seine Untersuchungen aber nicht mehr zum Abschluss bringen.
Zwischen den Islandreisen beteiligte er sich über Einladung der Wiener optischen Firma Reichert an der Verbesserung von Mikroskopen, insbesondere an der Entwicklung eines für Feldarbeiten tauglichen Taschenmikroskops, welches 1927 eingeführt wird. Er verstirbt nach eineinhalbjährigem Leiden einunddreißigjährig nach einer Operation 1927 in München an Krebs – unmittelbar vor Veröffentlichung seines Artikels zum Heimdal Mikroskop.
wird am 26.12.1851 in Sersheim, Württemberg geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern lebt er bei seinem Großvater und geht in Bietigheim zur Schule. Eine Mechanikerlehre beginnt er 1865 bei W. Stierle, Heilbronn. Parallel dazu besucht er die gewerbliche Fortbildungsschule. Nachdem er als Geselle in mehreren mechanischen Unternehmen gearbeitet hat, reist Reichert über Mainz, Köln, Duisburg, Essen, Hannover nach Hamburg. Später zieht es ihn nach Berlin, wo er bei Siemens und Halske Arbeit findet. Schon 1870 fährt der junge Reichert via Leipzig, Dresden und Prag nach Wien. Bedingt durch den deutsch-französischen Krieg verläßt Reichert Wien und zieht mit gleichgesinnten Mechanikern nach Neuchâtel in die Schweiz. Kurze Zeit lebt Reichert danach in Karlsruhe, von wo aus er im Frühjahr 1872 in Pforzheim auf die Firma Öchsle stößt. Beim Vater des damaligen Besitzers war zufällig auch Ernst Leitz in die Lehre gegangen und so kommt es, dass Reichert nach Wetzlar zieht. Ursprünglich ist eine Beteiligung Reicherts an den Leitz’schen Werkstätten geplant. Nach einem einjährigen Aufenthalt bei Hartnack, Potsdam kehrt Reichert 1875 nach Wetzlar zurück, störte sich aber daran, dass Frau Leitz sich zunehmend in die Geschäfte einmischt.
Einvernehmlich trennt sich Reichert von Leitz und übersiedelt mit zwei Mechanikern im November 1876 in die Mölkergasse 3, Wien. Dort werden nach Hartnack’schem Vorbild Mikroskope wie das hier gezeigte hergestellt.
Als sich das Unternehmen gefestigt hat, übersiedelt die Werkstatt im Jahre 1878 in die Laudongasse 40 und Reichert nimmt im gleichen Jahr die Schwägerin von Ernst Leitz zur Frau, welche jedoch schon im März 1881 an Kindbettfieber stirbt. Mitte November des selben Jahres heiratet Reichert die Schwester seiner verstorbenen Frau. Die Werkstatt ist 1881 ebenfalls umgezogen und befindet sich nun in der Bennogasse 26.
Der erste Erfolg der Firma ist die Pariser Ausstellung 1878. Der damalige österreichische Generalkommissär der Optik und Mechanik, Freiherrn von Wertheim veranlaßt Carl Reichert das junge Unternehmen hier mit seinen Mikroskopen vorzustellen. Der Firma kann sämtliche ausgestellten Instrumente verkaufen und bekommt die große Goldene Medaille verliehen.
Derart ausgezeichnet laufen rasch viele Bestellungen weiterer Mikroskope in Wien ein – mit 50 Mitarbeitern verkauft Carl Reichert bereits 1883 sein Mikroskop Nr. 1000.
Das universelle Stativ Reicherts nach dem Vorbilde Hartnacks wird 1889 auf der Pariser Weltausstellung wiederum mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet.
Im Jahre 1891 wird die Seriennummer 10000 erreicht und noch vor der Jahrhundertwende kann das 20000ste Mikroskop 1898 die Werkstatt verlassen.
Am 12.12.1922 verstirbt der Kaiserliche Rat Carl Reichert in Wien.
Das hier gezeigte Mikroskop kann im Juli 2010 aus einem privaten Nachlaß in Österreich für die Sammlung erworben werden – es wird laut Auslieferungsbuch von Reichert am 25. Februar 1929 hergestellt und bereits am 27. Februar 1929 an die Bundesanstalt für Tierseuchenbekämpfung in Mödling bei Wien ausgeliefert. Diese Einrichtung wird 1910 für die Impfstoffproduktion gegründet und 1927 in Bundesanstalt für Tierseuchenbekämpfung umbenannt und behält diesen Namen bis 2002.
Datierung mit freundlicher Unterstützung durch Renate Neuberg, Leica Microsystems Wien, 12.08.2010
Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.
Gemälde bzw. Holzstich von Rudolf Wimmer. Originalgemälde im Foyer der Schott AG, Jena
Von links nach rechts: Utzschneider, Fraunhofer, Reichenbach, Pierre Louis Guinand und der junge Georg Merz. Informationen zu den einzelnen Personen auch durch Anklicken.
Prof. Dr.-Ing. Timo Mappes
Uhlandstraße 26
76135 Karlsruhe
Telefon: 01520 – 1600832
E-Mail: mappes@musoptin.com
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