Trichinenmikroskop nach Albert Johne

Carl Zeiss Jena

Zeiss Trichinenmikroskop nach Johne; Stativ IX von 1891.

Geschwärztes, scharz-kupfern lackiertes, vernickeltes und zaponiertes Messing, gebläuter Stahl. Die Beleuchtung erfolgt über einen dreh- und schwenkbaren Plan- und Konkavspiegel, die Apertur kann durch vier Lochblendeneinsätze reguliert werden. Zur Fokussierung dient nur ein einziger schrägverzahnter Trieb.

Das Mikroskop ist ausgerüstet mit den Okularen Nr. II und Nr. IIII

sowie einem dreiteiligen Satzobjektiv Nr. 877, bei welchem die einzelnen Linsen mit Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 3 bezeichnet sind. Der Mahagonikasten trägt eingeprägt die Seriennummer No. 14902 und nimmt das Instrument liegend auf; Handgriff, Schloß und originaler Zeiss-Schlüssel sind vorhanden.

Aus der beigefügten Vergrößerungstabelle Carl Zeiss, Optische Werkstätte, Jena ist ersichtlich, dass es sich um die komplette Ausstattung dieses Instrumentes handelt – lineare Vergrößerungen von 30- bis 190-fach sind mit diesen achromatischen Systemen möglich.

Auf der oberen Tubushälfte ist das Mikroskop in sehr dekorativer Schreibschrift signiert:

Carl Zeiss.
Jena.
14902

Dieses Instrument wird am 29.10.1891 mit einem Trichinensystem 1 und 2 an Knocke & Dressler in Dresden ausgeliefert. Laut Katalog von 1891 kostet es in der Basisausführung RM 40,-; mit Trichinensystem RM 70,-.

Es handelt sich hier um ein sehr einfaches Stativ,

welches im geschwungenen Fuß recht deutlich den Jugendstil erkennen läßt. Auf Grund der niedrigen Vergrößerung ist die Fokussierung ausschließlich durch einen Trieb über Zahnstange mittels seitlichem Rändelrad ausreichend.

Ein vierreihiges Trichinenkompressorium nach Naake-Oeltzsch ist dem Instrument beigegeben.

Dieses Zeiss Stativ IX wird in Zusammenarbeit mit Professor Johne, Dresden entwickelt und erscheint bereits im Zeiss-Katalog von 1889. In seinem Standardwerk zur Trichinenschau (A. Johne: Trichinenschauer. 9. Auflage; Verlagsbuchhandlung Paul Parey; Berlin 1904) empfiehlt Johne dieses Stativ trotz seines höheren Preises wegen seiner außerordentlich sorgfältigen Ausführung und seiner vorzüglichen optischen Leistungen ganz besonders warm.

Über Prof. Dr. (Heinrich) Albert Johne

johne_heinrich_albert_kleinProf. Dr. (Heinrich) Albert Johne (1839–1910)

lehrt an der Thierärztliche Hochschule Dresden und liest dort als erster die 1876 eingeführte physikalische Diagnostik als neues Grundelement der Inneren Medizin.

Bekannt wird Johne auch durch die Erstbeschreibung der Paratuberkulose des Rindes 1895 – noch heute wird diese durch mycobacterium avium subspecies paratuberculosis hervorgerufene Erkrankung als Johne’sche Krankheit bezeichnet.

Über Carl Zeiss

zeiss_1846_esche_1966Carl Zeiss (1816-1888)

wird als Kind fünftes Kind des Hofdrechselermeisters Johann Gottfried Zeiß in Weimar geboren. Nach seinem Schulbesuch in Weimar absolviert Carl Zeiss 1834-1838 eine Mechanikerlehre beim Universitätsmechaniker Dr. Friedrich Körner in Jena. Nach Abschluß der Lehre besucht Zeiss 1835-1838 Vorlesungen der Universität Jena in Mathematik, Experimentaphysik, Antropologie, Mineralogie und Optik. Es schließen sich 1838-1845 Wanderjahre mit Stationen in Stuttgart, Wien, Berlin und Darmstadt an. Im Jahre 1845 kommt Carl Zeiss wieder nach Jena und absolviert ein Praktikum am physiologischen Institut bei Prof. M. J. Schleiden.

Carl Zeiss wird die Konzession zur Fertigung und zum Verkauf von mechanischen und optischen Instrumenten in Jena am 19.11.1846 durch die Großherzogliche Landesregierung in Weimar erteilt. Die erste Werkstätte befindet sich in der Neugasse 7 in Jena. Im Juli 1847 zieht die Werkstatt in die Wagnergasse 32 und im August diesen Jahres wird als erster Lehrling August Löber eingestellt. Im September 1847 wird die Produktion einfacher Lupenmikroskope, entsprechend dem hier gezeigten Instrument, aufgenommen. Erst 1857 werden die ersten zusammengesetzten Mikroskope in der Zeiss’schen Werkstatt gefertigt. 1866 wird das 1000. Mikroskop hergestellt; kurz darauf beginnt im selben Jahr die Zusammenarbeit mit Ernst Abbe. 1872 schließlich werden die Optiken der Mikroskope nach Abbes Berechnungen konstruiert.

Zum Exponat

Zusammen mit zahlreichen Präparaten aus dem Bereich der Veterinärmedizin taucht das hier ausgestellte Instrument im Jahre 2001 auf einem Dresdner (!) Flohmarkt auf und kann für die Sammlung gewonnen werden.

Referenzen und Vergleiche

Vergleiche:

Optisches Museum der Ernst-Abbe-Stiftung Jena: „Trichinenmikroskop Stativ IXa / Carl Zeiss, Jena / um 1890“; Billings Collection Washington: AFIP 49415 – 60-4713-141, S. 114, Abb. 215

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.