Reisemikroskop aus Aluminium für die Tropen

Carl Zeiss Jena

Zeiss Reisemikroskop VIa von 1906.

Das Mikroskop ist gefertigt aus zaponiertem und schwarz lackiertem Messing, blankem und schwarz lackiertem Aluminium und Stahl. Die Beleuchtung erfolgt mittels einem vierfach gelagertem Plan- und Konkavspiegel und einem einfachen Kondensor mit Irisblende.

Das Mikroskop ist ausgerüstet mit einem Objektiv in Aluminiumbüchse (!) C. Zeiss Jena 1/12 Homog. Immers. Apert. 1.30 Seriennummer 9700 sowie zwei ergänzten zeitgenössischen Objektiven C. Zeiss Jena A und C. Zeiss Jena D am Objektivrevolver, sowie dem Okular Nr. 4.

Auf dem Tubus ist das Mikroskop signiert:

Carl Zeiss
Jena
Nr. 43512

Das Mikroskop wird mit abgeschraubten Objektiven und eingefahrenem Tubus in seinem mit Leinen bezogenen und mit dunklem Samt ausgeschlagenen Koffer aufbewahrt.

Um ein Reisemikroskop mit besonders geringem Gewicht anzubieten, fertigt Zeiss dieses Stativ bereits ab 1902 aus Aluminium. Die Verwendung des Leichtmetalls bedingt das Anbringen einer Klemmschraube am oberen Tubusende, um den Auszugstubus sicher klemmen zu können. Neben den Teilen aus blankem Aluminium ist auch der Hufeisenfuß aus Leichtmetall gefertigt und mit Schrumpflack lackiert – nur die Doppelsäule besteht aus scharz lackiertem Messing.

Es handelt sich bei diesem Exemplar um die Tropenausführung des Reisemikroskops – der Koffer des Instruments wird für die sonstigen Einsatzgebiete aus Leder gefertigt.

Im Katalog Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate No.32 der optischen Werkstätte Carl Zeiss Jena aus dem Jahre 1902 wird das Stativ wie folgt angeboten:

Stativ VI a.

Dieses Stativ besitzt einen festestehenden quadratischen Tisch von 80 mm Seitenlänge. Das Obertheil ist zur Horizontalstellung des Tubus umlegbar, es wird nur mit der älteren Form der feinen Einstellung geliefert, der Knopf der Mikrometerschraube ist nicht mit Theilung versehen; die grobe Einstellung geschieht durch Zahn und Trieb. Fig. 29. Die Tubuslänge beträgt bei voll ausgezogenem Auszugsrohre 160 mm; da keine Millimeterscala an dem Auszugsrohre angebracht ist, wird die richtige Tubuslänge bei Anwendung eines Revolvers durch eine eingerissene Ringlinie am Auszugsrohre angezeigt.

Die Beleuchtung geschieht durch den allseitig beweglichen Spiegel. In die mittels Bayonnettverschlusses an der unteren Seite des Tisches befestigte Schiebehülse kann ausser der Cylinderblende No. 39 und der Iriscylinderblende No. 40 auch das Beleuchtungssystem No. 41 (vergl. S. 34 und 35) eingesteckt werden.

No. 80: Stativ VI a mit Cylinderblende No. 39 ..Mk. 130.-
No. 81: Stativ VI a mit Iriscylinderblende No. 40 ..Mk. 136.-
No. 82: Stativ VI a mit Beleuchtungssystem No. 41 ..Mk. 150.-

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Das Stativ VI a ist in Folge seiner compendiösen Construction besonders als Reisemikroskop zu empfehlen.

Wir liefern es auf Wunsch in kleinem Leder- oder Segeltuch-Koffer mit Umhängeriemen. Da einige Messingteile durch Aluminium ersetzt werden können, so reducirt sich das Gesammtgewicht dieses Stativs mit voller optischer Ausrüstung (4 Objectiven, 3 Ocularen) und den nöthigsten Präparirutensilien nebst Koffer auf 3-4 kg.

No. 83: Stativ VI a mit Beleuchtungssystem No. 41, in Leder- oder Segeltuchkoffer statt in Mahagonikasten: Mk. 158.-

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Im Katalog Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate No.33 von Carl Zeiss Jena aus dem Jahre 1906 ist der Text in neuer Orthographie wiedergegeben und es fehlt der Hinweis auf den nicht skalierten Auszugstubus:

Stativ VI a.

Dieses Stativ besitzt einen festestehenden quadratischen Tisch von 80 mm Seitenlänge. Das Oberteil ist zur Horizontalstellung des Tubus umlegbar, es wird nur mit der älteren Form der feinen Einstellung geliefert, der Knopf der Mikrometerschraube ist nicht mit Teilung versehen. In verschließbarem Mahagonischrank.

Die Beleuchtung geschieht durch den allseitig beweglichen Spiegel. In die mittels Bayonettverschlusses an der unteren Seite des Tisches befestigte Schiebehülse kann außer der Zylinderblende No. 39 und der Iriszylinderblende No. 40 auch das Beleuchtungssystem No. 41 (vergl. S. 34 ) eingesteckt werden.

Das Stativ VI a ist in Folge seiner compendiösen Construction besonders als Reisemikroskop zu empfehlen.

Wir liefern es auf Wunsch statt im Mahagonischrank in kleinem Leder- oder Segeltuchkoffer mit Umhängeriemen. Das Gesamtgewicht dieses Stativs mit voller optischer Ausrüstung (3 Objektiven, 3 Okularen) und den nötigsten Präparierutensilien nebst Koffer beträgt ca. 3-4 kg.

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No. 80: Stativ VI a, mit Zylinderblende No. 39 ..Mk. 130.-
No. 81: Stativ VI a mit Iriszylinderblende No. 40 ..Mk. 136.-
No. 82: Stativ VI a mit Beleuchtungssystem No. 41 ..Mk. 150.-

No. 83: ReisemikroskopStativ VI a mit Beleuchtungssystem No. 41, im Leder- oder Segeltuchkoffer mit Umhängeriemen..Mk. 165.-

Im Katalog Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate No.35 von Carl Zeiss Jena aus dem Jahre 1912 wird das Mikroskop unverändert mit diesem Hinweis angeboten:

Den Reisestativen werden 10 Objektträger, 100 Deckgläser und eine Metallkapsel mit Glasfläschchen für Immersionsöl beigegeben. Im übrigen gelten die Preise für die Stative VI ohne Revolver, Objektive und Okulare.

Nr. 12.4025 Reisestativ VI in Segeltuchkoffer (für die Tropen)…148.- Mark

und Beleuchtungsapparat Nr. 11.441022.- Mark

Dazu

Nr. 12.4090 Präparierutensilien für die Reisemikroskope:

Gerade Pinzette, CORNETsche Pinzette, gerade Schere, Skalpell, gerade Präpariernadel mit Metallheft und Metallkapsel für Vaseline…9.- Mark

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(Datierung mit freundlicher Unterstützung von Marte Schwabe, Archiv Carl Zeiss Jena, 12.10.2009)

Über Carl Zeiss

zeiss_1846_esche_1966Carl Zeiss (1816-1888) wird als Kind fünftes Kind des Hofdrechselermeisters Johann Gottfried Zeiß in Weimar geboren. Nach seinem Schulbesuch in Weimar absolviert Carl Zeiss 1834-1838 eine Mechanikerlehre beim Universitätsmechaniker Dr. Friedrich Körner in Jena. Nach Abschluß der Lehre besucht Zeiss 1835-1838 Vorlesungen der Universität Jena in Mathematik, Experimentaphysik, Antropologie, Mineralogie und Optik. Es schließen sich 1838-1845 Wanderjahre mit Stationen in Stuttgart, Wien, Berlin und Darmstadt an. Im Jahre 1845 kommt Carl Zeiss wieder nach Jena und absolviert ein Praktikum am physiologischen Institut bei Prof. M. J. Schleiden.

Carl Zeiss wird die Konzession zur Fertigung und zum Verkauf von mechanischen und optischen Instrumenten in Jena am 19.11.1846 durch die Großherzogliche Landesregierung in Weimar erteilt. Die erste Werkstätte befindet sich in der Neugasse 7 in Jena. Im Juli 1847 zieht die Werkstatt in die Wagnergasse 32 und im August diesen Jahres wird als erster Lehrling August Löber eingestellt. Im September 1847 wird die Produktion einfacher Lupenmikroskope, entsprechend dem hier gezeigten Instrument, aufgenommen. Erst 1857 werden die ersten zusammengesetzten Mikroskope in der Zeiss’schen Werkstatt gefertigt. 1866 wird das 1000. Mikroskop hergestellt; kurz darauf beginnt im selben Jahr die Zusammenarbeit mit Ernst Abbe. 1872 schließlich werden die Optiken der Mikroskope nach Abbes Berechnungen konstruiert.

Zum Exponat

Dieses Instrument wird als Stativ VIa am 30.10.1906 mit den Objektiven AA, DD, 1/12 und den Okularen 2 und 4 an an Carl Zeiss in Berlin geliefert. Es kann mit einem offenbar für einen britischen Kreuztisch modifizierten Objekttisch im September 2009 aus Oxford für die Sammlung angekauft werden. Leider sind die beiden Trockenobjektive und deren Aluminiumbüchsen sowie die Präparierutensilien des Instruments über die Jahrzehnte verloren gegangen – trotzdem handelt es sich durch seine Seltenheit um ein sammelwürdiges Instrument.

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.