Exkursionskleinmikroskop

Winkel-Zeiss Göttingen

Kleinmikoskop Winkel-Zeiss, Stativ ST um 1950.

Kleines Exkursionsmikroskop aus Aluminiumguß, Messing und Stahl, schwarz bzw. hammerschlag-lackiert, vernickelt und verchromt, in Lederschatulle. Ausgestattet mit einem drehbaren Plan- und Konkavspiegel sowie einer Lochblendenscheibe.

Die optische Ausstattung umfaßt ein Okular Winkel-Zeiss Göttingen 9x sowie ein zugehöriges dreiteiliges Satzobjektiv mit Ring-Code L III – auseinandergeschraubt ergeben sich damit lineare Vergrößerungen von 33-, 75- und 100-fach bei 120 mm Tubuslänge.

Das kleine Mikroskop ist auf dem Tubus signiert:

Winkel-Zeiss
Göttingen
Nr. 79226

Der Fokus wird durch ein den Tubus umfassendes Schneckengewinde ermöglicht, die Einstellung erfolgt über einen Rändelring.

Zum Transport wird der Spiegel abgezogen und in die Unterseite des Tisches gesteckt,

das Objektiv wird dafür ebenfalls in die Stativunterseite geschraubt. Bei der Verwendung des Instrumentes wird der Tubusträgers über zwei Paßstifte fixiert und anschließend mit dem Tisch verschraubt, dem Benutzer zugewandt kann ein kleiner Fuß ausgeklappt werden, um eine bessere Standfestigkeit zu erreichen.

Dieses Stativ kann mit weiteren Okularen und Objektiven ausgestattet werden um Vergrößerungen mit 480-fach zu erzielen.

Auch ein Verlängerungsstutzen für eine Tubuslänge von 160mm wird schon Mitte der 1930er für dieses Mikroskop angeboten.

In der hier vorliegenden Ausstattung wird das Mikroskop um 1935 für 49.- Reichsmark verkauft.

Dieses Mikroskop leistete seinem Vorbesitzer noch in den 1980ern gute Dienste auf Zeltreisen durch Lappland.

Über Rudolf Winkel

winkel_gemaeldeRudolf Winkel

Der am 4. September 1827 als Sohn eines Lehrers in Göttingen geborene Rudolf Winkel wird durch den frühen Tod seines Vaters gezwungen den Besuch des Gymnasiums frühzeitig abzubrechen.

Winkel lernt bei der Hamburger Firma Lipperts Maschinenbauer und erweitert seine handwerklichen Fähigkeiten bei der Eggerstorffschen Maschinenfabrik Hannover. Auf eine Beschäftigung beim Bau feinmechanischer Instrumente im Betrieb von F.W. Breithaupt & Söhne Kassel folgen für Rudolf Winkel mehrjährige Aufenthalte in verschiedenen Werkstätten Thüringens, Böhmens und Österreichs.

Schließlich kehrt Winkel um 1855 nach Göttingen zurück und baut in der Werkstatt von Moritz Meyerstein feinmechanische Instrumente für die Göttinger Universität, er heiratet noch im selben Jahr. 1857 mietet Winkel in der Goethe-Allee Göttingen Räume an, um dort feinmechanische Arbeiten für Breithaupt und die Universität auszuführen.

Der erste Lehrling Winkels wird 1858 F.G. Voigt, der spätere Inhaber von Voigt & Hochgesang.

Als Folge des Krieges 1866 gerät das noch junge Unternehmen in Schwierigkeiten, da die Verbindung nach Kassel abreißt und damit ein wichtiger Kunde verloren geht. Doch eine Trichinose-Epidemie in Süd-Hannover läßt die Nachfrage nach einfachen Mikroskopen durch Rudolf Virchows Publikation 1864 zur mikroskopischen Fleischbeschau sprunghaft steigen und so verläßt im Jahre 1866 das erste Trichinenmikroskop die Winkel’sche Werkstatt.

1870 kommen aus Göttingen die ersten größeren Mikroskope, sie werden von Prof. Listing begutachtet – er vergleicht sie mit den damals sehr renomierten englischen Instrumenten und bescheinigt Winkel eine bessere Qualität seiner Instrumente als jene der Britischen Inseln. Bemerkenswert scheint dies insbesondere vor dem Hintergrund Winkels, der als Autodidakt sogar die von ihm verwendeten Maschinen zur Fertigung der Mikroskope selbst konstruiert und sämtliche Optiken zu dieser Zeit noch „pröbelnd“ optimiert.

Die Winkel’sche Werkstatt zieht 1874 in eigene Räumen: Düstere Eichenweg 9, Ecke Baurat Gerber-Straße in Göttingen – 1872 war der älteste der drei Söhne Winkels als Lehrling in den Berieb eingetreten.

Es wird Rudolf Winkel nachgesagt, er habe jedes Instrument seiner Werkstätte selbst überprüft und ein Mikroskop der geringfügigsten Unebenheit wegen mit dem Hammer zerschlagen, ohne die Möglichkeit zur Behebung des Fehlers nur in Betracht zu ziehen.

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.