Fraunhofer und seine Mitstreiter

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Joseph von Utzschneider

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Joseph von Fraunhofer

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Georg von Reichenbach

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Georg Merz

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Pierre Louis Guinand

Joseph von Fraunhofer

Joseph v. Fraunhofer wurde am 06.03.1787 als Sohn eines Glasermeisters in Straubing geboren.

Nachdem er im väterlichen Betrieb gearbeitet hatte, seine Eltern jedoch 1797 und 1798 starben, ging er 1799 nach München um dort Spiegelmacher und Zieratenschleifer zu lernen. Sein strenger Lehrherr Philipp A. Weichselberger verwehrte dem jungen Fraunhofer den Besuch der Sonntagsschule. Als jedoch 1801 das Haus seines Meisters einstürzte, Fraunhofer unverletzt geborgen werden konnte und vom anwesenden Kurfürsten Maximilian 18 Dukaten als Geschenk erhielt, veränderte sich seine Lage. Fraunhofer machte die Bekanntschaft des Fabrikanten J. v. Utzschneiders, welcher ihm wiederum zum Besuch der Sonntagsschule verhalf und ihn weiter zum Selbststudium animierte.

Im Jahre 1806 trat Fraunhofer in das „mathematisch-mechanische Institut von Utzschneider, Reichenbach und Liebherr“ ein. 1807 wurde die optische Werkstatt nach Benediktbeuren verlegt und Fraunhofer wirkte als Berechner und Verfertiger von Objektiven. Bereits 1809 stand der optische Bereich des Instituts unter der Leitung Fraunhofers.

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Um 1811 begann Fraunhofer mit der eingehenden Untersuchung des Brechungsindex seines Glases und entdeckte dabei die Absorptionslinien im Sonnenspektrum. Ab 1811 bot Fraunhofer auch Mikroskope in den Preisverzeichnissen an: Bei einem Auflösungsvermögen von 3 Mikrometern muß das Instrument eine Apertur um ca. 0,18 besessen haben; dieses Mikroskop zeichnete sich bereits durch ein Schraubenmikrometer aus.

Durch sein unermüdliches Engagement wurde Fraunhofer 1814 Teilhaber des Instituts und machte sich weiterhin in Bau und Entwicklung großer Refraktoren verdient. Im Preis-Courant von 1816 erscheint neben einem Heliometer und Cometensucher erstmals ein bzw. mehrere Mikroskope – abgedruckt wurde das Angebot der Werkstätten in München und Benedictbeurn auch in der Juli/August 1816 Ausgabe der Zeitschrift für Astronomie. 1817 wurde Fraunhofer zum korrespondierenden Mitglied der Bayrischen Akademie ernannt.

Mit der Verlegung der optischen Werkstätte nach München im Jahre 1819 wurde Fraunhofer Professor und darauf 1821 zum „besuchenden“ Mitglied der Akademie ernannt. Wieder zwei Jahre später, 1823, durfte er sich besoldeter Professor und Konservator des physikalischen Kabinetts nennen.

Für die königlich rußische Sternwarte wurde 1824 der berühmte Dorpater Refraktor vollendet.

Gegen den Rat seiner Ärzte schonte sich Fraunhofer 1825 nach einer Lungenerkrankung nicht. So konnte die Krankheit nicht geheilt werden und Fraunhofer starb nach achtmonatigem Krankenlager an Lungentuberkulose am 07.06.1826.

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Joseph von Utzschneider

Utzschneider wurde1763 in Rieden geboren.

Nach der Schule nahm er das Jurastudium in Ingolstadt auf und schloß es mit einer Promotion ab.

Von 1784 an befand er sich im bayerischen Staatsdienst. Er wurde Salinenadministrator, Direktor der polytechnischen Zentralschule und Bürgermeister von München.
Neben dem optischen und mechanischen Institut betätigte sich Utzschneider auch auf verschiedenen anderen Feldern und betrieb Landwirtschaft sowie eine Leder- und Tuchfabrik.

Das optische Institut befand sich zunächst in München am Westermühlbach, in der Nähe der heutigen Frauenstraße. 1807 wurde es in das säkularisierte Kloster nach Benediktbeuren verlegt. Hier war eine Glashütte errichtet worden – diese sollte vom Import des Glases und den damit verbundenen Unsicherheiten unabhängig machen.

Nach dem Ausscheiden von Reichenbach 1814 wurde das Institut von Fraunhofer und v. Utzschneider geleitet. In München gründete von Utzschneider mit Liebherr und Werner 1816 ein mechanisches Institut.

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Bedingt durch den geringen Umsatz seiner Industriebetriebe in den Jahren 1817/1818 und den Zusammenbruch einer Bank in dieser Zeit war Utzschneider gezwungen, das Kloster Benediktbeuren zu verkaufen. Die Glashütte blieb in Benediktbeuren, das optische Institut jedoch wurde wieder nach München, in die Nähe des Schwabinger Tors, verlegt.

Durch das Ausscheiden Liebherrs wurde das mechanische Institut in München 1823 aufgelöst. Nach dem Tode von Fraunhofers 1826 leitete Georg Merz das von Utzschneider gehörende „Optische Institut von Utzschneider und Fraunhofer“. Das Glas der Hütte wurde weiterhin nur für den eigenen Bedarf hergestellt und nicht als Rohstoff an andere optischen Betriebe verkauft. Im Jahre 1839 kaufte Merz das Institut von Utzschneider ab. Ein Jahr darauf, 1840, starb von Utzschneider.

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Georg von Reichenbach

Am 24. August 1771 wurde Georg Friedrich Reichenbach in Durlach geboren.

Seine Familie war aus finanziellen Gründen gezwungen wenige Jahre nach seiner Geburt nach Mannheim zu ziehen. Dort fiel Reichenbach als siebzehnjähriger Schüler der Militärakademie auf, als er einen Spiegel-Sextanten nach englischer Art baute – das Vorbild hierfür hatte er auf der Mannheimer Sternwarte gesehen.
Durch die Vermittlung des Grafen Rumford wurde es Reichenbach ermöglicht, zwei Jahre in England zu studieren, u.a. Maschinenbau bei James Watt. Nach Bayern zurückgekehrt schuf Reichenbach seine ersten Instrumente für die Forstkammer. Militärisch befördert kam er in die bayrische Geschützgießerei und -bohrerei. 1796 ernannte man ihn in München zum Hauptmann der Artillerie.

Hier war es ihm endlich möglich, seine technischen und unternehmerischen Ideen zu verwirklichen. Er erbaute bei Tegernsee eine Mamorschneide und Papiermühle, verbesserte die Gewehrfabrik in Amberg und optimierte die bayrischen Hochöfen und Eisengießereien. Um die Salinen in Reichenhall und Bertechsgaden machte er sich ebenfalls verdient und wurde so 1808 zum königlichen Salinenrat ernannt.

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Einige Jahre zuvor, 1802 gründete Reichenbach zusammen mit J. Liebherr eine mechanische Werkstätte zum Bau wissenschaftlicher Instrumente. Utzschneider wurde 1804 Teilhaber und das Unternehmen heißt nun „Mechanisches Institut von Utzschneider, Reichenbach und Liebherr“. Im Jahre 1806 gründete Reichenbach mit von Utzschneider ein Optisches Instituts in München, doch schon 1807 wurde es zur Glashütte nach Benediktbeuren verlegt; mit Fraunhofer als Werkmeister. Nachdem 1813 Liebherr das Münchener Mechanische Institut verlassen und sich selbständig gemacht hatte oblag die Leitung nun von Utzschneider und Reichenbach. 1814 jedoch trennte sich Reichenbach von von Utzschneider und errichtete eine eigene Werkstatt, bezog jedoch weiterhin das Glas aus Utzschneiders und Fraunhofers Schmelzen.

An Auszeichnungen wurde Reichenbach 1811 das Ritterkreuz des Civilverdienstordens der bayrischen Krone verliehen, verbunden mit dem persönlichen Adel. Noch 1826 erhielt er das Kommandeurkreuz dieses Ordens. Als ausländische Auszeichnung war ihm ferner das Ritterkreuz des Zähringer Löwenordens verliehen worden.

Im Frühjahr 1824 stürzte Reichenbach bei der Besichtigung des Augsburger Wasserwerkes und erlitt dabei eine Verletzung, von der er sich nie ganz erholte und der er am 21. Mai 1826 mit nur 54 Jahren erlag. Aus Sorge um Fraunhofers Gesundheitszustand, mit welchem Reichenbach bis zum Schluß freundschaftlich verbunden war, wurde diesem der Tod Reichenbachs verheimlicht.

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Georg Merz

Georg Merz wurde am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geboren.

Er besuchte zunächst die Schule im benachbarten Stift und half seinem Vater, der ein Leinweber war, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtete, trat Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studierte Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Fraunhofer erkannte die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernannte ihn 1818 zum Werkführer der optischen Abteilung. Mit dem Tode Fraunhofers übernahm Merz 1826 die Geschäftsleitung und wurde zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wurde er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts.

Nach dem Tode Mahlers 1845 führte Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1860). Seit ca. 1858 übernahmen G. & S. Merz im Mikroskopbau auch das von Oberhäuser vorgegebene und vielfach übernommene Hufeisenstativ.

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Das Institut wurde nach München verlegt und die Signatur lautete: „G. Merz & Söhne in München“.

Ludwig Merz starb 1858 mit 41 Jahren an Bleivergiftung, die er sich bei der Flintglasherstellung in Benediktbeuren zugezogen hatte. Danach firmierte das Institut mit: „G. & S. Merz in München“. 1865 erreichten Mikroskope von Merz zusammen mit Instrumenten von Hartnack eine in jener Zeit unübertroffenes Auflösungsvermögen. Georg Merz starb am 12. Januar 1867.

Nun war Sigmund alleiniger Inhaber des Institutes. Im Jahr 1871 hatte das Unternehmen 63 Beschäftigte und signierte „G. & S. Merz (vormals Utzschneider & Fraunhofer) in München“. Ab 1882 nun wurde das Unternehmen von Jakob Merz (1833 – 1906) und Mathias Merz (1826 – 1883) geleitet. Der ab 1882 alleinige Inhaber Jakob Merz verkaufte die traditionsreiche Firma am 5. Oktober 1903 an Paul Tschokke (1853 – 1932).

Da es unter Fraunhofers Federführung in Bediktbeuren und München gelungen war, achromatische Linsenkombinationen zu erstellen, erlangte das Unternehmen Weltrang. Das Wissen blieb in der Firma und unter Merz führte sie noch bis Mitte des 19. Jh. im Bau großer Refraktoren für die Sternwarten Europas. Mikroskope waren wie schon unter Fraunhofers Leitung von eher untergeordneter Bedeutung und sind mithin recht selten.

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Pierre Louis Guinand (1748 – 1824)

Pierre Louis Guinand wurde am 28. April 1748 in La Corbatière in armen Verhältnissen geboren und erfuhr nur eingeschränkte Schulbildung.

Seine Lehre absolvierte er bei seinem Vater und erlernte dort die Herstellung von verschiedenen Uhrenteilen sowie diversen Uhrengehäusen. Auf autodidaktischem Weg erschloss sich Guinand die Gesetzte der Optik und widmete sich ab Mitte der 1780er dem Schmelzen von Glas. Um homogene Glasschmelzen zu erhalten erfand Guinand ein Rührsystem auf Basis von tonummantelten Holzrührern. Damit gelang es ihm optisch reines Flintglas für die Anwendung in optischen Instrumenten zu produzieren. Um diese Kenntnisse für die Glashütte in Benediktbeurn zu gewinnen stellte ihn Joseph von Utzschneider 1805 für ein Jahresgehalt von 1600 Gulden und einer Gewinnbeteiligung von 20% an. Ab 1808 war Guinand der Vorgesetzte des sehr viel jüngeren Joseph Fraunhofer. Als Fraunhofer 1811 die Leitung des Betriebs übernahm kam es zwischen beiden Männern zunehmend zu Spannungen und Guinand verließ den Betrieb 1814 um für die schweizer Glashütte in Les Brenets zu arbeiten.

In Les Brenets verstarb Guiand am 13. Feburar 1824.​