Trichinella spiralis

Parasitärer Fadenwurm von 1,5 bis 4 mm Länge und 0,04 bis 0,06 mm Durchmesser.

Die Entwicklung geschieht über Wirts- und Organwechsel, wobei der Parasit nie ins Freie gelangt. Man findet die Trichine in vielen Säugetieren, sie lebt unter anderem in Mensch, Haus- und Wildschwein, Hund, Katze, Fuchs, Marder, Bär, Maus und Ratte. Unter Laborbedingungen sogar in der Schildkröte.

Man vermutet, daß die Trichine erst im 19. Jahrhundert über chinesische Zuchtschweine nach Europa kam.

Wird trichinöses Fleisch verzehrt, so löst der Magensaft die Kapsel auf und die Erstlarve wandert in den Dünndarm.

Nach der Begattung bohren sich die Weibchen weiter in die Darmwand um schubweise 1000 bis 1500 lebende Larven zur Welt zu bringen. Via Lymphstrom gelangen diese wiederum ins Blut und in die sauerstoffreiche quergestreifte Muskulatur (Zwerchfell, Zwischenrippenmuskulatur, Zunge und Augenlider). In der Muskelfaser bildet sich nun eine zitronenförmige Kapsel um den Parasit, der sich darin spiralig aufrollt. Eine verkalkte Kapsel hat im Menschen eine Lebensdauer von bis zu 30, im Schwein bis zu 11 Jahren. Der nächste Wirt infiziert sich über den Verzehr befallener Muskeln.

Darmtrichine

Das Schwein stellt die Hauptinfektionsquelle für den Menschen dar. Schon die Aufnahme von 50 bis 100 eingekapselten Larven führt zur Erkrankung, über 1200 führen unbehandelt nicht selten zum Tode des Wirts (unter Umständen schon innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden). Man unterscheidet entsprechend der beiden Befallsstadien Darm- und Muskeltrichinen.

Der Genuß von nicht ausreihend erhitztem Schweinefleisch oder von Salami und Schinken waren stets die Ursache der schweren Erkrankung.

Um Muskeltrichine mit Sicherheit abzutöten, bedarf es Temperaturen über 66°C resp. einer Abkühlung auf unter -15°C über 20 Tage hinweg.

Trichinenschau

Trichinenmikroskope dienen zur Untersuchung von Fleisch durch Veterinäre bzw. Fleischbeschauer.

Dazu entnimmt der Fleischbeschauer je 7 haselnußgroße Fleischproben aus jedem der zwei Zwerchfellpfeiler (hier findet man die oben erwähnte Muskeltrichine spiralig zusammengerollt in zitronenförmigen Gewebskapseln) des Schweines und preßt sie zwischen zwei dicke Glasplatten, dem Trichinenkompressorium (auch Quetschglas genannt), bis sie ganz dünn sind.

Bei ca. 40-facher linearer Vergrößerung können die eingekapselten Trichinen erkannt werden.

Die Trichine

Die Trichine wird 1835 von dem britischen Zoologen Richard Owen (1804-1892) zuerst beschrieben. Doch erst 1860 gelingt es Friedrich Albert von Zenker (1825-1898), einen Fall von tödlich verlaufener Trichinose auch als solchen zu erkennen.

Zu dieser Zeit brechen regionale Epidemien aus, so dass die Medizinische Gesellschaft zu Berlin eine Kommission zur Beratung der Trichinenfrage einsetzt. Ihr gehört unter anderem Rudolf Virchow an, der in seiner Schrift Darstellung der Lehre von den Trichinen, mit Rücksicht auf die dadurch gebotenen Vorsichtsmaßregeln (G. Reimer; Berlin 1864) nachdrücklich die Einführung einer amtlichen Fleischbeschau in allen Städten fordert.

So schreibt Virchow über die zu verwendenden Mikroskope

(R. Virchow: Darstellung der Lehre von den Trichinen, mit Rücksicht auf die dadurch gebotenen Vorsichtsmaßregeln. Verlag von Georg Reimer; Berlin 1864: 48/49):

„Wenn zu diesem Zwecke die besten Instrumente, wie immer, vorzuziehen sind so sind diese doch nicht gerade notwendig. Im Gegenteil genügen dazu schon Mikroskope mit mäßigen Vergrößerungen, wobei ich jedoch darauf aufmerksam mache, daß schlechte Mikroskope, welche eine starke Vergrößerung prätendiren, in der Regel weniger brauchbar sind, als gute Instrumente mit sehr mäßiger Vergrößerung. Auf meine Veranlassung hat der Optiker Hänsch in Berlin (Karlsstraße 8) kleine Mikroskope eigens zu diesem Zweck eingerichtet. Dieselben geben eine 100 bis 180fache Vergrößerung und kosten nur 10 bis 12 Thlr.“

„Ebenfalls sehr empfehlenswert sind die einfachen Mikroskope (Simplex) des berühmten Optikers Schiek in Berlin (Marienstraße 1), welche nicht so starke Vergrößerung liefern, aber um so genauer gearbeitet sind. Sie kosten 20 Thlr.“

„Für größere Ansprüche sind die gebräuchlichen Mikroskope zu 40-50 Thlr., wie sie Hänsch, Schiek, Wappenhans u.A. in Berlin, Belthle in Wetzlar, Hartnack in Paris u.A. liefern, zu empfehlen.“

Die Trichinenschau wird bereits 1862 in der sächsischen Stadt Plauen, 1877 in Preußen, doch erst 1900 für das ganze Deutsche Reich gesetzlich vorgeschrieben.