Zeiss Mikroskop Stativ VA

Carl Zeiss Jena

Zeiss Labormikroskop; Stativ VA ohne Kippe von 1913.

Geschwärztes und zaponiertes Messing, gebläuter Stahl, lackiertes Gußeisen. Stativ mit integriertem Griff unter der Tischplatte. Dreh- und schwenkbarer Plan- und Konkavspiegel, am Tisch drei Schiebeblenden – je 120° versetzt direkt unter der runden Platte von 11 cm Durchmesser lokalisiert, grober Fokus über seitlichen Trieb, Feineinstellung durch Rändelrad an der Säule.

Das Mikroskop trägt auf dem Tubus die Signatur

Carl Zeiss
Jena
Nr. 62132

sowie zusätzlich in zeitgemäßen Typen

Anatomie Marburg
79

diese Nummer bezieht stellte die Inventarnummer des Instituts für Anatomie der Universität Marburg dar.

An der Universität Marburg wurde das Instrument auf einen dreifachen Objektivrevolver umgerüstet

und mit den Objektiven 1 E. Leitz Wetzlar 3,2x Inventurnummer A.I.M. 89 (Anatomisches Institut Marburg), 2b Ernst Leitz Wetzlar 8x und 6L E. Leitz Wetzlar 45x bestückt – beim Zeigerokular Carl Zeiss Jena 4 Inventurnummer 76 dürfte es sich noch um die Originalausstattung handeln.

Dieses Stativ VA wurde am 21.04.1913 mit den Objektiven A und D und den beiden Okularen 2 und 4 von Carl Zeiss Jena direkt an das Anatomische Institut in Marburg verkauft. Aus dessen Bestand wurde das Mikroskop 2001 veräußert und gelangte über Umwege in diese Sammlung.

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Mit der Einführung dieses Statives wurde von Zeiss erstmals ein Laboratoriums- und Kursmikroskop mit Zahn- und Triebbewegung angeboten. Es war als Ersatz für das noch im Mikroskop-Katalog 32. Ausgabe, 1902 angebotene Stativ VII gedacht und einige Anregungen von Leitern mikroskopischer Übungen waren bei der Konstruktion mit eingeflossen. Neben der bereits erwähnten Grobeinstellung, war so ein größerer Objekttisch von ca. 110 mm verbunden mit einer größeren Ausladung des Tubusträgers verwirklicht worden – durch die größere Tischöffnung für die Verwendung mit schwachen Objektiven war nun auch das problemose Arbeiten mit Kulturschalen in der Bakteriologie möglich. Ferner war der die Erscheinung prägende Handgriff, aus der Forderung entstanden an einer geeigneten Stelle eine bequeme Handhabe anzubringen, deren Form keinen Zweifel zuließ, wo und wie das Stativ beim Herumzutragen anzufassen sei. (Carl Zeiss Jena: Stativ V / Neues Stativ für Laboratorien. Carl Zeiss, Jena; Druckschrift M. 169 II. 05. 5000d; 1905).

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Um den Preis des Instrumentes möglichst niedrig zu halten, wurde der Fuß aus lackiertem Guß hergestellt.

Trotz seiner Einfachheit konnte das Mikroskop für Untersuchungen in polarisiertem Licht mit einem drehbaren Tisch mit Gradeinteilung, darüber hinaus mit Kondensoren und einem kleinen Kreuztisch nachgerüstet werden. Falls eine geneigte Stellung des Statives (wie für frische Präparte nicht sinnvoll und mithin bei Verwendung im Haupteinsatzgebiet des Mikroskopes nicht erfoderlich) erwünscht war, wurde von Zeiss eine keilförmige Unterlage beigegeben, welche die Neigung der Tubusachse gegen die Arbeitsfläche um ca. 75° ermöglichte.

Die hier gezeigte einfachste Ausführung des Laboratoriums- und Kursstatives kostete 1913 ohne Optiken 80 Mark – Carl Zeiss bietet darüber hinaus im Katalog von 1913 (Carl Zeiss Jena: Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate. Mikro 184. Mikroskop-Katalog 35. Ausgabe, 1913) die Option bei Abnahme mehrere Stative V diese auch ohne Mahagoni-Kästen zu liefern, hierbei verringert sich der Preis des einzelnen Statives um 16,50 Mark. Da diese Instrumente in einem Universitätslabor ständig im Einsatz sind, nahm die Universität Marburg aller Wahrscheinlichkeit nach von dieser Möglichkeit gebrauch.

(Datierung mit freundlicher Unterstützung von Dr. Wolfgang Wimmer, Archiv Carl Zeiss Jena)

Über Carl Zeiss

zeiss_1846_esche_1966Carl Zeiss (1816-1888) wird als Kind fünftes Kind des Hofdrechselermeisters Johann Gottfried Zeiß in Weimar geboren. Nach seinem Schulbesuch in Weimar absolviert Carl Zeiss 1834-1838 eine Mechanikerlehre beim Universitätsmechaniker Dr. Friedrich Körner in Jena. Nach Abschluß der Lehre besucht Zeiss 1835-1838 Vorlesungen der Universität Jena in Mathematik, Experimentaphysik, Antropologie, Mineralogie und Optik. Es schließen sich 1838-1845 Wanderjahre mit Stationen in Stuttgart, Wien, Berlin und Darmstadt an. Im Jahre 1845 kommt Carl Zeiss wieder nach Jena und absolviert ein Praktikum am physiologischen Institut bei Prof. M. J. Schleiden.

Carl Zeiss wird die Konzession zur Fertigung und zum Verkauf von mechanischen und optischen Instrumenten in Jena am 19.11.1846 durch die Großherzogliche Landesregierung in Weimar erteilt. Die erste Werkstätte befindet sich in der Neugasse 7 in Jena. Im Juli 1847 zieht die Werkstatt in die Wagnergasse 32 und im August diesen Jahres wird als erster Lehrling August Löber eingestellt. Im September 1847 wird die Produktion einfacher Lupenmikroskope, entsprechend dem hier gezeigten Instrument, aufgenommen. Erst 1857 werden die ersten zusammengesetzten Mikroskope in der Zeiss’schen Werkstatt gefertigt. 1866 wird das 1000. Mikroskop hergestellt; kurz darauf beginnt im selben Jahr die Zusammenarbeit mit Ernst Abbe. 1872 schließlich werden die Optiken der Mikroskope nach Abbes Berechnungen konstruiert.

Referenzen und Vergleiche

Vergleiche:

Optisches Museum der Ernst-Abbe-Stiftung Jena: „Mikroskop Stativ V / Carl Zeiss, Jena / um 1905 / mit vereinfachtem Beleuchtungsapparat “ signiert „Carl Zeiss / Jena / Nr. 52046“

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.