Zeiss Mikroskop Stativ Va

Carl Zeiss Jena

Zeiss Mikroskop Stativ Va von 1885.

Mikroskop mit fester Tubuslänge aus zaponiertem und geschwärztem bzw. schwarz lackiertem Messing, gebläutem Stahl. Das Instrument wird durch freie Verschiebung mit der Hand grob eingestellt, über ein Rändelrad an der Säule erfolgt die Feineinstellung. Das Instrument verfügt über einen vollständigen Abbe’schen Beleuchtungsapparat mit Plan- und Konkavspiegel und fünf kreisförmigen Aperturblenden sowie einer Sternblende für Dunkelfeldbeleuchtung. Dunkelfeldblenden für die Objektive C und E sind ebenfalls vorhanden.

Alternativ zum Abbe’schen Beleuchtungsapparat

ist ein einfacher Apparat beigefügt, bestehend aus einem fünffach gelagerten Spiegel zur Bewegung außerhalb der optischen Achse und der passenden Zylinderblendung auf Schlitten.

Auf dem Steg der Tubusaufnahme ist das Mikroskop signiert:

C. Zeiss
Jena
8366

Das Mikroskop ist ausgerüstet mit den Okularen Carl Zeiss Jena Nr. 2 und Carl Zeiss Jena Nr. 4 sowie den Objektiven C.Zeiss A Nr.4039, C.Zeiss C Nr.1919 und C.Zeiss E 0.16 Nr.1605. Diese Objektive sind an einem kleinen Objektivrevolver C.Zeiss Jena mit Zeiss’schen Gewinden montiert, der jeweilige Objektivtrichter mit RMS Gewinde befindet sich in den zugehörigen Objektivdosen.

Liegend wird das Mikroskop im mit Haken und Schloß versehenen Mahagonikasten aufbewahrt, der die Seriennummer 8366 eingeschlagen trägt.

Das hier gezeigte Instrument

wird nach Auskunft des Carl Zeiss Archivs am 06.06.1885 mit den Objektiven A, C, und E sowie den Okularen 2 und 4 an cand.med. Liebenam nach Eisleben ausgeliefert. Das Mikroskop ist demnach in der Originalausstattung erhalten.

Im Zeiss-Katalog No. 25.

Illustrirrter [sic!] Katalog über Mikroskope und Nebenapparate aus der optischen Werkstätte von Carl Zeiss in Jena. erscheint dieses Stativ im Januar 1881 wie folgt:

No. 25 Stativ V (früher I). Hufeisenstativ von gleicher Grösse wie die vorhergehenden, ohne Drehung, Tubus ohne Auszug, grobe Einstellung durch Verschiebung, Cylinderblendungen.

a) Zum Umlegen eingerichtet…Mk. 90
b) Ohne Einrichtung zum Umlegen…Mk. 75

[…]

No. 38 Revolver für vier Objective, mit dem engen Gewinde meiner Linsenfassungen; auch an den mittleren Stativen verwendbar, jedoch nur mit solchen Objectiven, deren Linsenfassung vom Trichter abgeschraubt werden kann (alle Objective, die mit einfachen Buchstaben bezeichnet sind, von A an. soweit sie nicht Correctionsfassungen besitzen)…Mk. 20

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[…]

No. 66 Beleuchtungs-Apparat nach Abbe (s.M. Schultze’s Archiv f. mikr. Anatomie Bd. IX, pag. 496). Condensor von grosser Apertur, mit Diaphragmenapparat und Doppelspiegel; für allle Modificationen der geraden und schiefen Beleuchtung im durchfallenden Licht sowie für positive Bilder in dunklem Sehfeld bis zu 600-facher Vergrösserung, zugleich auch für bequeme Anwendung polarisirten Lichts (vgl. Polarisationsapparate); das Ganze in Einem Stück unterhalb des Mikroskoptisches einzusetzen. Nur für die grösseren Stative von I bis Va geeignet…Mk. 55

Anpassung an Stative aus andern Werkstätten wird nicht übernommen.

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Noch 10 Jahre später, im Zeiss-Katalog No. 29 von 1891, wird dieses Stativ angeboten:

Stativ V a. Umlegbar. Fester Tisch von 90 X 90 mm Grösse.

Grobe Einstellung durch Verschiebung des Tubus in Schiebhülse. Feine Einstellung durch Mikrometerschraube.

Der Untertheil sammt Beleuchtungsapparat nach Abbe ganz wie bei Stativ IV a (ohne Iris, welche aber zu Mk. 15.- mit- oder nachbezogen werden kann). (Abbildung Fig. 9) … 120.- Mark

SignaturOeffnungs-
winkel
Äquivalent-
brennweite
Vergrößerung bei 155 mm Tubuslänge, mit OkularMark
12345
A24°16 mm (2/3)40557510514024.-
C50°6,5 mm (1/4)11014519526037036.-
E110°2,8 mm (1/9)26035048066090066.-

Einzelne Okulare kosten 1881 das Stück 7 Mark. Die vorliegende Ausstattung kostet demnach im Jahre 1881 zusammen 305 Mark.

Über Carl Zeiss

zeiss_1846_esche_1966Carl Zeiss (1816-1888) wird als Kind fünftes Kind des Hofdrechselermeisters Johann Gottfried Zeiß in Weimar geboren. Nach seinem Schulbesuch in Weimar absolviert Carl Zeiss 1834-1838 eine Mechanikerlehre beim Universitätsmechaniker Dr. Friedrich Körner in Jena. Nach Abschluß der Lehre besucht Zeiss 1835-1838 Vorlesungen der Universität Jena in Mathematik, Experimentaphysik, Antropologie, Mineralogie und Optik. Es schließen sich 1838-1845 Wanderjahre mit Stationen in Stuttgart, Wien, Berlin und Darmstadt an. Im Jahre 1845 kommt Carl Zeiss wieder nach Jena und absolviert ein Praktikum am physiologischen Institut bei Prof. M. J. Schleiden.

Carl Zeiss wird die Konzession zur Fertigung und zum Verkauf von mechanischen und optischen Instrumenten in Jena am 19.11.1846 durch die Großherzogliche Landesregierung in Weimar erteilt. Die erste Werkstätte befindet sich in der Neugasse 7 in Jena. Im Juli 1847 zieht die Werkstatt in die Wagnergasse 32 und im August diesen Jahres wird als erster Lehrling August Löber eingestellt. Im September 1847 wird die Produktion einfacher Lupenmikroskope, entsprechend dem hier gezeigten Instrument, aufgenommen. Erst 1857 werden die ersten zusammengesetzten Mikroskope in der Zeiss’schen Werkstatt gefertigt. 1866 wird das 1000. Mikroskop hergestellt; kurz darauf beginnt im selben Jahr die Zusammenarbeit mit Ernst Abbe. 1872 schließlich werden die Optiken der Mikroskope nach Abbes Berechnungen konstruiert.

Zum Exponat

Das hier gezeigte Instrument wird nach Auskunft des Carl Zeiss Archivs am 06.06.1885 mit den Objektiven A, C, und E sowie den Okularen 2 und 4 an cand.med. Liebenam nach Eisleben ausgeliefert. Das Mikroskop ist demnach in der Originalausstattung erhalten.

Referenzen und Vergleiche

Vergleiche:

Referenz 2, 25 sowie Billings Collection Washington: AFIP 49141 – 60-4713-177, S. 97, Abb. 182 (ein 11 Jahre jüngeres Modell, nun mit Tubusauszug); Moody Medical Library, The University of Texas Medical Branch, Galveston, TX, USA: „microscope, signed C. Zeiss Jena No. 19146“ Inv.-No. 1.034 (ebenfalls ein 11 Jahre jüngeres Stativ); The Microscope Collection at the Science Museum London: „Stand V1 Outfit by Zeiss“, signiert „C. Zeiss / Jena. / 4803“, Inventory No. A601090 (falsch beschrieben als Stativ „VI“, Anmerkung des Verfassers); Mikroskopsammlung des Polytechnischen Museums Moskau: Mikroskop signiert „C. Zeiss, Jena 9489“, Inventurnummer PM 008173 (MIM 178)

(Datierung mit freundlicher Unterstützung von Dr. Wolfgang Wimmer, Archiv Carl Zeiss Jena, 20.02.2007; Vermittlung des Instruments mit freundschaftlicher Unterstützung von Moritz Sokolowski)

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.