Zeiss Mikroskop Bierseidel Stativ IIIE

Carl Zeiss Jena

Zeiss Mikroskop „Bierseidel“ Stativ IIIE aus dem Jahre 1911.

Das Mikroskop ist gefertigt aus zapnoiertem, vernickeltem und schwarz lackiertem Messing und lackiertem Stahl. Dieses Stativ IIIE verfügt über einen vollständigen Abbe’schen Beleuchtungsapparat mit einem Kondensor der Numerischen Apertur n.A. 1.4..

Das Instrument ist zum Umlegen eingerichtet, die grobe Einstellung erfolgt über einen Zahntrieb, die feine über einen Feintrieb nach Berger. Ein großer Kreuztisch dient der Bewegung der Präparate.

Das Mikroskop ist ausgerüstet mit den Huygensschen Okularen Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 5 sowie das Kompensationsokular 12 Compens-Okular. Am signierter Dreifachobjektivrevolver sind die Objektive A, D und Homogene Immersion 1″/12 n.A. 1.3 befestigt. Die zugehörigen und entsprechenden signierten und zaponierten Dosen sind in einem Schieber des Kastens untergebracht. Mit dieser optischen Ausrüstung ist sind Vergrößerungen von 42- bis 1560-fach möglich.

Leider fehlt der Spiegel. Ferner sind die Stahlwellen und -schrauben teilweise oxidiert – wohl bedingt durch die hohe Luftfeuchtigkeit im Einsatzgebiet Argentinien.

Das Mikroskop ist auf dem Tubus signiert mit:

Otto Hess y Cia
Florida 667 Buenos Aires

Carl Zeiss
Jena
Nr. 55953

Das Instrument hat den typischen Handgriff der Jahrhundertwende von Zeiss, mit integrierter Feineinstellung nach Berger (1898). Viele Konkurrenten jener Zeit kopierten den als „Bierseidel“ bekannt gewordenen Griff. Ein Instrument, das in der Zeit des Höhepunktes der bakteriologischen Forschungen 1902 konstruiert wurde.

Nach einem Prospekt des Herstellers von 1913 ist dieses Mikroskop bis auf Projektion und Mikrofotografie „auch für die anspruchvollsten Arbeiten hervorragend geeignet“.

Ein Schild des Händlers ist auf dem Kasten und im Innern der Türe angebracht:

Otto Hess y CIA
Florida 667
Buenos – Aires

Über Carl Zeiss

zeiss_1846_esche_1966Carl Zeiss (1816-1888) wird als Kind fünftes Kind des Hofdrechselermeisters Johann Gottfried Zeiß in Weimar geboren. Nach seinem Schulbesuch in Weimar absolviert Carl Zeiss 1834-1838 eine Mechanikerlehre beim Universitätsmechaniker Dr. Friedrich Körner in Jena. Nach Abschluß der Lehre besucht Zeiss 1835-1838 Vorlesungen der Universität Jena in Mathematik, Experimentaphysik, Antropologie, Mineralogie und Optik. Es schließen sich 1838-1845 Wanderjahre mit Stationen in Stuttgart, Wien, Berlin und Darmstadt an. Im Jahre 1845 kommt Carl Zeiss wieder nach Jena und absolviert ein Praktikum am physiologischen Institut bei Prof. M. J. Schleiden.

Carl Zeiss wird die Konzession zur Fertigung und zum Verkauf von mechanischen und optischen Instrumenten in Jena am 19.11.1846 durch die Großherzogliche Landesregierung in Weimar erteilt. Die erste Werkstätte befindet sich in der Neugasse 7 in Jena. Im Juli 1847 zieht die Werkstatt in die Wagnergasse 32 und im August diesen Jahres wird als erster Lehrling August Löber eingestellt. Im September 1847 wird die Produktion einfacher Lupenmikroskope, entsprechend dem hier gezeigten Instrument, aufgenommen. Erst 1857 werden die ersten zusammengesetzten Mikroskope in der Zeiss’schen Werkstatt gefertigt. 1866 wird das 1000. Mikroskop hergestellt; kurz darauf beginnt im selben Jahr die Zusammenarbeit mit Ernst Abbe. 1872 schließlich werden die Optiken der Mikroskope nach Abbes Berechnungen konstruiert.

Zum Exponat

Ausgeliefert wurde das Mikroskop am 23.06.1911 an Otto Hess & Cie in Buenos Aires. Das Mikroskop mit dieser optischen Ausrüstung kostete (Listenpreise in Reichsmark, Katalog Mikro 184, 35. Ausgabe 1913):

Achromatische Objektive 20.-, 35.- und 100.- sowie Huygenssche Okulare zusammen 18.-, Kompensations Okular 30.- sowie das Stativ 340.- mit Kondensor 25.-. In summa 568.-

Referenzen und Vergleiche

Vergleiche:

W. Gloede, Vom Lesestein zum Elektronenmikroskop, Berlin 1986, S. 158; Moody Medical Library, The University of Texas Medical Branch, Galveston, TX, USA, Inv.-No. 1.033; Deutsches Medizinhistorisches Museum, Ingoldtadt: „Mikroskop mit Revolverobjektiv Messing und Gußeisen Jena, Zeiss um 1900“; athologisch-anatomischen Bundesmuseum Wien: „Zusammengesetztes Mikroskop um 1905 / Signatur: Carl Zeiss, Jena, No 42153“, Museal-Nr. 27.614; Medizinhistorische Sammlung der Universität Zürich: „Mikroskop signiert ‚Carl Zeiss Jena No 73799′“; Mikroskopsammlung des Medizinhistorischen Instituts der Universität Bern: Mikroskop „Carl Zeiss Jena Nr. 66996“, Inv.-Nr. 2034

(Bezogen über Dr. Leonel Yussim, Montevideo, Uruguay. Daten mit freundlicher Unterstützung von Dr. Wolfgang Wimmer, Archiv Carl Zeiss Jena, 25.01.2000)

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.