Großes Seibert-Mikroskop

von Prof. Wilhelm Pfitzner in Straßburg

Großes Seibert-Mikroskop; Stativ 2 um 1880.

Dieses Mikroskop ist gefertigt aus zaponiertem, geschwärztem und vernickeltem Messing, blankem und gebläutem Stahl. Getragen wird das Gerät von einem gespreizten Fuß. Zur Beleuchtung dient ein Spiegel mit planer und konkaver Seite, welcher zusammen mit einem kompletten Abbe’schen Beleuchtungsapparat, samt dezentrierbarer Irisblende, über Zahn und Trieb abgefahren werden kann.

Die zentrierbare Tischplatte ist drehbar und in Inkremente zu 2° geteilt.

Der Grobtrieb erfolgt über eine schrägverzahnte Stange und zwei große, darauf wirkende Rändelräder. Der Feintrieb „ohne Friction“ ist für Seibert eigen und wird hier über ein Rändelrad unter der Tischplatte bedient, mit bequem auf der Unterlage ruhender Hand.

Der graduierte Auszugstubus verfügt neben einer Einzelobjektivaufnahme über einen vierfachen Objektivrevolver. Das Instrument wird im großen zugehörigen Kasten mit der eingestanzten Seriennummer 3506 liegend untergebracht.

Das Instrument ist umfangreich ausgestattet mit dem Huygensokular 0 und den Okularen Periskopisch I, Periskopisch II und Periskopisch III, einem Zeigerokular und einem Meßokular.

Alternativ zum Abbe’schen Kondensor kann eine Zylinderlochblende mit drei Einsätzen verwendet werden.

Der Polarisationsapparat ist im Polarisator und dem als Okular zu verwendenden Teilkreis erhalten – leider fehlt hier der Aufsatzanalysator. Für den Abbe’schen Beleuchtungsapparat ist eine Zentralblende für Dunkelfeldmikroskopie und ein Blauglas in einer runden Pappdose mit der Beschriftung Apotheke Dr. C. Philipps Strassburg i.E. Metzgerstrasse 19. und zu Stativ II. / Blendungen. / Pfitzner. untergebracht.

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Das Mikroskop verfügt über neun Objektive. Dies sind im einzelnen die Trockenobjektive Seibert NO II, Seibert NO III, Seibert NO IV, Seibert NO V, Seibert NO VI (mit Korrektion) und die Wassermmersionsobjektive mit Korrektion NO VII Immersion Seibert und NO IX Immersion Seibert.

Ferner verfügt dieses Mikroskop um eines der ersten ausgelieferten Objektive homogener Ölimmersion Homogene Immersion 1/12 Seibert sowie um ein Ölimmersionsobjektiv No. II Hom. Imm. der Firma Dr. Edmund Hartnack Potsdam.

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Auf dem Tubus ist das Instrument schlicht signiert:

Seibert

Dieses Stativ Nr. 2 ähnelt bis auf den komplexeren Beleuchtungsapparat in nahezu allen Details dem großen Stativ Nr. 2 von Gundlach aus der Zeit um 1870. Wie auch schon zu Gundlachs Zeiten ist dieses Stativ das größte mit einem Drehtisch ausgestattete Stativ.

Fast alle Objektive, Objektivdosen, der Abbe’sche Beleuchtungsapparat und der Griff des Kastens tragen den Namenszug des Besitzers: Pfitzner bzw. Dr. Pfitzner. Interessanterweise ist in den Kasten des Mikroskops eine alte Inventurnummer 76 sowie Inst. f. allgem. Botanik / L. 323 eingebrannt und einige der Objektive sind mit ähnlichen Inventurnummern versehen. Bisher bleibt offen, wie das persönliche Mikroskop von Wilhelm Pfitzner nach dessen Tod 1903 an das Institut für allgemeine Botanik nach Hamburg gelangt. Dort wird es beim Umzug des Instituts 1979 in das heutige Gebäude in Klein-Flottbek in den Abfallcontainer geworfen (dabei bricht ein Teil des Kastens und einige wenige Kleinteile gehen verloren). Einer der wissenschaftlichen Mitarbeiter und späterer Professor rettet das Instrument „unter dem Gelächter der Kollegen“ aus dem Müll. Das Instrument wird 2007 dem neu eröffneten Loki Schmidt Haus / Museum für Nutzpflanzen im Botanischen Garten der Universität Hamburg angeboten. Nachdem dieses Museum das Stück mit der Begründung ablehnt „wir sind kein Gerätemuseum“, kann es glücklicherweise im Januar 2008 für die hiesige Sammlung erworben werden.

In Optisches Institut von Seibert & Krafft E. Gundlach’s Nachfolger in Wetzlar früher in Charlottenburg bei Berlin: Katalog der Mikroskope, mikroskopischen & mikro-photographischen Objective & Apparate, nebst Preisangabe derselben. (Druck von Ferd. Schnitzler, Wetzlar October 1880) erscheint dieses Mikroskop wie folgt:

Nr. 2 Grosses Mikroskop. Drehbarer, mit Gradtheilung, sowie mit Stellschrauben zur Correctur der Centrirung versehener Objecttisch; Gelenk zur Schiefstellung und Fixirung in jeder Position; Auszugstubus; grosser massiver Messingfuss. Die schnelle Bewegung des Tubus wird mittelst Triebwerkes bewirkt, die genaue Einstellung mittelst feiner Schraube, deren Handknopf sich unter der Tubussäule befindet. Diese Bewegung ist ohne Friction (siehe Nr.1). Der Doppel- (Hohl- und Plan-) Spiegel kann senkrecht und nach beiden Seiten hin bewegt werden. Cylinderblendung mit Schlitten und doppelter verticaler Bewegung wie Nr. 1 (hierzu 4 Diaphragmen). Hierzu: Beleuchtungsapparat nach Abbé (Nr. 19); Revolver-Objectivträger für 4 Objective (Nr. 25); beweglicher Objecttisch (Nr. 26); bewegliches Ocular-Glasmikrometer (Nr. 24); Polarisations-Apparat mit Theilkreis (Nr. 22); Oberhäuser’scher Zeichen-Apparat (Nr. 20); grosse Beleuchtungslinse (Nr. 27); die Objective Nr. 0, I, II, IV, Vb, VIb, VIIb, IX und homogene Immersion 1/12, Oculare Nr. 0, I, periscop. Nr. II und III, (Vergrösserungen von 18 – 2880 fach); Test-Objecte, Objectträger, Deckgläser. das ganz ist in einem starken Mahagoni-Kasten enthalten, die schwachen Objective in besonderem Leder-Etui, die starken in Messingbüchsen…1140 M.

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Nr. 20 Grosser Zeichen-Apparat; mit Ocular und 2 Prismen, nach Oberhäuser; in Mahagoni-Kästchen…33 M.

Nr. 21 Kleiner Zeichen-Apparat, eigene Construction, in Etui…18 M.

[…]

Nr. 26 Beweglicher Object-Tisch (mit feinen Schrauben)…24 M.

Nr. 27 Grosses Beleuchtungs-Doublet für opake Objecte auf besonderem Stativ mit schwerem Messingfuss…24 M.

NB.
Objectiv Nr. VII entspricht Hartnack’s Nr. 10.
Objectiv Nr. IX entspricht Hartnack’s Nr. 18.

Ocular Nr. 0, I, II und III …… à 71/2

Periskopische Oculare (grösseres und ebeneres Gesichtsfeld)
Nr. 1 …… 18

Nr. 2 …… 15

Nr. 3 …… 15

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ObjectivFocus d. äquiv. Linse.Oeff.- Winkel Grad.Mk.
engl.Zll.Millim.
Nr. 013/444,41521
Nr. I125,42918
Nr. II1/212,73818
Nr. III1/38,55018
Nr. IV1/46,48027
Nr. Va1/83,2150ohne Correctionsschraube36
Nr. Vb1/83,2150mit Correctionsschraube48
Nr. VIa1/122,1165ohne Correctionsschraube60
Nr. VIb1/122,1165mit Correctionsschraube75
Nr. VIIa1/161,6165Immersion ohne Correction60
Nr. VIIb1/161,6175Immersion mit Correction75
Nr. IX1/320,8175Immersion mit Correction180
1/122,1180homogene Immersion200

Einer leeren Aussparung im Kasten nach zu urteilen

ist der bewegliche Objekttisch aus der ursprünglichen Ausstattung verloren gegangen. Das Zeigerokular taucht in den Katalogen von Seibert erst sehr viel später auf und dürfte in den 1890ern als Ergänzung erworben werden.

Die Objektive Nr. 0 und Nr. I fehlen, das Objektiv Nr. V hat keine Korrektion und statt des gewöhnlichen Huygensokular Nr. I ist ein periskopisches Okluar Nr. I vorhanden.

Nach dieser Zusammenstellung beläuft sich der Preis für das hier gezeigte Mikroskop im Jahre 1880 auf 1054,50 Mark (zuzüglich des heute fehlenden Objekttisches).

Das hier gezeigte Mikroskop weicht in ein paar Details von dieser Beschreibung ab,

so hat das Stativ keine Schlittenführung und ist dem Kasten nach offenbar bei Auslieferung schon nicht dafür vorgesehen gewesen – stattdessen sind die Zylinderblenden in der Größe für die Aufnahme am Abbe’schen Beleuchtungsapparat vorgesehen.

Während der Abbe’sche Beleuchtungsapparat im Katalog der Firma Seibert und Krafft 1878 noch nicht erscheint, wird er als 1879 erstmals angeboten – allerdings ist er zu diesem Zeitpunkt selbst beim größten Mikroskop noch nicht in der angeratenen umfangreichsten Ausstattung vorhanden (Optisches Institut von Seibert & Krafft E. Gundlach’s Nachfolger in Wetzlar früher in Charlottenburg bei Berlin: Katalog der Mikroskope, mikroskopischen & mikro-photographischen Objective & Apparate, nebst Preisangabe derselben. Druck von Ferd. Schnitzler, Wetzlar October 1879):

Nr. 19 Beleuchtungsapparat nach Abbé; kann jedem der grösseren Mikroskope angepasst werden…54 Mark

Erst im oben beschriebenen Katalog vom Oktober 1880 wird der Abbe’sche Beleuchtungsapparat mit den Stativen 1 und 2 angeboten. Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei dem hier gezeigten Mikroskop mit dem von Pitzner beschriebenen und mit seinem Namen markierten Apparat um eines der ersten Stative, die mit einem solchen Beleuchtungsapparat ausgestattet werden.

In Dr. E. Hartnack: Preis-Courant der achromatischen Mikroskope von Dr. E. Hartnack Nachfolger von G. Oberhäuser (Potsdam 1882) wird das Objektiv für homogene Immersion No. 2 gelistet als:

Neue Systeme mit homogener (Cedernholz-Öl) Immersion.

[…]

Nr. II. 1/20 Zoll die Vergrösserung wie Wasser-Immersion Nr. 12…250 Mark

Dieses Mikroskop wird von Wilhelm Pfitzner (22. August 1853 – 01. Januar 1903) verwendet.

Pfitzner studiert ab Sommersemester 1873 Medizin an den Universitäten Straßburg, Heidelberg, Göttingen und Kiel. 1878 schließt er mit der Staatsprüfung sein Studium ab und wendet sich unter der Leitung von Walther Flemming (1843-1905) mikroskopischen Studien zu. Hier promoviert er am 28. Februar 1879 mit Ueber die Leydig’schen Schleimzellen in der Epidermis der Larven von Salamandra maculosa. 1880 wird Pfitzner Assistent am anatomischen Institut in Heidelberg, Ostern 1883 siedelt er nach Königsberg um, wo er unter der Leitung von Gustav Albert Schwalbe (1844-1916) am anatomischen Institut arbeitet; als dieser im Herbst 1883 an die Kasier-Wilhelm-Universität nach Straßburg berufen wird, folgt ihm Pfitzner als sein erster Assistent an das dortige anatomische Institut. Hier habilitiert er sich 1885 mit Zur pathologischen Anatomie des Zellkerns als Privatdozent für das ganze Gebiet der Anatomie. 1891 wird Pfitzner zum Außerordentlichen Professor ernannt und erhält 1893 die Stellung des Prosectors.

1881 veröffentlicht Pfitzner eine seiner wichtigsten Arbeiten mit Hilfe der hier gezeigten Optiken dieses Mikroskops. Er beschreibt die Zusammensetzung der chromatischen Fäden des Zellkerns aus den von Édouard-Gérard Balbiani (1823-1899) im Jahre 1876 erstmals beschriebenen Chromatinkugeln (erst ab 1888 werden diese chromatischen Fäden durch Wilhelm Waldeyer (1836-1921) als Chromosomen bezeichnet). Pfitzner geht auf ihr Verhalten bei der Zellteilung ein. Wilhelm Roux (1850-1924) greift auf die Arbeiten von Balbiani und Pfitzner zurück und legt den Grundstein der Chromosomentheorie der Vererbung mit seiner Untersuchung Über die Bedeutung der Kerntheilungsfiguren (Wilhelm Engelmann, Leipzig 1883).

Die granuläre Struktur der Chromosomen wird entsprechend in der Zeit bis 1900 als Pfitzner’sche Körperchen oder auch Balbiani-Pfitzner’sche Körner bezeichent.

In Über den feineren Bau der bei der Zelltheilung auftretenden fadenförmigen Differenzierung des Zellkerns. / Ein Beitrag zur Lehre vom Bau des Zellkerns (Morphologisches Jahrbuch 7; Verlag von Wilhelm Engelmann; Leipzig 1882) schreibt Dr. med. Wilhelm Pfitzner als Assistent am anatomischen Institut zu Heidelberg mit Datum vom 31. Dezember 1880:

Vor einigen Monaten erhielt ich von Seibert & Kraft in Wetzlar ein von dieser Forma neu angefertigtes „Linsensystem für homogene Immersion“ zur Ansicht zugesandt – ein Linsensystem, welches, wie ich hier gleich bemerken will, nicht wenig dazu beigetragen hat, die gute Meinung, die ich schon früher Betreffs der Leistungen des gedachten optischen Instituts hegte, noch mehr zu verfestigen – das erwähnte System, mit einer äquivalenten Brennweite von 1/12″ engl. und in einer Mischung aus Rizinus- und Fenchelöl tauchend, leistet bei dem relativ niedrigen Preis von M 200 das Vorzüglichste und übertrifft die besten Wasser-Immersionen an Lichtstärke und Auflösungsvermögen eben so sehr, wie diese die alten Trockenlinsen, so dass ich dasselbe jedem Histologen aufs beste empfehlen kann. – Bei der Prüfung dieses Systems nun machte ich eine Beobachtung, die mich aufs höchste überraschte und die ich, nachdem ich sie weiter verfolgte und gebührend sichergestellt habe, im Folgenden kurz mittheilen werde, da sie, wie ich glaube, nicht wenig dazu geeignet ist, unsere Kenntnisse vom Bau des Zellkerns und von den bei seiner Theilung sich abspielenden Vorgängen zu fördern, mithin eins der wichtigsten biologischen Probleme seiner Lösung näher zu führen.

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Ich fand nämlich bei der Betrachtung der riesigen Kerntheilungsfiguren der Salamanderlarve, die ich wegen ihrer bekannten ungemeinen Regelmäßigkeit als „Testobjekt“ gewählt hatte, hin und wieder solche, deren Fäden nicht, wie sonst beschrieben wird, durachus homogen und gleichmäßig waren, sondern, um mich kurz zu fassen, aus lauter einzelnen Körnern zusammengesetzt erschienen.

[…]

Einmal darauf aufmerksam geworden konnte ich auch bald diese Erscheinung unter besonders günstigen Umständen mit Trockenlinsen (Seibert V = Hartnack VII) wieder finden.

[…]

Im Weiteren beschreibt Pfitzner die Präparierung und das Vorgehen bei mikroskopisch genauester Untersuchung (Ölimmersion und schärfste centrale Beleuchtung vermittelst des Abbeschen Apparates). […] Man erkennt diese Segmentierung schon mit Seibert V = Hartnack VII deutlich, besser noch mit schwachen Immersionssystemen. Gute Beleuchtung ist natürlich vorausgesetzt; ich bediente mich mit großem Vorteil des von Seibert angefertigten Beleuchtungsapparates nach Abbe, der durch denselben ermöglichte Wechsel der Beleuchtung: central, peripher schräge von allen Seiten her – erleichterte die Erkennung derartiger subtiler Strukturen ungemein.

Durch die hier gezeigte optische Ausrüstung gelangt Pfitzner zu dem interessanten Resultat, dass der Längsspaltung der Kernfäden ein Zerfallen der „Chromatinkugeln“ (wie ich der Kürze halber diese Körnchen im Anschluss an die Flemming’schen Namen „Chromatin“ und „Achromatin“ bezeichnen werde) in je zwei voraufgeht.

In dem Artikel Beobachtung über weitere Vorkommen der Karyokinese (Archiv für Mikroskopische Anatomie 20; Verlag von Max Cohen & Sohn (Fr. Cohen); Bonn 1882: 127-144) mit Datum vom 1. Juli 1881 schreibt Pfitzner aus Heidelberg: Gute Linsen und gute Beleuchtung stehen natürlich ganz oben an; ich benutzte bei feineren Objecten Seibert’s Ölimmersion 1/12 und einen ebenfalls von Seibert gelieferten Beleuchtungsapparat nach Abbé.

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Den Artikel Beiträge zur Lehre vom Bau des Zellkerns und seiner Theilungserscheinungen (Archiv für Mikroskopische Anatomie 22; Verlag von Max Cohen & Sohn (Fr. Cohen); Bonn 1883: 616-688) veröffentlicht Pfitzner als Assistent am anatomischen Institut zu Königsberg i. Pr. im Februar 1883, hat die Arbeit aber bereits im Oktober 1882 fertig gestellt. Hier heißt es:

Die Subtilität der zu untersuchenden Structuren machte selbst bei scharfer Färbung die ausgiebigste Benutzung aller mir zu Gebote stehenden optischen Hilfsmittel nöthig. Ich habe ausschließlich mit Seibert XII (homogene Immersion 1/12″) gearbeitet, unter Benutzung des Abbe’schen Beleuchtungsapparates, bei Tageslicht oder mit der Seibert’schen Mikroskopirlampe, z. Th. auch bei gefärbtem Licht.

Die zugehörige Erklärung der Abbildungen auf Tafel XXV erwähnt weitere Teile der hier gezeigten optischen Ausrüstung: Benutzt wurde Seibert hom. Imm. 1/12″ mit perisk. Ocular II, die Zeichnungen sind jedoch der Deutlichkeit halber noch mehr oder weniger vergrössert.

An der Mangelhaftigkeit der Abbildungen ist nicht etwa eine ungeschickte Lithographenhand, sondern das mangelhafte Zeichentalent des Verfassers schuld, Man möge deshalb nicht allzu viel Gewicht auf die Abbildungen selbst legen; in specie gilt, wo Abbildung und Text sich nicht decken, stets der letztere. Am liebsten hätte Verf. die Abbildungen ganz fortgelassen, glaubte aber sie nicht entbehren zu können.

Seine Arbeiten fasst Pfitzner als Privatdocent und I. Assistent am anatomischen Institut zu Strassburg i.E. bei einem Vortrag vor der medizinischen Fakultät der Universität Straßburg am 30. Mai 1885 zusammen (Zur pathologischen Anatomie des Zellkerns. Virchows Archiv 103 (2); Springer; Berlin und Heidelberg Februar 1886: 275-300). Aus dieser Zeit stammt offenbar die runde Pappschachtel für die Blenden dieses Mikroskops.

Ab 1886 wendet sich Pfitzner primär makroskopischen Studien der Anatomie zu.

Über Wilhelm und Heinrich Seibert

seibert_wilhelm_xseibert_heinrich_xWilhelm (1840 – 1925) und Heinrich (1842 – 1907) Seibert

gehen beide bei Carl Kellner, mit dem sie über ihre Mutter verwandt sind, und dessen Nachfolger Friedrich Belhtle in die Lehre. Sie arbeiten zusammen Ende der 1850er für Ernst Gundlach, ein Optiker der seinerseits sowohl bei Edmund Hartnack als auch bei Belthle gearbeitet hat. Gundlachs Unternehmen geht jedoch schon nach einem Jahr ein.

Nachdem die Brüder Erfahrung in anderen Betrieben gesammelt haben, arbeiten beide später wieder für Belthle in Heimarbeit. Schließlich beliefern sie ausschließlich Gundlachs neue Firma in Berlin. Als jener in Zahlungsschwierigkeiten kommt, machen sie sich 1872 mit dem Wetzlarer Kaufmann Georg Krafft selbständig. Im selben Jahr kaufen sie Gundlachs Werkstätte auf und verlegen sie 1873 nach Wetzlar.

1884 wird Krafft ausbezahlt und das Unternehmen in „W. & H. Seibert“ umbenannt. Die Gebrüder Seibert streben in Ihrer Arbeit auch danach stets an, das Mikroskop in Einzelanfertigung zum Kunstwerk zu erheben.

Im Jahr 1900 wird das Seibert-Mikroskop Nr. 10 000 hergestellt.

Weltruhm erlangt die Firma durch die Verbindung mit Robert Koch, der 1877 mit einem Seibert-Mikroskop (mit mikrofotografischer Einrichtung, Photoobjektiven und Immersionsobjektiven) seine berühmten „Bakterien-Photogramme“ des Milzbrand-Bakteriums erstellt. Im Jahre 1878 liefert die Firma Seibert wieder ein Mikroskop samt Ölimmersion an Robert Koch nach Wollstein, der dieses Instrument zur Erforschung der Wundinfektionskrankheiten benutzt. Während Robert Koch in der Empfangsbestätigung aus dem Februar 1877 die Seibert’schen Produkte lobt, schreibt er ein Jahr später in einem persönlichen Brief an die Firmeninhaber, ihm seien mit dem Seibert-Instrumentarium „nicht unwichtige Entdeckungen“ gelungen.

Über das Exponat

Vermittlung des Mikroskops durch freundliche Unterstützung von Jochen Schell; Aufwendiges Richten des durch den Wurf in den Abfallcontainer verbogenen Stativfußes durch freundliche Untersützung von Olaf Medenbach

Referenzen und Vergleiche

Vergleiche

als weitere Referenz 4, 34, 113

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.