Großer Universaldrehtisch

Ernst Leitz in Wetzlar

Großer Universaldrehtisch; Ernst Leitz Wetzlar um 1950.

Der Drehapparat ist aus vernickeltem Messing gefertigt, verfügt über 5 Achsen und ist damit der größte von Ernst Leitz gebaute Universaldrehtisch.

Der Tisch trägt die Signatur Ernst Leitz Wetzlar Seriennummer 2037 und ist mit einem Segmentpaar mit n = 1,554 Germany für die Feldspatbestimmung ausgestattet.

Der russische Mineraloge Ewgraph Stepamowitsch von Fedorow (1853 – 1919)

studiert bis 1883 am Berginstitut Sankt Petersburg von wo er 1895 als Professor für Mineralogie und Geologie an die Landwirtschaftliche Hochschule zu Petrowsko-Rasumowskoje bei Moskau berufen wird; später kehrt er als Lehrstuhlinhaber an die Bergakademie St. Petersburg zurück.

E.S. Fedorow entwickelt in den 1890ern eine komplett neue Meßmethode welche mehrkreisige Drehapparate fordert. Relativ zur kristallographischen Richtung kann er damit die Lage der optischen Hauptrichtungen nx, ny und nz bestimmen.

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Bei genauerer Untersuchung stellt sich heraus, daß sich die Zusammensetzung der Mischkristallreihen in der Optik und Kristallographie widerspiegelt und mit Hilfe derer also eine chemische Bestimmung möglich wird.

Da einzelne Körner in Dünnschliffen mit dem U-Tisch relativ zueinander bestimmt werden können, wird jener zu einem wichtigen Instrument in der Gefügekunde. Problematisch bleibt jedoch lange, dass auf U-Tischen als Zubehör nur runde Objektgläser mit Schliffen ohne Deckgläser bis 20 mm Durchmesser untersucht werden können.

Um die gesamte Schlifffläche abtasten zu können, fallen solche Universaldrehtische sehr groß aus und können als Zubehör nur mit den größeren Forschungsinstrumenten verwendet werden.

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Bei Ernst Leitz in Wetzlar wird unter Prof. Max Berek der Universaldrehtisch weiterentwickelt –

in der Preisliste der Optischen Werke Ernst Leitz Wetzlar „Leitz Polarisations-Mikroskope“ (No. 48 Pol.) vom Juni 1924 wird bereits ein vierachsiger Universaldrehtisch angeboten. Im selben Jahr veröffentlicht Max Berek „Mikroskopische Mineralbestimmung mit Hilfe der Universaldrehtischmethoden“ (Verlag von Gebrüder Borntraeger; Berlin 1924).

Ein zweiachsiger U-Tisch wird bei Leitz im Jahre 1932 entwickelt, der vierachsige Tisch bereits 1931 neu konstruiert und schließlich der hier gezeigte Universaldrehtisch mit der fünften Achse nach R.C. Emmons zum vereinfachten Finden der zweiten Symmetrieebene 1934 vorgestellt.

Im Katalog „Polarisationsmikroskope“

(Ernst Leitz Wetzlar; Liste 53 Pol.d.; 1940) wird der Tisch angeboten als:

UT 5 mit Segmentpaar 1,55, zwei Klemmschrauben zur Befestigung am Objekttisch und Etui … 500.- Reichsmark.
Segmente mit anderer Lichtbrechung nach Wunsch.

Der Tisch ist für den Gebrach von Dünnschliffen des Formats 28 x 48 mm ausgelegt und kann mit den Stativen CM, GM, BM und bei Modifikation des Statives auch bei KM verwendet werden.

Besonders hervorzuheben ist das an der zugehörigen Schatulle angebrachte Inventurschild:

Eigentum
der Notgemeinschaft
der Deutschen Wissenschaft
No. 411/20/0

Bedingt durch die schwere wirtschaftliche Lage Deuschlands nach dem Ersten Weltkrieg wird auf Betreiben von Fritz Haber 1920 die „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft“ in Berlin gegründet, um das weitere Bestehen der deutschen Forschung zu gewährleisten. Durch Erweiterung und Zusammenschlüsse wird die Organisation 1929 umbenannt in „Deutsche Gemeinschaft zur Erhaltung und Förderung der Forschung“ – kurz „Forschungsgemeinschaft“. Nach deren politischer Gleichschaltung 1934 verliert sie ihre Unabhängigkeit, besteht aber bis 1945. Initiiert durch die Hochschulen und den Stifterverband der Kultusminister der Länder wird die „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft“ 1949 in Bonn neu gegründet, um schließlich 1951 mit dem „Deutschen Forschungsrat“ zur heutigen „Deutschen Forschungsgemeinschaft“ (DFG) zu verschmelzen.

Aus dem Fond dieser Einrichtung wird das hier gezeigte Instrument um 1950 ursprünglich für das Mineralogische Institut der Universität Freiburg bezahlt.

Referenzen und Vergleiche

Vergleiche zwei etwas frühere Geräte:

Pharmazie-Historisches Museum der Universität Basel: Mikroskop signiert: ‚G. Merz und Söhne / in München‘ und The Microscope Collection at the Science Museum London: „Compound microscope by Merz“, signiert ‚G. Merz und Söhne / in München‘, Inventory No. 1921-251 sowie Referenz 1, 2, 9, 12, 13, 14, 15, 17, 25, 56, 64, 73, 88

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.