Großes Universal Mikroskop I S

Carl Zeiss Jena

Zeiss Mikroskop ISB von 1914.

Das Mikroskop ist gefertigt aus zaponiertem, vernickeltem und schwarz lackiertem Messing, gebläutem Stahl und schwarz lackiertem Aluminium. Das Instrument verfügt über eine Grobeinstellung mit Zahn & Trieb und einen Feintrieb nach Berger. Der Abbe’sche Beleuchtungsapparat des Mikroskops kann an mit Zahn und Trieb in der Höhe relativ zum Tisch verfahren werden. zur Untersuchung großer opaker Objekte kann der gesamte Tisch über einen Trieb relativ zum Tubus bewegt un düber eine Feststellschraube gehemmt werden. Hinzu kommt ein seitlich am Tubus befestigter zweiter Spiegel, der die Verwendung von Vertikalilluminatoren erleichtert.

Dieses Stativ ist damit für alle erdenklichen mikroskopischen Arbeiten, sowohl im Durchlicht als auch im Auflicht geeignet. Carl Zeiss Jena Mikroskop Stativ IS von 1914 SignaturDer weite Tubus ermöglicht Mikrofotografie und Mikroprojektion. Konsequenter Weise wird dieses Stativ daher als Großes Universalmikroskop bezeichnet. Es ist in Anlehnung an das Stativ nach Martens konstruiert.

Auf dem schwarz lackierten Tubus trägt das Mikroskop die Signatur

Carl Zeiss
Jena
Nr. 64936

Das Mikroskop verfügt über die Okulare

Compens Ocular 12 und Carl Zeiss Jena K 15x. An Objektiven sind vorhanden C. Zeiss 70.0 mm Nr. 51 und Winkel Zeiss Göttingen 4 Nr. 34123 sowie in kurzer Fassung zur Verwendung mit Opakilluminatoren oder ähnlichen Nebenapparaten die Apochromate Carl Zeiss Jena 2 mm. Apert 1,30 Tubusl. 174 mm. Homog. Immers. Nr. 2185 mit signierter Messingdose des Agent C. Baker 244 High Holborn London und Carl Zeiss, Jena 8 mm. n. A. 0,65 Tubus 190 mm ohne Deckglas Nr. 3910.

Nur der Apochromat für homogene Immersion stammt aus der Herstellungszeit des Mikroskopstativs.

Untergebracht wird das Mikroskop stehend in einem lackierten Mahagonikasten.

Dieses Stativ ist 60 Mark teurer als das entsprechende Pendant nur für Durchlichtuntersuchungen und findet wohl auch deshalb nur geringe Verbreitung. In keinem der Hauptkataloge von Carl Zeiss wird dieses Mikroskop abgebildet, es finden sich nur Verweise auf eine gesonderte Druckschrift.

Im Katalog Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate 25. Ausgabe 1912/13 der optischenWerkstätte Carl Zeiss Jena wird dieses Instrument beschrieben als Stativ I S.

Das Stativ I S unterscheidet sich vom Stativ I dadurch, daß das Unterteil noch eine grobe Einstellung des Tisches in der Richtung der Mikroskopachse besitzt. Es ist daher außer für die Arbeiten im durchfallenden Lichte auch für alle Arbeiten im auffallenden Lichte besonders geeignet. Ferner gestattet es die bequeme Untersuchung auffallend dicker Objekte. Der Fuß ist mit Krystallack lackiert und besonders kräftig gebaut.

Spezialbeschreibung: Druckschrift „Mikro 236“

Das Instrument ist besonders geeignet zur Verwendung mit der Vertikalkamera bzw. der Horizontal-Vertikalkamera und wird in der zugehörigen Druckschrift entsprechend abgebildet.

In dieser Druckschrift Stativ IS / Mikro 236 von Carl Zeiss Jena aus dem Jahre 1914 wird das Stativ gelistet als:

Die Nebenapparate für Mikrophotographie und Projektion wie Lichtverschlußtrichter, Lichtmanschette, Zwischenringe für Mikroplanare und so weiter werden in der Preisliste gesondert aufgeführt und können bei Bedarf für zusammen 15.- Mark bestellt werden.

Nr.

Ausstattung

Preise in Mark

Beleuchtungsapparat

Objekttisch

12.2307ISA

Ohne ABBEschen Beleuchtungsapparat,
nur für Unter-
suchungen mit auf-
fallendem Licht

Dreh- und zentrier-
barer Hartgummitisch
Nr. 12.670

310.-

12.2308ISB

Großer Kreuztisch
Nr. 12.0680

385.-

12.2308ISA

Mit vollständigem
ABBEschen
Beleuchtungsapparat,
ohne Kondensor-
system für Unter-
suchungen mit auf-
fallendem und durch-
fallendem Licht

Dreh- und zentrier-
barer Hartgummitisch
Nr. 12.670

385.-

12.2308ISB

Großer Kreuztisch
Nr. 12.0680

460.-

Hierzu als Kondensoren:
Kondensor num. Ap. 1,4 Nr. 11.4130 ..

25.-

Über Carl Zeiss

zeiss_1846_esche_1966Carl Zeiss (1816-1888) wird als Kind fünftes Kind des Hofdrechselermeisters Johann Gottfried Zeiß in Weimar geboren. Nach seinem Schulbesuch in Weimar absolviert Carl Zeiss 1834-1838 eine Mechanikerlehre beim Universitätsmechaniker Dr. Friedrich Körner in Jena. Nach Abschluß der Lehre besucht Zeiss 1835-1838 Vorlesungen der Universität Jena in Mathematik, Experimentaphysik, Antropologie, Mineralogie und Optik. Es schließen sich 1838-1845 Wanderjahre mit Stationen in Stuttgart, Wien, Berlin und Darmstadt an. Im Jahre 1845 kommt Carl Zeiss wieder nach Jena und absolviert ein Praktikum am physiologischen Institut bei Prof. M. J. Schleiden.

Carl Zeiss wird die Konzession zur Fertigung und zum Verkauf von mechanischen und optischen Instrumenten in Jena am 19.11.1846 durch die Großherzogliche Landesregierung in Weimar erteilt. Die erste Werkstätte befindet sich in der Neugasse 7 in Jena. Im Juli 1847 zieht die Werkstatt in die Wagnergasse 32 und im August diesen Jahres wird als erster Lehrling August Löber eingestellt. Im September 1847 wird die Produktion einfacher Lupenmikroskope, entsprechend dem hier gezeigten Instrument, aufgenommen. Erst 1857 werden die ersten zusammengesetzten Mikroskope in der Zeiss’schen Werkstatt gefertigt. 1866 wird das 1000. Mikroskop hergestellt; kurz darauf beginnt im selben Jahr die Zusammenarbeit mit Ernst Abbe. 1872 schließlich werden die Optiken der Mikroskope nach Abbes Berechnungen konstruiert.

Zum Exponat

Im Januar 2007 kann dieses Mikroskop aus den Niederlanden für die Sammlung erworben werden.

(Datierung mit freundlicher Unterstützung von Dr. Wolfgang Wimmer, Archiv Carl Zeiss Jena, 15.02.2007)

Referenzen und Vergleiche

Vergleiche: Powerhouse Museum, Sydney, Australia: Microscope, metallographic, signed „Carl Zeiss, Jena, Nr. 58642“ und „D P W, No. 2, NSW“, Inventurnummer H9294

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.