Sehr frühes unsigniertes Mikroskop

von Ernst Leitz in Wetzlar

Sehr frühes kleines unsigniertes Leitz Mikroskop; Stativ 4a um 1869.

Das Mikroskop besteht aus zaponiertem und geschwärztem Messing, lackiertem Eisen und gebläutem Stahl. Der grobe Fokus des Instrumentes wird durch einen Schiebetubus erreicht, die Feineinstellung durch eine Rändelschraube auf der Säule. Der Hohlspiegel ist dreifach gelagert; unter der Tischplatte befindet sich eine Revolverlochblendenscheibe mit vier Aperturenblenden.

Das Mikroskop ist ausgerüstet

mit den Objektiven 1, 3 und 7, sowie den Okularen I und III deren Hülse im Gegensatz zu den frühen Mikroskopen von Carl Kellner und Friedrich Belthle nicht mehr zaponiert sind. An weiterem Zubehör ist dem Mikroskop ein Okularmikrometer in zugehörigem Pappdöschen mit der Beschriftung Ocular-Micrometer. beigegeben.

Liegend wird das Mikroskop im Mahagonikasten aufbewahrt.

Bemerkenswert ist die fehlendes Signatur des Instruments.

Berücksichtigt man, dass die Leitz’sche Werkstätte bis um den Ersten Weltkrieg nach Mustern und nicht nach Zeichnungen die Instrumente baute, kann das hier gezeigte Mikroskop als baugleich mit dem Instrument der Signatur C. Kellner’s Nachfolger / E. Leitz in Wetzlar. / No. 1164. bezeichnet werden. Die Objektive sind in allen Details wiederum baugleich mit dem Nachfolgemodell dieses Mikroskopstativs, welches die Signatur E. Leitz / in Wetzlar / No. 1189. trägt.

Als erhalten bekannt

sind aus den Jahren 1867 – 1870 folgende Mikroskope mit den Signaturen:

Über Carl Kellner

carl_kellner_portraitCarl Kellner (26.03.1826 – 13.05.1855)

gründet das Optische Institut in Wetzlar zusammen mit Moritz Hensoldt im Jahre 1849. Das erste Mikroskopokular wird am 22. Dezember 1849 an den Bremer Apotheker Georg Christian Kindt geliefert, schon am 23. Januar 1850 folgt das nächste Okular an diesen Kunden. Das erste Mikroskop wird allerdings erst ein gutes Jahr später, am 9. Mai 1851 nach Genf ausgeliefert. Die Instrumente werden sehr gut angenommen und bis 1854 können 131 Mikroskope verkauft werden. Kellner erkrankt 1854, sein nahes Ende ahnend weiht er seinen Cousin und Gehilfen Ludwig Engelbert in alle technischen Feinheiten der Herstellung der Mikroskope ein und überträgt ihm die Leitung der Werkstätte kurz vor seinem Tod. Als im Dezember 1856 jedoch Friedrich Belthle (27.02.1829 – 09.05.1869), ebenfalls ein ehemaliger Gehilfe dieser Werkstatt, die Witwe Kellners heiratet (die bereits im August 1856 außerehelich ein Kind von Belthle zur Welt bringt), scheidet Engelbert aus dem Unternehmen aus. Belthle führt die junge Firma weiter, ab August 1857 mit Heinrich Friedrich Rexroth als Teilhaber.

Belthle gelingt es, den Ruf der Firma zu wahren, er bringt selbst aber bis auf die mechanische Optimierung der Instrumente nur geringe Neuerungen hervor. Die Geräte werden in Medizinerkreisen anerkannt, die Firma „Belthle & Rexroth (C. Kellners Nachfolger)“ stellt bei der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte im September 1858 in Karlsruhe Mikroskope aus, die Belthle dort persönlich präsentiert. Zu dieser Zeit werden in den Lohnlisten des Unternehmens unter anderem Ernst Gundlach sowie Wilhelm und Heinrich Seibert geführt. Im Jahre 1861 trennen sich Belthle und Rexroth wieder – im selben Jahr verlegt ihr Glaslieferant Théodore Daguet seine Glashütte von Solothurn nach Freiburg/Schweiz.

Ernst Leitz tritt Anfang 1864 in die Werkstätte ein, die zu jenem Zeitpunkt eine Jahresproduktion von ungefähr 70 Mikroskopen verzeichnet und sich nach wie vor in dem von Kellner gekauften Haus „am reformierten Treppchen“ befindet. Bereits am 7. Oktober 1865 wird Ernst Leitz Teilhaber des Unternehmens. Unter gemeinsamer Leitung wird am 3. September 1867 das 1000. Mikroskop ausgeliefert.

Referenzen und Vergleiche

Referenz

Referenz 4, 5, 34, 56, 74, 97

(Daten zur fehlenden Datiersmöglichkeit mit freundlicher Unterstützung von Rolf Beck, Archiv Leica Microsystems GmbH, 31.07.2007)

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.