Spätes kleines Hartnack-Mikroskop

Dr. E. Hartnack

Kleines Hartnack Mikroskop; um 1910.

Das kleine Stativ besteht aus zaponiertem, geschwärztem und schwarz lackiertem Messing, gebläutem Stahl und Hartgummi. Das Instrument ist mit einem Gelenk zum Umlegen ausgestattet.

Die Beleuchtung des Objekts erfolgt über einen dreifach gelagerten Spiegel, die Beleuchtungsapertur kann mit Hilfe einer Lochblendenscheibe eingestellt werden. Das einfache Mikroskop verfügt nur über einen schrägverzahnten Trieb, welcher für gewöhnlich Arbeiten mit allen stark vergrößernden Trockenobjektiven noch gut zulässt.

Auf dem Auszugstubus prangt in großen Lettern die dekorative Signatur

E. Hartnack.
Potsdam.

Ausgestattet ist das Mikroskop mit dem Objektiv Nr. 2 und dem Okular Nr. 3.

Das vierfüßige Stativ ist für deutsche Mikroskope ungewöhnlich, in den Katalogen bis 1900 wird dieses Mikroskopstativ bei Hartnack nicht geführt – bisher ist kein weiteres vergleichbares Exemplar bekannt.

Über Edmund Hartnack

hartnack_edmund_xEdmund Hartnack

wird am 9. April 1826 zu Templin in der Uckermark geboren und lernt 1842 – 1847 in Berlin das Mechanikerhandwerk bei Wilhelm Hirschmann senior (1777 – 1847), welcher seinerseits mit Schiek und Pistor zusammengearbeitet hat. 1847 kommt Hartnack zu Heinrich Daniel Rühmkorff (1803-1877) nach Paris und geht später zu Oberhäuser. Dieser nimmt ihn 1854 als Teilhaber auf. Hartnack heiratet Johanna Maria Louise Kleinod, die Nichte Oberhäusers und übernimmt das Geschäft 1864, aus welchem sich sein früherer Chef mehr und mehr zurückgezogen hat.

Im Jahr 1864 tritt der aus Polen geflüchtete Professor Adam Prazmowski (1821 – 1888) dem Unternehmen bei. 1863 war der frühere Assistent der Warschauer Sternwarte und Teilnehmer an diversen Expeditionen zur Beobachtung von Sonnenfinsternissen und zur Gradmessung, aus politischen Gründen nach Paris gegangen. 1878 wird Prazmowski Eigentümer der Pariser Filiale; nach seinem Tode 1885 übernehmen die Meister Bézu & Hausser die Werkstätte und verkaufen diese 1896 schließlich an Alfred Nachet.

Hartnack muss auf Grund des deutsch-französischen Krieges 1870 Frankreich verlassen und wirkt fortan in Potsdam weiter, wo er am 9. Februar 1891 stirbt.

Hartnack wird bekannt für die hohe Qualität seiner Objektive, u.a. führt er die Wasserimmersion No. 11 im Jahre 1859 ein und ist damit kurze Zeit führend im Auflösungsvermögen, mit einer numerischen Apertur von 1,05. Er hat stets ein offenes Ohr für die mit seinen Mikroskopen arbeitenden Forscher. Auf der Weltausstellung 1862 in London gewinnt Hartnack eine Medaille für die allgemeine Qualität seiner Mikroskope von denen es heißt: „Sie gleichen im Wesentlichen dem Oberhäuserschen Modell, bei der der Mikroskopkörper auf einer hohlen, zylindrischen Basis steht, deren Oberseite als Objekttisch fungiert.“ Die Hartnack’schen Objektive hält man im London jener Zeit zweifelsohne für die besten aus nicht-englischer Fertigung. Hartnack verwendet ferner Wasserimmersion bevor diese Technik auf den britischen Inseln Einzug hält.

Wegen seiner Verdienste um die Medizin durch Bau und Vertrieb seiner Mikroskope wird er 1868 zum Ehrendoktor der medizinischen Fakultät Bonn ernannt; die preußische Regierung verleiht ihm 1882 den Professorentitel. In eben diesem Jahr bestätigt Prof. Fritsch: „Hartnack scheint mit seinen homogenen Imm.-Systemen Zeiss überflügelt zu haben. Hartnacks Bakterienmikroskop ist in ärztlichen Kreisen weit verbreitet und hoch anerkannt.“

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.