Trommel Mikroskop von G. & S. Merz in München
G. & S. Merz
Kleines Merz Mikroskop um 1862.
Das Instrument ist komplett aus zaponiertem, sowie schwarz und braun gebeiztem Messing, gebläutem und schwarz lackiertem Stahl gefertigt. Zur Beleuchtung dient ein schwenkbarer Konkavspiegel, der im Fuß der Trommel gelagert ist. Unter dem Tisch ist zur Einstellung der Beleuchtungsapertur eine Lochblendenrevolverscheibe angebracht.
Die Grobeinstellung erfolgt über eine Schiebehülse.
Zur Feineinstellung dient ein Mohl’scher Tisch bei dem durch eine Rändelschraube die Tischplatte seitlich angehoben und damit um einen kleinen Winkel verkippt wird.
Die Unterseite der zaponierten Basis des Instruments ist mit Leder überzogen, welches zur gegenseitigen Schonung von Instrument und Tischoberfläche dient.
Dem Benutzer zugewandt befindet sich am Tubus eine kleine Bohrung für das Entweichen der Luft aus dem solchen beim Einsetzen des Okulars.
Das Instrument ist ausgestattet mit den Objektiven 1/3″ und 1/12″ sowie den Okularen 1, 2 und 3. Die beiden schwächer vergrößernden Okulare tragen jeweils eine weitere Gravur: 240 beziehungsweise 480, entsprechend der erzielbaren Vergrößerungen in Kombination mit dem Objektiv 1/12″.
Die Objektive werden in gedrehten Messingdosen aufbewahrt,
wobei aus dem Deckel der Dosen ein Gewindebolzen herausragt, um die Optiken hier verschrauben zu können.
Die Messingdose des stärkeren Objektivs trägt die Gravur der Abfolge der erzielbaren Vergrößerungen in Kombination mit den drei Okularen 240-, 480- und 720-fach, auf dem Deckel dazu die Schrift No. 2 sowie auf der Unterseite des Behälters die Bezeichnung 1/12″. Die zweite Messingdose ist an jener Stelle mit 1/3″ graviert, weitere Bezeichnungen fehlen hier.
Jene Objektivdosen späterer Mikroskope aus der Werkstätte von G. & S. Merz sind weit günstiger hergestellt und tiefgezogen statt wie diese gedreht.
Auf dem Tubus befindet sich die dekorative Signatur:
G. & S. Merz
in München
Das Mikroskop wird liegend im verschließbaren Nußbaumholzkasten untergebracht.
Der leicht veränderte Nachfolger dieses Stativs erscheint in der Preisliste „G. & S. Merz, vormals Utzschneider & Fraunhofer, in München“ aus dem Jahre 1866 als:
A. Complete Mikroskope.
[…]
Mikroskop No.5 mit Stativ No.3, grobe Einstellung am Tubus, feine am Tische, Beleuchtung in der Axe.
Das Instrument hat 1 Objectivsysteme 1/12″ und 2 Oculare: 1. 2. von 200 – und 400 maliger Vergrösserung … 42 fl. = 24 Thlr.
B. Mikroskopische Gegenstände.
Objectivsysteme.
Brennweite der aequiv. Linse:
1″, 1/2″, 1/3″ ….Oeffnungswinkel 20°- 40° 14 fl. = 8 Thlr.
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[…]
Oculare: No. 1, 1 1/2, 2, 2 1/2, 3, 4….pr. Stück 5 1/4 fl. = 3 Thlr.
Es ist nach dieser Aufstellung davon auszugehen, dass der Käufer des Instruments zu der Standardausstattung noch ein weiteres Okular und ein zusätzliches Objektiv zu einem Gesamtpreis von 35 Thalern erwirbt. Dies erklärt auch die unterschiedlichen Gravuren auf den Objektivdosen und Okularen.
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Heinrich Frey schreibt noch in seiner achten Auflage
von „Das Mikroskop und die mikroskopische Technik“ 1886 zu diesem Stativ:
Fig. 26 III [vergleiche obige Abbildung; Anmerkung des Verfassers] zeigt ein Mikroskop kleinster Gattung von MERZ in München. Die grobe Bewegung wird durch Verschieben des Rohres in einer federnden Hülse, die feinere durch das (nicht zweckmässige) Auf- und Absteigen des Tisches erzielt. Der konkave Spiegel gestattet nur zentrische Beleuchtung.
Der am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geborene Georg Merz besucht zunächst die Schule im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet, tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Joseph von Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer.
Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete „G. Merz & Söhne in München“.
Hermann Schacht beschreibt 1855
in Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie (Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1855: 6), dass Merz & Söhne zusammen mit den meisten deutschen Optikern das Hufeisenstativ nach Oberhäuser angenommen haben.
Ludwig Merz stirbt 1858 mit 41 Jahren an Bleivergiftung, die er sich bei der Flintglasherstellung in Benediktbeuren zuzieht. Danach firmiert das Institut mit: „G. & S. Merz in München“.
1865 erreichen Mikroskope von Merz zusammen mit Instrumenten von Hartnack ein in jener Zeit unübertroffenes Auflösungsvermögen. Georg Merz stirbt am 12. Januar 1867.
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Nun ist Sigmund alleiniger Inhaber des Institutes. Im Jahr 1871 hat das Unternehmen 63 Beschäftigte und signiert „G. & S. Merz (vormals Utzschneider & Fraunhofer) in München“. 1883 übergibt Sigmund Merz die Münchner Werkstätte an seinen langjährigen Gehilfen und Vetter Jakob Merz (1833 – 1906), dieser verkauft die traditionsreiche Firma am 5. Oktober 1903 an Paul Zschokke (1853 – 1932).
Da es unter Fraunhofers Federführung in Bediktbeuren und München gelungen ist, achromatische Linsenkombinationen zu erstellen, erlangt das Unternehmen rasch Weltrang. Das Wissen bleibt in der Firma und unter Merz führt sie noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Bau großer Refraktoren für die Sternwarten Europas. Mikroskope sind, wie schon unter Fraunhofers Leitung, von eher untergeordneter Bedeutung und daher recht selten. Das optische Glas wird stets nur für den Bedarf der Werkstätte in der eigenen Glashütte geschmolzen und nicht als Rohstoff an andere Firmen verkauft.
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Über Georg Merz
Der am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geborene Georg Merz besucht zunächst die Schule im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet, tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein. Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Joseph von Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer.
Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 – 1908) und Ludwig (1817 – 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete „G. Merz & Söhne in München“.
Hermann Schacht beschreibt 1855 in Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie (Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1855: 6), dass Merz & Söhne zusammen mit den meisten deutschen Optikern das Hufeisenstativ nach Oberhäuser angenommen haben.
Ludwig Merz stirbt 1858 mit 41 Jahren an Bleivergiftung, die er sich bei der Flintglasherstellung in Benediktbeuren zuzieht. Danach firmiert das Institut mit: „G. & S. Merz in München“.
1865 erreichen Mikroskope von Merz zusammen mit Instrumenten von Hartnack ein in jener Zeit unübertroffenes Auflösungsvermögen. Georg Merz stirbt am 12. Januar 1867.
Nun ist Sigmund alleiniger Inhaber des Institutes. Im Jahr 1871 hat das Unternehmen 63 Beschäftigte und signiert „G. & S. Merz (vormals Utzschneider & Fraunhofer) in München“. 1883 übergibt Sigmund Merz die Münchner Werkstätte an seinen langjährigen Gehilfen und Vetter Jakob Merz (1833 – 1906), dieser verkauft die traditionsreiche Firma am 5. Oktober 1903 an Paul Zschokke (1853 – 1932).
Da es unter Fraunhofers Federführung in Bediktbeuren und München gelungen ist, achromatische Linsenkombinationen zu erstellen, erlangt das Unternehmen rasch Weltrang. Das Wissen bleibt in der Firma und unter Merz führt sie noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Bau großer Refraktoren für die Sternwarten Europas. Mikroskope sind, wie schon unter Fraunhofers Leitung, von eher untergeordneter Bedeutung und daher recht selten. Das optische Glas wird stets nur für den Bedarf der Werkstätte in der eigenen Glashütte geschmolzen und nicht als Rohstoff an andere Firmen verkauft.
Das hier gezeigte Mikroskop taucht in den 1990ern auf einem Schweizer Flohmarkt auf und kann im Februar 2006 aus Zürich für diese Sammlung erworben werden.
Vergleiche
Referenz 1, 2, 9, 12, 13, 14, 15, 17, 25, 56, 64, 73, 88 sowie für ein etwas früheres Gerät, im Design noch näher am Trommelstativ von Fraunhofer: Sammlung des Royal Museum Edinburgh, Schottland: Microscope, signed: ‚G. Merz und Söhne / in München‘, Inventory No. 1980.67