Kleines Trommelmikroskop

von R. Wasserlein in Berlin

Kleines Trommelmikroskop von Wasserlein, Berlin;

zaponiertes und geschwärztes Messing, gebläuter Stahl, um 1875. Das kleine Trommelstativ verfügt über einen Hohlspiegel zur Beleuchtung, die Apertur kann über ein Lochblendenrad eingestellt werden. Kleines Trommelstativ von Wasserlein Berlin: ZubehörDie grobe Einstellung erfolgt über einen Schiebetubus, die feine mittels Kippen des Tisches in der Konstruktion nach Hugo von Mohl.

Ausgestattet ist das kleine Instrument mit den beiden Satzobjektiven 4 und 7, welche zusammen mit den Okularen Nr. 2 und Nr. 3 Vergrösserungen zwischen 60- und 400-fach linear zulassen. Die in der Holzschatulle angebrachte Vergrösserungstabelle weißt neben den Kombinationen der Optiken die Werte des in einer Pappdose beigegebenen Okularmikrometers aus.

Eine nicht mehr vollständig zu entziffernder Verweis auf eine Apotheke im Deckel der Holzschatulle weißt darauf hin, dass dieses Mikroskop einmal in entsprechendem Kontext zum Einsatz gekommen sein könnte.

Am Rande des runden Fußes ist die Signatur des Herstellers eingeschlagen:

R. Wasserlein
Berlin

Im Preis-Verzeichniss Wasserlein’scher Mikroskope (Julius Vogel: das Mikroskop; 3. Auflage; Denicke’s Verlag, Georg Reinke; Berlin 1879) findet man eine Preisliste von Wasserlein, in der ein sehr ähnliches achromatisches Mikroskop beschrieben ist:

b. Mikroskop mit Trommelfuss; feiner Einstellung am Tisch; Blendung dicht unter dem Objecte; 1 Ocular, System 7. Tubus mit Auszug zur Reduction der Vergrösserungen auf die Hälfte. Mit ausgezogenem Tubus drei Vergrößerungen von 90 bis 300 linear. Anleitung zum Gebrauch. In verschließbarem Mahagonikasten … 30 Reichsmark.

Das weitere Objektiv Nr. 4b kostet 18 Richsmark, das zweite Okular 6 Reichsmark und das Okularmikrometer 2 Reichsmark, entsprechend beläuft sich der Preis für die gesamte Ausstattung des hier gezeigten Mikroskopes auf 56 Reichsmark.

Louis Bénèche übernimmt 1850 die um 1820 von seinem Vater gegründete Werkstätte und nimmt Rudolf Wasserlein als Teilhaber auf. Im Stile Oberhäusers baut die Firma Bénèche & Wasserlein Mikroskope und erlangt schnell durch hervorragende Objektivsysteme einen guten Ruf. Der Berliner Botaniker Hermann Schacht (Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie und Physiologie; Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1851) lobt Instrumente dieser Hersteller sehr: Die Herren Bènéche [sic!] und Wasserlein in Berlin (Stechbahn Nr. 3) haben in neuester Zeit sich sehr hervorgethan; die Mikroskope, in verschiedenen Grössen und zu sehr verschiedenen Preisen, welche ich zu prüfen Gelegenheit hatte, waren vortrefflich und höchst preiswürdig.

1860 trennen sich Bénèche und Wasserlein und bauen fortan konkurrierend Instrumente. Rudolf Wasserlein produziert dabei vor allem kleinere Stative und Trommelmikroskope.

Referenzen und Vergleiche

Vergleiche kleine Hufeisenstative des Herstellers: Deutsches Medizinhistorisches Museum Ingolstadt: „Mikroskop mit verschiebbarem Tubus, Messing, Berlin: Wasserlein um 1850“ (falsch datiert, A.d.V.); Museum of Medical and Scientific Apparatus, Transylvania University, Lexington, Kentucky, USA: „microscope ‚R. Wasserlein – Berlin'“; Museum Boerhaave, NL: „Compound microscope; Wasserlein, Rudolf; Berlijn“, Inventory number V08775

Falls Sie ein Instrument anzubieten hätten, würde ich mich über eine Nachricht immer sehr freuen.