Zeiss Labormikroskop Stativ Vb
Carl Zeiss Jena
Zeiss Mikroskop Stativ Vb von 1882.
Mikroskop mit fester Tubuslänge aus zaponiertem und geschwärztem Messing, gebläutem Stahl. Das Instrument wird durch freie Verschiebung mit der Hand grob eingestellt, die Feineinstellung erfolgt über ein Rändelrad an der Säule.
Der Plan- und Konkavspiegel ist dreh- und schwenkbar gelagert
und kann bei Bedarf mit seiner Drehachse bis über die Tischplatte bewegt werden.
In einem Schlitten mit Schwalbenschwanzführung wird die Zylinderlochblende mit drei auswechselbaren Apertureinsätzen gehalten. Ein einfacher Kondensor mit einer herausnehmbaren Blendenscheibe kann an Stelle der Zylinderblende in die Schiebehülse des Schwalbenschwanzes gesteckt werden und ermöglicht somit das Mikroskopieren mit Immersionsobjektiven.
Die originalen Objektklemmen sind vernickelt.
Das Mikroskop ist ausgerüstet mit den Objektiven Nr. a1 C. Zeiss Nr. 303, Nr. A C. Zeiss Nr. 2083, Nr. D C. Zeiss Nr. 2267 für Deckglasdicke 0,18 mm sowie dem Immersionsobjektiv VII Immersion Seibert mit RMS-Gewinde in der zugehörigen Dose der Beschriftung Immersion m. Correction VIIb .
An Okularen finden sich hier die Zeissokulare Nr. 2 Micrometer, Nr. 3, Nr. 4 und Nr. 5. In einer gedrechselten Dose aus Elfenbein wirde das zugehörige Okularmikrometer aufbewahrt.
Eine vernickelte Camera Lucida mit der Signatur C. Zeiss. sowie ein zweifacher vernickelter Objektivrevolver mit der Signatur Carl Zeiss Jena. runden das Zubehör ab.
Auf dem Tubusträger ist das Instrument signiert:
C. Zeiss
Jena
5657
Im Edelholzkasten liegend wird dieses Laborstativ aufbewahrt. Der Kasten verfügt über einen Messinggriff und zwei schwarz gebeizte Messinghaken.
Für die Nebenapparate finden sich im Kasten des Mikroskops ausführliche Gebrauchsanleitungen:
- Werthe eines Intervalles des Ocular-Mikrometers
- Verzeichnis der Objective und Oculare
- Camera Lucida mit zwei Prismen
Das hier gezeigte Instrument wird als Stativ Vb am 06.03.1882 hergestellt
und am 16.06.1882 mit den Objektiven A und D und den Okularen 2, 4 und 5 an B.N.V. Petersen in Løgstør in der Nähe von Aalborg, Dänemark ausgeliefert.
Das sich in sehr gutem Zustand befindende Mikroskop
ist demnach vollständig erhalten. Da sowohl das schwach vergrößernde Objektiv a1 wie auch die Seibert’sche Immersion aus der selben Zeit wie das Mikroskop stammen, es ist davon auszugehen, dass der ursprüngliche Besitzer diese zeitnah nach dem Kauf des Mikroskops erwirbt. Möglicherweise wird auch der kleine Kondensor auch erst im Zuge einer Nachbestellung für die Arbeiten mit dem Immersionsobjektiv erworben.
Im Zeiss-Katalog No. 25.
Illustrirrter [sic!] Katalog über Mikroskope und Nebenapparate aus der optischen Werkstätte von Carl Zeiss in Jena. erscheint dieses Stativ im Januar 1881 wie folgt:
No. 26 Stativ V (früher I). Hufeisenstativ von gleicher Größe wie die vorhergehenden, ohne Drehungen, Tubus ohne Auszug, grobe Einstellung durch Verschiebung; Cylinderblendungen.
a) Zum Umlegen eingerichtet…Mk. 90
b) Ohne Einrichtung zum Umlegen…Mk. 75
No. 37 Revolver für zwei Objective, mit dem weiten Tubusgewinde; nur für die grossen Stative verwendbar… Mk. 20
No. 44 Ocular-Mikrometer. 5 Millim. in 50 Theile getheilt, mit Bezifferung; zum Einlegen in jedes Ocular… Mk. 5
No. 47 Mikrometer-Ocular. Ocular No. 2 oder No. 3 mit eingeschraubtem Zwischenstück zum Einlegen des Mikrometers und mit verschiebbarem Augenglas zur genauen Einstellung für das Auge des Beobachters. Mit Mikrometer No. 44 …Mk 15
No. 59 Zeichenprisma (Camera lucida) mit zwei Prismen; zum Aufstecken über dem Ocular – gangbarste Form…Mk. 21
Aus dem selben Katalog ergibt sich die Vergrößerungstabelle zu:
Signatur | Oeffnungswinkel für Luft | Aequivalent-Brennweite | Preis in Mark | Vergrößerung bei 155 mm Tubuslänge, mit Okular | |||
2 | 3 | 4 | 5 | ||||
a1 | 36mm | 12 | 10 | 15 | 24 | ||
A | 24° | 16mm | 24 | 55 | 75 | 105 | 140 |
D | 75° | 4,2mm | 42 | 235 | 320 | 440 | 600 |
Der Preis für ein Huygens’sches Okular beläuft sich auf 7 Mark pro Stück.
In Optisches Institut von Seibert & Krafft E. Gundlach’s Nachfolger in Wetzlar früher in Charlottenburg bei Berlin:
Katalog der Mikroskope, mikroskopischen & mikro-photographischen Objective & Apparate, nebst Preisangabe derselben. (Druck von Ferd. Schnitzler, Wetzlar October 1881) erscheint das Immersionsobjektiv wie folgt:
Objectiv Nr. VIIb. 1/16 Zoll, 1,6 mm Millimeter, Immersion und Correction 75 Mk.
Damit kostet dieses Mikroskop 1881 insgesamt 284 Mark zuzüglich des einfachen Kondensors. Genannt sei hier noch der im Katalog von 1881 auf Seite 2 genannte Umrechenkurs um Preise der Zeit international vergleichen zu können:
1 Rmk. = 1 sh. = 1,25 Francs = 0,24 Doll. Gold.
Carl Zeiss (1816-1888) wird als Kind fünftes Kind des Hofdrechselermeisters Johann Gottfried Zeiß in Weimar geboren. Nach seinem Schulbesuch in Weimar absolviert Carl Zeiss 1834-1838 eine Mechanikerlehre beim Universitätsmechaniker Dr. Friedrich Körner in Jena. Nach Abschluß der Lehre besucht Zeiss 1835-1838 Vorlesungen der Universität Jena in Mathematik, Experimentaphysik, Antropologie, Mineralogie und Optik. Es schließen sich 1838-1845 Wanderjahre mit Stationen in Stuttgart, Wien, Berlin und Darmstadt an. Im Jahre 1845 kommt Carl Zeiss wieder nach Jena und absolviert ein Praktikum am physiologischen Institut bei Prof. M. J. Schleiden.
Carl Zeiss wird die Konzession zur Fertigung und zum Verkauf von mechanischen und optischen Instrumenten in Jena am 19.11.1846 durch die Großherzogliche Landesregierung in Weimar erteilt. Die erste Werkstätte befindet sich in der Neugasse 7 in Jena. Im Juli 1847 zieht die Werkstatt in die Wagnergasse 32 und im August diesen Jahres wird als erster Lehrling August Löber eingestellt. Im September 1847 wird die Produktion einfacher Lupenmikroskope, entsprechend dem hier gezeigten Instrument, aufgenommen. Erst 1857 werden die ersten zusammengesetzten Mikroskope in der Zeiss’schen Werkstatt gefertigt. 1866 wird das 1000. Mikroskop hergestellt; kurz darauf beginnt im selben Jahr die Zusammenarbeit mit Ernst Abbe. 1872 schließlich werden die Optiken der Mikroskope nach Abbes Berechnungen konstruiert.
Im April 2009 kann das Mikroskop über Rußland für diese Sammlung erworben werden.
Vergleiche:
Collection of Historical Scientific Instruments at Harvard University, USA: „Zeiss student comound microscope“, signiert am Tubusträger: „C. Zeiss Jena No. 9727“, Inventory Number 1171