Großes Gundlach-Mikroskop
Ernst Gundlach in Berlin
Großes Mikroskop von Gundlach; Stativ 2 um 1869;
Mikroskop aus zaponiertem, geschwärztem und vernickeltem Messing sowie gebläutem Stahl. Das Instrument verfügt über einen Auszugstubus. Die grobe Fokussierung erfolgt über Zahn und Trieb, die Feineinstellung über Parallelogrammführung, zu bedienen durch ein Rändelrad unter der Tischebene. Der Tisch ist drehbar ausgeführt und in Inkrementen zu 2° geteilt. Über zwei Stahlschrauben lässt sich die Zentrierung des Tisches fein einstellen.
Bemerkenswert sind die als Parallelogramm verschiebbaren Messingführungen der Tischplatte zur Fixierung des Objektträgers. In vier Bohrungen der Tischplatte kann ein über einen Hebel mit großer Übersetzung bewegliche Objektführer mit Objektklammern auf den Drehtisch gesetzt werden.
Die Beleuchtung erfolgt über einen vierfach gelagerten Plan- und Konkavspiegel.
Unter der Tischplatte befindet sich in einem Schlitten in Schwalbenschwanzführung eine über einen Hebelmechanismus in der Höhe stufenlos verstellbare Hülse zur Aufnahme einer Zylinderlochblende. Für diese Zylinderblende sind dem Mikroskop drei Apertureinsätze beigegeben; alternativ dazu kann ein Dunkelfeldkondensor mit drei einzeln einschwenkbaren zentralen Blenden in die Hülse gesteckt werden. Das Mikroskop ist um 1890 mit einem Kondensor mit Irisblende von Carl Zeiss Jena nachgerüstet worden.
Signiert ist das Stativ dekorativ auf dem Tubus:
E. Gundlach
Berlin
Ausgerüstet ist das Mikroskop mit den Okularen I, II und III sowie dem Mikrometerokular. Die Trockenobjektive No I, No II, No IV, No V und die Immersionsobjektive mit Korrektur No VI, No VII und No IX werden gemeinsam in einer lederbezogenen Schatulle aufbewahrt. Die erhaltene Vergrößerungstabelle belegt die vollständige Erhaltung der optischen Ausrüstung des Mikroskops.
Der vierfache Objektivrevoler ist als Kalotte konstruiert, um beim Wechseln der Objektive das Eindringen von Staub in die Optiken zu vermeiden.
Als Zeichenapparat ist dem Mikroskop eine Camera Lucida nach Oberhäuser beigegeben. Das Mikroskop wird im Mahagonikasten liegend untergebracht.
Das hier gezeigte Stativ 2 wird schließlich im Preis-Courant des optischen Institutes von E. Gundlach in Berlin
aus dem Oktober 1869 angeboten als:
Nr. 2 Grosses Mikroskop. Drehbarer, mit Gradtheilung, sowie mit Stellschrauben zur Correctur der Centrirung versehener Objecttisch; Gelenk zur Schiefstellung und Fixierung in jeder Position; Auszugtubus; grosser massiver Messingfuss. Die schnelle Bewegung des Tubus wird mittelst Triebwerkes bewirkt, die genaue Einstellung mittelst feiner Schraube, deren Handknopf sich unter der Tubussäule befindet . Diese Bewegung ist ohne Friction (siehe No. 1). Der Doppel- (Hohl- und Plan-) Spiegel kann senkrecht und nach beiden Seiten hin bewegt werden. Cylinderblendung mit Schlitten und doppelter vertikaler Bewegung wie No. 1 (hierzu 4 Diaphragmen). Hierzu: Revolver-Objectivträger für 4 Objecte [sic!] (No. 21); beweglicher Objecttisch (Nr. 22); bewegliches Ocular-Glasmikrometer (No. 20); Polarisations-Apparat mit Goniometer (Nr. 18); Oberhäuser’scher Zeichen-Apparat (No. 16); grosse Beleuchtungslinse (No. 23); Condensator [sic!] mit drei Centralblenden; die Objective No. I, II, IV, V, VIb, VIIb und IX, Oculare No. I, II und III (Vergrösserungen von 30 – 2300fach); 12 Test-Objecte, 12 Objectträger, Deckgläser. Das Ganze in einem starkem Mahagoni-Kasten enthalten, die Objective in besonderem Leder-Etui … 235 Thlr.
Diesem Mikroskop fehlen die in der Beschreibung aufgeführten No. 18 und 23. Sie sind im Preis-Courant verzeichnet als:
Nr. 18 Polarisations-Apparat mit Goniometer; nach Hartnack, verbessert (mit Nonius und Fadenkreuz) … 20 Thlr.
Nr. 23 Grosses Beleuchtungs-Doublet für opake Objecte, auf besonderem Stativ mit schwerem Messingfuss … 8 Thlr.
Damit kostet das hier gezeigte Mikroskop in der vorliegenden Ausstattung im Jahre 1869 insgesamt 207 Thaler.
Vor der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin
stellt der Physiologe Gustav Theodor Fritsch im Februar 1869 ein solches großes Mikroskop von Ernst Gundlach vor. Seit 1867 ist Fritsch Assistent am Anatomischen Institut der Universität Berlin. 1870 veröffentlicht er zusammen mit Eduard Hitzig (1838-1907) die erste deskriptive Lokalisationslehre der motorischen Hirnrinde und wird 1874 zum außerordentlichen Professor für Physilogie der Universität Berlin ernannt. In Botanische Zeitung (Hugo von Mohl, Anton de Bary [Hrsg], Jahrgang 27, Heft 32) vom 6. August 1869 heißt es auf Seite 534-536:
Gesellschaften.
Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforsch. Freunde zu Berlin vom 16. Februar 1869.
(Beschluss.)
Hr. G. Fritsch stellte ein grosses Mikroskop vor von E. Gundlach in Berlin (Verlängerte Ritterstrasse 26.), und erläuterte die originellen, den Anforderungen der neueren Zeit sehr vollkommen entsprechenden Einrichtungen desselben, wovon Manches auch eigene Erfindungen des genannten Optikus ist. Hierher gehört die Art der feineren Einstellung mittelst einer Parallelogrammverschiebung des Tubus, wodurch der todte Gang der Schraube, sowie ein Rücken des Bildes vollständig vermieden wird; ob diese Einrichtung sich auch durch Dauerhaftigkeit auszeichnet, muss die Zukunft lehren. In Bezug auf die anderweitige Ausstattung ist noch erwähnenswerth der schöne, nach Hartnack’schem Muster construirte Polarisationsapparat, trefflich gearbeiteter Oberhäuser’scher Zeichenapparat, Revolver zum schnellen Wechseln der Objektive etc.
An den starken Objektiven (Nr. 6 trocken und 7, 8, 9 mit Immersion) ist als Correction, um den Einfluss des Deckgläschens zu eliminiren, die sehr zweckmässige, sogenannte innere Correction angebracht, indem sich die obere Linse des Objektivsystems durch eine Schraube verschieben lässt, ohne dass die untere ihre Stellung zum Objekt ändert.
Die Leistungen der Systeme können sich getrost denen der von Hartnack gelieferten an die Seite stellen, wie durch Zahlen bewiesen wurde, welche der Herr Buchhändler Müller durch eingehende Vergleichung verschiedener Systeme gewonnen hatte. Eine in Nr. 8 (Gundlach) wurde verglichen mit Nr. 14 (Hartnack), und es stellten sich sowohl für Focalabstand, Oeffnungswinkel, Objektivvergrösserung und auflösende Kraft günstigere Zahlen für die erstere heraus, während der Preis sich verhält wie 25 Thlr. zu 110 Thlr. Aehnliche bedeutende Unterschiede ergeben sich auch für den Gesammtbetrag. Der Vortragende glaubte daher in der Lage zu sein, die Instrumente des Herrn Gundlach auf das Dringendste empfehlen zu können, welche Empfehlungen sich auch Dr. Kny, der schon längere Zeit mit derartigen Mikroskopen arbeitet, unbedingt anschloss.
Die erste Werbung für die Mikroskope Gundlachs in Berlin
erscheinen 1865 in Literarischer Anzeiger (1865. No. 4), der Beilagen zu J.C. Poggendorff [Hrsg.]: Annalen der Physik und Chemie und O. L. Erdmann und G. Werther [Hrsg.]: Journal für praktische Chemie als:
Neue Microscope
von vorzüglicher Güte, zu sehr billigen Preisen. 1 Microscop mit 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, 60-450fache Vergrösserung 20 Thlr. Mit 3 Objectiven 25 Thlr. Die Querstreifchen in Pleurosigma attenuatum sind scharf und deutlich erkennbar. Proben stehen zur Ansicht bereit.
E. Gundlach, Optikus, Berlin, Oranienstr. 19
Im folgenden Jahr heißt es im April in Pharmaceutische Centralhalle (Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland, Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen der Pharmacie VII (46) (15. November 1866): 424):
Mikroskope.
(Botan. Zeitung von Schlechtendal.)
Die von Herrn E. Gundlach in Berlin verfertigten Mikroskope verdienen meines Erachtens in hohem Grade empfohlen zu werden.
Genauer bekannt sind mir bis jetzt nur die kleineren derselben, z. B. No. 2 mit 2 Objectiv-Systemen und 2 Ocularen, schiefer Beleuchtung, Ocular-Mirkometer [sic!], 50-450facher Vergrösserung, Preis 23 Thlr. Die Bilder sind hell und scharf, namentlich zeichnet sich in penetrirender Wirkung die Objective vor allen mir bekannten kleineren Mikroskopen entschieden aus, indem das starke Objectiv mit Ocular II bei den grossen Exemplaren von Pleurosigma augulata mit schiefer Beleuchtung zwei Liniensysteme, mit Condensator [sic!] die sechseckigen Felder aufs Deutlichste zeigt. Der mechanische Theil ist geschmackvoll und gut gearbeitet. Ein neuerdings ausgegebenes Verzeichnis zählt 18 verschiedene Sorten, von 20-82 Thlrn., bis zu 1000facher Vergrösserung auf.
Marburg, im April 1866
A. Wigand, Prof. d. Bot.
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Meine neuesten Mikroskope sind nicht nur die billigsten aller gegenwärtig verfertigten, sondern auch namentlich in ihrer optischen Leistung unübertroffen, und erkläre ich, dass ich dasjenige von mir gelieferte Mikroskop, welches von irgend einem anderen, nicht später als das meinige verfertigten, in seinem optischen Vermögen auch nur im mindesten übertroffen werden sollte, jederzeit selbst nach jahrelangem Gebrauch, unter Rückerstattung des vollen Betrages und sämmtlicher Unkosten zurücknehme. Preis-Courant gratis, Zahlung nach erfolgter Effectuirung.
Berlin, Oranien-Str. 19.
E. Gundlach, Optikus.
Während Hartnack 1859 die Wasserimmersion in die moderne Mikroskopie einführt, stellt Gundlach sieben Jahre später Glyzerin-Immersions-Systeme vor und gewinnt bereits 1867 mit diesen Objektiven eine Medaille bei der Weltausstellung in Paris. Gundlach ist mittlerweile innerhalb Berlins umgezogen; mit neuer Anschrift heißt es in Pharmaceutische Centralhalle (Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland, Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen der Pharmacie VIII (44) (31. October 1867): 388):
Die Mikroskope
von
E. Gundlach in Berlin,
verlängerte Ritterstr. 26
welche auf der diesjährigen Pariser Weltausstellung allein unter allen Mikroskopen Deutschlands durch eine
Preis-Medaille
ausgezeichnet worden sind, werden hiermit zu nachstehenden Preisen empfohlen: Kleines Stativ mit grober und feiner Einstellung, schiefer Beleuchtung; mit 3 Objectiv-Linsen, 1 Ocular, bis 200fach vergr. 12 Thlr. Das nämliche Stativ mit Diaphragma, 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, bis 450fach vergr. 20 Thlr. Grösseres Stativ, mit 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, Mikrometer 26 Thlr. Stativ mit festem Tisch; feiner Einstellung an der Tubussäule (an vielen Universitäten bereits eingeführt); mit 2 Objectiven, 2 Ocularen, Mikrometer 32 Thlr. Dasselbe mit 3 Objectiven 36 Thlr. Dasselbe mit 4 Objectiven, das stärkste System für Immersion, bis 1200fach vergr. 50 Thlr. Preis-Courant gratis.
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Auch der berühmte Bakteriologe Ferdinand Julius Cohn
lobt Mikroskope aus der Werkstatt von Ernst Gundlach besonders. In 45. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 77-78) hebt Prof. F. J. Cohn im Bericht der Versammlung der Gesellschaft vom 31. Januar 1867 Gundlachs Streben nach Herstellung sehr vollkommener und dabei sehr billiger Mikroskope hervor:
Ein besonderes Verdienst hat sich Gundlach durch Herstellung von Immersionssystemen erworben, bei denen die kostspielige Correction der Hartnack’schen Linsen durch Eintauchen in einen mehr oder weniger concentrirten Glycerintropfen sinn- und erfolgreich ersetzt wird; die Gundlach’schen Immersionssysteme lösen bei geradem Licht und sehr starker Vergrösserung die Streifen von Pleurosigma angulatum mit ungewöhnlicher Vollkommenheit und stehen, soweit meine bisherigen Erfahrungen reichen, den Hartnack’schen Immersionslinsen nur in der Lichtstärke etwas nach. Dabei ist ihr Preis äusserst mässig; er beträgt für System 7 mit Glyzerin-Immersion und Oeffnungswinkel 175°, Vergrösserung 1140, nur 12 Thlr., während bei Hartnack das Immersionssystem Nr. 9 150 Frcs., Nr. 10 200 und Nr. 11 250 Frcs. kostet; ein Gundlach’sches Immerionssystem mit Correction kostet 15 Thlr. Sehr empfehlendswerth ist auch Gundlachs Präparirmikroskop, deren eins im Besitz des hiesigen phytophysiologischen Instituts ist; es kostet mit zwei Doubletts (Vrg. 10 und 20) und festem Mahagonikasten, zum Auflegen der Hände eingerichtet, 12 Thlr.
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Prof. F. J. Cohn bleibt treuer Kunde von Gundlach und so ist im 48. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 97) zu lesen, dass Cohn für das Pflanzenphysiologische Institut der Universität Breslau ein Stativ Nr. 5 (den konstruktiven Nachfolger des hier gezeigten Mikroskops) von Gundlach, entsprechend dem hier gezeigten, mit den Objektiven II, IV, VI und VIII erworben hat und bei der fünften Versammlung der Gesellschaft im Frühjahr 1870 diesen Optiken bescheinigt, eine colossale Stärke der Vergrösserung, Reinheit des Bildes, Grösse des Gesichtsfeldes und der Focaldistanz [zu vereinigen] wie sie in dieser Vollendung bisher allein Hartnack zu leisten im Stande war.
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Über Ernst Gundlach
Ernst Gundlach wird 1834 in Pyritz (Pommern) geboren und geht ab dem 14. Lebensjahr beim Berliner Hofmechaniker Carl Friedrich Lewert in die Lehre. Nach Abschluss seiner Ausbildung dort reist er über Wien und Amsterdam nach Paris um unter anderem in der Werkstatt von Oberhäuser/Hartnack zu arbeiten. Schließlich führt ihn seine Wanderschaft nach Wetzlar wo er im Optischen Institut arbeitet, welches zu jener Zeit (1858) von Friedrich Belthle geleitet wird. In Wetzlar heiratet Gundlach im Sommer 1859 und gründet mit Unterstützung seines aus jener Stadt stammenden Schwagers einen eigenen Betrieb. Die beiden Brüder Wilhelm (1840 – 1925) und Heinrich (1842 – 1907) Seibert, welche als Verwandte Kellners noch unter dem Institutsgründer angelernt worden sind, kann Gundlach für seine neue Firma gewinnen und zur Kündigung bei Belthle überreden.
Knapp ein Jahr später geht das Unternehmen jedoch wieder ein und Gundlach reist nach England ohne seine Schulden in Wetzlar zu begleichen.
Auf den britischen Inseln arbeitet er bei verschiedenen Optikern und Mechanikern und kehrt schließlich nach Deutschland zurück um 1865 ein Optisches Institut in Berlin zu gründen.
Durch diese Reputation und hohe Löhne gelingt es Gundlach die ihm aus der Vergangenheit bekannten Gebrüder Seibert in Wetzlar bereits 1866 bzw. 1867 für die Produktion von Optiken und Stativen für seine Berliner Firma zu überzeugen. Beide haben mittlerweile Erfahrung in anderen Werkstätten gesammelt und beliefern zuvor Belthle in Heimarbeit, bis sie schließlich ausschließlich für Gundlach fertigen. Während Heinrich Seibert Mikroskoplinsen zur Fassung nach Berlin liefert, produziert Wilhelm Seibert Stative für Ernst Gundlach.
Noch bevor das Mikroskop mit der Seriennummer 750 gefertigt wird zieht das expandierende Unternehmen im Februar 1871 in der Leibnitzstraße nach Charlottenburg; von nun an lautet die Signatur auf den Mikroskopen nur noch E. Gundlach. Die überdurchschnittlich hohen Löhne werden Gundlach zum Verhängnis und so muss er im August 1872 Konkurs anmelden.
Mit finanzieller Beteiligung des Wetzlarer Kaufmanns Georg Krafft machen sich Wilhelm und Heinrich Seibert wenige Monate zuvor selbständig und stellen ihre Lieferungen an Gundlach ein, da dieser die Wechsel nicht mehr begleicht. Im Spätsommer 1872 übernimmt diese Firma das Unternehmen von Gundlach und signiert die Mikroskope zunächst noch mit E. Gundlach. In den Wintermonaten 1873 wird das Mikroskop mit der Seriennummer 1000 gefertigt. Schließlich verlegt man die Werkstätte mit dem Namen E. Gundlach’s Nachfolger Seibert & Krafft zum 1. Oktober 1873 nach Wetzlar. Die Nummerierung von Gundlach wird ohne Unterbrechung weitergeführt.
Gundlach verpflichtet sich beim Verkauf der Firma an Seibert & Krafft dazu, in den kommenden 25 Jahren in Deutschland kein Unternehmen mehr zu gründen. Er wandert mit seiner Frau und dem gerade 4 Wochen alten Sohn Karl im September 1872 in die USA aus um dort kurzzeitig mit Prof. Robert Bruce Tolles zusammen zu arbeiten. Schließlich baut Gundlach 1876 die neu gebildete Mikroskop-Abteilung von Bausch & Lomb Optical Company auf und entwickelt hier unter anderem den Professional-Stand (darauf verschiedene Patente, sowie die Goldmedaille auf der Weltausstellung in Philadelphia). Im Jahr 1878 macht sich der als im persönlichen Umgang schwierig beschriebene Ernst Gundlach mit der Gründung der Gundlach Manhattan Optical Comp. in Rochester, NY selbstständig – die Firma wird 1884 in Gundlach Optical Company umbenannt und 1893 zieht sich Gundlach aus dem Unternehmen zurück. 1904 kehrt Gundlach nach Berlin zurück, er soll hier in hohem Alter noch einmal einen Betrieb gegründet haben – 1908 erliegt er den Folgen eines Schlaganfalls.
Über dieses Exponat
Das hier gezeigte Mikroskop wird in den 1960er Jahren bei einem Antiquitätenhändler in London verkauft und gelangt aus britischem Privatbesitz im Januar 2008 in die Sammlung.
(Finanzierung des Mikroskops mit einem zinslosen Kredit von Dr. Tilman Halder)
Vergleiche: Deutsches Aoptheken-Museum Heidelberg, „Großes Gundlach Mikroskop, Seriennr. 664“ (Inv.-Nr. III O 410.01-07) sowie 2, 37, 89