Petrographisches Mikroskop
Ernst Leitz in Wetzlar
Großes petrographisches Leitz Mikroskop; Polarisationsmikroskop Stativ CM aus 1929.
Das Polarisationsmikroskop ist gefertigt aus zaponiertem, schwarz lackiertem bzw. vernickeltem Messing, schwarz emailliertem Gußeisen, blankem bzw. gebläutem Stahl. Das Mikroskop ist zum Umlegen eingerichtet, es verfügt über einen Grob- und beidseitigen Feintrieb. Die Beleuchtung erfolgt über einen vierfach gelagerten Plan- und Hohlspiegel sowie einen aufwendigen Beleuchtungsapparat mit Polarisator und einschaltbarer Kondensorlinse.
Der Drehtisch erlaubt mit einem Nonius das Ablesen von Inkrementen zu 0,1°.
Auf dem Tubus ist das Mikroskop signiert:
Ernst Leitz
Wetzlar
No. 269241
Das große Polarisationsmikroskop für petrographische Untersuchungen ist ausgestattet mit einem kompletten neunteiligen Objektivsatz:
Ernst Leitz Wetzlar H 30,
Ernst Leitz Wetzlar 1 3.2x,
Ernst Leitz Wetzlar 2 6x,
Ernst Leitz Wetzlar 3 10x,
Ernst Leitz Wetzlar 5 33x,
Ernst Leitz Wetzlar 7 62x,
Ernst Leitz Wetzlar 1/7a Oel Immersion Apert. 0.95 54x,
Ernst Leitz Wetzlar 1/12 Oel Immersion Apert. 1.30 100x und
Ernst Leitz Wetzlar 35 mm (Mikrosummar mit Irisblende).
Dem Mikroskop sind Polarisationsokulare mit weitem Durchmesser,
und damit einem möglichst großem Gesichtsfeld, Fadenkreuz und verschiebbarer Augenlinse beigegeben Ernst Leitz Wetzlar 1, Ernst Leitz Wetzlar 2 und Ernst Leitz Wetzlar 3 sowie ein Normokularadapter und das Okular Ernst Leitz Wetzlar Periplan.Ok. 8x.
Ferner sind die Lambda-Plättchen Gips rot I. und Glimmer 1/4 lambda vorhanden,
ein je in Metallring gefasstes Okularmikrometer und ein Netzmikrometer sowie eine zusätzliche Kondensorlinse.
Darüber hinaus ist ein Kreuztisch Ernst Leitz Wetzlar für die in der Polarisationsmikroskopie verwendeten Objektträger des „Giessener Vereins“ in Kästchen dem Instrument beigefügt. Über zwei Stifte kann er auf dem Drehtisch justiert und über eine Schraube fixiert werden.
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Der Drehtisch ist mit einer herausnehmbaren zentralen Platte ausgerüstet um mit diesem Stativ einen großen Universaldrehtisch verwenden zu können.
Die Einführung der an diesen Objektiven zu erkennenden Dreipunkt-Zentrierung findet um 1920 statt: Während bei den bisherigen Wechselvorrichtungen bei jedem Objektivwechsel eine Neuzentrierung erfolgen muß, bleibt beim Objektivwechsel über die neue Wechselzange der Zentrierzustand erhalten. Nur ein einziges Mal ist es pro Objektiv erforderlich mit zwei kleinen Vierkantschlüsseln die optische Achse des Systems auf die Achse des Instrumentes einzustellen.
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Darüber hinaus verfügt das Instrument über den Berek’schen Drehkompensator No 1026
in zugehöriger Schatulle. Dieser auf dem Biot-Nikitinischen Prinzip beruhende Kalkspat-Kompensator wird bereits 1913 eingeführt. Er ist benannt nach seinem Erfinder, dem Mineralogen Dr. Max Berek (1886-1949), welcher 1912 dem Unternehmen Leitz als Nachfolger von Dr. Gabriele Lincio beigetreten ist.
Das einfach zu handhabende Gerät ermöglicht es dem Mineralogen, optische Gangunterschiede mit bisher nicht gekannter Genauigkeit zu bestimmen. Fast 60 Jahre lang wird diese Konstruktion von Leitz angeboten, jeder Kompensator muß dabei ab Werk jedoch individuell geeicht werden.
Der Meßwert des hier gezeigten Apparats ist mit lg C = 3.905 direkt in der Schatulle vermerkt.
Dort ist auch ein Hinweis auf die schachgemäße Handhabung des Kompensators angebracht:
Zur Vermeidung von Beschädigung nur bei Stellung 30° in den Tubusschlitz einzuschieben bezw. herauszuziehen.
Das hier gezeigte Instrument
wird im Katalog Ernst Leitz Optische Werke Wetzlar: Leitz Polarisations-Mikroskope (No. 48 Pol.; Wetzlar Juni 1924) wie folgt angeboten:
Stativ CM.
Stativ in großem Ausmaß mit Gelenk zum Umlegen des Oberteils, Zahn- und Triebbewegung für grobe Tubusverschiebung. Herzmikrometerschraube für die Tubusfeineinstellung mit Ablesung 0.002 mm, dreh- und schwenkbarem und nach der Höhe unabhängig vom Kondensor einstellbarem Hohl- und Planspiegel, Zahn- und Triebbwegung für den Beleuchtungsapparat, großem drehbarem Objekttisch mit herausnehmbarer Ringplatte mit Gradteilung und Klemmvorrichtung für die Tischdrehung, Noniusablesung auf 0.1°, zwei Tischklemmen, weitem Tubus, Objektivwechsel- und -zentriervorrichtung mit drei Zentriereinsatzringen, Tubusschlitz unter 45° zur Aufnahme von Kompensatoren, drehbarem Tubusanalysator mit Korrektionslinse mit Ablesung der Drehung von 5° zu 5°, Amici-Bertrand’scher Hilfslinse, zentrierbar, mit Irisblende und mittels Zahn- und Triebbewegung einstellbar, Auflegering für den Aufsatzanalysator mit Index und Okularzwischenstück für Okulare normalen Formats. Grundzahl 462
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Aufsatzanalysator mit Gradteilung Grundzahl 30
1. Stativ CM mit:
Anastigmatischer Tubusanalysator,
Aufsatzanalysator mit Gradteilung,
Beleuchtungsapparat a, Nr. 2000,
Vier weiteren Objektivzentriereinsatzringen, Nr. 2236,
Achromatischen, polarisationsfreien Objektiven Nr. 1, 2, 3, 5, 7 und homogener Ölimmersion 1/12
Fluorit-Immersion 1/7 a
Immersionskondensor num. Ap. 1,45; Nr. 2007,
Okular I mit großem Gesichtsfeld, Fadenkreuz und verschiebbarer Augenlinse,
Okular III mit großem Gesichtsfeld, Fadenkreuz und verschiebbarer Augenlinse,
Okular II mit großem Gesichtsfeld, Mikrometer 10 mm = 100 Teile und verschiebbarer Augenlinse,
Periplanatisches Okular 8X,
Okularnetzmikrometer zum Einlegen in Okular II, Nr. 2208,
Objektmikrometer 2 mm = 200 Teile, photogr. Teilung, Nr. 2206,
Gipsplättchen rot I. Ordnung, in Fassung, Nr. 2023,
Glimmerplättchen 1/4 lambda in Fassung, Nr. 2024,
Kompensator nach Berek zur Bestimmung der Doppelbrechung und genauen Messung von Gangunterschieden, mit Gebrauchsanweisung, Nr. 2020,
Hilfslupe für die Beobachtung der konoskopischen Interferenzbilder kleinster Mineralteile, Nr. 2060,
Kreuztisch, Nr. 2230,
Vergrößerungen 16-720 …Grundzahl 1247
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Dem hier gezeigten Instrument fehlt der Aufsatzanalyator;
er wurde der Einteilung der Objektivschatulle nach nicht mit ausgeliefert. Dafür ist dem Instrument beigegeben:
Mikrosummar mit Irisblende, Brennweite 35 mm, num. Apert. ca. 0,10 … 72
Zentriereinsatzring für die Dreipunktobjektivzentrierzange 5
In Summa beläuft sich diese Ausstattung damit auf Grundzahl 1299 zuzüglich des Objektivs H 30. Die Grundzahl in den Kataloge stellt hierbei die Zahl dar, aus der mit einem zeitlich sich ändernden Faktor der Preis ermittelt werden kann. Während für 1929 keine Preisliste vorliegt, berechnet sich im Jahre 1927 für die Grundzahl 1299 ein Preis von 1561.- Reichsmark bzw. 372.- Dollar.
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Kaum verwunderlich, daß sich dieses in vielen konstruktiven Details sehr durchdachte Instrument weltweite Anerkennung zu verschaffen weiß und mit geringen Modifikationen als Forschungsmikroskop über 30 Jahre im Programm der Firma Leitz zu finden ist.
An diesem 1924 eingeführten Stativ wird darüber hinaus das Beleuchtungssystem durch den sogenannten Berek’schen Zweiblenden-Kondensor verbessert, der die Einstellung kleinster Aperturen bei schwachen Vergrößerungen erlaubt und relativ kleine und somit kostengünstige Polarisationsprismen erfordert.
Die bedeutendste Neuerung an dem hier gezeigten Instrument ist jedoch die Einführung eines neuartigen anastigmatischen Tubusanalysators, welcher die Bildqualität des Polarisationsmikroskopes erheblich steigert und eine ermüdungsfreie subjektive Beobachtung bei der Arbeit mit dem Instrument ermöglicht.
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Ein recht seltenes Ausrüstungsstück dieses petrographischen Instrumentes
stellt die Klein’sche Lupe dar – die meisten Stative werden statt mit dieser Lupe mit einem Aufsatzanalysator ausgeliefert. Dieser Nebenapparat ist für den Gebrauch an den Mikroskopstativen Sy, AM, dem hier gezeigten CM und GM geeignet.
Als aplanatische Hilfslupe mit Gelenk zum Aufsetzen auf das Okular ermöglicht sie die Beobachtung konoskopischer Interferenzbilder kleinster Mineralteile.
In Verbindung mit der Bertrand’schen Linse und der an dieser befestigten Wright’schen Irisblende wird jene 12fache Hilfslupe gebraucht. Sie ermöglicht mit dem Objektiv Oel-Immersion 1/12 das Ausblenden von Mineralteilchen eines Durchmessers von nur 7 Mikrometern.
Signiert ist der Nebenapparat mit Ernst Leitz Wetzlar 12x und ist zum Gebrauch mit den Okularen 1 und 2 gedacht.
Das hier gezeigte Mikroskop wird laut Firmenarchiv Leica Microsystems GmbH am 12.07.1929 ausgeliefert.
Das Gerät kann im Januar 2001 aus Rußland von privat für die Sammlung erworben werden, es ist leider nicht mehr festzustellen, wer das Instrument ursprünglich einsetzt.
Der auf den Fotos gezeigte Universaldrehtisch wird gesondert erworben und dient hier zu Illustrationszwecken der vorgesehenen Einsatzmöglichkeiten des Mikroskops.
(Datierung mit freundlicher Unterstützung von Rolf Beck, Leiter Firmenmuseum und -archiv Leica Microsystems GmbH, 31.07.2001; einige technische Details mit freundlicher Unterstützung von Dr. Olaf Medenbach, Ruhr-Universität Bochum)
Vergleiche
Sammlung historischer Mikroskope der Leica Microsystems GmbH Wetzlar: „1924 Leitz-Mikroskop Nr. 222180 Typ CM“; Optisches Museum der Ernst-Abbe-Stiftung Jena: „Polarisationsmikroskop GM / Ernst Leitz, Wetzlar / um 1925“ signiert „Ernst Leitz / Wetzlar / No. 252580“ sowie Humboldt-Universität zu Berlin: Museum für Naturkunde, HZK: „Polarisationsmikroskop“, ID 8208, Inventar-Nr. 0/31