Stativ VI als Reisemikroskop
Carl Zeiss Jena
Zeiss Reisemikroskop VIa von 1908.
Das Mikroskop ist gefertigt aus zaponiertem und schwarz lackiertem Messing, blankem und gebläutem Stahl. Die Beleuchtung erfolgt mittels einem vierfach gelagertem Plan- und Konkavspiegel und einem einfachen Kondensor mit Irisblende. Die grobe Einstellung erfolgt über Zahn und Trieb, die feine Fokussierung über einen durch eine Rändelschraube bedienbaren Prismentrieb.
Das Mikroskop ist ausgerüstet mit zwei Okularen
Carl Zeiss Jena 2 und Carl Zeiss Jena 4 sowie drei Objektiven von Carl Reichert Wien auf Schlittenwechslern von Zeiss: Carl Reichert Wien No. 2, Carl Reichert Wien No. 3 und Carl Reichert Wien No. 7a.
Auf dem Tubus ist das Mikroskop signiert:
Carl Zeiss
Jena
Nr. 47468
Das Mikroskop wird in seinem mit dunklem Samt ausgeschlagenen Lederkoffer aufbewahrt. Während die Koffer für das Reisestativ VI für gewöhnlich sehr kompakt ausfallen ist der hier gezeigte Koffer größer, da er für die Aufnahme der Objektive mit Schlittenwechslern angepasst ist und entsprechend mehr Platz im Innern bieten muss.
Um ein Reisemikroskop mit besonders geringem Gewicht anzubieten
fertigt Zeiss das Reisemikroskop ab 1902 in Teilen aus Aluminium. Bereits im Katalog von 1906 fehlt jedoch der Hinweis auf die Verwendung dieses Leichtmetalls, offenbar wechselt man nach wenigen Jahren wieder zurück zu Messing, entsprechend erscheint dieses Gerät im Katalog „Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate No.33“ von Carl Zeiss Jena aus dem Jahre 1906 als:
Stativ VI a.
Dieses Stativ besitzt einen festestehenden quadratischen Tisch von 80 mm Seitenlänge. Das Oberteil ist zur Horizontalstellung des Tubus umlegbar, es wird nur mit der älteren Form der feinen Einstellung geliefert, der Knopf der Mikrometerschraube ist nicht mit Teilung versehen. In verschließbarem Mahagonischrank.
Die Beleuchtung geschieht durch den allseitig beweglichen Spiegel. In die mittels Bayonettverschlusses an der unteren Seite des Tisches befestigte Schiebehülse kann außer der Zylinderblende No. 39 und der Iriszylinderblende No. 40 auch das Beleuchtungssystem No. 41 (vergl. S. 34 ) eingesteckt werden.
Das Stativ VI a ist in Folge seiner compendiösen Construction besonders als Reisemikroskop zu empfehlen.
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Wir liefern es auf Wunsch statt im Mahagonischrank in kleinem Leder- oder Segeltuchkoffer mit Umhängeriemen. Das Gesamtgewicht dieses Stativs mit voller optischer Ausrüstung (3 Objektiven, 3 Okularen) und den nötigsten Präparierutensilien nebst Koffer beträgt ca. 3-4 kg.
No. 80: Stativ VI a, mit Zylinderblende No. 39 ..Mk. 130.-
No. 81: Stativ VI a mit Iriszylinderblende No. 40 ..Mk. 136.-
No. 82: Stativ VI a mit Beleuchtungssystem No. 41 ..Mk. 150.-
No. 83: Reisemikroskop, Stativ VI a mit Beleuchtungssystem No. 41, im Leder- oder Segeltuchkoffer mit Umhängeriemen..Mk. 165.-
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Im Katalog Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate No.35 von Carl Zeiss Jena aus dem Jahre 1912 wird das Mikroskop unverändert mit diesem Hinweis angeboten:
Den Reisestativen werden 10 Objektträger, 100 Deckgläser und eine Metallkapsel mit Glasfläschchen für Immersionsöl beigegeben. Im übrigen gelten die Preise für die Stative VI ohne Revolver, Objektive und Okulare.
Nr. 12.4020 Stativ VI in Mahagonischrank…128.- Mark
Hierzu nach Wahl nötig (S. 32):
1) Zylinderblende Nr. 11.4400…2.- Mark
2) Iriszylinderblende Nr. 11.4405…8.- Mark
3) Kondensorsystem num. Ap. 1,0 mit Irisblende Nr. 11.4410…22.- Mark
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Nr. 12.4020 Reisestativ VI in Lederkoffer…148.- Mark
und Beleuchtungsapparat Nr. 11.4410…22.- Mark
Nr. 12.4025 Reisestativ VI in Segeltuchkoffer (für die Tropen)…148.- Mark
und Beleuchtungsapparat Nr. 11.4410…22.- Mark
Dazu
Nr. 12.4090 Präparierutensilien für die Reisemikroskope:
Gerade Pinzette, CORNETsche Pinzette, gerade Schere, Skalpell, gerade Präpariernadel mit Metallheft und Metallkapsel für Vaseline…9.- Mark
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(Datierung mit freundlicher Unterstützung von Dr. Wolfgang Wimmer, Archiv Carl Zeiss Jena, 28.09.2011)
Carl Zeiss (1816-1888) wird als Kind fünftes Kind des Hofdrechselermeisters Johann Gottfried Zeiß in Weimar geboren. Nach seinem Schulbesuch in Weimar absolviert Carl Zeiss 1834-1838 eine Mechanikerlehre beim Universitätsmechaniker Dr. Friedrich Körner in Jena. Nach Abschluß der Lehre besucht Zeiss 1835-1838 Vorlesungen der Universität Jena in Mathematik, Experimentaphysik, Antropologie, Mineralogie und Optik. Es schließen sich 1838-1845 Wanderjahre mit Stationen in Stuttgart, Wien, Berlin und Darmstadt an. Im Jahre 1845 kommt Carl Zeiss wieder nach Jena und absolviert ein Praktikum am physiologischen Institut bei Prof. M. J. Schleiden.
Carl Zeiss wird die Konzession zur Fertigung und zum Verkauf von mechanischen und optischen Instrumenten in Jena am 19.11.1846 durch die Großherzogliche Landesregierung in Weimar erteilt. Die erste Werkstätte befindet sich in der Neugasse 7 in Jena. Im Juli 1847 zieht die Werkstatt in die Wagnergasse 32 und im August diesen Jahres wird als erster Lehrling August Löber eingestellt. Im September 1847 wird die Produktion einfacher Lupenmikroskope, entsprechend dem hier gezeigten Instrument, aufgenommen. Erst 1857 werden die ersten zusammengesetzten Mikroskope in der Zeiss’schen Werkstatt gefertigt. 1866 wird das 1000. Mikroskop hergestellt; kurz darauf beginnt im selben Jahr die Zusammenarbeit mit Ernst Abbe. 1872 schließlich werden die Optiken der Mikroskope nach Abbes Berechnungen konstruiert.
Dieses Instrument wird als Stativ VIa am 16.07.1908 ohne optische Ausstattung an Carl Zeiss in London geliefert, im Kasten befindet sich eine modernere kleine runde Plakette, welche auf einen schottischen Optiker verweist: C. Hutchison & Sons / Edinburgh. Aus Schottland kann das Mikroskop im September 2011 für die Sammlung erworben werden – leider ist über den ursprünglichen Anwender nichts mehr in Erfahrung zu bringen.